Joachim Specht, Astrid Gehlhoff-Claes, Günter Görlich, Anja Meulenbelt, Ivan Olbracht, Idris Davies

De Duitse schrijver Joachim Specht werd geboren op 6 januari 1931 in Weinböhla/Kreis Meißen. Zie ook mijn blog van 6 januari 2009 en ook mijn blog van 6 januari 2010. 

 

Uit: Das Engelchen über mir

 

„Wenn ich mein Leben Revue passieren lasse, dann muss ich feststellen: Es hat gewiss Erlebnisse gegeben, die alles andere als erheiternd klingen. Wie leicht hätte da mal was schief ausgehen können. 1987 hat mich Heinz Szillat, der Dessauer Maler, gemalt: mit verschränkten Armen, vollem Haar, den Blick in die Ferne gerichtet, in einem knallroten Hemd mit Armen, die einem Bodybuilder zur Ehre gereicht hätten. Ich ein kraftstrotzender, wagemutiger Kerl? Also – nicht die Hälfte stimmt. Im Bitterfelder Chemiekombinat, wo ich als Autor viele Lesungen absolvierte, habe ich mir mein Asthma zugezogen, nach drei Treppen greife ich heute zum Pumpspray. Natürlich versuche ich die Luftknappheit zu überspielen. Aber das klappt längst nicht immer.
Es war einfach Leichtsinn, auch Neugierde, die mich manchmal haben handeln lassen. Und vermutlich habe ich es einem Engelchen zu danken, meinem Engelchen, das mich vor dem Schlimmsten bewahrte.
Blättern wir mal zurück: Mittwoch, 13. Februar 1945, 22.00 Uhr in Dresden. Der Rotkreuzmelder Specht begibt sich nach erfolgtem Voralarm von seinem Internat zur Einsatzstelle. Er hat es nicht eilig, in dieser Gegend ist noch nie viel passiert. Minuten später rennt er um sein Leben.
Mit verbrannten Schuhsohlen, stinkender HJ-Kluft und einer üblen Rauchgasvergiftung landet er in einem Behelfslazarett. Später – in „Stippvisite“ – habe ich darüber geschrieben.

Am nächsten Tag fuhr ich nach Mickten, dort endete die Straßenbahn, man ging zu Fuß weiter. Die meisten Leute suchten jemanden, ich auch. Mein Weg führte durch die Steinwüste vom Neumarkt, ich balancierte über das Gerippe der Augustusbrücke und stieß hinter dem Postplatz auf die ersten Leichenberge. Die Mariannenstraße war nur ausgebrannt, der Dippoldiswalder Platz glich einer Spuklandschaft, dahinter war die Welt vermauert.“

 


Joachim Specht (Weinböhla, 6 januari 1931)

 

De Duitse schrijfster Astrid Gehlhoff-Claes werd geboren op 6 januari 1928 in Leverkusen. Zie ook mijn blog van 6 januari 2009 en ook mijn blog van 6 januari 2010.

 

Uit: Inseln der Erinnerung

 

„RHEINALLEE

Sie wissen nichts von mir. Aber ich sehe sie, in der Morgendämmerung, wenn ich das Fenster öffne, wenn ich das Haus verlasse zum frühen, stillen Weg: die Platanen, ihre lange Allee. Ihre Wurzeln, weitgreifend, noch im Sandboden gesund; ihre Stämme, schlank, mit den wechselnden hellen Rinden; ihre breiten, starkastigen Kronen; ihre von den Sternen und Laternen beleuchteten Blätter, glänzende

grüne Fächer, die vor dem fahlen Himmel leise beben, sich schütteln, als ob sie erwachten, die Lieder des Windes aufnähmen, sängen.

Sie wissen nichts von mir. Sie, meine Vorbilder, wenn die Tage kürzer sind, sie lassen ihr Laub ohne Klagen, ohne einen Schrei. Ich höre sie, ihr Geheimnis von der Wiederkehr, vom Frühling. Sie wissen nicht, wie ich sie liebe. Wie ich diese Straße liebe am Fluß. Mit den ersten Schritten des Lichts bricht Noah neben meinem Bett in ein heftiges Handlecken aus. Wie gut, dieses Signal des Erwachens. Ich, genauso taggierig, laufe schnell mit meinem Hund aus dem Haus.

Die Straße ist leer, auf der Wiese neben der Allee sitzen die Kaninchen. »Noah, hier in diese Straße habe ich mich immer gesehnt.« Die Häuser haben lange Balkone, von Sonnenschirmen und Markisen bunt garniert, Rosen blühen in vielen Vorgärten, fast in jedem Haus lebt ein Hund. Kühe wurden früher aus den Bauernhöfen über diese Straße auf die Wiesen am Fluß geführt. Wo ich jetzt hinlaufe mit Noah, am Heiligenhäuschen vorbei, einer winzigen alten Kapelle in der Querstraße. Eine alte Frau soll hier gewohnt haben, die fortzog, weil der Vollmond das Kreuz auf der Kapelle als Schatten immer wieder in ihr Zimmer warf. Man erzählt von Hund zu Hund hier solche Geschichten.

Die Krähen schrein. Nicht weil es Winter wäre und bald schneien wird. Sie sind hier immer morgens. Meine Lieblingsvögel, über einen von ihnen schrieb ich mein erstes Gedicht. Sie rufen, wenn wir kommen. Unter den Wolken stürzen sie von den Ästen der hohen Pappeln herab, lassen sie zitternd zurück, zittern selbst vor Glück, wenn sie die Krümel sichten, die ich mitgebracht; wenn sie aus einer Pfütze einen Schluck Himmel trinken; wenn sie den Fluß wittern und ihre Flügel entfalten, um sich aufzuschwingen dahin.“

 

 

Astrid Gehlhoff-Claes (Leverkusen, 6 januari 1928)

 

 

 

De Duitse schrijver Günter Görlich werd geboren op 6 januari 1928 in Breslau. Zie ook mijn blog van 6 januari 2009 en ook mijn blog van 6 januari 2010.

 

Uit: Keine Anzeige in der Zeitung

 

„Großvater lief nicht schnell, er hatte einen schweren Arbeitstag hinter sich. Und er freute sich, wenn er mich sah. Das war nur an seinen Augen zu erkennen. Und ich durfte die Tasche tragen. Die Henkelflasche klapperte hin und wieder, wenn sie an die Brotbüchse stieß.

Ich war wohl der Enkel, den Großvater am liebsten hatte. Ich schnitt ihm mit der Haarschneidemaschine die Haare. Nur ich durfte das, und es machte mir Spaß. Er hatte dichtes Haar. Ich schnitt ihm allerlei Muster ins Haar, mal eine Tonsur, mal ein Kreuz und zeigte ihm meine Kunstwerke im Spiegel. Er lächelte nur, ich durfte das, doch am Ende mußte das Haar auf ein paar Millimeter Länge getrimmt sein.

Wir beide hatten eine Tradition, die, wie ich glaube, durchgehalten wurde bis zu seiner schweren Erkrankung. Es war der Ausflug am Ostersonnabend zur Schwedenschanze. Das war ein Hügel jenseits der Oder, der, so erzählt die Überlieferung, irgendwann einmal von Schweden besetzt war, und um den es kriegerische Ereignisse gegeben hatte. Doch das hatte wenig Bedeutung für unseren Ausflug am Ostersonnabend, die Schwedenschanze war eben unser Ziel. Auf dem Weg, noch in der Stadt, kaufte Großvater beim Fleischer einen Ring Knoblauchwurst, beim Bäcker frische Semmeln. In

einem Beutel gluckerte die Henkelflasche mit dem Muckefuck. Das alles war bestimmt für unsere Mahlzeit auf der Schwedenschanze, von der man einen weiten Blick über die Oderlandschaft hatte. Mit Heißhunger erwartete ich die Mahlzeit dort oben.

Und wir zogen los und redeten wohl miteinander. Ich hatte viele Fragen und manche wiederholten sich Jahr für Jahr. Großvater erzählte bedächtig, aber nie ausschweifend. Und wir kamen an der gelbgetönten Kaserne vorbei, in der Großvater im Ersten Weltkrieg eingelegen hatte als Landsturmmann. Es kam die Geschichte mit der Gewehrkugel, die an Großvaters Uhrkette baumelte und die er bei dieser Gelegenheit immer zeigte. Und jedesmal betrachtete ich das kleine, spitze Metallstück mit ehrfürchtigem Staunen.“

 


Günter Görlich (6 januari 1928 – 14 juli 2010)

 

 

 

De Nederlandse schrijfster, publiciste, feministe en politica Anja Meulenbelt werd geboren in Utrecht op 6 januari 1945. Zie ook mijn blog van 6 januari 2007 en ook mijn blog van 6 januari 2009 en ook mijn blog van 6 januari 2010.

 

Uit: Die Scham ist vorbei. Eine persönliche Geschichte (Vertaald door Birgit Knorr)

 

»Wirst du nun davon glücklich, von dem Feminismus, fragt jemand.

Na ja, nein, manchmal, sage ich zögernd. Glücklich? Einfacher ist es sicher nicht. Wir überfordern uns regelmäßig durch unsere eigenen Ideale, bringen davon noch wenig zustande. Sisterhood is powerful – it can kill you. Und doch können wir nur weiter vorwärts, wir können nicht mehr zurück. Auch die Abtrünnigen, die die Ideale nicht leben können, machen weiter. Auch ich mache weiter, wenn ich mich einige Zeit zurückgezogen habe, um mich zu erholen. Laßt uns Geduld miteinander haben und uns ehrlich die Dinge eingestehen, die wir noch nicht können. Aber wir sollten uns nicht schämen. Sentimental, sage ich, während ich meinen Kritikern in die Augen schaue, sicherlich, ich bin sentimental, ich weine bei Filmen. Ich verstecke meine Verletzbarkeit manchmal hinter einer dünnen Schicht Zynismus.

Überempfindlich, zu emotional, vielleicht sogar paranoid. Ich sehe wie in grellem Scheinwerferlicht, zehnfach vergrößert, die täglichen Details des Schmerzes anderer Frauen. Ich habe keine Abwehr mehr dagegen, keine Scheuklappen, ich sitze mittendrin wie ein Muscheltier ohne Schale. Selbstmitleid? Sicher. Ich kann in Selbstmitleid schwimmen. Nachtragend? Auch das.

Aber keine Scham. Die Scham ist vorbei.”

 


Anja Meulenbelt (Utrecht, 6 januari 1945)

 

 

 

De Tsjechische schrijver, journalist en vertaler Ivan Olbracht (eig. Kamil Zeman) werd geboren op 6 januari 1882 in Semily. Zie ook mijn blog van 6 januari 2009 en ook mijn blog van 6 januari 2010.

 

Uit: Anna (Vertaald door Otto Katz)

 

„Es war rosa ausgemalt, die Möbel waren rosa, die Schleifen auf den Decken, Polstern, Kissen und auf der Wäsche waren rosa, und der große Bär aus braunem Plüsch, der in der Ecke auf einem rosa Lehnstuhl saß, hatte ein rosa Band um den Hals. Das ganze Zimmer duftete nach Parfüm.
„In der ganzen übrigen Wohnung regiert Mama. Aber das hier ist mein Zimmerchen, hier kommandiere ich und das ist viel schlimmer. Augen in die Hand! Die Federbetten müssen so aufgeschüttelt werden! So, hübsch! Das Nachthemd gehört hierher, das Häubchen daneben, auf dem Nachttisch hat immer der Spiegel und die Maniküre zu stehen. Das ist dies hier! Dies hier, Mädchen vom Lande, ist der Toilettentisch und das dort der Waschtisch. Merken Sie sich sehr gut, wie die Fläschchen und Tiegel dort stehen. Morgen studieren Sie es mal, heute sind Sie zu sehr aus dem Häuschen, — und wenn dann nicht alles in Ordnung ist, setzt es einen Heidenkrach. Jetzt können Sie in Gottes Namen gehen… Anna heißen Sie, nicht wahr?”
„Ja, bitte!”
„Hat Ihnen Mama die Prachtlektüre von Kis und Landru gegeben?”
Anna verstand nicht. Das Fräulein benahm sich so, dass Anna nicht wusste, ob sie etwas Ernstes sage, oder sie zum Narren halte. Es wurde ihr ganz ängstlich zumute.
„Na, natürlich hat Sie Ihnen das Zeug zum Lesen gegeben”, sagte Fräulein Dadla, „Sie haben es dort in der Küche auf dem Tisch liegen; das bekommt bei uns jede. Lesen Sie sich das durch, Mädel, das ist was Feines; nachher tut jede wenigstens vierzehn Tage gut. Wenn Sie davon vielleicht Bauchweh bekommen sollten, so kommen Sie nur morgen früh, — ich gebe Ihnen dann eine Tafel Schokolade.”
In den schwarzen Augen des Fräuleins tanzten lustige Fünkchen und in den Mundwinkeln saß das Lachen. Es bereitete ihr offenbar viel Vergnügen, das ratlose, rotbezopfte Landmädchen in dem Barchentkleidchen mit emporgekrempelten Ärmeln anzuschauen, das arme Dienstmädchen mit den verängstigten Augen, das so wenig von dem verstand, was mit ihm geschah.“
 

 

Ivan Olbracht (6 januari 1882 – 20 december 1952)

 

 

 

De Britse dichter Idris Davies werd geboren op 6 januari 1905 in Rhymney, Monmouthshire. Zie ook mijn blog van 6 januari 2009 en ook mijn blog van 6 januari 2010.

Capel Calvin

There’s holy holy people
They are in capel bach-
They don’t like surpliced choirs,
They don’t like Sospan Fach.

They don’t like Sunday concerts,
Or women playing ball,
They don’t like Williams Parry much
Or Shakespeare at all.

They don’t like beer or bishops,
Or pictures without texts,
They don’t like any other
Of the nonconformist sects.

And when they go to Heaven
They won’t like that too well,
For the music will be sweeter
Than the music played in Hell.


Idris Davies (6 januari 1905 – 6 april 1953)