De Duitse schrijver Jochen Schimmang werd geboren op 14 maart 1948 in Northeim. Zie ook alle tags voor Jochen Schimmang op dit blog.
Uit: Laborschläfer
„Vom Hinterhof schien die Sonne in die Küche, und wenn ich auch wenig verstand von dem, was erzählt wurde, begriff ich doch, dass etwas in Unordnung geraten war und meine Großmutter Angst hatte. Dass es der Sozialismus war, der in Unordnung geraten war, verstand ich erst später, als die Ereignisse schon zum Gedenktag geronnen waren. Meine Großmutter war auch alles andere als eine Sozialistin, wie ich später erfuhr, sie hatte nur vor jeder Art von Unordnung Angst. Es interessierte sie nicht, dass der Sozialismus in Unordnung geriet, sie hatte nur die Angst: die Russen kommen. Auch das erzählte ich Dr. Meissner bei unserer ersten Begegnung, und er wiederholte: »Sie sind auf jeden Fall unser Mann.« So wurde ich der achte von insgesamt sechzehn Probanden.
Vorgestern, IC 2453 Ankunft Düsseldorf Hbf 17:05, Zeit des vorabendlichen Berufsverkehrs, Anfang März. Mein Arbeitsbeginn rückt näher. Entspannte Fahrt, die Augen halb geschlossen, während draußen »Leverkusen« vorbeizieht. Gibt es »Leverkusen«, frage ich mich jedes Mal auf dieser Strecke. Nach dem Aussteigen vorbei an nervösen kleinen Menschenpulks, freudig oder angespannt. Rückwärtiger Ausgang, Taxi nach Flingern. Der Fahrer ist schweigsam. Ich frage ihn, ob er bald Feierabend hat. Eine meiner Standardfragen, um das Schweigen nicht zu sehr aufzuladen, obwohl ich jeden, der gern schweigt, bestens verstehe. »Habe gerade angefangen«, sagt der Fahrer, »fahre durch bis morgen früh um sechs.« Warum überrascht mich immer noch das zwar nicht akzentfreie, aber grammatikalisch einwandfreie Deutsch, warum muss ich mir die Frage woherkommSie verkneifen. Ich tippe auf Afghanistan. Du lebst seit Jahrzehnten in einem Multikultiland, weißer alter Mann, und es gefällt dir doch. Warum dann diese Fragen noch immer im Hinterkopf. »Ich setze Sie direkt hier vorm Haupteingang ab«, sagt der Fahrer jetzt und fragt, ob ich eine Quittung brauche. Oben angekommen der übliche Satz: Da bin ich mal wieder. Und die Antwort: Sie sind es. Willkommen, Herr Roloff. Möchten Sie etwas trinken. Solche Begrüßungsrituale gehören zu meiner Arbeit.
Manche sammeln Leergut; ich schlafe. Vom Ertrag her ist meine Tätigkeit deutlich lohnender, und im Ansehen rangiert sie weit über der erstgenannten. Während andere Papierkörbe und Parks durchstöbern, immer mit der lauernden Befürchtung, es könnten fremde Blicke auf ihnen ruhen, liege ich, als klinisches Objekt, in ebenso klinisch sauberer Bettwäsche und gleite hinüber, vielfach kabelfrei verstöpselt zwar, aber das stört mich schon lange nicht mehr. Es handelt sich in mehrfacher Bedeutung des Wortes um einen Traumberuf. Zwar werde ich über die gesamte Schlafzeit beobachtet und gemessen, aber gerade im Schlaf spüre ich den Blick des Anderen nicht. Davon habe ich mein Leben lang geträumt. Und der erste Blick nach dem Aufwachen ist immer freundlich: dankbar, dass ich mich – wieder einmal – zur Verfügung gestellt habe. Dann beginnt der Tag, auf Wunsch bekomme ich noch Frühstück, und danach trete ich auf die Straße, in Lübeck, Göttingen, Düsseldorf, auch zu Hause in Köln. Berühmter Schläfer, der ich bin. Jedenfalls in der Szene; die Ewigwachen wissen nichts von mir. Die 24/7-Zombies mit ihren weit aufgerissenen Augen.“
De Duitse dichter Volker von Törne werd geboren op 14 maart 1934 in Quedlinburg. Zie ook alle tags voor Volker von Törne op dit blog.
Officiële kennisgeving
We zitten in de soep:
wij zullen geen honger lijden.
Het water staat ons aan de lippen:
wij zullen geen dorst hebben.
U speelt met vuur:
wij zullen niet bevriezen.
Er wordt voor ons gezorgd.
Vertaald door Frans Roumen
Zie voor nog meer schrijvers van de 14e maart ook mijn blog van 14 maart 2020 en eveneens mijn blog van 14 maart 2019 en ook mijn blog van 14 maart 2015 deel 2.