Jostein Gaarder, Klaus Ebner, Birgit Vanderbeke, Gernot Wolfram, Nina Berberova

De Noorse schrijver Jostein Gaarder werd geboren op 8 augustus 1952 in Oslo. Zie ook mijn blog van 8 augustus 2007 en ook mijn blog van 8 augustus 2008 en ook mijn blog van 8 augustus 2009 en ook mijn blog van 8 augustus 2010

 

Uit: Das Kartengeheimnis

 

Ich war einer von vielen, die nach dem Zweiten Weltkrieg einen neuen Zufluchtsort suchten. Halb Europa hatte sich in ein Flüchtlingslager verwandelt. Ein ganzer Erdteil lebte im Zeichen des Aufbruchs. Aber wir waren nicht nur politische Flüchtlinge, wir waren auch heimatlose Seelen, auf der Suche nach uns selber.
Ich mußte Deutschland verlassen, um mir ein neues Leben aufzubauen, aber für einen Unteroffizier der Armee des Dritten Reiches gab es nicht viele Fluchtmöglichkeiten. Ich gehörte nicht nur einer zerschlagenen Nation an; aus dem Land im Norden hatte ich auch eine zerschlagene Liebe mitgebracht. Die ganze Welt um mich herum lag in Scherben.
Ich wußte, ich würde nicht in Deutschland leben können, aber ich konnte auch nicht nach Norwegen zurückkehren. Am Ende schlug ich mich durch die Berge und gelangte iJ;l die Schweiz. Ich irrte einige verwirrte Wochen umher, doch dann kam ich nach Dorf und lernte den alten Bäcker Albert Klages kennen.
Ich kam aus den Bergen und war entkräftet vom Hunger und von den vielen Tagen meiner Wanderung, als ich das kleine Dorf entdeckte. Der Hunger ließ mich wie ein gehetztes Reh durch den dichten Laubwald rennen, dann brach ich vor einem alten Holzhaus zusammen. Ich hörte die Bienen summen und roch den Duft von Milch und Honig.
Der alte Bäcker muß es geschafft haben, mich ins Haus zu tragen. Als ich auf einer Pritsche erwachte, sah ich einen weißhaarigen Mann in einem Schaukelstuhl sitzen und Pfeife rauchen. Als er sah, daß ich die Augen öffnete, stand er sofort neben mir.
»Du bist nach Hause gekommen, lieber Sohn«, sagte er tröstend. »Ich wußte, daß du eines Tages an meine Tür kommen würdest. Um den Schatz zu holen, mein Junge.«
Dann muß ich wieder eingeschlafen sein. Als ich erwachte, war ich allein. Ich stand auf und ging hinaus auf die Vordertreppe. Dort beugte sich der Alte über einen Tisch aus Steinen. Auf der schweren Tischplatte stand ein schönes Glasgefäß. Darin schwamm ein bunter Goldfisch. Es kam mir gleich sehr seltsam vor, daß ein kleiner Fisch aus einem weit entfernten Meer so munter hier oben in den Bergen mitten in Europa herumschwimmen konnte. Ein Stück des lebendigen Meeres war in die Schweizer Alpen getragen worden”

 

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Jostein Gaarder (Oslo, 8 augustus 1952)

 

De Oostenrijkse schrijver Klaus Ebner werd geboren op 8 augustus 1964 in Wenen. Zie ook mijn blog van 8 augustus 2009 en ook mijn blog van 8 augustus 2010

 

Uit: Notruf

 

“Warum es ausgerechnet ein anderer Planet sein musste, wollte niemand beantworten, doch es führte wohl kein Weg daran vorbei, so klar lagen die Beweise seiner Existenz. Das Haus stand an der Straßenecke, weißgetüncht, die Architektur so, wie man sie von amerikanischen Vororten kennt, und gleich gegenüber, auf der anderen Straßenseite, wohnte eine arabische Familie, die erst kürzlich dort eingezogen war. In gewisser Weise suchten wir ja nach einem Ausweg, doch zweifelten wir nicht daran, dafür noch eine ganze Weile zu brauchen. Am Nachmittag schnappte Serena schließlich ihre Tuchent und stapfte hinüber zum Haus der Nachbarn, von denen wir noch immer nicht so recht wussten, ob sie uns wohlgesonnen waren oder heimlich an einer Bombe bauten. Serena wollte bei ihnen übernachten, weil ihr der Lärm in unserem Haus unerträglich geworden war, immerhin hatte Theo, völlig sinnlos, sogar die Kreissäge angeworfen, nur um ihr Kreischen zu hören, das er genüsslich als Schnurren abtat. Das halb versunkene Bullauge befand sich hingegen auf einem anderen Himmelskörper, mitten im Ozean schwimmend, dessen sattblaue Farbe auf mich völlig unnatürlich wirkte. Das Fensterglas ragte zur Hälfte aus dem Wasser, obwohl es wiederholt von sanftem Wellengeplätscher überspült wurde. Dahinter glaubte ich zwei Gesichter zu erkennen, Theos und mein eigenes, und wir blickten hinaus, schrien – anscheinend völlig tonlos – und klopften an die Scheibe, wollten irgendjemanden auf unsere missliche Situation aufmerksam machen, damit er uns helfe. Den Zusammenhang zwischen dem Bullauge und dem in der Sonne hell glänzenden Haus gelang mir nicht zu durchschauen, denn schließlich gerieten alle, die später ankommen sollten, geradewegs ins Innere des Gebäudes und nicht in das unwirkliche Meer. In der Zwischenzeit, nachdem Serena von dannen gezogen war, machte sich eine Stimmung der Verlorenheit auch in unserem Haus breit und zu dritt (ich hatte den Namen des Dritten vergessen, den ich seit Beginn unsympathisch fand) klagten wir über unser Leid und überlegten, wie wir Hilfe holen konnten, da wir auf keinen Fall die Araber anzurufen gedachten, denen wir misstrauten. Schon längst tapsten auf dem Bullauge die Möwen herum und wir erkannten, dass eine solche Anomalie wohl am besten geeignet wäre, die Aufmerksamkeit potenzieller Helfer zu erregen.”

 


Klaus Ebner (Wenen, 8 augustus 1964)

 

 

 

De Duitse schrijfster Birgit Vanderbeke werd geboren op 8 augustus 1956 in Dahme. Zie ook mijn blog van 8 augustus 2007 en ook mijn blog van 8 augustus 2008en ook mijn blog van 8 augustus 2009 en ook mijn blog van 8 augustus 2010
 

Uit: Abgehägt

 

“Einmal hatte ich Meyer-Bromberger gefragt, was man mit solchen Büchern machen solle, und er hatte gesagt, Ihre Kollegen tragen sie meistens zum Antiquar, und ich hatte gesagt, aber sie sind noch in Plastikhüllen verpackt und ganz neu.
Nun, hatte er geantwortet, Sie können sie auch als Isoliermaterial verwenden, wenn Sie ein Haus bauen wollen. Bücher isolieren phantastisch. Allerdings brennen sie auch vorzüglich.
Meyer-Bromberger hält mich für beschränkt, und in gewisser Weise muß ich zugeben, daß er recht hat. Von seinem Standpunkt aus hat er natürlich recht; allerdings ist es ein Standpunkt, von dem aus sich Menschen in mehr oder weniger goldene Kühe verwandeln, und je weniger sie golden sind, um so beschränkter müssen sie sein. Schon wegen Meyer-Brombergers Prozenten.
Es ist noch nicht lange her, da gab es hier nur meine Bücher und Serges Bücher, Serges Noten, die Platten und Simmys Zeug, das sich manchmal hierher verläuft und dann nicht wieder zurückfindet in Simmys Zimmer.
Dann passierte dieses Mißverständnis, dieser Irrtum mit dem Erfolg von ‘Als ob’ und später der mit ‘Sphinx’, und natürlich haben solche Irrtümer trotz allem sehr erfreuliche Folgen, nicht nur für Meyer-Bromberger, sondern für Simmy und Serge und mich, aber eben nicht nur erfreuliche, weil offensichtlich sehr viele Leute sich falsche Vorstellungen machen. Im Grunde ist ein Mißverständnis ja nichts anderes, als daß jemand denkt, er hat etwas über einen blauen Elefanten gelesen, während er in Wirklichkeit etwas über ein grünes Nilpferd gelesen hat, und fortan besteht er auf einem blauen Elefanten, und ein Irrtum ist nichts anderes, als daß jemand denkt, er weiß, wie etwas ist, und wenn es dann anders ist, als er vorher gedacht hat, daß es ist, wird er ungeduldig mit dem, wie es ist, und versucht, es dazu zu bringen, so zu sein, wie er vorher gedacht hat, daß es ist und jetzt immer noch denken möchte, wie es ist, und wenn es viele Leute sind, die sich denken, daß jemand, dessen Foto in Zeitungen gewesen ist, gern von anderen Schicksale erzählt und Bücher geschickt bekommen möchte, dann schicken viele Leute so jemandem Schicksale und Bücher, und der Irrtum ist um so größer, je mehr Schicksale und Bücher so jemand erhält, der ja im übrigen nicht so jemand ist, sondern bloß er selbst, und dann weiß er nicht, was er machen soll mit den Büchern voller Kühe, die unsere eigenen Bücher bedrängen und wegdrängen und wahrscheinlich anstecken werden, so wie sie mehr und mehr werden und ihr Inhalt sich ungelesen verbreiten kann in unserer Wohnung, ohne daß jemand sie eingeladen hat oder lesen oder rausschmeißen würde, sie sind irrtümlich einfach angekommen, und jetzt sind sie da.
Wenn einer von uns ein Paket aufmacht, und es sind wieder Bücher drin, sagt er, ach bitte nein, nicht schon wieder.”

 


Birgit Vanderbeke (Dahme, 8 augustus 1956)

 

 

 

De Duitse schrijver en journalist Gernot Wolfram werd geboren op 8 augustus 1975 in Zittau. Zie ook mijn blog van 8 augustus 2009 en ook mijn blog van 8 augustus 2010

 

Uit: Das Wüstenhaus

 

Er faltete langsam die Briefseiten mit der Erzählung zusammen und verstaute sie in der Schublade seines Schreibtischs in einer Mappe, in der sich neben Zeitungsartikeln, Fotos und Majas Heft Notizen befanden, die er in der letzten Woche akribisch gesammelt hatte. Auf die Mappe hatte er mit schwarzem Stift in Druckbuchstaben das Wort »Insel« geschrieben. Er ging zum Fenster, goss sich frischen Kaffee in seine Tasse und blickte in den Hof hinaus. Die Männer des Transportdienstes standen vor der Restaurantküche und warfen sich gegenseitig Bierbüchsen zu, die sie aus einem Karton holten. Seit der Rückkehr aus Frankreich fiel es ihm schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Warum ging ihm bloß die Begegnung mit Maja nicht mehr aus dem Kopf? Warum hatte er ständig das Bedürfnis, sie anzurufen, ihre Stimme zu hören und zu erfahren, wie es ihr ging? Und jetzt noch dieser merkwürdig lange, ausführliche Brief von ihrem Onkel, den er nicht mal kannte und der glaubte, Majas Verhalten rechtfertigen zu müssen. Die Bäume im Hof trugen immer noch kräftig grüne Blätter, obgleich einige von ihnen an den Rändern schon bräunlich zu werden begannen. Es wurde kälter.
In der Restaurantküche sah er die Leute, die nun die in Cellophanfolie eingehüllten Platten vom Mittagsbüfett abräumten und durch das Fenster mit den Männern des Transportdienstes redeten. Er erinnerte sich, dass er noch vor Kurzem daran gedacht hatte, in einem Zustand der Zuverlässigkeit angekommen zu sein, hier, an diesem vertrauten Ort, umgeben von seinen Sachen, den Bildern an der Wand, den in der Ecke aufgestapelten Exemplaren seines neuen Buches. Stattdessen hatte er nach dem Treffen mit Maja wichtige Termine abgesagt, hatte sich eine Pressekarte für die Ausstellung besorgt und sich bei den Behörden in Paris gemeldet, um seinen Aufenthalt in dem Hotel zu Protokoll zu geben.”

 


Gernot Wolfram (Zittau, 8 augustus 1975)


De Russische schrijfster Nina Nikolaevna Berberova werd geboren op 8 augustus 1901 in Sint Petersburg. Zie ook mijn blog van 8 augustus 2007 en ook mijn blog van 8 augustus 2008en ook mijn blog van 8 augustus 2009 en ook mijn blog van 8 augustus 2010

 

Uit: The Little Stranger (Vertaald door Marian Schwartz)

 

“It was as if all the furniture in her soul had been rearranged: everything had changed. In Paris she had had a habitable, well-worn, not always comfortable, not always well-swept room, an old bookshelf over the sofa, a window looking out on another building. Now everything was different. Out her window were eucalyptus and orange tress, books lay on a pedestal table, though she didn’t know how they’d gotten there, the carpet was rolled up to reveal a beautiful waxed parquet floor that you could slide on. The day was meted out so that there was not time for self-contemplation. And at night sleep was sweet in her low, fresh bed.

(…)

 

Having lost my faith in everything once and for all, I’m like a simple peasant woman. I await a miracle. Miracles sometimes occur, of course, but on in an intact world. What kind of miracle can one expect in our, where everything is backwards: people are silent when they could speak out and speak when they should be silent; the sole act that can lead them to harmony is considered suicide. By leaving the world, I will merge with it.”.

 

 

Nina Berberova (8 augustus 1901 – 26 september 1993)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 8e augustus ook mijn vorige blog van vandaag.