De Duitse schrijver Lion Feuchtwanger werd geboren in München op 7 juli 1884. Zie ook alle tags voor Lion Feuchtwanger op dit blog.
Uit: Die Geschwister Oppermann
“Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Stürmisch, in breiter Front, brach Donnerwölkchen in den Raum ein. Gewaltig kam sie auf den schmalen François zu, umbauscht von ihrem Schlafrock. So erfüllt war sie von dem, was sie zu sagen hatte, daß es ihr die Sprache verschlug. Wortlos knallte sie ein großes, entfaltetes Zeitungsblatt auf den Schreibtisch, so daß es das Manuskript, die Bände der alten Klassiker, den Klopstock fast völlig überdeckte.
Es war die heutige Ausgabe des Berliner Organs der Völkischen. „Da“, brachte Frau Emilie François heraus, nichts weiter, uind stand da, dasleibgewordene Verhängnis. François las. Es war ein Artikel über die Zustände am Königin-Luise-Gmnasium. Diese Schule, längst eine Züchtungsanstalt von Landesverrätern, hieß es, sei jetzt vollends verrottet. Ein jüdischer Schüler, ein hoffnungsvoller Sproß der Familie Oppermann, habe in einem Schulvortrag vor versammelter Klasse Hermann den Befreier aufs wüstete geschmäht, ohne daß es bis jetzt seinem nationalen Klassenlehrer geglückt wäre, das Früchtchen zur Rechenschaft zu ziehen. Beschützt von dem verwelschten Vorstand der Anstalt, einem typischen Vertreter des Systems, spreitzte sich noch immer der freche Judenjunge in der Glorie des Landesverrats. Wann endlich werde die nationale Regierung diesen unerhörten Zuständen ein Ende bereiten?
François nahm die Brille ab, blinzelte. Er fühlte sich sehr elend. „Nun?“ fragte drohend Donnerwölkchen. François wußte nicht, was antworten. „Was für ein entsetzliches Deutsch“, sagte er nach einer Weile.
Er hätte es besser nicht gesagt. denn diese Äußerung endlich entfesselte Donnerwölkchen. Was? Der Mann hat sich und seine Familie durch seine ewige, phlegmatische Unentschlossenheit ruiniert, und jetzt hat er gegen den Angreifer nichts vorzubringen, als daß sie schlechtes Deutsch sprachen? War er wahnsinnig?
Die Portiersfrau hat ihr den Artikel gebracht, morgen werden ihr zehn Freundinnen den Artikel bringen. Sieht er denn nicht, daß es aus ist? Mit Schmach und Schande wird man ihn aus dem Amt jagen.
Fraglich, ob man ihm Pension zuerkennt. Was dann? Zwölftausendsiebenhundert Mark haben sie auf der Bank. Die Papiere stehen nicht mehr ihre vollen Hundert. Wovon soll man leben? Er, sie und die Kinder? „Von dem da?“ fragte sie und schlug mit der Hand auf sein Manuskript; sie erreichte aber nur das Zeitungsblatt.“
De Russische dichter Vladimir Majakovski werd op 7 juli 1893 in Baghdati, Imereti, Georgië, geboren. Zie ook alle tags voor alle tags voor Vladimir Majakovski op dit blog.
Ich
3. Einige Worte über meine Mama
Ich habe eine Mama auf Kornblumentapeten.
Doch ich spaziere inmitten bunter Pfaue
und quäle, abgemessnen Schritts, die haarigen Kamillen.
Der Abend spielt auf rostigen Oboen,
ich gehe zum Fenster
im Glauben,
dass ich sie wiedersehe:
die aufs Haus
gestreute
Wolke.
Doch bei der kranken Mama
läuft das Rascheln vorbei des Volkes
vom Bett bis hin zur leeren Ecke.
Mama weiß –
dies sind die Gedanken des wahnsinnigen Haufens,
der unter dem Dach der Weinhandlung Schustow hervorkriecht.
Und während meine Stirn, die vom Filzhut gekrönte,
den verlöschenden Rahmen blutig bespritzt,
sage ich,
mit dem Brummbass das Heulen des Windes eröffnend:
“Mama.
Wenn ich die Vase eures Martyriums,
die tanzende Wolken mit Stöcken zerschlugen,
zu bedauern anfinge, –
wer soll dann die goldenen Hände liebkosen,
die ans Blechschild geschlagen wurden bei Avanzos Vitrinen? … „
Und könntet ihr?
Die Farbe direkt aus dem Becher verspritzend
hab ich die Karte des Alltags bestrichen;
aus einer Schüssel Sülze gezogen,
zeig ich des Meeres Wangenbogen.
Von Blechfischschuppen las ich viele
Rufe neuer Lippen vor.
Und ihr?
Könnt ihr Nocturne spielen
auf einer
Flöte aus Wasserrohren?
Vertaald door Eric Boerner
De Amerikaanse schrijver Jeffrey Scott VanderMeer werd geboren op 7 juli 1968 in Belfont, Pennsylvania. Zie ook alle tags voor Jeff VanderMeer op dit blog.
Uit: City of Saints and Madme
„The question that most intrigued Dradin, that guided his thoughts and bedeviled his nights, was this: Would Cadimon Signal take pity on a former student and find a job for him? He hoped, of course, for a missionary position, but failing that a position which would not break his back or tie him in knots of bureaucratic red tape. Dad was an unlikely ally in this, for Dad had recommended Dradin to Cadimon and also recommended Cadimon to Dradin.
Before the fuzzy beginnings of Dradin’s memory, Dad had, when still young and thin and mischievous, invited Cadimon over for tea and conversation, surrounded in Dad’s study by books, books, and more books. Books on culture and civilization, religion and philosophy. They would, or so Dad told Dradin later, debate every topic imaginable, and some that were unimaginable, distasteful, or all too real until the hours struck mid night, one o’clock, two o’clock, and the lanterns dimmed to an ironic light, brackish and ill-suited to discussion. Surely this bond would be enough? Surely Cadimon would look at him and see the father in the son?
After breakfast, necklace and map in hand, Dradin wandered into the religious quarter, known by the common moniker of Pejora’s Folly after Midan Pejora, the principal early architect, to whose credit or discredit could be placed the slanted walls, the jumble of Occidental and accidental, northern and southern, baroque and pure jungle, styles. Buildings battled for breath and space like centuries-slow soldiers in brick-to-brick combat.“
De Duitse schrijver, essayist en literatuurcriticus Reinhard Baumgart werd geboren op 7 juli 1929 in Breslau. Zie ook alle tags voor Reinhard Baumgart op dit blog.
Uit:Damals, ein Leben in Deutschland
„Gemischte Herkunft also: ein Kleinbürgersohn aus dem schlesischen Osten hatte die höhere Tochter, Kind eines Gutsherrn aus alter Braunschweiger Familie, zur Ehe gewonnen. Die Spur der Vaterfamilie verliert sich rasch im Dunkel. Schon von seinem Großvater wußte er selbst nicht viel mehr, als daß der Streckenarbeiter bei der Reichsbahn gewesen war. Um so weiter ließen sich die Vorfahren meiner Mutter verfolgen, in direkter Linie über die beiden Maler Lucas Cranach bis ins 15. Jahrhundert, auf einer Nebenlinie sogar ins Fürstenhaus der Askanier und also, weil diese Hochfeudalen im Mittelalter sich alle miteinander vermischten, weiter bis auf Karl den Großen.
Das alles lernte ich, beklommen und stolz, wenn ich bei meiner Großtante Stapelfeld bäuchlings auf dem düsteren Perser lag und ihre Ahnentafeln studierte. Diese Tante Helene, jung verwitwet, inzwischen schlohweiß und etwas versponnen, hatte viel Zeit für Familiengeschichte und für mich, schwärmte für den Führer und die große deutsche Vergangenheit und tauschte sich über unsere Ahnen mit einem eifrig und pedantisch forschenden Vetter aus. Da sie für mich außer den Stammbäumen auch alle von ihr abonnierten Illustrierten bereithielt, radelte ich oft und gern zu ihr hinüber ins Reihenhaus nach Stabelwitz. Obwohl sie seltsam war, ein bißchen unheimlich. Nicht nur, weil die alte Dame sich so herzlich begeisterte für die neue, junge braune Zeit und ihre Führer, sondern weil sie immer, wenn ein Gewitter anrückte, verlegen kichernd in ihren Kleiderschrank stieg, aus Angst vor Donner und Blitzen: Mach du nur weiter!“
De Duitse dichter en schrijver Kuno Bärenbold werd geboren op 7 juli 1946 in Pfullendorf. Zie ook alle tags voor Kuno Bärenbold op dit blog.
Uit: Kältegrade
“Die Plastiktüte stellte ich vor mir auf den Boden. Ab und zu tat ich so, als würde ich einen kräftigen Zug aus der Rotweinflasche nehmen. Über eine Stunde war ich neugierigen Blicken und verächtlichem Grinsen ausgeliefert. Einige Leute machten einen weiten Bogen um mich und tuschelten. Zeigten mit dem Finger auf mich. Andere blieben kurz stehen. Sie wollten wissen, was auf dem Pappschild stand:
Ex-Gefangener bittet um keine Spende, sondern um weniger Vorurteile gegenüber Inhaftierten. Bitte nehmen Sie ein Gedichtblatt.
Arbeitskollegen und Bekannte beachteten mich so wenig wie der Oberlehrer des Knastes, der mit finsterer Miene in einem Steh-Café verschwand.
“Wollen Sie ein Gedichtblatt haben?”
“Ist das von Ihnen?”
“Ja.”
“Hier, nehmen Sie das.”
“Nein, ich nehme kein Geld.”
“Aber einen Flachmann.”
“Auch nicht.”
“Wovon leben Sie denn?”
“Ach, ich komm schon über die Runden.”
“Na, dann geht’s Ihnen ja prächtig.”
Um mich warm zu halten, wechselte ich den Standort. Der Hut verursachte Schmerzen. Als Nicht-Brillenträger wurde es mir schwindlig. Vermummte Gestalten huschten vorüber. Ich konnte nur noch erahnen, was um mich herum geschah. Wurde angerempelt und gestoßen. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete, bis es mir wieder besser ging.”
De Hongaarse schrijver en draaiboekaureur János Székely werd geboren op 7 juli 1901 in Boedapest. Zie ook alle tags voor János Székely op dit blog.
Uit: Der arme Swoboda (Vertaald door Leon Scholsky)
„Zugegeben, er war auch ein seltenes Exemplar: ein Hüne, an die zwei Meter groß, muskulös und massig wie ein Ochse, mit baby blauen Kinderaugen, die treuherzig aus den tiefen Augenhöhlen guckten wie ein fröhliches Sperlingspärchen, das sein Nest hoch oben in eine gefährliche Klippe gebaut hat. Die stark hervorstehenden Wangenknochen fi elen im rechten Winkel steil bis zum klobigen Kinn ab; darüber wucherte ein dichter, zausiger, brandroter Haarschopf. Swoboda hätte seine verfi lzten Locken niemals einem Haarschneider anvertraut. Er stutzte sie selbst alle drei Monate mit der großen Schere des Bahnhofsvorstehers.
Eigentlich hieß er gar nicht Swoboda. Man hatte ihn mal zum Spaß so genannt, als vor vielen Jahren in der Gegend ein Mörder namens Swoboda gesucht wurde. Der Name war an ihm haften geblieben, was als zusätzlicher Beweis seiner Beschränktheit gedeutet wurde.
Er war in der tiefsten Slowakei geboren worden, wo sich die Bauern jahraus, jahrein von Kartoffeln ernähren und Tuberkulose und Kropf üppig gedeihen wie winterharte Pfl anzen in fetter Ackerkrume.
Er war in einem Runkelfeld gezeugt worden und hatte seinen Vater nie gesehen, auch wenn seine Mutter immer beteuerte, er würde sie bestimmt eines Tages besuchen kommen. Er war kein schlechter Mann, seufzte sie dann, aber er war Flußschiffer, und die Strömung hatte seine Zille weit-weit in die Ferne getrieben. Swoboda liebte seine Mutter über alles – »meine Mamiiinka«, wie er sie in seiner breiten Mundart nannte. Er redete ständig von »Mamiiinka« – und hatte ein ganzes Repertoire von wirren Geschichten über sie auf Lager. Zwar wurde niemand klug daraus, aber sie waren bestimmt herzergreifend, die Geschichten, denn er fügte jeweils schniefend hinzu: »Arme Mamiiinka, ohne die Zugluft tät sie heut noch leben.«
Seine Angst vor Zugluft machte ihn zur Zielscheibe ständigen Spotts. Wenn der Bahnhofsvorsteher nicht da war, ließen die trödelnden Angestellten Türen und Fenster sperrangelweit offenstehen und riefen nach Swoboda, nur um ihn Hals über Kopf davonrennen zu sehen.“
Zie voor nog meer schrijvers van de 7e juli ook mijn vorige blog van vandaag.