Paul Rigolle, Ludwig Laher, Janko Ferk, Alain de Benoist, Aleksandr Solzjenitsyn

De Vlaanse dichter Paul Rigolle werd geboren in Roeselaere op 11 december 1953. Zie ook mijn blog van 11 december 2010.

 

Krijger (Brugge-Damme en terug)

Op de oevers zal men wuiven. Water waarover
men lopen kan en dat gestold de beide steden bindt.
Met duizenden komen ze aangewaaid. Levensgroot,
alsof ze zichzelf hebben aangebonden, groeien ze
boven hun schoenen uit. Een bril, de muts diep
over de ogen, oren ingepakt, Winterhart. Niemand
kan hem zien. Wulken, oliebollen, warme wijn.
Nering, krijg de tering. Hou de klapschaats
aan de praat. Zachtjes buigend, een hand op de rug,
heeft hij zich gemengd. Krappe krijger. In het feest
van oude klare slijpt hij krijtwit zichzelf terug,
komt tenslotte voor het donker aan, versluisd,
verdoofd, als een brief in een bus.


Honing

Steden houden op waar het open veld begint.
Uitzicht hebben en plaats te vinden, huis
te houden is wat hem beweegt als wind.
Wat van ooit en toen dateert hangt zich aan muren op.
Foto’s, prenten, portretten in de galerij,

Stilte na de storm, vastgepinde tijd, alle nagels
trekken krom. Meer een man van stenen
dan van sterren vindt hij de stem, het woord terug

dat in hem verloren leek. De imker die de hamers
doorheen zijn ramen joeg, schuift gulzig aan.
Eet in hem de honing uit zijn droom.

 

Paul Rigolle (Roeselare, 11 december 1953)

 

De Oostenrijkse dichter, schrijver en vertaler Ludwig Laher werd geboren op 11 december 1955 in Linz. Zie ook mijn blog van 11 december 2008 en ook mijn blog van 11 december 2009 en ook mijn blog van 11 december 2010.

 

Uit: Ich habe unter euch gewohnt

„Daheim waren die Rosenfels in der kleinen Innviertler Gemeinde Weng unweit von Altheim, wo die Familie seit 1895 auch das Heimatrecht und bald ein Grab auf dem Ortsfriedhof besaß. In der kalten Jahreszeit lebten sie in einem bescheidenen Holzhäuschen an der Hauptstraße, in der warmen waren sie mit Pferd und Wagen auf Reisen. “Die Zigeuner sind wieder da!”, hieß es dann eines schönen Tages im Herbst, und die Dorfbuben freuten sich schon aufs Raufen mit Adolf, Klemens und Co, aber auch aufs Zuhören, weil sie in völlig ungewohnter Besetzung, etwa Gitarre und Akkordeon, so außergewöhnlich schön musizierten.

So eine heimatberechtigte Sintigroßfamilie fand sich in vielen oberösterreichischen Dörfern vom Zuschnitt Wengs, in Bachmanning im Hausruckviertel etwa ein anderer Zweig der Rosenfels, in Buchkirchen bei Wels die Blachs, in Hochburg-Ach an der bayerischen Grenze die Kerndlbachers. Und überall sind ähnliche Bilder aus den 1930er-Jahren erhalten, ein Schüppel Kinder vor dem Schulhaus, in der Klasse, bei der Erstkommunionfeier, eines oder zwei etwas dunkler als die anderen. Überall auch werden ähnliche Geschichten erzählt, etwa von den drei Kerndlbacher-Buben, die in der Kirche zweistimmig notierte Adventlieder dreistimmig und solo zum Besten gaben, weil der Lehrer an den Fähigkeiten des gesamten Volksschuljahrganges fürs Chorsingen verzweifelt war. Noch heute geraten alte Leute ins Schwärmen, wenn sie davon berichten.

Seit dem späten 15. Jahrhundert leben diese Menschen hier, immer wieder Verfolgungen ausgesetzt, als vermeintliche Zauberer, Spione der Türken, rassische Untermenschen oder was sich die Mehrheit in Abständen sonst als Grund für Mord und Totschlag einfallen ließ. Oberdonau schließlich, der Heimatgau des Führers, verpflichtete sich zur besonders vorbildlichen Lösung des Zigeunerproblems und brachte gleich über neunzig Prozent von ihnen um.“

 

Ludwig Laher (Linz, 11 december 1955)

 

De Oostenrijkse dichter, schrijver en rechter Janko Ferk werd geboren op 11 december 1958 in Sankt Kanzian am Klopeiner See, Kärnten. Zie ook mijn blog van 11 december 2008 en ook mijn blog van 11 december 2009 en ook mijn blog van 11 december 2010.

 

Uit: Landnahme und Fluchtnahme

„Er über sich.
Wegen der gebotenen Grundsätzlichkeit der Erwägung müßte er in sein Inneres, in dieses – beim Schreiben – zusammengekrümmte Etwas.
Er könnte es – wie ein anderer – Selbstbezichtigung nennen. Oder wie ein weiterer anderer Was mich betrifft. Dann fiel ihm das unzulängliche Wort Lebenslauf ein. Auch Denkmal, wie belustigend. Oder ein Wort, das er wirklich nicht mögen konnte, Autobiographie. Oder gar, wie altmodisch, Curriculum vitae.
Alles das hat nichts, aber schon gar nichts mit ihm oder dem Schreiben zu tun, das ja grundsätzlich und eigentlich ein Sitzen ist. ( Wie er diese Wörter liebt: grundsätzlich und mehr noch: eigentlich. )
Sitzen.
“An seinen Bewegungen, seinem Sitzen, wenn auch beim Schreiben, ist er nicht auszuloten”, hat sie geschrieben und er sog es in sich – wie eine Botschaft, ein Zeugnis, das große Verständnis.
Beim Schreiben bleiben die Augen im Kopf.
Die Distanz, die eigentlich Introversion heißt, und der er sich hemmungslos ausliefert, beschwört Distanz, Distanz, Distanz.
Einmal im Schreiben, war und ist er immer ein anderer. Das alter ego, das schizoide Ich, der mit dem Bewußtsein des Schreibsitzenden und Sitzschreibenden.
Sitzen ist Schreiben.
Und dann der berühmte Umkehrschluß:
Schreiben ist Sitzen.
Dennoch hebt er in den besten Augenblicken behutsam ab.
Es ist die innere Zärtlichkeit des Wohl-Fühlens. Dann liebt er dich selbst – und alle anderen.
Schreiben heißt, das Aufbringen der unbändigen Energiezärtlichkeit, der Tatkraftzärtlichkeit.
Im Kopf. Und überhaupt überall. Über.
Dann wird er bewegungslos. Die Gedanken entdecken mit einem Mal ein Eigenleben und er wird eigen und bleibt es. Lange. Er wird auf einmal gesund. Er spürt das Heil. Mit Geschichte. Deshalb ist das Schreiben letztlich seine Heilsgeschichte.“

 

Janko Ferk (Sankt Kanzian, 11 december 1958)

 

De Franse schrijver, politiek filosoof en journalist Alain de Benoist werd geboren in Saint-Symphorien op 11 december 1943. Zie ook mijn blog van 11 december 2008 en ook mijn blog van 11 december 2009 en ook mijn blog van 11 december 2010.

 

Uit: Glühender Haß auf die Gesellschaft

„Worauf warten wir, bevor wir das Feuer anzünden?” fragte vor einiger Zeit ein Lied der Rap-Gruppe

NTM (Nique Ta Mère – “Fick Deine Mutter”). Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

Tausende verbrannte Autos, Brände in Schulen, Sporthallen, Kraftstoffdepots, Läden und

Busbahnhöfen, Feuergefechte mit Polizisten und Feuerwehr; Ordnungskräfte wurden mit Steinen,

Hämmern, Boulekugeln, Flaschen voll Schwefelsäure beworfen, Einkaufswagen von Dächern

gestoßen, Journalisten körperlich angegriffen, Schulen, Kindergärten, Polizeiwachen, Postämter und

Sozialeinrichtungen verwüstet, Banken und Lagerhallen geplündert, Erste-Hilfe-Zentren belagert:

Seit zwei Wochen stehen die französischen Vorstädte (Banlieues) in Flammen.

Inzwischen existieren über 600 “rechtlose Zonen”

Erstaunlich an diesen Ausschreitungen, über die Presse, Funk und Fernsehen weltweit ausführlich

berichten, ist weniger, daß sie ausgebrochen sind, als daß sie nicht früher ausbrachen. Im April 2005

beispielsweise machten am Rande einer Schülerdemonstrationen in Paris etwa tausend Einwanderer-

Jugendliche aus den tristen Vorstädten “Jagd” auf die meist weißen Gymnasiasten, schlugen auf sie

ein und raubten ihre Mobiltelefone. Manch Beutestück wurde sogar vor den Augen der entsetzten

Schüler zertreten, nur um sie zu demütigen.

Dennoch traf ein solch vorhersehbares Ereignis wie die nächtelangen Ausschreitungen jetzt die

politische Klasse – Bürgerliche wie Linke – unvorbereitet, die eine brutale Verstädterung betrieben

und zugelassen hat, daß in den letzten zwanzig Jahren über sechshundert “rechtlose Zonen”

entstanden, Ghettoviertel also, in denen fast ausschließlich Einwanderer wohnen, wo keine Post

ausgeliefert wird, Rettungsdienste, Ärzte und Feuerwehr sich nicht hinwagen und die Polizei nur

schwerbewaffnet erscheint. Diese “Gegengesellschaften” kennen nur das Recht des Stärkeren, die

Schwarzwirtschaft und alle möglichen illegalen Händel.“

 

Alain de Benoist (Saint-Symphorien, 11 december 1943)

 

De Russische schrijver en historicus Aleksandr Isajevitsj Solzjenitsyn werd geboren in Kislovodskb op 11 december 1918. Zie ook alle tags voor Aleksandr Solzjenitsyn op dit blog.

 

Uit: Meine amerikanischen Jahre(Vertaald door Andrea Wöhr en Fedor Poljakov)

“Die beste Quellensammlung für die Geschichte der russischen Revolution, die Hoover Institution in Stanford, lud mich ein, dort zu arbeiten und schickte mir sackweise Kopien von Materialien. So konnte ich anhand der zeitgenössischen Zeitungsberichte den Mord an Stolypin, der mich seit meiner Jugend nicht losgelassen hatte, nachzeichnen, ja sogar das riesige Gebäude des März siebzehn erahnen. Dank der Bemühungen von Jelena Paschina kamen die Mikrofilme aller Petersburger Zeitungen aus der Revolutionszeit hinzu; das war ein überaus kostbares Geschenk.
Eine große Anzahl von Erinnerungen an die Revolution erhielt ich schließlich von Zeitzeugen, die damals noch am Leben waren. Aus letzter Kraft, mit den Resten ihres Sehvermögens, manchmal mit den letzten Schriftzügen hatten mir diese Leute im hohen Alter von 85 bis 89 Jahren als Antwort auf meinen Appell ihre Schilderungen geschickt. Mal handelte es sich dabei um ausführliche Lebensberichte, mal um Erzählungen von einzigartigen Begebenheiten, die man nirgendwo sonst hätte finden können, oder aber um Erinnerungen, die den Autoren seinerzeit von ihren inzwischen verstorbenen Verwandten anvertraut worden waren und die verlorengegangen wären. Mehr als dreihundert solcher Berichte erreichten mich, und es kamen immer neue und neue hinzu. Anfangs nahm sich meine Frau Alja dieses Zustroms von Materialien an, sie korrespondierte mit den Autoren, las die Texte, suchte darin jene Stellen aus, die mir möglicherweise später von Nutzen sein könnten. Meine vordringliche Aufgabe war es jedoch zunächst, Zeugnisse über das sowjetische Lagersystem zusammenzutragen, um die endgültige Fassung meines Archipel Gulag fertigzustellen, und es kamen etwa drei Dutzend zusätzliche Zeugen hinzu, die meine in der Sowjetunion gesammelten Informationen nunmehr ergänzten. Erst im Herbst 1980 konnte ich mich jenen Erinnerungen widmen, die sich ausschließlich mit der Revolutionszeit befassten. Auf diese Weise sandte mir die Erste russische Emigration, kurz bevor ihre irdischen Wege zu Ende waren, mit ihrem letzten Atemzug eine Welle, die mich weitertragen sollte. Die Kontinuität der Zeiten, die von den Bolschewiken blutig auseinander gerissen worden war, wurde unerwartet, wundersam im letzten denkbar möglichen Augenblick wiederhergestellt.”

 

Aleksandr Solzjenitsyn (11 december 1918 – 3 augustus 2008)