Roberto Schopflocher, Martin Kessel, Gabriele Stötzer, Helene Hübener, Gerhard Rohlfs

De Duits-Argentijnse schrijver Robert Schopflocher werd geboren op 14 april 1923 in Fürth. Zie ook alle tags voor Roberto Schopflocher op dit blog.

Uit: Eine Kindheit

“Als Kind hatte es mir die Zauberwelt der Tropfsteinhohlen in der Frankischen Schweiz angetan: die Bing- und die Teufelshohle, vor allem aber die Maximiliansgrotte. Die Stalaktiten und Stalagmiten glichen Orgelpfeifen und marmornen Skulpturen; die von den Karbidlampen angestrahlten Kavernen verwandelten sich in geheimnisvoll aufblitzende Schatzkammern. An gewissen Stellen blieb der Fuhrer stehen, legte den Zeigefinger auf die Lippen und machte uns auf das leise Ticken der Wassertropfen aufmerksam oder auf das Rauschen eines unterirdischen Flusses. Es konnte geschehen, das er sein Licht hinter einen der Steine hielt, der dann alabastern schimmerte. Und gelegentlich brachte er eine hohle Tropfsteinsaule durch einen behutsamen Schlag zum Klingen. Das Auftauchen erzschurfender Zwerge mit roten Zipfelmutzen hatte mich kaum in Erstaunen versetzt.
Erstaunen dagegen rief das Erlebnis in mir hervor, das mich beeindruckte, als ich Jahrzehnte spater noch einmal die Maximiliansgrotte besuchte. Inzwischen waren zahlreiche Stadte in Schutt und Asche gesunken, Millionen Menschen waren dem von einer Verbrecherclique ausgelosten Mordrausch zum Opfer gefallen. Neue Staatsgebilde waren entstanden, alte waren von der Landkarte verschwunden, und der erste Mensch war auf dem Mond gelandet. Das Zeitalter der Antibiotika war angebrochen, das des Computers, der Gen- und Psychotechnik, der Atomphysik, der weltumspannenden Massenkommunikation. Und in der Tropfsteinhohle, in die ich nun als Erwachsener zuruckkehrte, erzahlte uns der Fuhrer in der gleichen maulenden frankischen Mundart die gleichen Geschichten, die damals, als ich als kleiner Bub an der Hand meines Vaters das glitschige Labyrinth dieser Unterwelt entlang getippelt war, sein langst verstorbener Kollege – sein Grosvater womoglich – heruntergeleiert hatte. Vom Windloch war die Rede, wo oaner nei’g’folln wor, tog’lang wor der so dogleg’n mit zerdepperte Glieder. Und wie viele Jahre es braucht, bis so ein Tropfstein heranwachst. Der gleiche Tonfall, die gleiche Hohlenluft und das gleiche Flattern der Fledermause. Nur das man jetzt elektrische Taschenlampen in der Hand hielt anstatt der Karbidfunzeln. Und das ich mich nunmehr des ofteren bucken muste, um mir den Kopf nicht zu stosen.
Angesichts dieser Galerien und Stollen kam mir die Vielschichtigkeit unserer Existenz zum Bewustsein. Tiefliegende Seelenfloze drangten an die Oberflache; verschuttete Kindheitserinnerungen erwachten. Die Vergangenheit pflegt einen leichten Schlaf. Das sachte Klopfen an einer Tropfsteinsaule etwa, das Herunterleiern eines langst vergessen geglaubten Spruchs im vertrauten Heimatdialekt – und schon richtet sie sich auf, die Vergangenheit, und bahnt sich den Weg in die Gegenwart, wird zur Gegenwart. Durch fragwurdige Gedachtnismanipulation gefilterte Geschichte, gefarbt vom Heute und von der im Laufe des Lebens erworbenen Erfahrung: eine nur noch unscharf erfasbare,“ jedoch stets ausbruchbereite Vergangenheit.”

 
Robert Schopflocher (14 april 1923 – 23 januari 2016)

 

De Duitse dichter en schrijver Martin Kessel (pseud. Hans Brühl) werd geboren op 14 april 1901 in Plauen (Vogtland). ook alle tags voor Martin Kessel op dit blog.

Uit: Herrn Brechers Fiasko

„Täglich, zumal bei Büroschluß, läuft ein Zittern durchs Zentrum, durch die Fundamente Berlins, als wäre nun wieder etwas Unvorhergesehenes im Gang.
Alles ist unterwegs. Wer sich frühmorgens pünktlich im Gebäude seiner Firma eingefunden hat, wird nun wieder – nach einem funktionellen Verdauungsprozeß, der den Menschen zur bloßen Arbeitskraft degradiert und deren Bestes sich zunutze gemacht hat – auf die Straße gesetzt und seinem Privatschicksal überlassen. Die eine Organisation entläßt, die andere empfängt, aus der Arbeitskraft wird ein Fahrgast oder ein Fußgänger. Diesen wiederum öffnen sich Kinos und Restaurants, und jedes Stadium fordert seinen Tribut.
Spießt eine Stange irgendwo in die Luft, auch Haltestelle genannt, ist ein Loch irgendwo zur U-Bahn hinunter oder ein Podium, auch Bahnsteig genannt, gleich findet daselbst eine Kristallisation statt. Leute sammeln sich an, Passanten der verschiedensten Gattung, die’s eilig haben, aber mit einer Ernsthaftigkeit auf den Gesichtern, als wären es letzte Vereinsmitglieder ums Banner. Ein Dunst steigt auf, ein Geruch wie aus der Manege, und über all die fixen Ideen und wahrzunehmenden Interessen hin spielt der diffuse Widerschein des Lichtes, lautlos, als einzig zärtliches, Träume spinnendes Element.
Tag für Tag, in einer Art Schlafwandel der Gewohnheit, erneuert sich das, ein schweigsames von Hand-zu-Hand-Gehen, und in mehreren Schichten sind die besten Köpfe dabei, auch fürs Unvorhergesehene die einwandfrei besten organisatorischen Formeln zu finden. Ist nicht alles durch Zeichen geregelt, durch Signale, Paragraphen und Übereinkünfte, durch eine Sprache, deren Geometrie in nahezu atavistischer Weise tabu ist, und hat sich nicht im Laufe des Funktionierens etwas herausgebildet, das Beachtung verdient, eine Art gläubige Sorglosigkeit, ein Lakonismus vor der höheren abstrakten Ordnung?“


Martin Kessel (14 april 1901 – 14 april 1990)
Cover

 

De Duitse dichteres en schrijfster Gabriele Stötzer werd geboren op 14 april 1953 in Emleben inThüringen in de toenmalige DDR. Zie ook alle tags voor Gabriele Stötzer op dit blog.

die lüge saß auf dem schemel

die lüge saß auf dem schemel und biß sich die zehennägel ab
der salat war durchgerührt und weinte nun vor rührung
das ich war besoffen und blubberte ätzend
der hut sagte guten tag beim in die luft steigen
die fliege flog und war tot an der patsche
der kleber klebte klug das eine ans andere auch wenn er
zwischendurch versank

die nähe ist angebunden
die ferne ist frei
die nähe kommt
die ferne geht
die nähe hat ein gesicht und hände
die ferne löst sich auf im nebel
die nähe schlägt sich prügelt sich kotzt ab
die ferne ist erhaben
noch zu haben?
der dampf treibt wolken −
vors gesicht
sieh mich an und sieh mich nicht
folg der worte lauteklang
körper dreht sich wochenlang
und es war trotzdem nur
ein lauern um den heißen brei


Gabriele Stötzer (Emleben, 14 april 1953)

 

De Duitse schrijfster Helene Hübener werd geboren op 14 april 1843 in Sternberg. Zie ook alle tags voor Helene Hübner op dit blog.

Uit: Im Rosenhaus

“So! Das wäre fertig!« Sie legte die Hefte, die sie eben durchgesehen hatte, beiseite und rief durch die offene Tür: »Frau Gründler, sind Sie mit Ihrer Arbeit in der Küche bald fertig?«
Ein schwerfälliger Tritt ließ sich hören, und eine behäbige, sauber gekleidete Frau erschien auf der Bildfläche. »Ich wollte eben den Schlüssel bringen, Fräulein Anna. Sie gehen doch sicher noch ein wenig spazieren, Sie müssen ja ganz steif von dem vielen Sitzen sein!«
Anna lachte. »Sie kommen wohl nicht in die Verlegenheit, Frau Gründler. Aber Sie haben recht. Wenn man morgens Schule gehalten und nachmittags einen Stoß Arbeiten durchgesehen hat, muß man mal ins Freie. Also auf morgen!« Mit diesen Worten verabschiedete sie ihre Aufwärterin und stand, während sie den Mantel zuknöpfte, am offenen Fenster und erfreute sich an der schönen Aussicht. Der Anblick war ihr lange vertraut, denn sie wirkte als Leiterin einer Privatschule schon eine Reihe von Jahren in Falkenau. Sie hatte sich damals dieses Haus wegen seiner schönen Lage ausgesucht und auch zwei passende Schulräume im gleichen Haus gefunden. Anna liebte die Natur, sie liebte die bewaldete Bergkette die sich in blauer Ferne vor ihr ausdehnte, die zu ihren Füßen liegende Kleinstadt mit ihren roten Dächern und grünen Bäumen, den Fluß, der sich wie ein Silberfaden durch Felder und Wiesen schlängelte.
»Ja, schön ist’s hier«, sagte sie halblaut vor sich hin. »Aber sehr viel einsamer ist’s doch für mich geworden, seit Margarete heimgegangen ist.«
Margarete war ihre beste Freundin gewesen. Sie hatten als Kinder dieselbe Schule besucht und sich schon früh aneinander angeschlossen. Margarete verheiratete sich sehr jung mit einem Arzt, der sich in Falkenau niedergelassen hatte. So war Anna hierhergekommen. Und nun war die Freundin vor kurzem einer tückischen Krankheit erlegen.“


Helene Hübener (14 april 1843 – 5 juni 1918)
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De Duitse schrijver en Afrikareiziger Gerhard Rohlfs werd geboren op 14 april 1831 in Vegesack bij Bremen. Zie ook alle tags voor Gerhard Rohlfs op dit blog.

Uit: Mein erster Aufenthalt in Marokko und Reise südlich vom Atlas durch die Oasen Draa und Tafilet

„Entmuthigt kehrte ich ins Hotel zurück. Aber eine Berathung mit Gatell, der Reiz des Neuen, das Lockende, völlig unbekannte Gegenden durchziehen zu können, fremde Völker und Sitten, ihre Sprache und Gebräuche kennen zu lernen, ein Trieb zu Abenteuern, ein Hang, Gefahren zu trotzen: alles dies bewog mich, das Wagniss auszuführen, und nach einer zweiten Unterredung mit Sir Drummond wurde beschlossen, ich solle—(es war dies das einzige Mittel, um ins Innere des Landes Zugang zu bekommen)—äusserlich den Islam annehmen und eine Anstellung als Arzt in der Armee des Sultans nachsuchen. Unter dieser Verkleidung und mit solchen Intentionen, meinte Sir Drummond, sei ich in Fes eines guten Empfanges sicher und könne mich so lange im Lande aufhalten wie ich wollte. Mulei el Abbes, den ich versuchte zu besuchen, war indess nicht sichtbar für mich, jedesmal kam ich zu ungelegener Zeit.
Unterdessen machte ich mich rasch und mit Energie daran, meinen Vorsatz auszuführen, obschon alle anderen Europäer abriethen. Ich vermied aber so viel wie möglich mit ihnen in weitere Berührungen zu kommen, namentlich mied ich das spanische Consulat (obschon mir dasselbe später in Marokko viel Freundschaft erwiesen hat), um nicht als Spion verdächtigt zu werden. Denn hätten die Mohammedaner mich nach wie vor mit Christen verkehren sehen, so würden sie es gleich gemerkt haben, dass ich nur zum Schein übergetreten. So war ich nur fünf Tage in Tandja, wie der Marokkaner die Stadt nennt, und am sechsten Tage hatte ich dem Orte schon den Rücken gekehrt, in Begleitung eines Landbewohners, der es übernommen hatte, mich nach Fes bringen zu wollen.
Ich hatte meine Sachen auf das Nothdürftigste reducirt, ein Bündelchen mit Wäsche war Alles, was ich bei mir hatte, nach Landessitte trug ich es an einem Stocke hängend auf der Schulter; eine weisse Djelaba (ein weisses langes wollenes, mit Capuze versehenes Hemd) war meine Kleidung. Gelbe Pantoffeln, dann eine spanische Mütze, worein ich mein letztes Geld—eine englische Fünf-Pfundnote—genäht hatte, endlich ein schwarzer weiter europäischer Ueberzug, der als Burnus dienen konnte: das war mein Anzug. Ich hatte keine Waffen, ein kleines Buch mit Bleistift, um Notizen machen zu können, war in der Tasche verborgen. Dies war meine ganze Ausrüstung.“

 
Gerhard Rohlfs (14 april 1831 – 2 juni 1896)
Cover

 

Zie voor bovenstaande schrijvers ook mijn blog van 14 april 2007 en ook mijn blog van 14 april 2008 en eveneens mijn blog van 14 april 2009.

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