Thomas Mann


Op 12 augustus 1955 stierf de Duitse schrijver Thomas Mann. Van 23 mei 1943 tot 29 januari 1947 had hij in Pacific Palisades bij Los Angeles, waar hij in 1941 een huis had gekocht, gewerkt aan de roman Doktor Faustus. De vertellersfiguur in de roman, Serenus Zeitblom, laat zijn terugblik op Leverkühns levensweg en werk steeds weer samenvloeien met beschrijvingen van en commentaren op de gebeurtenissen gedurende de oorlogsjaren van 1943 tot 1945. Via deze kunstgreep om verteltijd en vertelde tijd met elkaar in verband te brengen laat Thomas Mann het lot van Adrian Leverkühn, de hoofdpersoon van de roman,  met dat van Duitsland parallel lopen.

 

Enkele citaten uit Doktor Faustus:

 

 

„ … dies ist auch die Meinung des Hauptes unserer Freisinger theologischen Hochschule ,Monsignore Hinterpförtner , wie er mir beim Abendschoppen unter vier Augen unumwunden eingestand , – ein Mann , der keine Ähnlichkeit hat mit dem leidenschaftlichen Gelehrten , um den sich im Sommer der gräßlich im Blut erstickte Münchener Studentenaufruhr zentrierte , aber dessen Weltverstand ihm keine Illusionen erlaubt , auch die nicht , die sich an den Unterschied klammert zwischen dem Nichtgewinnen und dem Verlieren des Krieges , also den Menschen die Wahrheit verschleiert , daß wir va banque gespielt haben , und daß das Fehlschlagen unseres Welteroberungsunternehmens einer nationalen Katastrophe ersten Ranges gleichkommen muß …“

 

„ … ich will es nicht gewünscht haben , weil viel zu tief mein Mitleid , mein jammervolles Erbarmen ist mit diesem unseligen Volk , und wenn ich an seine Erhebung und blinde Inbrunst , den Aufstand , den Aufbruch , Ausbruch und Umbruch , den vermeintlich reinigenden Neubeginn , die völkische Wiedergeburt von vor zehn Jahren denke – diesen scheinbar heiligen Taumel , in den sich freilich , zum warnenden Zeichen seiner Falschheit , viel wüste Roheit , viel Schlagetot-Gemeinheit , viel schmutzige Lust am Schänden , Quälen , Erniedrigen mischte , und der , jedem Wissenden unverkennbar , den Krieg , diesen ganzen Krieg schon in sich trug – , so krampft sich mir das Herz zusammen vor der ungeheueren Investition an Glauben , Begeisterung , historischem Hochaffekt , die damals getätigt wurde und nun in einem Bankerott ohnegleichen verpuffen soll …“

 

 

“ …ja , ich fürchte , es wird uns zum Verderben ausschlagen , daß eine fatal inspirierte Politik uns zugleich mit der menschenreichsten , überdies revolutionär gehobenen Macht und der an Erzeugungskapazität gewaltigsten in Konflikt gebracht hat , – wie es ja aussieht , als ob diese amerikanische Produktionsmaschine nicht einmal auf höchsten Touren zu laufen brauchte , um eine alles erdrückende Fülle von Kriegsgerät hervorzuschleudern ….”

 

 

„ …diese Vorstellung , um nicht zu sagen : Idee , beherrschte die Köpfe in einträchtigem Beieinander mit der , daß wir zum Kriege gezwungen seien , daß die heilige Not uns zu den allerdings wohl vorbereiteten und eingeübten Waffen rief , von deren Vortrefflichkeit immer die geheime Versuchung ausgegangen sein mochte , davon Gebrauch zu machen , – zusammen also mit der Furcht , von allen Seiten überflutet zu werden , wovor uns nur unsere ungeheure Kraft , das heißt : die Fähigkeit schützte , den Krieg sofort in anderer Leute Land zu tragen …“

 

 

„…überhaupt ließ ich mir Sinn und Gefühl für Deutschlands Notdrang , seine moralische Vereinsamung und öffentliche Ächtung , die , so schien mir , nur Ausdruck der allgemeinen Angst vor seiner Kraft und seinem Vorsprung in der Kriegsbereitschaft war ( wobei ich zugab , daß diese , die Kraft und der Vorsprung , nun wieder uns zum derben Trost in unserer Verfemtheit gereichten ) – überhaupt , sage ich , ließ ich mir meine patriotische Ergriffenheit , die so viel schwieriger zu vertreten war als die der andern , nicht verkümmern durch die Humorisierung des Charakteristischen und verlieh ihr , im Zimmer auf und ab gehend , Worte , während Schildknapp im tiefen Stuhl seine Shag-Pfeife rauchte und Adrian , wie es sich traf , vor seinem altdeutschen Arbeitstisch mit der vertieften Mittelplatte und dem aufgesetzten Schreib- und Lesepult stand …“

Thomas Mann (6 juni 1875 – 12 augustus 1955)

De laatste jaren van zijn leven woonde Thomas Mann in Kilchberg, Zwitserland.

“Anfang 1954 kaufte sich Thomas Mann in Kilchberg ein Haus. Es war etwas kleiner als die Domizile in München, Princeton und Pacific Palisades. Für alle Kinder Platz zu haben, war nicht mehr nötig: Klaus hatte sich am 21. Mai 1949 in Cannes das Leben genommen, Golo kam gelegentlich aus Deutschland herüber, Elisabeth wohnte in Chicago, Monika auf Capri, Michael in Berkeley. Einzig Erika hatte ihren Standort noch bei den Eltern, aber sie war häufig unterwegs. Der Familien- und Freundeskreis war enger geworden. Alle paar Monate waren Nachrufe zu schreiben, Gedenkreden zu halten, auf Alfred Neumann und Emil Oprecht, auf Gerhart Hauptmann und Max Reinhardt, auf Albert Einstein. Die hohen Geburtstage mehrten sich: Hesse, Feuchtwanger, Katja, Reisiger, Trebitsch, Lukács. Ursachen zur Zersplitterung gab es viele. Aber hatte die Arbeitskraft nicht überhaupt nachgelassen? Thomas Mann kränkelte oft, fühlte sich müde, merkte, daß er langsamer vorankam als früher. Aber er
arbeitete unentwegt – wenigstens versuchte er es. Er wußte: Er lebte, solange er schrieb.”

 

Uit: Thomas Mann. Ein Leben in Bildern, hrsg. von Hans Wysling und Yvonne Schmidlin, 2. Aufl., München etc.: Artemis und Winkler 1994, S. 310.


Alte Landstrasse 39, Kilchberg