Egyd Gstättner, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Der große Gogo

„Jetzt geht’s los! Das Spiel meines Lebens! Es ist ein Wunder, und die Knie sind weich. Dieser Tag wird mein Leben in zwei Hälften teilen: in die vor und die nach dem Spiel. Wenn man neunundzwanzig Jahre alt und einen Meter und achtundsechzig groß ist und einberufen wird, trotzdem einberufen wird, für sein Land zu spielen, Für sein Land zu kämpfen, sein Land zu repräsentieren, vor den Augen aller, mit dem Bundesadler auf der Brust, obwohl man nicht bei einem der Hauptstadtdubs spielt, bei Rapid, dem regierenden Meister, oder bei der Austria, die im Europacupfinale in Paris gewesen ist, sondern bei einem Club aus der Provinz, mit dem man eben erst aus der Zweiten Liga aufgestiegen ist, dann kommt das einem Wunder gleich. Der Kurt Tschabuschnig hat mir am Telefon erzählt, es hätten viele Leute in der Redaktion angerufen, um zu erfahren, ob ich aufgestellt worden sei. Immerhin war ich erst der dritte Kärntner seit dem Krieg, der von einem Kärntner Verein aus ins Nationalteam einberufen worden ist. Nicht als Legionär, sondern als Kärntner Kärntner! Tschabuschnig verwendete das Wort historisch. Der Krieg war vor meiner Zeit gewesen, ich müsste nachrechnen: Siebenunddreißig Jahre ist der her. Wenn man schließlich nicht nur einberufen, sondern tatsächlich auch aufgestellt worden ist, dann ist das ein Wunder, und es ist vielleicht kein Wunder, dass die Knie trotz der neunundzwanzig Jahre schlottern.
Heute ist der größte Tag meines Lebens: so viel steht fest. Die Schuhe ordentlich geschnürt. abgeklatscht. bei der Kabinentür hinaus gleich noch einmal auf die Toilette. der Polster am Pissoir neben mir, auch kein Wunder, ein paar Augenblicke noch, dann geht es los, ein paar Schritte den Gang ins Freie hinaus, das Klacken der Stollen, ein kühler Abend, November eben, aber das Stadion ist voll und hell erleuchtet, irgendwo auf der Haupttribüne in meinem Rücken Gudrun, wie gut, dass sie da Ist, das hilft mir sehr, das gibt mir Sicherheit. Gut, das. ihre Direktorin ein Einsehen hatte und ihr für morgen freigegeben hat. Gudruns Schüler sitzen jetzt auch alle vor dem Fernseher, genauso wie die Männer aus der Firma. jedenfalls alle, die das zweite Programm empfangen können: das erste Spiel meiner Karriere, das zur Gänze im Fernsehen übertragen wird, live! FS2. FS1 zeigt Das Urteil einen Film mit Sophia Loren und Jean Gabin. Aber die sind keine Konkurrenz. Der vom hohen Weltraumspaziergang der beiden Columbia-Astronauten Joseph Allen und William Lenoir war wegen einer Panne im Raumanzug Allens endgültig abgesagt worden. Der Ausstieg ins All hatte abgesetzt werden müssen, weil Lenoir unter Übelkeit litt. Bundeskanzler Kreisky sah keinen Anlass, die Nationalratswahlen im kommenden Jahr vom 24. April auf den 6. März vorzuverlegen, an dem die Deutschen wählen würden. Die Österreicher hätten politische Entscheidungen immer unabhängig von Deutschland getroffen, sagte Kreisky und ergänzte, diese Art von Anschluss lehne er ab.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

Het voorteken

Wandelend over dit veld denk ik aan
Dagen van een andere zomer.
O, dat was lang geleden! Ik volgde
Mijn vader pal op de hielen,
Twee passen tegen één;
We kwamen bij een rivier.
Hij dompelde zijn hand in het water:
Het vloeide over en onder
Haren op een smal polsgewricht;
Zijn spiegelbeeld kwam telkens terug, –
Glinsterend in de rimpeling.
Maar toen hij opstond ging dat gezicht
Verloren in een raadsel van water.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)

 

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Egyd Gstättner, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Die Familie des Teufels: Allein gegen die Literaturgeschichte

„Darf ich vorstellen, meine Lieben? Das ist die Familie Satan: Mama, Papa, zwei Kinder und ein Hund. Und Onkel Stanislaus. Eine amazing family! Aber wir wüssten nichts von ihr und ihren Mitgliedern ohne ihn, den Herrn Satan, Pappie, Onkel Jim. Alle lebten nur dank ihm und von ihm, bis heute, wo sie längst gestorben sind. Dabei hat Onkel Jim sein Leben lang völlig unverständliches Zeug geschrieben. Er purzelte ständig irgendwo herum und war ein komischer Kauz. Aber sein Leben war ein Werk, und das Werk war ein Abenteuer. Wie die meisten lässigen Onkel war der Satan bettelarm und starb früh und qualvoll. Nach dem Tod des Teufels kamen wie bei vielen eindrucksvollen Persönlichkeiten des Menschengeschlechts Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen an den trauernden Hinterbliebenen vorbei in die Pathologie und wollten seinen Schädelinhalt untersuchen. Aber fangen wir am Anfang an: James Augusta Joyce – so hieß Onkel Jim in Wirklichkeit – kam am 2. Februar 1882 zur Welt. Er dachte gerne über seinen Geburtstag nach, über Mariä Lichtmess, Tag der heiligen Brigitta, Tag der Murmeltiere; er wollte der Welt das Licht bringen, außerdem Freude, und er freute sich, dass sein Name im Grund die reine Freude war, so wie der des fantastischen Wiener Psychoanalytikers, Song of Joy, Book of Joyce, schöner Götterfunke! Onkel Joyce fügte es so, dass er die ersten Exemplare von Ulysses und Finnegans Wake jeweils am 2. Februar in die Hände bekam. Das waren seine beiden Romane, und kein Mensch der Welt hat sie jemals gelesen. Die Joyces wohnten in Rathmines, einer Vorstadt im Süden Dublins. James entwickelte ein enormes Interesse an den geringfügigsten Einzelheiten. Er las Ibsens Werke und saugte sie in sich auf. Als Schüler der obersten Klasse erschien James Joyce nie pünktlich zum Unterricht. Er erklärte seinen Lehrern: »Pünktlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne sie. Darüber hinaus ist Pünktlichkeit ein Mythos, eine Mystifikation – und ein Herrschaftsinstrument. Die Beherrschten müssen pünktlich sein. Die Herrschaft ist nie pünktlich. Oder sie ist immer pünktlich, weil alles erst beginnt, wenn sie da ist.« Seine Lehrer hatten darauf keine Antwort. James’ Kleider waren, als er Student war, gewöhnlich ungebügelt, und er wusch sich von Kindesbeinen an selten. Jim war der Überzeugung, es bringe keinerlei Vorteil, sauber zu sein. Nach seiner stärksten Abneigung befragt, antwortete James Joyce: »Seife und Wasser.« Übermäßiges waschen führt bekanntlich zu trockener Haut und Geruchsverlust. Joyce war seiner Zeit voraus, auch in Hygienefragen. Merke: Ein richtiger Dichter wäscht sich nicht. Ein richtiger Dichter »setzt sich mit Wasser auseinander«. Ibsen schrieb dem Studenten Joyce, der eine Rezension (und in einem Brief von der »Gnade der Grünschnäbel«) geschrieben hatte, einen lobenden Antwortbrief. Dieser Brief beflügelte James und ließ sein Selbstbewusstsein exponenziell anwachsen.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

Dolor

Ik heb de onverbiddelijke treurnis van potloden gekend,
Keurig in hun dozen, droefs van kladblok en presse-papier,
Alle ellende van stofmappen en vloeibare gom,
Troosteloosheid in smetteloze openbare gebouwen,
Verlaten wachtkamer, toiletten, schakelbord,
Het onveranderlijk pathos van waskom en lampetkan,
De rituelen van carbon, paperclip en komma,
Eindeloze afschriften van levens en voorwerpen.
En ik heb gezien hoe stof, van muren van instanties,
Fijner dan meel, levend, gevaarlijker dan stuifzand,
Bijna onzichtbaar werd gezeefd door lange saaie middagen
En op fraaie wenkbrauwen daalde en nagels, vaal haar
glazuurde en kopieën van grauwe standaardgezichten.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)

 

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Egyd Gstättner, Theodore Roethke

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Uit: Wiener Fenstersturz

„In einer Sekunde werde ich tot sein. Die Hölle, aus der ich flüchte, ist gestern endgültig und unwiderruflich losgebrochen. Aber dass diese Hölle auch Wien zerfressen würde, das war seit Tagen, seit Wochen, seit Langem schreckliche Gewissheit und seit Jahren absehbar. Ausweg gab es jetzt keinen mehr. Gestern ist das Land untergegangen. Gestern ist sein Kanzler der Gewalt gewichen und hat sich im Radio von seinem Volk verabschiedet. Aber eigentlich ist gestern mit dem Land auch die Welt untergegangen. Mein ganzes erwachsenes Leben, vorn allerersten Jahr des Jahrhunderts weg, lebte ich fast vierzig Jahre lang in dieser Wohnung und war hier so zu Hause, wie man nur zu Hause sein kann: meine Höhle im dritten Stock. Diese Wohnung war die Kommentierzentrale der Welt, der Anfang und das Ende jeden Tages. Die Möbel hatte ich von meinen Eltern übernommen; das heißt: von meinem Vater. Das war mein Reich, und in diesem kleinen Reich war Platz. für alle Reiche aller Zeiten dieser Welt gewesen. Ich hatte es in diesen vierzig Jahren vielleicht manchmal dumpf gefühlt, aber doch nie wirklich daran gedacht, dass eine Wohnung im dritten Stock zu einer Falle werden kann, einer tödlichen Falle, aus der es im Fall des Falles kein Entkommen gehen würde. Jetzt war die Falle ganz plötzlich zugeschnappt. Jetzt war mir der Fluchtweg abgeschnitten. Wohin hätte ich auch flüchten sollen? Flüchten wollen? Zürich, Paris, London, New York? Die Exzesse der amerikanischen Bürokratie, mit denen die Amerikaner die unglücklichen Opfer in ihrem Nett. unerfüllbarer Bedingungen zu Tode zappeln lassen? Oder gar Richtung Osten?  Schwermütig herumsitzen und auf den Tod warten wie Ovid am Schwarzen Meer? Hör mir auf! Alles nichts. Kufstein eine Zeit lang vielleicht. Aber Dauerlösung wäre Kufstein auch keine gewesen. Alles außerhalb dieser Wohnung war Blödsinn. Ich hörte Hermines Schrei. Ich schaute nach. Ich sah die beiden feisten Burschen in ihren so-Uniformen nur einen Augenblick. Ich schloss ganz ruhig die Bibliothekstür hinter mir und verschwand ins angrenzende Schlafzimmer. Eine Frage von Sekunden jetzt. Seneca! Wenn ich wenigstens im Arbeitszimmer gewesen wäre, wo ich die Phiole liegen gelassen hatte. Als ich die vul-gären Stimmen draußen im Stiegenhaus hörte, war mir schlagartig klar gewesen, was zu tun war. Mein Todesurteil! Sechzig Jahre, zwei Monate, fünfundzwanzig Tage, plötzliches Todesurteil, Voll-streckung: Sofort. Rettungsversuch, Unsinn. Ein letztes Mal würde ich meine Wohnung verlassen! Mein Reich! Meine Welt. Alles ging jetzt ganz schnell. Alles spielte sich in wenigen Augenblicken ab. Die Straßenschuhe hatte ich noch an. Ich band den Haus-mantel zu, kippte den Slibowitz, den ich mir eben eingeschenkt hatte, in einem Zug hinunter, schritt zum Fenster, öffnete es, kletterte aufs Fensterbrett, stützte mich mit beiden Armen ab und schaute auf die nächtliche Semperstraße hinunter. Ich wollte nicht sterben. Ich war feig.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

Onkruidwieder

Onder de betonnen bakken,
Hakkend in zwarte harige wortels, –
Die wulpse apenstaarten hangend uit afvoergaten, –
Spittend in het zachte puin eronder,
Webben en wildgroei,
Larven en slakken en scherpe staken,
Of trekkend aan varenkrullen,
Groene dikke spiralen, als druipende winde,
De hele dag rukkend aan averechts leven:
Wat een vernedering! –
Terwijl alles boven mijn hoofd bloeit,
Lelies, zachtroze cyclamen, rozen,
Hele zeeën schitterend en ongeschonden, –
En ik in die stinkboel van onkruid,
Kruipend op handen en voeten,
Springlevend in een glibberig graf.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)
Portret van Theodore Roethke door Mike Nease in de Blue Moon Tavern in Seattle, waar de schrijver in de jaren 50 en 60 vaak kwam.

 

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Egyd Gstättner, Theodore Roethke

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Uit: Mein Leben als Hofnarr

„Auf der Heimfahrt, den Kirchturm von St. Egyd im Blick, habe ich gedacht: Sollte ich entgegen meiner ursprünglichen Absicht, diese geheimen Aufzeichnungen mein Leben, mein Werk, mein Land, meine Stadt betreffend nur für mich zu machen, doch eines fernen Tages eine Veröffentlichung anstreben, dann müsste ich der Publikation folgendes Vorwort voranstellen: Dieser Roman ist ein Roman. Also genau genommen ein Tagebuchroman. Also genau genommen ein Tagebuch. Aber das darf man unter gar keinen Umständen sagen. Schriftwerke über zweihundert Seiten sind Romane, sonst verkaufen sie sich nicht, das ist ein unumstößliches Gesetz. Natürlich sind einige der besten Romane Briefromane oder Tagebuchromane, also Briefsammlungen oder Tagebücher, und ob sie erfunden oder gefunden, das heißt real und echt sind, wenn kümmert das? Wahr müssen sie sein. Ein Beispiel müssen sie geben. Und im Heterogenen spiegelt sich das Authentische. Man darf nicht gleich einen Bauplan erkennen können, wenn es keinen gibt. Jede Ähnlichkeit mit real existierenden Personen ist selbstverständlich! Das genaue Gegenteil von »rein zufällig und unbeabsichtigt«. Niemand schreibt ein Tagebuch, in dem die Ähnlichkeit mit den Menschen seiner Umgebung rein zufällig ist! Von Ähnlichkeit kann gar keine Rede sein: Ich bilde sie genauso ab, wie ich sie sehe, wahrnehme, empfinde! Von Identität kann man nur deswegen nicht sprechen, weil Literatur und Leben zwei verschiedene Medien sind. Natürlich könnte jede einzelne dieser Tagebuchromanfiguren, die ich bei ihrem richtigen Namen nenne, auf ihre Persönlichkeitsrechte pochen und Klage gegen mich einbringen. Sollen sie nur! Alle! Jeder Jurist und jeder Germanist weiß, dass das nur mir nützt! Klagen Sie ohne Weiteres, Betroffene! Die interessantesten Romane spielen im Gericht! Work in Prozess! Zwölf Geschworene? Zwölf Millionen hätte ich gern! Nein, nein, wenn diese Figuren, sofern noch am Leben, halbwegs bei Verstand und bei Trost sind, schweigen sie dieses Buch tot, so wie sie alle meine Bücher tot-geschwiegen haben – in der irrigen Meinung, bloß weil sie es totschweigen, würde es nicht gelesen; in der irrigen Meinung, bloß weil sie es nicht lesen, existiere es nicht. Jedenfalls ist dieser Roman ein Roman. Die Frage ist: Will ich mich auf das Politische konzentrieren oder lieber aufs Private? Als ich das abgelaufene Jahr nachgelesen habe, musste ich zu meiner Verwunderung feststellen, dass ich viel weniger politisch geschrieben habe als selbst vermutet: Die meisten Eckdaten des politischen Lebens habe ich nicht nur nicht kommentiert, sondern nicht einmal erwähnt. Ich kann mich nur an Ekel erinnern. Pornografische Stellen werde ich streichen, umbauen oder abmildern: Erstens sind die privat, zweitens hebe ich mir die für postum auf. Außerdem mache ich mich auf diese Weise gleich interessant. Man sollte schließlich auch noch einen Nachlass hinterlassen, der ein letztes Mal alle schockiert und »ein völlig neues Bild« zeichnet. Mal sehen. So werde ich also starten. So oder so ähnlich.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

De bezwering

I
De grijze schapen kwamen. Ik vluchtte,
Mijn lichaam half in brand.
(Vader van bloemen, wie durft
Het ding te zien dat hij is?)

Of puur bestaan ontwaakte,
Stoof het stof op en sprak;
Een vorm riep uit een wolk,
Riep krachtig tot mijn bloed.

(En toch was ik niet daar,
Maar ging door lange gangen,
Mijn eigen, mijn geheime lippen
Wauwelend in urinoirs.)

II
In een donker woud zag ik –
Zag ik mijn menige zelven
Aanrennen uit de bladeren,
Platte, achteloze leventjes
Die onder stenen schoten,
Of braken, maar niet wilden gaan.
Ik draaide om mijn as,
En nog en nog een maal,
Een kille Godskwade man
Kronkelend tot de laatste
Vormen van zijn heimelijk leven
Lagen naast de zooi van de dood.

Ik werd mezelf, alleen.

Ik ontkwam die helse plek
Trager mijn adem halend,
Koud, in mijn eigen dode zout.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)

 

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Egyd Gstättner, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Absturz aus dem Himmel

„Vielleicht war niemand bereits während seiner Gymnasialzeit so sehr davon überzeugt wie ich, dass er (ich) ein großer Dichter wird (werde). Die Freunde nicht. Die Eltern nicht. Die Lehrer nicht. Von den Experten einmal ganz zu schweigen. Ich hatte eine sogenannte wohlbehütete Kindheit zwischen Gartenzäunen, deshalb ist auch nichts außer mir aus mir geworden. Die Mutter aufarbeiten und den Vater bewältigen und den Großvater, von dem erzählt wird, er sei immer ohne Regenschirm nach Hause gekommen, wenn es unterwegs zu regnen aufgehört habe. Er sei aber immer mit Regenschirm nach Hause gekommen, wenn es unterwegs zu regnen begonnen habe. Er starb vor meiner Geburt und war im Übrigen niemals eingetragenes Mitglied irgendeiner Partei gewesen, wie niemand aus der Familie irgendwann einmal eingetragenes Mitglied irgendeiner Partei war, die Kirche ausgenommen, aber die Jenseitsfuchtel kandidiert ja nicht. Allerdings arbeitete die Mutter außer Haus und der Vater im Büro und ich war allein. Ich schaute aus dem Parterrefenster einer grauen Hauswand hinaus und in die gegenüberliegende graue Hauswand wieder hinein. Dazwischen verlief eine Straße, auf der dann und wann Autos fuhren, und die zählte ich. Viele, viele bunte Autos. Sonst war ich allein mit meinem kleinen Seelchen in mir. Also einmal die Seele plappern lassen nach Herzenslust. Wenn sie nur nicht so abgründig wäre und so trocken und so ernst, lyrisch, das heißt ohne Anfang und Ende. Die Lebenslüge des Mittelstands? Nein, besser ein nicht erwischbares Ich für den großen Wurf; Biografie: Auslage in Arbeit. Der Mensch ist ein Fleisch, das bald stinkt, ein Schifferl, das bald versinkt: Ein geschwisterlicher Fötus, der direkt aus der Mutter in die Restauranttoilette plumpst. Eine Tante, die sich in Neuseeland vom Balkon gestürzt hat. Eine andere Tante in Deutschland, die überhaupt nur aus Abschiedsbriefen besteht, aber einen Selbstmord nach dem anderen verhaut, Suicidus interruptus: Das sind Bilder! Das sind Geschichten! – wenn auch keine neuen Geschichten! Was ist schon neu? Das Neue ist alt! Das Neue ist uralt, das Neue wird immer älter! Neu wäre es auch nicht zu erzählen, ohne Geschichten zu erzählen. Es wimmelt von jungen Dichtern in Turnpatschen und Safarianzügen, die nur schreiben können, weil sie erstens kein Thema und zweitens keinen Vater haben. Wenigstens mein Vater hatte keinen Vater, wenigstens hatte ich keinen Großvater, vielleicht hat irgendein Großkritiker oder das deutsche Feuilleton doch ein Einsehen! Ich hatte keinen Großvater, Leute!!! Keinen einzigen!!! Wisst ihr, was das bedeutet??? Hört ihr mich??? Saftsäcke. Ein Thema entfernt im Übrigen das Schreiben vom Schreiben, Themen haben viele, aber die Gestalt der Worte widersetzt sich, verba tene, res sequentur –„

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

Het ontwaken

Ik wandelde over
Een open veld;
De zon scheen;
Hitte was blij.

Hier langs! Hier langs!
De keel van het winterkoninkje glinsterde,
Van de een naar de ander.
De bloesems zongen.

De stenen zongen,
De kleintjes ook,
En bloemen sprongen
Als kleine geiten.

Een rafelige rand
Van madeliefjes zwaaide;
Ik was niet de enige
In een bosje appelbomen.

Ver in het bos
Zuchtte een nesteling;
De dauw liet los
De ochtend geurde.

Ik kwam waar de rivier
Over stenen stroomde:
Mijn oren kenden
Een vroege vreugde.

En alle wateren
Van alle stromen
Zongen in mijn aderen
Die zomerdag.

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 25e mei ook mijn blog van 25 mei 2019 en ook mijn blog van 25 mei 2017 en ook mijn blog van 25 mei 2015 deel 2.

Egyd Gstättner, Madeleine Thien, Claire Castillon, Friedrich Dieckmann, Eve Ensler, Raymond Carver, Jamaica Kincaid, Robert Ludlum, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Karl Kraus lernt Dummdeutsch Oder Neue Worte für eine neue Welt

»Die Rede ist eine mächtige Herrin!«, lehrte mein Lieblingsphilosoph Gorgias aus Leontinoi, der berühmt dafür war, in ausverkauften antiken Stadien zu jedem beliebigen Thema das man ihm vorgab, glanzvolle, mitreißende Reden halten zu können. Gorgias galt auch als erster Anwalt der Geschichte: Er konnte einen Beweis führen und anschließend mit ebenso unbestreitbaren Argumenten das exakte Gegenteil beweisen. Mit solchen Schauprozessen wurde Gorgias stinkreich und sehr berühmt. Seine rhetorische Flexibilität haben heutige Talk-Coaches und vor allem Politiker abgekupfert: Ihm, Gorgias, werden Sätze zugeschrieben wie etwa: »Niemand kann mich daran hindern, klüger zu werden« (wenn man ihm einen Irrtum oder einen Widerspruch nachweisen wollte), aber auch solche Sentenz-Evergreens wie:
»Wir tun das Richtige, und das ist gut so!« Oder — besonders inhaltsgewichtig: »Wir müssen nach vorne schauen und an die Zukunft denken!« Man kann diesen Phrasengatsch als »Imponiergewurstel« verbuchen: Der Ausdruck stammt von Eckhard Henscheid, der in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts den Begriff »Dummdeutsch« eingeführt hatte, also das Verschleierungsdeutsch in Politik, Werbung, Wirtschaft, in der »Psychoszene«, in den Massenmedien, im Feuilleton. Ganz schlimme Sprachkrebsgeschwüre der damaligen Intellektuellen waren zum Beispiel »Betroffenheit«, »Befindlichkeit«, »Selbstverwirklichung«et cetera. Mittlerweile hat sich das damalige Dummdeutsch zum Neudummdeutsch, Neudampfdeutsch oder Neudummbösdeutsch ausgewachsen, zum nachhaltig kompetenzorientierten, qualitätsgesicherten Zentralneuhochdummbösdeutsch wohlgemerkt. Die Sprache hat Erzeugergewalt. Worte sind kleine Dinge, aber sie können Großes bewirken. Worte verändern die Welt! Die Grenzenlosigkeit meiner Sprache ist die Grenzenlosigkeit meiner Welt! Indem ich Worte erfinde, erzeuge ich Welt. In jedem Schöpfungsbericht heißt es dementsprechend: Am Anfang war das Wort. Das Wort ist Fleisch geworden. Genau das bedeutet die lateinische Maxime: »Verba tene! Res sequenturkLudwig Wittgenstein sagte, Substantive verleiten uns, etwas zu suchen, das ihnen entspricht. Am Anfang war nicht das Wort, sondern die Worthülse. Und in die Worthülse schütten wir etwas hinein! Schaffe neue Worte, und du schaffst neue Menschen. Schaffe neue Phrasen, und du schaffst eine neue Gesellschaftsordnung. Ob der neue Mensch, die neue Gesellschaftsordnung besser sind als die alten, sei dahingestellt. Man muss ihn ja nicht unbedingt »liken«. Aber auf jeden Fall funktionieren sie besser im Sinn der Mächtigen_ Seit der epochale Redekurarzt und Wortschöpfer Sigmund Freud das Wort »Penisneid« geschaffen hat, gibt es ihn auch (Woody Allen war übrigens einer der ersten Männer, die sich dazu bekannt haben).“

 

 
Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Canadese schrijfster Madeleine Thien werd geboren op 25 mei 1974 in Vancouver, Brits Columbia. Zie ook alle tags voor Madeleine Thien op dit blog.

Uit: Do Not Say We Have Nothing

“In October, two police officers came to our door. They informed my mother that Ba was gone, and that the coroner’s office in Hong Kong would handle the file. They said Ba’s death was a suicide. Then, quiet (qù) became another person living inside our house. It slept in the closet with my father’s shirts, trousers and shoes, it guarded his Beethoven, Prokofiev and Shostakovich scores, his hats, armchair and special cup. Quiet (qù) moved into our minds and stormed like an ocean inside my mother and me. That winter, Vancouver was even more grey and wet than usual, as if the rain was a thick sweater we couldn’t remove. I fell asleep certain that, in the morning, Ba would wake me as he always had, his voice tugging me from sleep, until this delusion compounded the loss, and hurt more than what had come before.
Weeks crept by, and 1989 disappeared inside 1990. Ma and I ate dinner on the sofa every night because there was no space on our dining table. My father’s official documents—certificates of various kinds, tax declarations—had already been organized, but the odds and ends persisted. As Ma investigated the apartment more thoroughly, other bits of paper came to light, music scores, a handful of letters my father had written but never sent (“Sparrow, I do not know if this letter will reach you, but  . . . ”) and ever more notebooks. As I watched these items increase, I imagined my mother believed that Ba would reincarnate as a piece of paper. Or maybe she believed, as the ancients did, that words written on paper were talismans, and could somehow protect us from harm.
Most nights, Ma would sit among them, still in her office clothes.
I tried not to bother her. I stayed in the adjoining living room and heard, now and then, the nearly soundless turning of pages.
The qù of her breathing.
Rain exploding and slicing down the window panes.
We were suspended in time.
Over and over, the No. 29 electric bus clattered past.”

 


Madeleine Thien (Vancouver, Brits Columbia, 25 mei 1974)
Cover

 

De Franse schrijfster Claire Castillon werd geboren op 25 mei 1975 in Neuilly-sur-Seine. Zie ook alle tags voor Claire Castillon op dit blog.

Uit: Giftspritzen: Rabenschwarze Erzählungen über Mütter und Töchter (Vertaald door Gaby Wurster)

“Gutaussehend, wie wir waren, mein Mann und ich, konnte ich mir nur schlecht vorstellen, dass wir eine solche Bürde auf uns nehmen würden, zumal es für meinen Mann, der eher zwei linke Hände hat, kein Pappenstiel gewesen wäre, einen Kinderwagen oder ein Bett mit den erforderlichen Maßen zu bauen. In Anbetracht solcher kleiner alltäglicher Dinge schlug ich schließlich vor – vielleicht ein bisschen zu plötzlich, zugegeben -, einen Zwilling zu beseitigen. Der Arzt erklärte, normale und Siamesische Zwillinge seien mitnichten zu vergleichen, und erläuterte mir, zutiefst bestürzt, ganz genau den Unterschied. Kinder sind nun mal nicht mein Spezialgebiet, wären es aber fast geworden. Können Sie sich das vorstellen? Von heute auf morgen muss eine Frau von fast vierzig Jahren zwei Heulsusen die Stirn bieten. Selbst mein Mann, der die Ruhe weg hat, nannte sie Nervensägen. Ich will niemanden verleumden, ich will nur klarstellen, dass der hinterhältige Zuträger in dieser Sache nicht ganz ehrlich ist.
Zwei Mädchen – was für eine Geschichte und was für ein Stress beim Gedanken an das ganze Theater in der Pubertät! Sie entwickelten sich gut, auf der Straße fielen sie auf, die Leute stellten mir völlig idiotische Fragen, auf die ich nur ausweichend antwortete. Ich wollte einfach nicht erzählen, in welcher Reihenfolge sie geboren wurden oder ob ich Schmerzen gehabt hatte, außerdem habe ich bei der Geburt geschlafen und überhaupt nichts gespürt. Und dann hat es eine halbe Ewigkeit gedauert, bis ich die eine von der anderen unterscheiden konnte. Ich bediente mich eines Tricks, der mit der kleinen Schwiele am Daumen zu tun hatte, den sie jeweils lutschten. Die eine lutschte den rechten, die andere den linken, und so bekam die, die den rechten Daumen lutschte, einen Vornamen mit R. Die kleinen Feinheiten ihrer Kindheit erspare ich Ihnen, aber Sie verstehen schon – zwei waren wirklich ziemlich viel.
Als sie drei Jahre alt waren, musste ich sie in den Kindergarten bringen. Bis dahin hatten wir uns mit der Limousine meines Mannes beholfen, aber natürlich hatte er ausgerechnet an diesem Tag auswärts zu tun. Ich musste die Mädchen herrichten – sie waren schon seit sechs Uhr wach und ganz aus dem Häuschen, weil sie ihre Ranzen einweihen durften. Sie hatten ihre Kleider getauscht und zankten sich wegen einer kleinen Haarspange; ich musste das Ding entzweibrechen, damit die Sache ein Ende hatte. Plötzlich fingen sie an zu weinen, wollten nicht mehr essen, sich nicht mehr anziehen und weigerten sich, zum Wagen zu gehen. Ich musste mich mit derjenigen mit dem Vornamen auf R herumschlagen, weil sie sich an die Sofakissen klammerte, und musste sie tragen – ich mit meinen Rückenschmerzen! Und dann, ein Unglück kommt ja selten allein, dann passten sie nicht in meinen Smart.“

 

 
Claire Castillon (Neuilly-sur-Seine, 25 mei 1975)

 

De Amerikaanse schrijfster en feminste Eve Ensler werd op 25 mei 1953 in New York geboren. Zie ook alle tags voor Eve Ensler op dit blog.

Uit:The Apology

“This apology required time. It could not be rushed. Fortunately, I have had practice here endlessly reliving and rehashing my crimes, mentally reenacting the details. I know you have said that an apology must be thorough and can only be trusted in its veracity and dedication to details. I have done my best. I have followed your very strict guidelines: Recognize what I have done as a crime. Face how deeply my actions and violations have impacted and devastated you. See you as a human being. Attempt to experience or feel what it felt like inside you. Feel profound remorse and regret over my actions. And finally, take responsibility for my actions by doing extensive work to understand what made me do what I did.
I will need to go back in this letter to locate the roots of my behavior. I will be as honest as a formerly disingenuous person can be. I will attempt to proceed with neither defensiveness nor self-pity, as I understand neither will further clarify nor resolve.
Many of the living do not believe they are in relationship with the dead. I was one of them, hiding in the delusion, or perhaps the hope, that what is gone is gone. That we pass through as flesh-and-blood creatures and die and rot or are burned into ether.
The dead are yearning for the living. It is only through the living, through their deepest imaginings and empathy, that the dead can be known to themselves and can be freed. And if the living are able and willing to access their love of the dead, able to access their anger at the dead, essentially to be in relationship and true dialogue with the dead, the dead will rise and speak. We remain lodged and hidden inside our families and loved ones, those we have harmed and those we have fostered. We are there inside the walls of the old houses and the silence of the evening, inside the celebratory moments, the rites and rituals of births and weddings and funerals and any place where the living long for the witness and approbation of the dead. We are there like a dormant cell in the bloodstream, waiting to be catalyzed by the devotion of the living, by the need of the living to understand and have resolution. There, ignited by the generosity of the living to remember and cherish and argue and wrestle and restore.”

 


Eve Ensler (New York, 25 mei 1953)

 

De Duitse schrijver Friedrich Dieckmann werd geboren op 25 mei 1937 in Landsberg an der Warthe. Zie ook alle tags voor Friedrich Dieckmann op dit blog.

Uit: Freiheit ist nur in dem Reich der Träume (Schillers Jahrhundertwende)

„Aber Goethe war nicht da, Goethe hatte sich davongemacht. Ein Jahr zuvor war er Hals über Kopf nach Italien aufgebrochen, weil er es nicht mehr ausgehalten hatte in der Hofluft und im Geheimen Conseil, in dem er zehn Jahre lang fleißig mitregiert hatte, ein Akt der Selbstkasteiung nach der dichterischen Eruption seiner Jugendjahre zwischen Frankfurt, Straßburg und Wetzlar. Der Flucht aus Frankfurt, der alten Reichsstadt, zu deren Patriziat der Enkel des Schultheißen, Sohn eines Kaiserlichen Rats gehörte, in die höfische Kleinwelt war elf Jahre später die flucht aus dieser Kleinwelt in den Süden, in das klassische Land gefolgt — Weimars Hauptdichter war abtrünnig geworden und hatte allerlei Hinterbliebene zurückgelassen, darunter Charlotte, die ihm nah verbundene Gattin des herzoglichen Stallmeisters v. Stein, der er dann aus Italien einen Brief nach dem andern schrieb. War es dem Neuankömmling beschieden, die Lücke auszufüllen? Schon in jungen Jahren hatte Schiller, der um ein Jahrzehnt Jüngere, den weimarischen Minister an der Seite seines noch sehr jungen Herzogs erblickt; beide hatten in Stuttgart die berühmt-berüchtigte Hochschule Carl Eugens, des württembergischen Herzogs, besucht; Schiller, der Medizinstudent, war zwanzig Jahre alt gewesen und hatte in Gegenwart der hohen Gäste für Prüfungsergebnisse in praktischer Medizin, Arzneimittellehre und Chirurgie drei Silbermedaillen in Empfang genommen. »Götz von Berlichingen« und »Clavigo« und natürlich den »Werther« hatte er zu dieser Zeit längst gelesen, Hauptwerke einer Periode, die unter dem Namen eines ihrer Theaterstücke, Klingen »Sturm und Drang« (Klinger hieß nun schon lange von Klinger und war in St. Petersburg russischer General), bekanntgeworden war. Hatte Goethe sie eröffnet, so hatte Schiller sie mit seinen »Räubern«, mit »IlIesko«, zuletzt mit »Kabale und liebe« an einen Punkt geführt, wo es nicht weiterging, es sei denn, man machte wirklich Revolution. Aber dafür gab es in Deutschland, dem in mehr als dreihundert unabhängige Territorien zersplitterten Kaiserreich, keine Aussicht. Davon hatte Schiller sich in der schwäbischen Heimat und am Mannheimer Nationaltheater und, wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, auch in der kursächsischen Hauptstadt überzeugen können, wo eine katholische Dynastie, die unter August dem Starken konvertierten Wettiner, in zeremoniöser Abgeschlossenheit über dem protestantischen Staatsvolk thronte, dem nach der Katastrophe des Siebenjährigen Kriegs von klugen Ministern der Weg zu wirtschaftlichem und geistigem Fortschritt gewiesen worden war; die Resultate waren beachtlich.“

 

 
Friedrich Dieckmann (Landsberg an der Warthe, 25 mei 1937)
Goethe en Schiller monument in Weimar

 

De Amerikaanse dichter en schrijver Raymond Carver werd geboren op 25 mei 1938 in Port Angeles. Zie ook alle tags voor Raymond Carver op dit blog.

Uit: Beginners

“Casts and bandages, head to foot, the both of them. You know, you’ve seen it in the movies. Little eye-holes and nose-holes and mouth-holes. And she had to have her legs slung up on top of it. Well, the husband was very depressed for the longest while. Not about the accident, though. I mean, the accident was one thing, but it wasn’t everything. I’d get up to his mouth hole, you know, and he’d say no, it wasn’t the accident exactly but it was because he couldn’t see her through his eye-holes. He said that was what was making him feel so bad. Can you imagine? The man’s heart was breaking because he couldn’t turn his goddamn head and see his goddamn wife.”
Mel looked around the table and shook his head at what he was going to say.
“I mean, it was killing the old fart just because he couldn’t look at the fucking woman.”
We all looked at Mel.
“Do you see what I’m saying?”
Maybe we were a little drunk by them. I know it was hard keeping things in focus. The light was draining out of the room, going back through the window where it had come from. Yet nobody made a move to get up from the table to turn on the overhead light.”
“Listen,” Mel said. “Let’s finish this fucking gin. There’s enough left here for one shooter all around. Then let’s go eat. Let’s go to the new place.”
“He’s depressed,” Terri said. “Mel, why don’t you take a pill?”
Mel shook his head. “I’ve taken everything there is.”
“We all need a pill now and then,” I said.
“Some people are born needing them,” Terri said.
She was using her finger to rub at something on the table. Then she stopped rubbing.
“I think I want to call my kids,” Mel said. “Is that all right with everybody? I’ll call my kids.”
Terri said, “What if Marjorie answers the phone? You guys, you’ve heard us on the subject of Marjorie? Honey, you know you don’t want to talk to Marjorie. It’ll make you feel even worse.”

 

 
Raymond Carver (25 mei 1938 – 2 augustus 1988)
Cover

 

De Amerikaanse schrijfster Jamaica Kincaid (eig.Elaine Cynthia Potter Richardson) werd geboren in Saint John’s, Antigua en Barbuda, op 25 mei 1949. Zie ook alle tags voor Jamaica Kincaid op dit blog.

Uit: Annie John

“Outside, as usual, the sun shone, the trade winds blew; on her way to put some starched clothes on the line, my mother shooed some hens out of her garden; Miss Dewberry baked the buns, some of which my mother would buy for my father and me to eat with our afternoon tea; Miss Henry brought the milk, a glass of which I would drink with my lunch, and another glass of which I would drink with the bun from Miss Dewberry; my mother prepared our lunch; my father noted some perfectly idiotic thing his partner in housebuilding, Mr. Oatie, had done, so that over lunch he and my mother could have a good laugh.
The Anglican church bell struck eleven o’clock—one hour to go before lunch. I was then sitting at my desk in my classroom. We were having a history lesson—the last lesson of the morning. For taking first place over all the other girls, I had been given a prize, a copy of a book called Roman Britain, and I was made prefect of my class. What a mistake the prefect part had been, for I was among the worst-behaved in my class and did not at all believe in setting myself up as a good example, the way a prefect was supposed to do. Now I had to sit in the prefect’s seat—the first seat in the front row, the seat from which I could stand up and survey quite easily my classmates. From where I sat I could see out the window. Sometimes when I looked out, I could see the sexton going over to the minister’s house. The sexton’s daughter, Hilarene, a disgusting model of good behavior and keen attention to scholarship, sat next to me, since she took second place. The minister’s daughter, Ruth, sat in the last row, the row reserved for all the dunce girls. Hilarene, of course, I could not stand. A girl that good would never do for me. I would probably not have cared so much for first place if I could be sure it would not go to her. Ruth I liked, because she was such a dunce and came from England and had yellow hair. When I first met her, I used to walk her home and sing bad songs to her just to see her turn pink, as if I had spilled hot water all over her.
Our books, A History of the West Indies, were open in front of us. Our day had begun with morning prayers, then a geometry lesson, then it was over to the science building for a lesson in “Introductory Physics” (not a subject we cared much for), taught by the most dingy-toothed Mr. Slacks, a teacher from Canada, then precious recess, and now this, our history lesson.”

 

 
Jamaica Kincaid (Saint John’s, 25 mei 1949)
Cover

 

De Amerikaanse schrijver Robert Ludlum werd geboren in New York op 25 mei 1927. Zie ook alle tags voor Robert Ludlum op dit blog.

Uit: The Road to Gandolfo

“I really think the office of the presidency—regardless of what you may think of the man—as commander in chief he—”
“Horse—shit!” The brigadier general roared again, separating the words in equal emphasis, giving the crudity of his oath the sound of a military cadence. “I’m simply explaining to you—in the strongest terms I know—that you don’t publicly court-martial a MacKenzie Hawkins to satisfy a Peking complaint, no matter how many goddamned trade agreements are floating round. Do you know why, Lieutenant?”
The young officer replied softly, sure of his accuracy. “Because he would make an issue of it. Publicly.”
“Bing-go.” Symington’s comment sprang out in a high-pitched monotone. “The Hawkinses of this country have a constituency, Lieutenant. That’s precisely why our commander in chief picked him! He’s a political palliative. And if you don’t think Mac Hawkins knows it, well—you didn’t have to recruit him. I did.”
“We are prepared for that reaction, General.” The lieutenant’s words were barely audible.
The brigadier leaned forward, careful not to put his elbows in the shattered glass. “I didn’t get that.”
“The State Department anticipated a hard-line counter-thrust. Therefore we must institute an aggressive counteraction to that thrust. The White House regrets the necessity but at this point in time recognizes the crisis quotient.”
“That’s what I thought I was going to get.” Symington’s words were less audible than the lieutenant’s. “Spell it out. How are you doing to ream him?”
The lieutenant hesitated. “Forgive me, sir, but the object is not to—ream General Hawkins. We are in a provocatively delicate position. The People’s Republic demands satisfaction. Rightly so; it was a crude, vulgar act on General Hawkins’s part. Yet he refuses to make a public apology.”
Symington looked at the report still in his right hand. “Does it say why in here?”

 

 
Robert Ludlum (25 mei 1927 – 12 maart 2001)
New York

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

The Far Field

I
I dream of journeys repeatedly:
Of flying like a bat deep into a narrowing tunnel
Of driving alone, without luggage, out a long peninsula,
The road lined with snow-laden second growth,
A fine dry snow ticking the windshield,
Alternate snow and sleet, no on-coming traffic,
And no lights behind, in the blurred side-mirror,
The road changing from glazed tarface to a rubble of stone,
Ending at last in a hopeless sand-rut,
Where the car stalls,
Churning in a snowdrift
Until the headlights darken.

II
At the field’s end, in the corner missed by the mower,
Where the turf drops off into a grass-hidden culvert,
Haunt of the cat-bird, nesting-place of the field-mouse,
Not too far away from the ever-changing flower-dump,
Among the tin cans, tires, rusted pipes, broken machinery, —
One learned of the eternal;
And in the shrunken face of a dead rat, eaten by rain and ground-beetles
(I found in lying among the rubble of an old coal bin)
And the tom-cat, caught near the pheasant-run,
Its entrails strewn over the half-grown flowers,
Blasted to death by the night watchman.

I suffered for young birds, for young rabbits caught in the mower,
My grief was not excessive.
For to come upon warblers in early May
Was to forget time and death:
How they filled the oriole’s elm, a twittering restless cloud, all one morning,
And I watched and watched till my eyes blurred from the bird shapes, —
Cape May, Blackburnian, Cerulean, —
Moving, elusive as fish, fearless,
Hanging, bunched like young fruit, bending the end branches,
Still for a moment,
Then pitching away in half-flight,
Lighter than finches,
While the wrens bickered and sang in the half-green hedgerows,
And the flicker drummed from his dead tree in the chicken-yard.

— Or to lie naked in sand,
In the silted shallows of a slow river,
Fingering a shell,
Thinking:
Once I was something like this, mindless,
Or perhaps with another mind, less peculiar;
Or to sink down to the hips in a mossy quagmire;
Or, with skinny knees, to sit astride a wet log,
Believing:
I’ll return again,
As a snake or a raucous bird,
Or, with luck, as a lion.

I learned not to fear infinity,
The far field, the windy cliffs of forever,
The dying of time in the white light of tomorrow,
The wheel turning away from itself,
The sprawl of the wave,
The on-coming water.

 

 
Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 25e mei ook mijn blog van 25 mei 2017 en ook mijn blog van 25 mei 2015 deel 2.

Egyd Gstättner, Madeleine Thien, Claire Castillon, Friedrich Dieckmann, Eve Ensler, Raymond Carver, Jamaica Kincaid, Robert Ludlum, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Absturz aus dem Himmel

„Die zur Wahl stehenden Spitzenkandidaten selbst hätten bei ihren Wahlveranstaltungen immer wieder ausdrücklich betont, von welcher Bedeutung jede einzelne Stimme in Hinblick auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte für das Schicksal dieses Staates, und das heißt: für uns alle ist. Nach vergeblichen Appellen ranghoher Funktionäre, sich doch endlich zu entscheiden, ganz egal wie, und also dieser Absurdität ein Ende zu bereiten, begeben sich nun die Generalsekretäre, das sind die Muttertagsgedichte der Parteien, persönlich an den Untatort und diskutieren vor laufender Kamera die aktuelle Entwicklung miteinander. Untereinander sind die Muttertagsgedichte bekanntlich Hasstiraden. Nachdem sie die ursprüngliche Vermutung, es handle sich bei diesem ungebetenen Zauderer und Zögerer, bei diesem Untäter um einen albernen Spaßvogel, um einen Wichtigtuer und Quertreiber und Queraussteiger, um einen renitenten Klienten, um ein subversives Element, um einen Billig-Bakunin, aus taktischen und strategischen Überlegungen unisono zurückgewiesen haben, schütten sie nun demonstrativ Lob in die Wahlzelle. Dieser Mann sei das Musterbeispiel des mündig gewordenen Wählers, er verkörpere geradezu Gewissenhaftigkeit und politische Kultur, er lege ein eindrucksvolles Bekenntnis zu unserer Demokratie ab, auch der Bundeskanzler und der Oppositionsführer seien dieser Meinung. Es herrsche noch keinerlei Grund zur Panik, dieser wertvolle Staatsbürger werde sich über kurz oder lang für das Bessere entscheiden. Sie sind für ihn, weil er gegen sie ist, er sagt, was wir denken. Durchaus denkbar, diesem wertvollen Wähler Verdienste um die Parteien und die Republik anzubieten, eine verantwortungsvolle Tätigkeit, eine Spitzenfunktion, einen Ehrentitel, ein Denkmal, eine Goldbüste, Händeschütteln, so viel er will. Vorderhand freilich bleibt die erste Hochrechnung geheim, vorderhand drohen anarchische Zustände, vorderhand schalten die Kabelfernseher zu Wa(h)re Liebe um, heute: Potenzprobleme in der Peepshow et cetera. Aber diese meine Idee wurde von der Idee durchkreuzt, eine Geschichte zu schreiben, wie einer zeitgeschichtlich und gesamtpolitisch sehr bedenklich in der Badewanne sitzt, mit Lautstärke sechs Rossinis Il Barbiere di Siviglia hört und Ludwig Marcuses Philosophie des Glücks liest. Leider dringt er aber nicht einmal bis zu den Epikureern vor, denn bei Largo al factotum della cittd fängt er vor lauter Orgasmus zu dirigieren an, Marcuse plumpst ins Schaumbad und scheidet aus. Ja, entscheiden müsste man sich können. Dann noch die Geschichte, wie ich gleichzeitig Ginka Steinwachs lese und das Wimbledonfinale Agassi: Ivanisevic schaue…“

 


Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Canadese schrijfster Madeleine Thien werd geboren op 25 mei 1974 in Vancouver, Brits Columbia. Zie ook alle tags voor Madeleine Thien op dit blog.

Uit: Do Not Say We Have Nothing

“Dizzy, I leaned against the glass.
And suddenly I was in the car with my father. I heard rain splashing up over the tires and my father, humming. He was so alive, so beloved, that the incomprehensibility of his suicide grieved me all over again. By then, my father had been dead for two decades, and such a pure memory of him had never come back to me. I was thirty-one years old.
I went inside the store. The pianist, Glenn Gould, appeared on a flatscreen: he and Yehudi Menuhin were performing the Bach sonata I had recognized. There was Glenn Gould hunched over the piano, wearing a dark suit, hearing patterns far beyond the range of what most of us are given to perceive, and he was . . . so familiar to me, like an entire language, a world, I had forgotten.
In 1989, life had become a set of necessary routines for my mother and me: work and school, television, food, sleep. My father’s first departure happened at the same time as momentous events occurring in China, events which my mother watched obsessively on CNN. I asked her who these protesters were, and she said they were students and everyday people. I asked if my father was there, and she said, ‘No, it’s Tiananmen Square in Beijing.’ The demon­strations, bringing over a million Chinese citizens into the streets, had begun in April, when my father still lived with us, and continued after he disappeared to Hong Kong. Then, on June 4th, and in the days and weeks following the massacre, my mother wept. I watched her night after night. Ba had defected from China in 1978 and was forbidden from re-entering the country. But my incomprehension attached itself to the things I could see: those chaotic, frightening images of people and tanks, and my mother in front of the screen.
That summer, as if in a dream, I continued my calligraphy lessons at the nearby cultural centre, using brush and ink to copy line after line of Chinese poetry. But the words I could recognize—big, small, girl, moon, sky (大, 小, 女, 月, 天)—were few. My father spoke Mandarin and my mother Cantonese, but I was fluent only in English. At first, the puzzle of the Chinese language had seemed a game, a pleasure, but my inability to understand began to trouble me. Over and over, I wrote characters I couldn’t read, making them bigger and bigger until excess ink soaked the flimsy paper and tore it. I didn’t care. I stopped going.”

 

 
Madeleine Thien (Vancouver, Brits Columbia, 25 mei 1974)

 

De Franse schrijfster Claire Castillon werd geboren op 25 mei 1975 in Neuilly-sur-Seine. Zie ook alle tags voor Claire Castillon op dit blog.

Uit: Les Bulles

“Je préférerais que tu viennes. Autrement, c’est trop compliqué. D’ailleurs, viens à dix-neuf heures. Si je n’ai pas le temps de préparer le dîner, on commandera une pizza. Mais si tu peux, ou plutôt si tu en veux, apporte le vin. Moi, je ne bois plus. Je risque d’oublier d’en prendre. Quand tu as un enfant, les courses, ça passe après. Tu te dépêches de le retrouver en sortant du bureau, c’est la priorité ! Comment t’expli-quer… Tu troques tes talons contre des semelles tout terrain. En fait, tu évolues. J’ai changé, je m’habille en sportswear afin de me sentir à l’aise pour marcher à quatre pattes avec la toutouille. Je ne peux plus m’attifer comme tu le fais, toi qui n’es pas encore mère, oui, je ne peux plus faire la pute ! Je plaisante 1 Au fait, est-ce que tu portes toujours cette minijupe que nous avions achetée ensemble ? Qu’en dit ton mec ? C’est fini ! Encore ! Faudra que tu me racontes. Ça fait combien de temps qu’on ne s’est pas vues ? Assez pour en changer douze fois, j’imagine ! Tu me fais rire !
La vie te transformera quand tu auras un enfant, mais tu ne regretteras pas pour autant le passé. Et puis le tien aura été bien rempli ! En fait, tu cerneras mieux tes priorités. Quand je vois Annabelle me tendre les bras, je retrouve le sens de la vie, j’accède aux valeurs fondamentales. La rigueur est d’ailleurs devenue mon cheval de bataille. Cela peut te sembler bizarre, mais quand tu as un enfant, tu t’organises. Les choses doivent rouler, sinon, c’est la débâcle. Grâce à Annabelle, je suis programmée comme un ordinateur. Jacques la dépose à la crèche chaque matin. Je l’habille, mais lui la conduit. Le soir, c’est moi qui vais la rechercher. Donc je déjeune rapide-ment afin de pouvoir quitter le bureau à cinq heures et quart. Si j’attrape le bus de vingt-deux, je suis ponctuelle. S’il me passe sous le nez, je cours et j’arrive quand même à l’heure ! La crèche ferme à six heures. C’est normal. Les assis-tantes maternelles ont aussi des enfants, il faut bien qu’elles rentrent chez elles. Tu te rends compte que ces pauvres femmes gardent les enfants des autres et n’ont pas le droit d’inscrire les leurs dans la crèche où elles travaillent ? Tu vois l’injustice ? Allô ? Tu m’écoutes ? Ah ! je croyais que nous avions été coupées. »

 


Claire Castillon (Neuilly-sur-Seine, 25 mei 1975)
Cover

 

De Amerikaanse schrijfster en feminste Eve Ensler werd op 25 mei 1953 in New York geboren. Zie ook alle tags voor Eve Ensler op dit blog.

Uit I am an emotional creature (Fragment)

I love being a girl.
I can feel what you’re feeling
as you’re feeling it inside
the feeling
before.
I am an emotional creature.
Things do not come to me
as intellectual theories or hard-shaped ideas.
They pulse through my organs and legs
and burn up my ears.
I know when your girlfriend’s really pissed off
even though she appears to give you what
you want.
I know when a storm is coming.
I can feel the invisible stirrings in the air.
I can tell you he won’t call back.
It’s a vibe I share.

I am an emotional creature.
I love that I do not take things lightly.
Everything is intense to me.
The way I walk in the street.
The way my mother wakes me up.
The way I hear bad news.
The way it’s unbearable when I lose.

I am an emotional creature.
I am connected to everything and everyone.
I was born like that.
Don’t you dare say all negative that it’s a
teenage thing
or it’s only only because I’m a girl.
These feelings make me better.
They make me ready.
They make me present.
They make me strong.

 


Eve Ensler (New York, 25 mei 1953)

 

De Duitse schrijver Friedrich Dieckmann werd geboren op 25 mei 1937 in Landsberg an der Warthe. Zie ook alle tags voor Friedrich Dieckmann op dit blog.

Uit: Freiheit ist nur in dem Reich der Träume (Schillers Jahrhundertwende)

„Versuchen wir, uns in seine Erinnerungen einzuschalten? »Kabale und Liebe« war nicht Schillers letztes Theaterstück gewesen.

In Dresden, wo er nach Mannheimer Bedrängnissen Zuflucht bei hochherzigen Freunden, Gottfried und Minna Körner, gefunden hatte, hatte er »Dom Karlos« vollendet, das Schmerzenskind seiner dramatischen Muse, ein nicht enden wollendes Stück aus dem Spanien des sechzehnten Jahrhunderts. Es hatte ihn mehr als vier Jahre lang beschäftigt und war, als er es 1787 bei dem Leipziger Verleger Göschen, seinem Freund, in Druck gab, auf mehr als sechstausend Verse angeschwollen. Dennoch hatte dieser »Karlos«, in Bühnenfassungen von seiner eigenen und von fremder Hand, seinen Weg über die deutschen Bühnen genommen und war noch anno 87, dem Jahr des Erstdrucks, in Hamburg und Leipzig und sogar in demrussisch regierten Riga gespielt worden. Mannheim, Mainfrankfurt und Berlin waren im nächsten Jahr gefolgt.
Doch den Autor hatte sein eigenes Stück auf der Bühne nicht erreicht. Nach dem Erscheinen der Buchausgabe war er von Dresden nach Hamburg aufgebrochen, um dort die Uraufführung unter der Leitung Friedrich Ludwig Schröders zu erleben, der einer der bedeutendsten deutschen Schauspieler war und ihn zu längerem Verweilen eingeladen hatte. Aber Schiller war in Hamburg niemals angekommen. Die Reise hatte ihn über Weimar geführt, wo eine Frau seiner wartete, die ihn schon in Mannheimer Tagen in ihren Bann gezogen hatte: Charlotte v. Kalb, die literarisch bewanderte Gattin eines in pfälzischen Diensten stehenden Offiziers, dem sie aus Familienrücksichten verheiratet worden war. Die Sechsundzwanzigjährige hatte sich in Weimar niedergelassen, und er hatte eine Ablenkung nötig; in Dresden hatte ihn die aussichtslose Liebschaft mit einem bildschönen, aber gänzlich unvermögenden Adelsfräulein in schwere Verwirrung gestürzt, die durch Minna Körner noch geschürt worden war.
Weimar, das war nicht nur Charlotte v. Kalb. Das war Wieland, mit demer vor Jahren schon einmal korrespondiert hatte, es war Herder, den er nun ebenfalls kennenlernte, und es war ein Herzog (Sachsen-Weimar-Eisenach hieß das kleine, an dreihunderttausend Einwohner umfassende Land, das jener als Reichsfürst regierte), der ihn drei Jahre zuvor in Darmstadt nach einer Lesung aus dem werdenden »Karlos« mit dem Titel eines weimarischen Rates ausgezeichnet hatte. Natürlich,Weimar war auch und vor allem Goethe.“

 

 
Friedrich Dieckmann (Landsberg an der Warthe, 25 mei 1937)
Cover

 

De Amerikaanse dichter en schrijver Raymond Carver werd geboren op 25 mei 1938 in Port Angeles. Zie ook alle tags voor Raymond Carver op dit blog.

 

Balsa Wood

My dad is at the stove in front of a pan with brains
and eggs. But who has any appetite
this morning? I feel as flimsy as
balsa wood. Something has just been said.
My mom said it. What was it? Something.
I’ll bet, that bears on money. Ill do my part
if I don’t cat. Dad turns his back on the stove.
“I’m in a hole. Don’t dig me no deeper.”
Light leaks in from the window. Someone’s crying.
The last thing I recall is the smell
of burned brains and eggs. The whole morning
is shoveled into the garbage and mixed
with other things. Sometime later
he and I drive to the dump. ten miles out.
We don’t talk. We throw our bags and cartons
onto a dark mound of stuff. Rats screech.
They whistle as they crawl out of’ rotten sacks,
dragging their bellies. We get back in the car
and watch the smoke and fire. The motor’s running.
I smell the airplane glue on my fingers.
He looks at me as I bring my fingers to my nose.
Then looks away again, toward town.
He wants to say something but can’t.
He’s a million miles away. We’re both far away
from there, and still someone’s crying. Even then
I was beginning to understand how it’s possible
to be in one place. And someplace else, too.

 


Raymond Carver (25 mei 1938 – 2 augustus 1988)
Cover

 

De Amerikaanse schrijfster Jamaica Kincaid (eig.Elaine Cynthia Potter Richardson) werd geboren in Saint John’s, Antigua en Barbuda, op 25 mei 1949. Zie ook alle tags voor Jamaica Kincaid op dit blog.

Uit: Annie John

„Her father made bricks, and her mother dressed in a way that my father found unbecoming. I heard my mother describe to my father just how Nalda had died: She had a fever, they noticed a change in her breathing, so they called a car and were rushing her off to Dr. Bailey when, just as they were crossing over a bridge, she let out a long sigh and went limp. Dr. Bailey pronounced her dead, and when I heard that I was so glad he wasn’t my doctor. My mother asked my father to make the coffin for Nalda, and he did, carving bunches of tiny flowers on the sides. Nalda’s mother wept so much that my mother had to take care of everything, and since children were never prepared by undertakers, my mother had to prepare the little girl to be buried. I then began to look at my mother’s hands differently. They had stroked the dead girl’s forehead; they had bathed and dressed her and laid her in the coffin my father had made. My mother would come back from the dead girl’s house smelling of bay rum—a scent that for a long time afterward would make me feel ill. For a while, though not for very long, I could not bear to have my mother caress me or touch my food or help me with my bath. I especially couldn’t bear the sight of her hands lying still in her lap.
At school, I told all my friends about this death. I would take them aside individually, so I could repeat the details over and over again. They would listen to me with their mouths open. In turn, they would tell me of someone they had known or heard of who had died. I would listen with my mouth open. One person had known very well a neighbor who had gone swimming after eating a big lunch at a picnic and drowned. Someone had a cousin who in the middle of something one day just fell down dead. Someone knew a boy who had died after eating some poisonous berries. “Fancy that,” we said to each other.
* * *
I loved very much—and so used to torment until she cried—a girl named Sonia. She was smaller than I, even though she was almost two years older, and she was a dunce—the first real dunce I had ever met. She was such a dunce that sometimes she could not remember the spelling of her own name. I would try to get to school early and give her my homework, so that she could copy it, and in class I would pass her the answers to sums.”

 


Jamaica Kincaid (Saint John’s, 25 mei 1949)

 

De Amerikaanse schrijver Robert Ludlum werd geboren in New York op 25 mei 1927. Zie ook alle tags voor Robert Ludlum op dit blog.

Uit: The Road to Gandolfo

“That son of a bitch!” Brigadier General Arnold Symington brought the paperweight down on the thick layer of glass on his Pentagon desk. The glass shattered; fragments shot through the air in all directions. “He couldn’t!”
“He did, sir,” replied the frightened lieutenant, shielding his eyes from the office shrapnel. “The Chinese are very upset. The premier himself dictated the complaint to the diplomatic mission. They’re running editorials in the Red Star and broadcasting them over Radio Peking.”
“How the hell can they?” Symington removed a piece of glass from is little finger. “What the hell are they saying? ‘We interrupt this program to announce that the American military representative, General MacKenzie Hawkins, shot the balls off a ten-foot jade statue in Son Tai Square’?—Bullshit! Peking wouldn’t allow that; it’s too goddamned undignified.”
“They’re phrasing it a bit differently, sir. They say he destroyed an historic monument of precious stone in the Forbidden City. They say it’s as though someone blew up the Lincoln Memorial.”
“It’s a different kind of statue! Lincoln’s got clothes on; his balls don’t show! It’s not the same!”
“Nevertheless, the White House thinks the parallel is justified, sir. The President wants Hawkins removed. More than removed, actually; he wants him cashiered. Court-martial and all. Publicly.”
“Oh, for Christ’s sake, that’s out of the question.” Symington leaned back in his chair and breathed deeply, trying to control himself. He reached out for the report on his desk. “We’ll transfer him. With a reprimand. We’ll send transcripts of the—censure, we’ll call it a censure—to Peking.”
“That’s not strong enough, sir. The State Department made it clear. The President concurs. We have trade agreements pending—”
“For Christ’s sake, Lieutenant!” interrupted the brigadier. “Will someone tell that spinning top in the Oval Office that he can’t have it on all points of the compass! Mac Hawkins was selected. From twenty-seven candidates. I remember exactly what the President said. Exactly. ‘That mother’s perfect!’ That’s what he said.”
“That’s inoperative now, sir. He feels the trade agreements take precedent over prior considerations.” The lieutenant was beginning to perspire.
“You bastards kill me,” said Symington, lowering his voice ominously. “You really frost my apricots. How do you figure to do that? Make it ‘inoperative,’ I mean. Hawkins may be a sharp pain in your diplomatic ass right now, but that doesn’t wash away what was operative. He was a fucking teen-age hero at the Battle of the Bulge and West Point football; and if they gave medals for what he did in Southeast Asia, even Mac Hawkins isn’t strong enough to wear all that hardware! He makes John Wayne look like a pansy! He’s real; that’s why that Oval Yo-yo picked him!”

 

 
Robert Ludlum (25 mei 1927 – 12 maart 2001)
Cover

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

The Visitant

1
A cloud moved close. The bulk of the wind shifted.
A tree swayed over water.
A voice said:
Stay. Stay by the slip-ooze. Stay.

Dearest tree, I said, may I rest here?
A ripple made a soft reply.
I waited, alert as a dog.
The leech clinging to a stone waited;
And the crab, the quiet breather.
2
Slow, slow as a fish she came,
Slow as a fish coming forward,
Swaying in a long wave;
Her skirts not touching a leaf,
Her white arms reaching towards me.

She came without sound,
Without brushing the wet stones,
In the soft dark of early evening,
She came,
The wind in her hair,
The moon beginning.
3
I woke in the first of morning.
Staring at a tree, I felt the pulse of a stone.

Where’s she now, I kept saying.
Where’s she now, the mountain’s downy girl?

But the bright day had no answer.
A wind stirred in a web of appleworms;
The tree, the close willow, swayed.

 

 
Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)
Het huis waar de dichter opgroeide, nu het Theodore Roethke Home Museum

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 25e mei ook mijn blog van 25 mei 2017 en ook mijn blog van 25 mei 2015 deel 2.

Egyd Gstättner, Claire Castillon, Friedrich Dieckmann, Eve Ensler, Raymond Carver, Jamaica Kincaid, Robert Ludlum, Theodore Roethke, W. P. Kinsella

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit:Das Geisterschiff

„Der Bundeskanzler (oder dessen Büro) erklärte, Josef Maria Auchentaller habe als Künstler Generationen von Menschen Freude bereitet, im Inland und auch im Ausland. Er war mit seinem Talent und seiner Vielseitigkeit über alle Grenzen hinweg das Gesicht Österreichs. Viele, viele Leserbriefschreiber meldeten sich, bekundeten ihre Trauer, dankten Auchentaller für sein Leben und Wirken, nannten ihn den Größten seiner Zeit, stellten ihn als Helden und Vorbild dar, nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch, der keine Skandale gebraucht und geliefert und etwa nur eine einzige, ununterbrochene Ehe virtuos und existenziell geführt habe. Emmas Rolle sahen manche Journalisten kritischer. Sie sei nicht nur geliebte Frau, sondern auch gestrenge Managerin gewesen, der er sich in den besten Zeiten bis an die Grenze zur Entmündigung anvertraut habe, sodass sich auch die Journalisten widerwillig ihrem rigiden Diktat unterordnen mussten. Der kommerzielle Erfolg Auchentallers war wohl seiner Emma zu verdanken, die ihn genial vermarktete. Emma schaffte es, Auchentaller durch die auch damals schon turbulenten Fährnisse einer Branche zu geleiten, die schon manche Kollegen Auchentallers das Leben vor dem Tod gekostet hatte.
Eine Zeitung entblödete sich nicht, neben diesem Artikel einen weiteren Artikel zu bringen, in dem sie sich selber auf die Brust trommelte und erklärte, sie sei die schnellste Zeitung gewesen und habe als Allererste die Todesnachricht gebracht – fünf Minuten und dreiundzwanzig Sekunden vor der zweitschnellsten Zeitung! Absolute Todesbestzeit! Sieg! Triumph! Und das, obwohl gerade dieser Tod schwer herauszufinden gewesen war, weil Auchentaller ja nicht gegen einen Baum, einen Bus oder eine Wand gekracht und sich nicht überschlagen und erschlagen hatte, sondern einsam und allein in seinem Bett gestorben war, noch dazu an einem Samstag und Feiertag – redaktionell eigentlich eine tödliche Kombination. Die Zukunft, in der er nicht hätte leben wollen, die brutale, ordinäre, billige Zukunft, hatte begonnen. Nein, sie hatte nicht erst begonnen, sie war schon längst am Werk gewesen, aber er, Auchentaller, hatte sie jetzt endlich verlassen – nach einem seit Jahrzehnten schmerzverzerrten Leben, hartnäckig weggelächelt, weggeschwiegen, weggezwinkert.“

 
Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

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Egyd Gstättner, Claire Castillon, Friedrich Dieckmann, Eve Ensler, Raymond Carver, Jamaica Kincaid, Robert Ludlum

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Uit:Das Geisterschiff

“Ich möchte nicht in der Zukunft leben miissen. Die Zukunft ist brutal, ordinär und billig. Die Zeit, die ich erleben durfte, war eine bessere. Das sollen gemäß der Überlieferung die letzten Worte des Meisters gewesen sein, gesprochen vier Jahre vor seinem Tod.
Als Josef Maria Auchentaller starb, herrschte in den Redaktionen der meisten Zeitungen in kürzester Zeit helle Aufregung. Denn die Sonntagsausgaben waren fast schon in Druck, als das gerade hereingeschneite Gerücht von seinem Tod bestätigt wurde. Eigentlich sollte die am ersten Jänner in Kraft getretene Kraftfahrzeugs-Benutzungsverordnung als Hauptthema herhalten, die der Wirtschaftsrat erlassen hatte, durch die Ausflugs- und Vergnügungsfahrten verboten waren. Nun aber stoppte man die Produktion im letzten Augenblick, warf den öden Wirtschaftsrat mitsamt seiner Kraftfahrzeugs-Benutzungsverordnung sowie die eine oder andere verzichtbare Glosse aus der Nummer und fiigte an deren Stelle in höchster Eile einen notdürftig zusammengeschusterten Artikel ein, in dem Auchentaller »Gigant« oder »Pionier« genannt und mit seinen zwei endgültigen Jahreszahlen versehen wurde.
Ja, ein Gigant war er, auch wenn das zu seinen Lebzeiten, also die letzten vierundachtzig Jahre bis vor einer knappen halben Stunde, kaum jemand so gesagt hatte. Ein Pionier war Auchentaller weniger. Auchentaller hatte – darin waren sich die Zeitungen einig – in den letzten Jahren »total zurückgezogen in seiner Villa Fortino gelebt«, über den Tod seiner Tochter und vor allem über den Tod seiner geliebten Frau Emma sei er nie hinweggekommen. Das Wort Lebensekel« konnte man allerdings nirgendwo lesen, das passte nicht mehr in die Zeit, und es passt wohl auch nicht in Nachrufe. Einer der Leitartikler meinte, Auchentallers Ära habe lange vor seinem Tod geendet, seine Epoche sei schon lange vor ihm gestorben, früher als er selbst es bemerkt haben mochte.“

 
Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

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Egyd Gstättner, Eve Ensler, Friedrich Dieckmann, Claire Castillon, Raymond Carver, Jamaica Kincaid

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Uit: Absturz aus dem Himmel

„Ein einziges Wahllokal habe aber unvorhergesehen noch offen und könne bis auf Weiteres auch nicht geschlossen werden, ein Unikum in der Geschichte der Republik, vielleicht das Ende dieser und der Anfang einer anderen Republik oder überhaupt einer anderen Herrschaftsform. Das waren noch Zeiten, als man Republiken für unvergänglich und Atlanten für mehr oder weniger endgültig hielt. In Wirklichkeit ist mein Mittelschulatlas heute ein Märchenbuch, in Wirklichkeit purzeln Republiken immer über Lächerlichkeiten und werden von winzigen Details zu Fall gebracht.
Ein falsches Händeschütteln, und der Minister stürzt ein, und der einstürzende Minister reißt den Bundeskanzler mit sich, der Bundeskanzler reißt den Bundespräsidenten mit sich, der Bundespräsident reißt die Republik mit sich fort, und schon ist die Welt verändert und der Atlas antiquarisch. Sofort wird eine Konferenzschaltung vom Fernsehzentrum ins Landesstudio und ins Wahllokal gelegt und der unentschlossene Wähler durch die Trennwand hindurch interviewt. Zur Frage des Zeithorizonts wolle und könne er sich noch nicht äußern, sagt er, er sei sich als Einsiebenkommafünfmillionstelsouverän der ihm übertragenen Verantwortung, die vergleichsweise tonnenschwer auf seinen Schultern laste, voll bewusst, sagt er.“

 
Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

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