Dacia Maraini, Humayun Ahmed, William Gibson, Gérald Godin, Karl Jakob Hirsch, Robert Louis Stevenson, Esaias Tegnér

De Italiaanse schrijfster Dacia Maraini werd geboren op 13 november 1936 in Fiesole. Zie ook alle tags voor Dacia Maraini op dit blog en ook mijn blog van 13 november 2009 en ook mijn blog van 13 november 2010.

Uit:Geraubte Liebe (Vertaald door Gudrun Jäger)

“Gianni Lenti, ein junger Arzt, sitzt auf einem Hocker in der Notaufnahme. In der Hand hält er einen Plastikbecher mit Kaffee, in seinen Ohren stecken Kopfhörer, aus denen eine sanfte, exotisch anmutende Musik dringt. Gerade lauscht er einer seiner Lieblingsstellen, sie erinnert ihn an die Bilder von Gauguin, die er vor Kurzem erst in einer Ausstellung gesehen hat. Barfüßige Frauen mit Blumen im Haar, im Hintergrund blaue Pferde, Palmen mit großen wogenden Blättern, die er
sich duftend und weich vorstellt.
Heute ist endlich einmal Zeit zum Durchatmen. Den ganzen Morgen über nur ein Schlaganfall. Zum Glück. Eigentlich könnte ich mir ein Eis holen, denkt er. Genau in dem Moment sieht er, wie sich die Glastür öffnet. Vor ihm steht ein junges Mädchen mit vorstehenden Wangenknochen und langen kas-
tanienbraunen Haaren, das nun schleppend näher tritt, mit einem offenkundig gebrochenen Arm.
»Vorbei mit der Ruhe«, murmelt er und geht ihr entgegen. Was zum Teufel ist denn mit der passiert. Als ob ein Lastwagen sie überfahren hätte. Überall blaue Flecken, und der Arm baumelt ihr einfach so an der Seite.
»Sie behauptet, sie wäre die Treppe runtergefallen«, sagt Ada, die Krankenschwester, gereizt. »Kümmerst du dich um sie?«
»Was denn für eine Treppe?«
»Keine Ahnung. Sie sagt nichts. Außerdem hat niemand so genau nachgefragt, wie der Sturz passiert ist. Eine Unterschrift, der übliche Papierkram, das war’s.«
Doktor Gianni Lenti betrachtet das junge Mädchen aufmerksam. Ihm ist, als hätte er sie schon einmal gesehen.
»Waren Sie nicht schon einmal hier in der Notaufnahme, mit zwei gebrochenen Rippen und Würgemalen am Hals?«
Marina Savina – so der Name, der auf dem Aufnahmeformular steht – schüttelt energisch den Kopf. Aber sie kann dem Blick des Arztes nicht standhalten, er scheint zu sagen: Natürlich bist du das, ich erkenne dich doch wieder.
»Was ist passiert?«, schaut er sie weiter forschend an.
»Ich bin die Treppe hinuntergefallen«, antwortet sie, allerdings kaum hörbar, bockig und mit gesenktem Blick.
»Selbst wenn du aus dem Fenster gesprungen wärst«, beharrt er. »Wer hat dir den Arm gebrochen?«
Keine Antwort.“

 
Dacia Maraini (Fiesole, 13 november 1936)

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