De Duitstalige, Roemeense, schrijver en pastor Eginald Schlattner werd geboren in Arad op 13 september 1933. Zie ook alle tags voor Eginald Schlattner op dit blog en ook mijn blog van 13 september 2010.
Uit: Rote Handschuhe
“Woher wissen Sie das? Sie stehen ja mit dem Rücken zur Tür.”
“Ich hab’s gehört mit meine Ohren. Du aber, was hast ausgefressen?”
“Nichts, gar nichts!”
“Tja”, sagt er, “das glaubt jeder von sich selber, daß er ist unschuldig wie ein Mädchen, bevor sie in den Beichtstuhl kriecht. Auch ein Spion wie ich tut so glauben.”
Spion! Bis zur Stunde ein Fabelwesen in Romanen und Filmen, dem unsereiner nie Gefahr lief, leibhaftig zu begegnen. Nun steht er vor mir, zwar unansehnlich und bar jeder Glorie oder Dämonie, aber wirklich und wahr.
Ich beteuere: “Nichts habe ich mir zuschulden kommen lassen! Rein gar nichts. Wenngleich ich ein Siebenbürger Sachse bin, bin ich doch für den Sozialismus.” Und sage noch vieles, die Worte überschlagen sich, als wollte ich im Nu Realitäten schaffen.
“So ist es, bei der Securitate sein’s alle kommunistischer als der Papst. Hier wirft jeder seine Vergangenheit ab wie die Eidechs ihren Schwanz, wenn man drauf tut treten.”
Außerdem sei ich krank, leide an einer Art Entzündung der Seele. Zwangsideen überfielen mich wie Fieberschübe. “Dies hier ist pures Gift für mich, nicht zum Aushalten! Enge und düstere Räume haben die Ärzte ausdrücklich verboten…”
“Keiner tut es hier aushalten”, sagt Rosmarin, “es ist Gift für jeden. Auch mir haben die Ärzte verboten, eingesperrt zu gehn. Und seit damals tut meine Seele verbrennen im Feuer.”
“Viel Bewegung auf weiten Wiesen”, ich starre auf die weiße Wand, “das hat man mir empfohlen. Wiesen mit Gänseblümchen und Himmelschlüssel, mit Tannenwäldern, Höhenrauschen. Ja keine Konfliktsituationen. Und überhaupt, im Grunde genommen hab ich das Leben satt.”
“Dann bist hier gerade richtig.”
Er fragt, wie es mir beim Verhör ergangen sei. “Was wollten’s wissen?”
“Nichts. Nichts Besonderes. Herumgeredet haben sie. Das heißt nur zwei von ihnen, die anderen sind dagehockt wie Ölgötzen. Zuletzt haben sie mich nach einem gefragt, mit dem ich nie was zu tun gehabt habe.”
Eginald Schlattner (Arad, 13 september 1933)