De Oostenrijkse dichter en schrijver Constantin Göttfert werd op 19 mei 1979 in Wenen geboren. Zie ook alle tags voor Constantin Göttfert op dit blog.
Uit: Steiners Geschichte
„Die Gletscherwasser aus dem tschechischen Riesengebirge hatten den aufgeschütteten Kies überschwemmt, sie schaukelten die vertäute Fähre. Hochwasser, kein Betrieb stand dort, Povodefi, z”iadnci prevädzka. Ich erreichte Ina, fasste nach ihrer Hand, um ihr über die Absperrung zu helfen. «Pass auf», sagte ich. Sie setzte den zweiten Fuß über die Kette, schlug sich den Schnee vom Mantelsaum, und noch halb in dieser Bewegung beugte sie sich zu mir und küsste mich auf die Wange.
Die Tür war nur mit einem Riegel gesichert. Ina löste den Mechanismus. Sie bückte sich vor mir in die Kajüte, fasste nach meiner Hand. Ich missverstand sie. «Die Streichhölzer», sagte sie, «gib mir die Streichhölzer.»
Aus einer rußigen Laterne fiel Licht in einen Raum von sieben oder acht Quadratmetern: ein Tisch, ein Stuhl, eine abgelegte Lesebrille, drei Fotos, ein Stapel leerer CD-Hüllen, eine halb ausgetrunkene und eingedrückte Flasche Mineralwasser.
Ich rückte die Lampe in die Mitte des Tisches. Dabei schwappte etwas Petroleum über meine Fingerspitzen. Der Verschluss fehlte. Es war warm und klebrig. Ich wischte es ab.
Ina griff nach einer Blechkanne, in der noch Reste von Kaffee schwammen, sie füllte zwei Tassen, klopfte Trockenmilchpulver aus einer Dose, als wäre sie hier zuhause. Sie trank nur einen einzigen Schluck, bevor sie sich erschöpft in den Stuhl fallen ließ.
«Und jetzt?», fragte ich.
Sie sagte: «Ich weiß es nicht.»
In einem aufgeschlagenen Buch hatte der Fährmann die Anzahl der Fahrgäste aufgelistet, in Spalten getrennt zwischen Autci, Motocykle und Bicykle, alles in Kurrentschrift, die zu lesen mir Mühe machte. An manchen Wintertagen setzten nur vier oder fünf Personen über die March, aber wegen des Hochwassers war er jetzt schon seit fünf Tagen ohne Fuhre gewesen.“
Constantin Göttfert (Wenen, 19 mei 1979)