Am fünfundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten (Annette von Droste-Hülshoff)

 


De opwekking van de dochter van Jaïrus door Ilja Repin, 1871

 

Am fünfundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten
Evang.: Von des Obristen Töchterlein

Weck’ auf, was schläft; streck’ aus die Hand,
Du Retter Gott! Betäubung liegt
Auf meinem Geist, ein bleiern Band.
Er ist nicht tot, nur schlafbesiegt,
Nur taumelnd trunken, ein Helot,
Der knirschend schlang in Sklavennot
Den Wein, so der Tyrann ihm bot:
So nieder liegt in mir, was da vom Rechten.

Ja, in den schwersten Stunden doch
Blieb ein Bewußtsein mir, daß tief
Wie in des Herzens Keller noch
Verborgen mir, ein Erbteil, schlief,
Gleich warmer Quelle, die hinab
Versickert in der Höhle Grab
Und droben läßt den Herrscherstab,
Frost, Sturm und Schnee, um ihr Besitztum fechten.

Und der Tyrann, so niederhält
Mein bestes und mein einz’ges Gut,
Nicht Trägheit ist’s noch Lust der Welt;
Es ist der kalt gebrochne Mut,
O, wie ich tausendmal gesagt,
Verstandes Fluch, der trotzig ragt
Und scharf an meinem Glauben nagt:
Weh’, ein Geschenk, verfallen bösen Mächten!

Zu einer Zeit, schwarz wie die Nacht,
Zu einer Zeit, die ich erlebt,
Da war ich um mein Heil gebracht,
Wie dürres Blatt am Zweige bebt.
Trostlos und ohne Hoffnung war
Unglaube wie die Sonne klar;
Mein Leben hing an einem Haar:
O, solche Stunde gönn’ ich nicht den Schlechten!

Soll ich es sagen, daß die Not
Gesteigert ward durch Menschenmüh?
Nicht weiß ich, was dem Staub gebot;
Doch unglückselig sah ich sie,
Auflachend nur in Krampfes Spott,
Frech, doch vernichtet, ohne Gott,
Unsel’ge, aber arme Rott’,
Um das verzweifelnd, was sie möchten ächten.

Schwach hieß, wer ohne Zucken nicht
Ins Auge der Vernichtung sah;
Doch in dem Blicke lag Gericht,
Dem Lächeln Todesschauer nah.
Warum man nicht in Ruh mich ließ,
Im Freundschaftsmantel überdies,
Als ob der Arzt das Messer stieß?
Ich weiß es nicht, doch will ich drum nicht rechten.

So höret denn, was mich geschützt
Vor gänzlichem Verlorengehn:
Daß ich Unglauben nicht benützt,
Des Frevels Banner zu erhöhn;
Und der Entschluß gewann den Raum,
Ob mir gefällt des Lebens Baum,
Zu lieben meines Gottes Traum
Und auch dem Toten Kränze noch zu flechten.

Unglaub’ ist Sünde; aber mehr:
Sünd’ ist Unglaube; sie allein
Mag aller Zweifel frost’gem Heer
Der stärkste Bundesgenosse sein.
O, wär’ ich tugendhaft, dann ließ
Nicht einsam mich die Finsternis;
Fällt doch ein Strahl in mein Verlies
Weil ich nicht gänzlich zugesellt den Schlechten!

Ein Kleinod hab’ ich mir gehegt,
Da mein Bewußtsein, ob befleckt,
Doch nicht in Schnee und Eis gelegt
Und nicht in Lava sich gestreckt.
Ach, Odem noch die Liebe hat,
Die Hoffnung treibt ein grünes Blatt,
Und auch der Glaube todesmatt
Faltet die Hände, ob sie Segen brächten.

O reiche, Gnäd’ger, deine Hand,
Wie du dem Mägdlein sie gereicht!
Zerreiß der dumpfen Träume Band,
So mächtig mir und dir so leicht!
Ja, mag dein Odem drüber wehn,
Ein Strahl aus deinem Auge gehn:
Dann ist wohl da, was auferstehn
Und was fortan in deiner Schar mag fechten.

 

 
Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)
Burg Hüllshoff, het geboortehuis van de dichteres tijdens het jaarlijkse Winterträume-festival

 

Zie voor de schrijvers van de 19e november ook mijn twee vorige blogs van vandaag.

Scott Cairns, Sharon Olds, Mark Harris, Karel van den Oever, Christoph Wilhelm Aigner

De Amerikaanse dichter, librettist en essayist Scott Cairns werd geboren op 19 november 1954 in Tacoma, Washington. Zie ook alle tags voor Scott Cairns op dit blog.

 

Adventures in New Testament Greek: Nous

You could almost think the word synonymous
with mind, given our so far narrow
history, and the excessive esteem

in which we have been led to hold what is,
in this case, our rightly designated
nervous systems. Little wonder then

that some presume the mind itself both part
and parcel of the person, the very seat
of soul and, lately, crucible for a host

of chemical incentives—combinations
of which can pretty much answer for most
of our habits and for our affections.

When even the handy lexicon cannot
quite place the nous as anything beyond
one rustic ancestor of reason, you might

be satisfied to trouble the odd term
no further—and so would fail to find
your way to it, most fruitful faculty

untried. Dormant in its roaring cave,
the heart’s intellective aptitude grows dim,
unless you find a way to wake it. So,

let’s try something, even now. Even as
you tend these lines, attend for a moment
to your breath as you draw it in: regard

the breath’s cool descent, a stream from mouth
to throat to the furnace of the heart.
Observe that queer, cool confluence of breath

and blood, and do your thinking there.

 

Draw Near

προσέλθετε

For near is where you’ll meet what you have wandered
far to find. And near is where you’ll very likely see
how far the near obtains. In the dark katholikon
the lighted candles lent their gold to give the eye
a more than common sense of what lay flickering
just beyond the ken, and lent the mind a likely
swoon just shy of apprehension. It was then
that time’s neat artifice fell in and made for us
a figure for when time would slip free altogether.
I have no sense of what this means to you, so little
sense of what to make of it myself, save one lit glimpse
of how we live and move, a more expansive sense in Whom.

 

 
Scott Cairns (Tacoma, 19 november 1954)

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Alan Tate, Anna Seghers, Elise Bürger, Girolamo de Rada, Veronika Aydin

De Amerikaanse dichter Alan Tate werd geboren op 19 november 1899 in de buurt van Winchester, Kentucky. Zie ook alle tags voor Alan Tate op dit blog.

 

Winter Mask
To the memory of W. B. Yeats

IV
I supposed two scenes of hell,
Two human bestiaries,
Might uncommonly well
Convey the doom I thought;
But lest the horror freeze
The gentler estimation
I go to the sylvan door
Where nature has been bought
In rational proration
As a thing worth living for.

V
Should the buyer have been beware?
It is an uneven trade
For man has wet his hair
Under the winter weather
With only fog for shade:
His mouth a bracketed hole
Picked by the crows that bore
Nature to their hanged brother,
Who rattles against the bole
The thing that he lived for.

VI
I asked the master Yeats
Whose great style could not tell
Why it is man hates
His own salvati6n,
Prefers the way to hell,
And finds his last safety
In the self-made curse that bore
Him towards damnation:
The drowned undrowned by the se
The sea worth living for.

 

 
Allen Tate (19 november 1899 – 9 februari 1979)
Cover

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