De Zwitserse schrijver Peter Bichsel werd geboren op 24 maart 1935 in Luzern. Zie ook alle tags voor Peter Bichsel op dit blog.
Uit: Auch der Esel hat eine Seele
“Einer war in der Stadt, und es liegt mir fern, ihn hier ausführlich zu beschreiben, der kannte die Geburtsdaten der Leute. Er hatte ein riesengroßes Gedächtnis, in ihm stapelte er Geburtsdaten auf. Er fragte die Leute nicht nach ihrem Namen, er fragte sie nach dem Geburtsdatum. Er rempelte sie später, vielleicht Jahre später auf der Straße an und preßte mit seiner schweren Zunge hervor: »Du hast gestern Geburtstag gehabt« oder er sah jemanden in der Wirtschaft und sagte: »12. April.« Er täuschte sich nie. Er konnte Zwillinge auseinanderhalten, wußte, welcher der Erstgeborene war und verstand die kompliziertesten Familienverhältnisse in seinem Kopfe zu ordnen. Dabei, das muß hier gesagt sein, gab er sich nicht mit Astrologie ab, nur mit Geburtsdaten und er suchte nichts in ihren Zufälligkeiten und Unzufälligkeiten.
Es hat einen Grund, daß ich das aufschreibe.
Er war ein Trottel. Man weiß, daß Idioten oft ein überraschendes Gedächtnis haben. Ich kannte einen anderen und verehrte ihn damals, der lernte den Fahrplan und zwar den großen, internationalen – auswendig.
Dieser nun also merkte sich Geburtsdaten, doch er gratulierte niemandem zum Geburtstag. Seine Fähigkeit machte ihm Freude. Seine Fähigkeit ließ sich auch kontrollieren und die Leute sagten etwa ›großartig‹, wenn seine Behauptung zutraf und das tat sie immer. Er wußte auch auf den Tag genau, wie das Wetter in den vergangenen Jahren war, das konnte man nicht kontrollieren und man glaubte es auch nicht, trotzdem es einen gefreut hätte, wenn es zugetroffen hätte. Er war ein glücklicher Mensch, ich hörte oft sagen: »Er ist doch ein glücklicher Mensch.« Er war weder böse noch gefährlich, alle mochten ihn gut. Wenige kannten seinen Namen und vielleicht niemand sein Geburtsdatum. Vielleicht hatte er selbst keines. Ja, bestimmt, hatte er keines. Ich glaube, er hatte keinen Spitznamen, jetzt fällt mir das plötzlich auf. Es gab bestimmt Leute, die ihm hie und da etwas schenkten. Er
verrichtete auch kleine Arbeiten und war zuverlässig. Er sah immer gleich alt aus.
Es hat einen Grund, daß ich das aufschreibe.
Sicher hatte er Gewohnheiten und er fürchtete sich nicht vor ihnen und er hatte einen Sprachfehler und er hatte einen Tick. Er hatte tiefe braune Augen, die direkt ins Gedächtnis führten. In sein großes Gedächtnis, in dem die Leute in 365, oder sogar in 366 Gruppen geordnet waren. Soviel ich weiß, kannte er die Jahrgänge der Leute nicht, um eine Ordnung aufzustellen genügt das Geburtsdatum. Mehr wußte er nicht, mehr sagte er selten, mehr schien ihm nicht Freude zu machen.
Ihm war eine Ordnung gelungen und niemand hatte etwas dagegen.
Ich versuchte oft, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Mein
Geburtsdatum kannte er nicht. Er fragte mich nie danach und ich hätte nicht gewagt, es ihm aufzudrängen.
Mein Geburtsdatum ist verzeichnet in den Kartotheken des Staates, in Verzeichnissen von Vereinen, in den Bestandeslisten der Armee und wohl noch vielerorts. Oft bedrückt mich das. Aber in seinem Gedächtnis wäre ich gern gewesen.
Ich wäre gern in seinem Gedächtnis gewesen.”
De Amerikaanse dichteres, schrijfster en hoogleraar transgender-wetenschappen Joy Ladin werd geboren in Rochester, New York, op 24 maart 1961. Zie ook alle tags voor Joy Ladin op dit blog.
Tijd verstrijkt
Ook de tijd is bang om te verstrijken, is doorzeefd met gaten
waardoor de tijd zichzelf voelt lekken.
De tijd zweet midden in de nacht
als alle andere dimensies slapen.
De tijd heeft elk beeld van zichzelf als kind verloren.
Nu is de tijd oud, leerachtig en traag.
Kan niemand meer besluipen,
Kan zich niet in het gras verstoppen, kan niet rennen, kan niet vangen.
Komt er niet achter hoe hij niet moet vertrappen
wat hij wil zegenen.
Vertaald door Frans Roumen
Zie voor nog meer schrijvers van de 24e maart ook mijn blog van 24 maart 2020 en eveneens mijn blog van 24 maart 2019 en ook mijn blog van 24 maart 2018 deel 1 en eveneens deel 2.