Christine Busta, Adelheid Duvanel, Marion Titze, Halldór Laxness, Egon Hostovský

De Oostenrijkse dichteres Christine Busta werd geboren op 23 april 1915 in Wenen. Zie ook mijn blog van 23 april 2009 en en ook mijn blog van 23 april 2010.

 

Die Frühlingssonne

 

Unhörbar wie eine Katze

kommt sie über die Dächer,

springt in die Gassen hinunter,

läuft durch Wiesen und Wald.

 

Oh, sie ist hungrig! Aus jedem

verborgenen Winkel schleckt sie

mit ihrer goldenen Zunge den Schnee.

 

Er schwindet dahin wie Milch

in einer Katzenschüssel.

Bald ist die Erde wieder blank.

 

Die Zwiebelchen unter dem Gras

spüren die Wärme ihrer Pfoten

und beginnen neugierig zu sprießen.

 

Eins nach dem andern blüht auf:

Schneeglöckchen, Krokus und Tulpe,

weiß, gelb, lila und rot.

Die zufriedene Katze strahlt.

 

 

April

 

Tage wie Vögel und locker wie junges Haar.
Auf den Stufen hüpft Regen und malt seine flüchtigen Zeichen.
Er spielt mit der Sonne. Bald wird er dein Fenster erreichen
Und steigt dir ins Zimmer, das lange voll Schatten war.

 

 

Christine Busta (23 april 1915 – 3 december 1987)

 

De Zwitserse schrijfster Adelheid Duvanel werd geboren op 23 april 1936 in Basel. Zie ook mijn blog van 23 april 2008 en ook mijn blog van 23 april 2009 en ook mijn blog van 23 april 2010.

 

Der Nachmittag

 

Zwei Zeitungen fliegen wie abgerissene Flugel uber die Strase,

dann wirft der Wind einen Spiegel um, der vor einem Mobelgeschaft

gegen die Hauswand gelehnt steht; der Lehrling wischt

die Scherben zusammen. Der Nachmittag ist in diesem Cafe

und in der Strase und daheim in der Wohnung gefangen; uberall

halt man ihn fest und versucht, in ihm zu lesen wie in einem

Buch, doch sobald er kann, entgleitet er.

 

 

Adelheid Duvanel (23 april 1936 – 8 juli 1996)

 

 

 

De Duitse schrijfster Marion Titze werd geboren op 23 april 1953 in Lichtenwalde/Chemnitz. Zie ookmijn blog van 23 april 2008 en ook mijn blog van 23 april 2009 en ook mijn blog van 23 april 2010.

 

Uit: Niemandskind

 

„Spätestens jetzt hätte ich ihm das Du anbieten müssen, aber ich verpaßte den Moment.
»Neunundzwanzig und zweiundzwanzig«, sagte ich, ohne selbst darüber zu staunen, wie ich es vor Jahren noch getan hatte. Auch die anderen staunten nicht mehr, man hielt es jetzt für möglich, daß ich so große Kinder hatte. Der Kummer hatte mich reif gemacht für mein richtiges Alter.
»Mädchen oder Jungs?« fragte Martin.
»Beides Jungs«, sagte ich.
»Ich habe auch einen Bruder«, sagte er. »Er ist zwanzig.«
»Und wie alt bist du?«
Er war erleichtert, daß ich ihn endlich duzte. Und ich war es auch, obwohl nun alles zu schnell ging. Mein Gefühl übersprang gleich die entfernte Verwandtschaft. Er wirkte jetzt wie ein Kind, das womöglich meins war, das man nur vergessen hatte, mir mitzugeben.
»Zweiundzwanzig«, sagte er. Daß er gerade zweiundzwanzig geworden sei.
»Wann gerade?« fragte ich.
»Gestern.«
»Darauf müssen wir doch anstoßen.« Ich ging in die Küche, um etwas zum Trinken zu holen.
Es war drückend heiß, Alkohol war jetzt wirklich nicht angebracht. Aber ich vergaß es, wie ich schon vergessen hatte, daß das nur ein Verwandter war, ein ganz entfernter, auf der Durchreise. Zwischenstopp in Berlin, den er nicht mal geplant hatte, wie er sagte. Ganz spontan war er aus dem Zug gestiegen. Er sei sowieso ganz spontan.“

 


Marion Titze
(Lichtenwalde, 23 april 1953)

Cover

 

 

De IJslandse schrijver Halldór Laxness (eig. Halldór Guðjónsson) werd geboren in Reykjavik op 23 april 1902. Zie ook mijn blog van 23 april 2009 en ook mijn blog van 23 april 2010.

Uit: Iceland’s Bell(Vertaald door Philipp Roughton)

„There was a time, it says in books, that the Icelandic people had only one national treasure: a bell. The bell hung fastened to the ridgepole at the gable end of the courthouse at Pingvellir by Öxará. It was rung for court hearings and before executions, and was so ancient that no one knew its true age any longer. The bell had been cracked for many years before this story begins, and the oldest folk thought they could remember it as having a clearer chime. All the same, the old folk still cherished it. On calm midsummer days at iingvellir, when the fragrance of Bláskógar wafts in on gentle breezes from Súlur, the regent, the magistrate, and the executioner, the man to be hanged and the woman to be drowned assembled at the courthouse, and the chime of the bell could often be heard mingled with the murmur of Öxará.*
One year when the king decreed that the people of Iceland were to relinquish all of their brass and copper so that Copenhagen could be rebuilt following the war, men were sent to fetch the ancient bell at iingvellir by Öxará.
A few days after the dissolution of the Aljingi, two men with several packhorses approach from the western side of the lake. They ride down the ravine opposite the estuary, cross over the ford, and dismount at the edge of the lava field near the courthouse. One of the men is pale, with full cheeks and small eyes, wearing a tattered aristocrat’s jacket much too small for his frame and walking with his elbows extended like a child pretending to be a nobleman. The other is dark, ragged, and ugly.
An old man with a dog walks over through the lava rocks and steps out onto the path before the travelers.
“And who might you men be?”
The fat one answers: “I am His Majesty’s emissary and hangman.”

 

Halldór Laxness (23 april 1902 – 8 februari 1998) 

 

 

 

De Tsjechische schrijver Egon Hostovský werd geboren op 23 april 1908 in Hronov.Zie ook mijn blog van 23 april 2009 en ook mijn blog van 23 april 2010.

 

Siebenmal in der Hauptrolle (Vertaald door Markus Sedlaczek)

 

„Auf einem Fetzen linierten, aus einem billigen Notizbuch herausgerissenen Papiers steht, mit Bleistift geschrieben, der letzte Wunsch Josef Kavalskýs. Auf den grauen Umschlag hatte dieselbe zittrige Hand in drei auseinanderstrebenden Zeilen meinen Namen und meine letzte Adresse gekritzelt. Das ist alles, was vom nicht restlos gelüfteten Geheimnis, den verborgenen Geschichten, den langen Irrwegen und wahnhaften Abenteuern eines Menschen blieb, der im Reich der Lebenden wie im Reich ihrer erträumten Schatten Dutzende halsbrecherischer Schicksale geschaffen hatte, denen er folgte und die er doch nicht einholte.

Immer wieder, nun schon zehn Tage und Nächte lang, lese ich die letzte Botschaft dessen, der mich

durch die Glut phosphoreszierender Dunkelheiten in den Bann schlug und mit der Krankheit der toll

gewordenen Welt ansteckte, die gerade in Flammen aufgeht. Das große Schweigen haucht mich an, wann immer ich mir die Botschaft, die mein seltsamer Freund und Doppelgänger kurz vor seinem Tod verfaßte, noch einmal vergegenwärtige: Sowie es Dir möglich ist, teile meinen Tod bitte meiner Frau,

meiner Schwester Růžena, Doktor Kalina, Professor Marcel, dem Schauspieler Hrubín und Frau Irena mit.

Er starb in einem Armenkrankenhaus in der New Yorker Vorstadt, kurz bevor ich ihm an Amerikas

Küste nachreisen konnte. Sein Umschlag wurde mir noch auf dem Schiff vom Konsul übergeben.“

 

 

Egon Hostovský (23 april 1908 – 7 mei 1973)