Edward Albee, Kathrin Schmidt, Henrike Heiland, M. A. Numminen

De Amerikaanse schrijver Edward Albee werd geboren op 12 maart 1928 in Washington DC. Zie ook alle tags voor Edward Albee op dit blog.

 

Uit: Wer hat Angst vor Virginia Woolf (Vertaald door Alissa en Martin Walser)

“GEORGE: …Oder wem

MARTHA: …Oder wem…und sie will dauernd nach Chicago, weil sie in

diesen Schauspieler mit der Narbe verliebt ist…Aber dann

wird sie krank und setzt sich an ihren Schminktisch…

GEORGE: Was für ein Schauspieler? Mit einer Narbe?

MARTHA: Mein Gott, ich hab seinen Namen vergessen. Wie heißt der

Film? Ich möchte wissen, wie der Film heißt. Sie setzt sich

an den Schminktisch…und hat diese

Bauchfellentzündung…und sie versucht, sich ihre Lippen

anzumalen, aber sie schafft es nicht…und verschmiert ihr

ganzes Gesicht…aber sie will trotzdem nach Chicago und…

GEORGE: Chicago! Chicago heißt er.

MARTHA: Hm? Was…wer heißt?

GEORGE: Der Film…er heißt Chicago…

MARTHA: Mein Gott! Was weißt du eigentlich? Chicago war ein Musical

in den Dreißigern, mit der kleinen Alice Faye. Was weißt du

eigentlich?

GEORGE: Das war wahrscheinlich vor meiner Zeit, aber…

MARTHA: Halt’s Maul! Hör bloß auf damit! Dieser Film…Bette Davis

kommt nach einem harten Tag im Lebensmittelladen heim…

GEORGE: Sie arbeitet in einem Lebensmittelladen?

MARTHA: Sie ist Hausfrau; sie kauft ein…und kommt mit den

Lebensmitteln nach Hause, und sie tritt in das bescheidene

Wohnzimmer in einem bescheidenen Häuschen, das sie

einem bescheidenen Joseph Cotten verdankt…

GEORGE: Sind sie verheiratet?

MARTHA: (ungeduldig) Ja. Sie sind verheiratet. Miteinander. Flasche!

Und sie kommt rein, sieht sich um und sie stellt die

Lebensmittel ab und sagt „Was für ein tristes Loch!“

GEORGE: (Pause) Ach.

MARTHA: (Pause) Sie ist unzufrieden.

GEORGE: (Pause) Ach.”

 

Edward Albee (Washington DC, 12 maart 1928)

Scene uit de film van Mike Nichols met Richard Burton en Elizabeth Taylor (1966)

 

De Duitse dichteres en schrijfster Kathrin Schmidt werd geboren op 12 maart 1958 in Gotha. Zie ook alle tags voor Kathrin Schmidt op dit blog.

 

idiom, das meinen mund schaukelt

über der atemschwelle, im schwesternkuß: klarnamen,

an die tür gehängt und vergessen, im stoffturnbeutel,

zwischen körperkultur und brotdose. jemand schweißte es

so zusammen – ledernacken und tochternatur -,

daß der hilfscode versagte, das rechte paßwort

sich im geheimen verlor. mundartmündel

mit kurzem insektenatem, waren wir zart gedacht

in unseren flappenden höschen, beim turnen nach noten

oder beim staffellauf. regelhafte beschwerden hielten wir

interniert, unter der leibdecke, im sonnengeflecht.

so konnte es bleiben, bis zwischen den mädchenlippen

pflanzen sich zeigten, schallmauerblumen. die wächsernen

stengel filterten wort um wort, das idiom war ein kunstgriff

geworden.

 

militärmuseum

neben dem haupteingang lagerten schweigend die postentiere,

der lüfter schnetzelte rangabzeichen,verstummte.

schmelzendes trachtengrün, wie es aus den vitrinen hinabging

aufs freigelände, immer der melde nach, den nervösen

brennesselschwärmen!

ich trug deine dienstzeit am körper, schickte die juckenden

stellen ins blut, bis das kleid verschorfte. in meiner tasche die

kindersoldaten fiepten und fiepten, daß die staubkruste sacht

von der eskaladierwand platzte. es fehlten flexibel bespannte

strukturen und zielscheibenwischer.

ich hatte nur diese kleinen kindersoldaten dabei, deren münder

nicht einen moment lang zögerten, mich beim namen zu rufen.

 

Kathrin Schmidt (Gotha, 12 maart 1958)

 

De Duitse schrijfster Henrike Heiland werd geboren op 12 maart 1975 in Solms. Zie ook alle tags voor Henrike Heiland op dit blog.

Uit: Lasst uns roh und garstig sein

“Zu meiner Verteidigung könnte man anführen: Ich war jung. Und mit einem Mädchen hatte es seit Längerem nicht mehr geklappt. Genau genommen seit meiner ersten großen Liebe nicht mehr.
Diese kaltherzige Schlampe, die mich – mich! – fünf Tage vor unserer großen Südamerikareise für einen Älteren, Kräftigeren, Behaarteren stehen ließ. Ich hatte mich damit abgefunden, dass mein Liebesleben im Alter von nur 22 Jahren zu Ende war und ich als keuschestes Wesen seit der Jungfrau von Orléans in die Geschichte eingehen würde.
Dann lernte ich Sophie kennen.
Wir studierten am selben College in London, sie englische Literatur, ich Geschichte. «Ich hoffe, der Rosenkohl auf deinem Teller schmeckt nicht so eklig, wie er aussieht», hatte sie beim Anstehen in der Kantine gesagt und gelächelt. Ich war elektrisiert. Ich war von einer Frau angesprochen worden. Einfach so. Es stellte sich heraus, dass Sophie ebenfalls neu in der Stadt war (sie stammte aus Manchester, ich aus Zürich). Irgendwie schaffte ich es, mich für den nächsten Abend mit ihr zu verabreden. Wie in den achtziger Jahren üblich, drehte sich unser Gespräch in der verrauchten Studentenbar vorwiegend um den katastrophalen Zustand des Planeten: Apartheid, Pinochet, Thatcher, Abholzung des Regenwaldes. Irgendwann erblickte ich auf ihrem gehäkelten Stofftäschchen eine dunkelblaue Plakette: Stoppt den Walfang. Greenpeace.”

Henrike Heiland (Solms, 12 maart 1975)

 

De Finse schrijver, dichter, zanger, componist, entertainer en filmmaker Mauri Antero Numminen werd geboren op 12 maart 1940 in Somero. Zie ook alle tags voor M. A. Numminen op dit blog.

 

Uit: Tango ist meine Leidenschaft (Vertaald door Eike Fuhrmann)

„Die ersten Tangotakte meines Lebens. La Cumparsita von Matos Rodrigues grub sich in mein Bewußtsein ein, bevor ich noch sprechen gelernt hatte. Stillte die Mutter mich vor dem Radio, um >Ihre Lieblingsplatten am Samstag< zu hören, nuckelte ich an ihrer Brust zum gleichen Rhythmus: RAN-TÁN-TAN-TAN. Für mich wars eine finnische Melodie. Möglich, daß schon der Großvater in den zwanziger Jahren Tango getanzt hatte. Für den Großvater gabs keine Fremdkultur.

Auf die vielgestellte Frage nach dem Sinn des Lebens ist meine Antwort: Tango.

Tango lernte ich als Dreizehnjähriger. Damals passierte einiges in meinem Leben. Ich lernte Lipeäkala, getrockneten und in Lauge eingelegten Dorsch, essen. Und mochte ihn. Meine Altersgenossen mochten ihn nicht. Ich hatte begriffen, daß man sich von Frauen fernhalten muß, und bastelte mir eine eigene Partnerin. Ich faßte einen Besen am Schaft und hob ihn mit dem Quast in Hüfthöhe. Einen zweiten abgebrochenen Schaft steckte ich durch den Quast des ersten Besens:
Fertig war die berockte Partnerin. Am oberen Teil des längeren Schaftes befestigte ich mit einem Stück Schnur einen krummen Wacholderzweig als Kopf.“

 

M. A. Numminen (Somero, 12 maart 1940)