Emily Dickinson, Karl Heinrich Waggerl, Jorge Semprún, Nelly Sachs, Gertrud Kolmar

De Amerikaanse dichteres Emily Dickinson werd geboren op 10 december 1830 in Amherst, Massachusetts. Zie ook alle tags voor Emily Dickinson op dit blog.

The sun kept setting, setting still

The sun kept setting, setting still;
No hue of afternoon
Upon the village I perceived,—
From house to house ’t was noon.

The dusk kept dropping, dropping still;
No dew upon the grass,
But only on my forehead stopped,
And wandered in my face.

My feet kept drowsing, drowsing still,
My fingers were awake;
Yet why so little sound myself
Unto my seeming make?

How well I knew the light before!
I could not see it now.
’T is dying, I am doing; but
I ’m not afraid to know.

 

Sleep is supposed to be

Seep is supposed to be,
By souls of sanity,
The shutting of the eye.

Sleep is the station grand
Down which on either hand
The hosts of witness stand!

Morn is supposed to be,
By people of degree,
The breaking of the day.

Morning has not occurred!
That shall aurora be
East of eternity;

One with the banner gay,
One in the red array,—
That is the break of day.

 

Ik had ernaar verlangd

Ik had ernaar verlangd altijd
En toen het zover was
Had van wat werd tentoongespreid
De wijn wel wat aparts

Op tafels had ik het zien staan
Verlangend en verloren
Daarbinnen waar de weelde was
Die mij niet toebehoorde

In plaats van brood in overvloed
Waar kruim niets weg van heeft
Had de natuur mij steeds gevoed
Met wat er overbleef

Het deed me zeer, die rijkdom daar
Het was me alles vreemd
Een bosbes voelt zich zo op straat
Niet op zijn plaats, ontheemd

En ook bleek het verlangen weg
Verlangen was alleen
Bedoeld voor wie nog buiten was
En binnen dan verdween

 

Vertaald door Ans Bouter

 
Emily Dickinson (10 december 1830 – 15 mei 1886)
Standbeeld in Spartanburg, South Carolina

 

De Oostenrijkse schrijver Karl Heinrich Waggerl werd geboren op 10 december 1897 in Bad Gastein. Zie ook alle tags voor Karl Heinrich Waggerl op dit blog.

Im Advent

 Für mich begann in der Kindheit der Advent damit, daß mich die Mutter eines Morgens weit früher als sonst aus dem Bett holte. Der Mesner läutete immer schon die Viertelglocke, wenn ich endlich halb im Traum zur Kirche stolperte. Nirgends ein Licht in der bitterkalten Finsternis, und oft mußte ich mich mit Händen und Füßen durch den tiefen Schnee wühlen, es war ja noch kein Mensch vor mir unterwegs gewesen.
In der Sakristei kniete der Mesner vor dem Ofen und blies in die Glut, damit wenigstens das Weihwasser im Kessel auftaute. Aber mir blieb ja keine Zeit, die Finger zu wärmen, der Pfarrer wartete schon, daß ich in meine Albe schlöffe und ihm mit der Schelle voranginge.
Bitterkalt war es auch in der Kirche. Die Kerzenflammen am Altar standen reglos wie gefroren, und nur wenn sich die Tür öffnete und Wind und Schnee hereinfuhren, zuckten die Lichter erschreckt zusammen. Die Kirchleute drückten das Tor eilig wieder zu, sie rumpelten schwerfällig in die Bänke, und dann klebten sie ihre Adventskerze vor sich auf das Pult und falteten die Hände um das wärmende Licht. Indessen schleppte ich das Meßbuch hin und her und läutete zur passenden Zeit, und wenn ich einmal länger zu knien hatte, schlief ich wohl wieder ein. Dann räusperte der Pfarrer vernehmlich, um mich aufzuwecken. Ihn allein focht kein Ungemach an. “Rorate coeli”, betete er laut und inbrünstig, “tauet Himmel, den Gerechten”. Und dann war alles wieder herzbewegend schön und feierlich, der dämmrige Glanz im Kirchenschiff, der weiße Atemdampf vor den Mündern der Leute, wenn sie dem Pfarrer antworteten, und er selbst, unbeirrbar in der Würde des guten Hirten.
Nachher standen wir zu dritt hinterm Ofen in der Sakristei. Der Mesner schüttelte die eiserne Pfanne und hob den Deckel ab und speiste uns mit gebratenen Kastanien. Ich hüpfte von einem Fuß auf den andern, und auch der Pfarrer rollte die heißen Kugeln eine Weile im Mund hin und her. Es war vielleicht keine Sünde, wenn ich nebenbei flink vorausrechnete, wie lange es wohl noch dauerte, bis er mir zur Weihnacht meinen Lohn in die Hand drücken würde, einen ganzen Gulden.”

 
Karl Heinrich Waggerl (10 december 1897 – 4 november 1973)

 

De Spaanse schrijver en politicus Jorge Semprún Maura werd geboren in Madrid op 10 december 1923. Zie ook alle tags voor Jorge Semprún op dit blogen ook mijn blog van 10 december 2010.

Uit: Unsre allezu kurzen Sommer (Vertaald door Evan Moldenhauer)

„Ich mochte den Gedanken nicht, in die Rolle des Überlebenden, des glaubwürdigen, achtenswerten und Mitgefühl verdienenden Zeugen verbannt zu sein. Angst packte mich bei dem Gedanken, diese Rolle mit der Würde, der Zurückhaltung und dem tiefen Ernst eines vorzeigbaren – menschlich und politisch korrekten – Davongekommenen spielen zu müssen.
(…)

Es ist schon immer ein historisches Desaster gewesen, das Leben als höchsten Wert anzusehen. Die reale Welt wäre unaufhörlich in die Sklaverei, die gesellschaftliche Entfremdung oder den selbstzufriedenen Konformismus zurückgefallen, wenn die Menschen das Leben stets als höchsten Wert betrachtet hätten. …
Das Leben ist nur in abgeleiteter, stellvertretender Weise heilig: wenn es die Freiheit, die Autonomie, die Würde des Menschen garantiert, Werte, die höher sind als der des nackten Lebens an und für sich. Werte, die es transzendieren.”

 
Jorge Semprún (10 december 1923 – 7 juni 2011)
In 1969

 

De Duitse dichteres en schrijfster Nelly Sachs werd op 10 december 1891 in Berlijn geboren. Zie ook alle tags voor Nelly Sachs op dit blog.

Chor der verlassenen Dinge

Krug im Schutt
War ich der Krug, daraus der Abend floss wie Wein
Und manchmal ein gefangner Mond zum Rosenstock ?
Die Sterbenacht der Greisin fing ich ein
Als schon ihr Atem keuchte wie die Geiß am Pflock.
O Krüge, Krüge ! in ein Abschiedsmaß gezwängt
Ist was wir halten; rinnende Natur.
Wir sind wie Herzen, draus es weiter drängt
Und stille steht wie Zeit in einer Uhr

Ein halbverbranntes Licht
O Schattenspiegel mein ! Ich sah in dir, ich sah –
Die Hand aus Grabesstaub, die sich an einem Stern verging
Die Zeit in ihrer Sterbewiege schrie – ich sah
Israels Mund in Qual, gebogen wie ein Ring.

Ein Schuh
Verlornes Menschenmaß; ich bin die Einsamkeit
Die ihr Geschwister sucht auf dieser Welt –
O Israel, von deiner Füße Leid
Bin ich ein Echo, das zum Himmel gellt.

Chor
Wir aber sind, seitdem wir Erde waren
Getrieben schon von euch durch soviel Tod –
Bist du ein Band, gepflückt von Totenhaaren
Geh ein zum Wunder, werde Brot.
Hier ist ein Buch, darin die Welten kreisen
Und das Geheimnis flüstert hinter einem Spalt –
Wirf es ins Feuer, Licht wird nicht verwaisen
Und Asche schläft sich neu zur Sterngestalt.
Und tragen wir der Menschenhände Siegel
Und ihre Augen-Blicke eingesenkt wie Raub
So lest uns wie verkehrte Schrift im Spiegel
Erst totes Ding und dann den Menschenstaub.

 
Nelly Sachs (10 december 1891 – 12 mei 1970)

 

De Duitse dichteres en schrijfster Gertrud Kolmar (pseudoniem van Gertrud Käthe Chodziesner) werd op 10 december 1894 in Berlijn geboren. Zie ook alle tags voor Gertrud Kolmar op dit blog.

Der Brief

Ein Fetzen Weh, vom Wind daher gefegt,
Das war er nun.
Ich hab ihn still ins heil’ge Buch

gelegt,
Zu ruhn – zu ruhn- – – – – –

Und die vergilbten Blätter schlossen ihn
So linde ein,
Die Totenhülle, weißer denn Jasmin,
Der braune Schrein.

So fern der Unrast, die da draußen tost,
Hat er geruht.
Und war der Klage voll und gab mir Trost –
Er war so gut – – – – –

 

Noch eins

Ich wollte schön sein, wie ein frommer Drang
Nach Schönheit ist, – so ohne Lüge schön.
Ich wollte schön sein, wie der Preisgesang
Der Schönheit ist, – ein sternenhoch Getön!

Ich wollte solcher mächtigen Schönheit Gabe,
Die wie ein Glück vor tausend Sinnen blinkt!
Ich will die kleine Schönheit: die ich habe,
Die eines Herzens Güte ins sich trinkt.

 
Gertrud Kolmar (10 december 1894 – (?) maart 1943)
Berlijn, Nikolaiviertel in de adventstijd

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 10e december ook mijn blog van 10 december 2011 deel 1 en eveneens deel 2 en ook deel 3.