Gerald Jatzek, Friedrich von Matthisson, João Ubaldo Ribeiro, Christina Viragh, Michel Droit

De Oostenrijkse dichter, schrijver en musicus Gerald Jatzek werd geboren op 23 januari 1956 in Wenen. Zie ook alle tags voor Gerald Jatzek op dit blog.

 

Die Zeit

Man kann sie nicht riechen,
man kann sie nicht schmecken,
man kann sie einfach
nirgends entdecken.

Man kann sie vergeuden,
man kann sie vergessen.
Doch was man versäumt hat,
kann man nicht messen.

Man kann sie nicht kaufen,
man kann sie nicht borgen.
Man sucht das Gestern,
schon ist es morgen.

Man kann sie gut nutzen
und jemandem schenken,
und wenn man Zeit hat,
an sie denken.

 

 
Gerald Jatzek (Wenen, 23 januari 1956)

 

De Duitse dichter en schrijver Friedrich von Matthisson werd geboren op 23 januari 1761 in Hohendodeleben bij Magdeburg. Zie ook alle tags voor Friedrich von Matthisson op dit blog.

 

Die Betende

Laura betet! Engelharfen hallen
Tröstung Gottes in ihr krankes Herz,
Und, wie Abels Opferdüfte, wallen
Ihre Seufzer himmelwärts!

Wie sie kniet! in Andacht hingegossen,
Schön wie Raphael die Unschuld malt!
Vom Verklärungsglanze schon umflossen,
Der um Himmelswohner stralt!

O! sie fühlt, im leisen, linden Wehen,
Näher ihres Gottes Gegenwart,
Sieht im Geiste schon die Palmenhöhen,
Wo der Lichtkranz ihrer harrt.

So von Andacht, so von Gottvertrauen
Ihre engelreine Brust geschwellt,
Betend diese Heilige zu schauen,
Ist ein Blik in jene Welt!

 

Wehmut

Sonnenvergoldet flüstert ihr, o Linden!
Von der leiseren Herbstluft sanft umlispelt,
Banges Ahnden nahender Wintertrauer
Mir in die Seele!

Senken nicht diese bunten Rasenblumen,
Einst des buhlenden Sommerwests Gespielen,
Schon dem frühen Tode die Farbenhäupter
Traurend entgegen?

Ach! es wird ihnen, wenn im kalten Grabe,
Unter silbernen Floken, sie nun ruhen,
Bald der allverheerende Nord das grause
Todtenlied heulen!

Traurend durchirr’ ich dann die Eisgefilde,
Schaue weinend die Stäte wo sie prangten:
Denn wie sie verblühten auch meiner Jugend
Flüchtige Freuden!

 

 
Friedrich von Matthisson (23 januari 1761 – 12 maart 1831)
Cover

 

De Braziliaanse schrijver João Ubaldo Osório Pimental Ribeiro werd geboren op 23 januari 1941 in Itaparica, Bahia. Zie ook alle tags voor João Ubaldo Ribeiro op dit blog.

Uit: Brasilien, Brasilien (Vertaald door Curt Meyer-Clason en Jacob Deutsch)

„Niemals indessen wurde die erste lnkarnation des Fähnrichs José Francisco Brandäo Calväo richtig festgestellt, der jetzt in der Brise des Walfischkaps steht, kurz bevor die kleinen Stein- und Eisenkugeln ihn an Brust und Kopf treffen, abgeschossen aus den portugiesischen Arkebusen, die sich in Kürze mit der Flut nähern werden. Er wird in der Blüte seiner Jugend sterben, ohne eine Frau erkannt noch irgend etwas Erinnernswertes geleistet zu haben. Sicherlich ruht seine Vorstellungskraft, während er hier die vor seinem Tod wehende Brise genießt, denn er hat nicht genug gelebt, um davon zehren zu können, wie es dagegen bis heute die Hochbetagten in seiner Heimat tun, alle viel zu alt, um auch nur das Geringste noch selbst erleben zu wollen, und nun kauern sie da und phantasieren mit ihren drei Handbreit langen Pfeifen vor sich hin, umringt von den gebannt lauschenden Jüngeren, und lügen das Blaue vom Himmel herunter. Und vielleicht fehlt nur eine Minute, vielleicht weniger, bis die Portugiesen unter der starken Wintersonne in der Baia de Todos os Santos, der Bucht-aller-Heiligen, erscheinen und jene Eisen- und Steinkügelchen über ihn ausschwärmen lassen, die ihn unter großen Schmerzen töten werden: ihm ein Auge durchbohren, ihm die Schädelknochen zertriimmern und ihn in einer Selbstumarmung nach vorne kippen lassen, ohne daß er an seinen Tod auch nur denken kann. Das Bild »Der Fähnrich Brandäo Galväo predigt den Möwen« zeigt auf einem durch die Luft segelnden Blättchen das Datum no. juni i812«; auf der einen Seite ist es vom Schnabel einer Möwe gehalten, auf der anderen von der Spitze einer mit den Farben und Wappenzeichen der Freiheit geschmückten Lanze. Schon tödlich getroffen, raffte er sich hoch, mit dem einen über den Bart herabtriefenden Auge. und predigte den Möwen, die eben noch umhergeschwärmt waren, jetzt aber über den Briggs und Walfischbooten des portugiesischen Kommandanten Trinta Diabos kreisten. Er richtete nicht einen, sondern viele berühmte Sätze an sie, mit bebender, aber stentorhafter Stimme, die seither immer in Hörsälen und Klassenzimmern nachgeahmt wird oder sonst bei offiziellen Anlässen, wo es Reden anzuhören gilt.“

 

 
João Ubaldo Ribeiro (Itaparica, 23 januari 1941)

 

De Zwitsers-Hongaarse schrijfster en vertaalster Christina Viragh werd geboren op 23 januari 1953 in Boedapest. Zie ook alle tags voor Christina Viragh op dit blog.

Uit: Im April

„Heuer, Sechzigerjahre, haben die Stürme des Vorfrühlings jedenfalls gehalten, was sie versprachen, schon am 4. Juni hat man im See baden können, und jetzt, am 11. Juni, sind es 29 Grad. Jeden Tag kann es soweit sein, denkt der Mann, der im Schlafzimmer angezogen auf dem Bett liegt. Sie räumen aus, es ist schon fast alles ausgeräumt. Seine Tochter Mari, der es verboten ist, hinter das Haus zu gehen, steht hinter dem Haus. Sie ist unsichtbar zwischen Möbeln und Kisten, die aus dem Bauernhaus ausgeräumt worden sind. Es sind auch Tiere zum Vorschein gekommen, aus dem Keller ein Schwein, aus dem Schuppen ein Schrankvoll Kaninchen. Der zum Käfig umfunktionierte Schrank ist ein Empire-Stück. Das Schwein ist mit einem Strick an einem der Birnbäume festgebunden und hat die Augen zu. Mari steht vor einer rotlackierten Kiste und fragt eins der Schacherkinder: Was ist da drin? Geht dich einen Scheißdreck an, sagt der älteste Schacherjunge. Im Neubau wird ein Fenster zugemacht, Mari blickt zum zweiten Stock hinauf, aber hinter den Geranienkisten aus Styropor ist das Schlafzimmerfenster, aus unerklärlichen Gründen die einzige Öffnung des Schlafzimmers zum Balkon, immer noch offen. Mari stellt sich etwas abseits, hinter die im Vorfrühling durch die Stürme gefällte kleine Tanne. Er kann mich nicht sehen, denkt sie, aber sie täuscht sich, vorhin hat er sie gesehen, als er vom Bett aufstand und sich ans Fenster stellte. Es schlägt zwölf, das Mittagsgeläut beginnt, Mari geht vom umgefallenen Baum wieder zur roten Kiste. Bekommst du zu Hause nichts zu fressen?“

 

 
Christina Viragh (Boedapest, 23 januari 1953)
Cover

 

De Franse schrijver en journalist Michel Droit werd geboren op 23 januari 1923 in Vincennes. Zie ook alle tags voor Michel Droit op dit blog.

Uit: Les clartés du jour

„Une question me brûle les lèvres. En entrant ici, je me demandais si j’aurais l’occasion de la poser. Et puis, l’entretien a pris, d’emblée, un tour tellement différent de celui que j’imaginais. Je tente donc ma chance.
– Avez-vous songé, dimanche soir, à ne pas vous présenter au second tour ?
De Gaulle réfléchit un instant. Il sait bien ce qu’il va répondre. Mais il veut le faire de façon à ne laisser flotter aucune équivoque.
– Oui, j’y ai songé. La vague de tristesse dont je vous ai parlé(1)… Mais les choses ne sont pas encore assez consolidées pour que je m’en aille. Ah, si Mitterrand n’était pas ce qu’il est et ne représentait pas ce qu’il représente ! Tenez, je vais vous confier une anecdote sur lui qui situe le personnage. En 1940, il a été fait prisonnier. Il ne fut pas le seul. Puis, il s’est évadé. Tous ne l’ont pas fait. Donc, jusque-là, très bien. Il est alors arrivé à Vichy où il s’est occupé des prisonniers. Normal. Il a même tellement donné satisfaction à ses employeurs qu’on lui a remis la francisque. Et puis, il a fondé, dans la clandestinité – vous voyez ce que j++e veux dire – le Mouvement national des prisonniers de guerre et déportés. De mieux en mieux. Alors, il est arrivé à Alger, en 1943. Je lui ai dit : “Puisque vous connaissez les questions de prisonniers, vous allez travailler avec Frenay”.

 

 
Michel Droit (23 januari 1923 – 22 juni 2000)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 23e januari ook mijn vorige blog van vandaag.