Gottfried Benn, Esther Freud, Novalis, James Holmes, Georges-Arthur Goldschmidt

De Duitse dichter en schrijver Gottfried Benn werd geboren in Mansfeld op 2 mei 1886. Zie ook alle tags voor Gottfried Benn op dit blog.

Gedicht

Und was bedeuten diese Zwänge,
Halb Bild, halb Wort und halb Kalkül,
Was ist in dir, woher die Dränge
Aus stillem trauernden Gefühl?

Es strömt dir aus dem Nichts zusammen,
Aus einzelnem, aus Potpourri,
Dort nimmst Du Asche, dort die Flammen,
Du streust und löschst und hütest sie.

Du weißt, du kannst nicht alles fassen,
Umgrenze es, den grünen Zaun
Um dies und das, du bleibst gelassen,
Doch auch gebannt in Mißvertraun.

So Tag und Nacht bist du am Zuge,
Auch sonntags meißelst du dich ein
Und klopfst das Silber in die Fuge
Dann läßt du es – es ist: das Sein.

 

Auf Deine Lider senk ich Schlummer

Auf deine Lider senk ich Schlummer,
auf deine Lippen send ich Kuß,
indessen ich die Nacht, den Kummer,
den Traum alleine tragen muß.

Um deine Züge leg ich Trauer,
um deine Züge leg ich Lust,
indes die Nacht, die Todesschauer
weben allein durch meine Brust.

Du, die zu schwach, um tief zu geben,
du, die nicht trüge, wie ich bin –
drum muß ich abends mich erheben
und sende Kuß und Schlummer hin.

 

Zwei Träume

Zwei Träume. Der erste fragte,
wie ist nun dein Gesicht:
was deine Lippe sagte
oder das schluchzend Gewagte
bei verdämmerndem Licht?

Der zweite sah dich klarer:
eine Rose oder Klee,
zart, süß – ein wunderbarer
uralter Weltenbewahrer
der Muschelformen der See.

Wird noch ein dritter kommen?
Der wäre von Trauer schwer:
ein Traum der Muschel erglommen,
die Muschel von Fluten genommen
hin in ein anderes Meer.

 

Gottfried Benn (2 mei 1886 – 7 juli 1956)

 

De Engelse schrijfster Esther Freud werd geboren in Londen op 2 mei 1963. Zie ook alle tags voor Esther Freud op dit blog.

 

Uit: Summer at Gaglow

 

Eva sat in a large armchair, looking out through the french windows to where the grass was being clipped and mown, and thought with longing of the moment when Emanuel would come home. She thought how she would climb into his lap and tease him while he read. She would pull at the little hairs that grew singly on his chin and whisper the names of girls Mama had planned for him to marry. Eva shivered as she thought of the people her mother had invited to the party. Smart brash women with loud voices and thick necks. Emanuel would have nothing to do with them, she knew that, and, besides, he had made a promise to her. It was a promise secured on their shared birthday, the year that she’d turned seven, and she’d insisted that he swear to it, pricking his finger with a pin and blotting it against her thumb.

Emanuel’s arrival was overshadowed by the talk of war that came with him from Hamburg. `It’s only rumour,’ he consoled his mother. `The consensus at my university is that there will not be a war,’ and he repeated his theory to various groups of guests clustered around the piano in the drawing room or strolling on the upper lawn.

    Emanuel also arrived with a birthday present for Eva. `Did you think you were forgotten?’ he teased, and she thanked him nonchalantly, gulping back relief. It was an inlaid Turkish box that shone in shades of rose and amber wood. Set in the centre was a pattern of mother-of-pearl uncurling like a flower. `It has a key,’ he told her, and when she twisted it, the box opened to reveal a lining of green felt and her name carved at the back between the hinges.

    Eva had embroidered her brother five white handkerchiefs with his initials and a scattering of pink-eyed flowers in one corner. `He’ll never use them,’ Bina teased, and Martha laughed that he would most likely hide them at the bottom of a drawer. Eva glared in triumph when Emanuel shook one out and tucked it into the top pocket of his waistcoat, the flowers bursting out against the cloth. He kept it there throughout the afternoon, transferring it to his evening suit when, with the guests, he retired to change for supper.”

 

 

Esther Freud (Londen, 2 mei 1963)

 

 

 

De Duitse dichter en schrijver Novalis werd geboren in Oberwiederstedt op 2 mei 1772. Zie ook alle tags voor Novalis op dit blog.

 

Uit: Hymnen an die Nacht

 

1.

Welcher Lebendige, Sinnbegabte, liebt nicht vor allen Wundererscheinungen des verbreiteten Raums um ihn, das allerfreuliche Licht – mit seinen Farben, seinen Stralen und Wogen; seiner milden Allgegenwart, als weckender Tag. Wie des Lebens innerste Seele athmet es der rastlosen Gestirne Riesenwelt, und schwimmt tanzend in seiner blauen Flut – athmet es der funkelnde, ewigruhende Stein, die sinnige, saugende Pflanze, und das wilde, brennende, vielgestaltete Thier – vor allen aber der herrliche Fremdling mit den sinnvollen Augen, dem schwebenden Gange, und den zartgeschlossenen, tonreichen Lippen. Wie ein König der irdischen Natur ruft es jede Kraft zu zahllosen Verwandlungen, knüpft und löst unendliche Bündnisse, hängt sein himmlisches Bild jedem irdischen Wesen um. – Seine Gegenwart allein offenbart die Wunderherrlichkeit der Reiche der Welt.

 

Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnißvollen Nacht. Fernab liegt die Welt – in eine tiefe Gruft versenkt – wüst und einsam ist ihre Stelle. In den Sayten der Brust weht tiefe Wehmuth. In Thautropfen will ich hinuntersinken und mit der Asche mich vermischen. – Fernen der Erinnerung, Wünsche der Jugend, der Kindheit Träume, des ganzen langen Lebens kurze Freuden und vergebliche Hoffnungen kommen in grauen Kleidern, wie Abendnebel nach der Sonne Untergang. In andern Räumen schlug die lustigen Gezelte das Licht auf. Sollte es nie zu seinen Kindern wiederkommen, die mit der Unschuld Glauben seiner harren?

 

Was quillt auf einmal so ahndungsvoll unterm Herzen, und verschluckt der Wehmuth weiche Luft? Hast auch du ein Gefallen an uns, dunkle Nacht? Was hältst du unter deinem Mantel, das mir unsichtbar kräftig an die Seele geht? Köstlicher Balsam träuft aus deiner Hand, aus dem Bündel Mohn. Die schweren Flügel des Gemüths hebst du empor. Dunkel und unaussprechlich fühlen wir uns bewegt – ein ernstes Antlitz seh ich froh erschrocken, das sanft und andachtsvoll sich zu mir neigt, und unter unendlich verschlungenen Locken der Mutter liebe Jugend zeigt. Wie arm und kindisch dünkt mir das Licht nun – wie erfreulich und gesegnet des Tages Abschied – Also nur darum, weil die Nacht dir abwendig macht die Dienenden, säetest du in des Raumes Weiten die leuchtenden Kugeln, zu verkünden deine Allmacht – deine Wiederkehr – in den Zeiten deiner Entfernung. Himmlischer, als jene blitzenden Sterne, dünken uns die unendlichen Augen, die die Nacht in uns geöffnet. Weiter sehn sie, als die blässesten jener zahllosen Heere – unbedürftig des Lichts durchschaun sie die Tiefen eines liebenden Gemüths – was einen höhern Raum mit unsäglicher Wollust füllt. Preis der Weltköniginn, der hohen Verkündigerinn heiliger Welten, der Pflegerinn seliger Liebe – sie sendet mir dich – zarte Geliebte – liebliche Sonne der Nacht, – nun wach ich – denn ich bin Dein und Mein – du hast die Nacht mir zum Leben verkündet – mich zum Menschen gemacht – zehre mit Geisterglut meinen Leib, daß ich luftig mit dir inniger mich mische und dann ewig die Brautnacht währt.“

 

 

Novalis (2 mei 1772 – 25 maart 1801)

Het Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt

 

 

 

De Amerikaanse dichter en vertaler James Stratton Holmes werd geboren in Collins, Iowa, op 2 mei 1924. Zie ook alle tags voor James Holmes op dit blog.

 

Uit: A Long Night In Leatherland (Verschenen onder het pseudoniem Jacob Lowland)

 

“It’s Tuesday afternoon. This article needs to be ready by tomorrow evening. I am looking for an excuse. Oh yeah, that thingy on my jacket needs to be mended. Off to Rob’s Gallery.
I am chitchatting with Rob, get a beer from John, I watch the paintings Michael is hanging up for the next exhibition: Phillip Beard. There are some really horny ones.
Then a boy comes in. About twenty years old, blond, shy. Horny, hornier than all those paintings by Phillip Beard. His hands on his back in a handcuffed-position which seems to be innate in him, so natural does it look. He asks Rob:”Please, sir, have you a cockring for me? I should like a leather one, please, sir.”
German accent. He and Rob go downstairs, a few minutes later with a content smile he comes up again and, after some polite talk with Rob, a hesitance, then, shyly towards me:”Goodbye, sir.” Damn, I think after he’s gone, that one’s totally it, I should have grabbed him. Rob thought so too.
Homeward. Bungling, looking at the typewriter, walking up and down. Reading something, eating something, looking for excuses. The image of that boy: I call him Kurt. Shit.
Towards half past ten I give up. Time to explore. Where to begin? It’s Tuesday, so first off to the Spijker. Cheap Nite: wine and booze at half price. I take a bottle anyway because I’ve never got used to the taste of beer from a glass. The familiar atmosphere of a leather and jeans bar: horny tools along the walls, posters and drawings of Tom of Finland-men. But everything just a little too clean.  It’s not very crowded yet, but that changes quickly and towards midnight it’s hardly possible to move. Little leather, lots of denim, a lot of clones. The stench of chique odours becomes more and more penetrating.”

 

 

James Holmes (2 mei 1924 – 6 november 1986)

 

 

 

De Frans-Duitse schrijver, essayist en vertaler Georges-Arthur Goldschmidt werd geboren op 2 mei 1928 in Reinbek bij Hamburg. Zie ook alle tags voor Georges-Arthur Goldschmidt op dit blog.

 

Uit: Ein Wiederkommen

 

“Das Dröhnen des Zuges wurde jetzt, da man die Berge hinter sich gelassen hatte, vom Heulen des Windes übertönt, der von weither vom Ozean gekommen, bis in die russischen Weiten ziehen würde. In der leicht gewellten Ebene fuhr der Zug durch Felder und Wiesen, von weit ausholenden Eichen gesäumt, deren Kronen in der Mondhelle Nachtschatten warfen. Ganz in der Ferne erriet man Hügelketten, trotz der Dunkelheit ging der Blick ins Endlose, in unermeßliche Ferne. Es war sonderbar, so im Abteil mit sieben anderen, völlig unbekannten Menschen, vier zu vier, gegenüberzusitzen.
Die Reisenden hatten das Licht im Abteil ausgemacht, manche schliefen und fielen gegen ihren Nachbarn, der, selbst im Halbschlaf, ihn nicht zurückschob. Er, Arthur Kellerlicht, gerade achtzehnjährig, mit zur Hälfte bestandenem Abitur, saß am Gang, natürlich hätte er gerne am Fenster gesessen, da es doch seine ­allererste längere Bahnfahrt durch Frankreich war. Man war von Sallanches um neun Uhr abends abgefahren und sollte zehn Stunden später in Paris, Gare de Lyon, ankommen, dort würde man ihn am nächsten Tag abholen. Ihm gegenüber schlummerte, in sich zusammengesunken, der Baron von Weinbein, der ihn nach Paris begleiten sollte. Im Halbdunkel sah man ihn ungenau, aber Kellerlicht kannte ihn so gut, daß er nicht einmal hinzuschauen brauchte, um ihn zu erkennen, er war der Englischlehrer im Internat, und da sie nur drei Schüler waren, die man auf das Abitur vorbereitete, sah man ihn immer aus nächster Nähe. Da Arthur Kellerlicht links von ihm saß, kannte er jeden Bartstoppel, jede Hautfaser seiner linken Gesichtshälfte, er hatte eine tiefe Stimme und schwarze Haare, die über der Stirn eine gerade Linie bildeten und von der Arthur nicht weg­sehen konnte: Wie war es möglich, daß die Haare so ­genau, jedes für sich, eins neben dem anderen, wuchsen und auf einmal aufhörten, und es von da ab nur noch leicht angefeuchtete, ein wenig fettige, glatte Haut gab, mit unzähligen Poren und hie und da schwarzen Punkten, die die Stirn überzogen. Es gab so viel in einem Gesicht zu sehen, das von sich selbst nicht wußte, wie es aussah.”

 

 

Georges-Arthur Goldschmidt (Reinbek, 2 mei 1928)

 

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 2e mei ook mijn blog van 2 mei 2012 en ook mijn blog van 2 mei 2011 deel 2 en eveneens deel 3.