Marguerite Yourcenar, Lutz Seiler, Ulf Stolterfoht, Gwen Harwood, Gerald Bisinger, Udo Kawasser, Levin Westermann

De Belgisch-Amerikaanse, Franstalige schrijfster Marguerite Yourcenar werd geboren in Brussel op 8 juni 1903. Zie ook alle tags voor Marguerite Yourcenar op dit blog.

Uit: Memoirs of Hadrian (Vertaald door Grace Frick, in samenwerking met de schrijfster)

“But books lie, even those that are most sincere. The less adroit, for lack of words and phrases wherein they can en-close life, retain of it but a flat and feeble likeness. Some, like Lucan, make it heavy, and encumber it with a solemnity which it does not possess; others, on the contrary, like Petronius, make life lighter than it is, like a hollow, bouncing ball, easy to toss to and fro in a universe without weight. The poets transport us into a world which is vaster and more beautiful than our own, with more ardor and sweetness, different therefore, and in practice almost uninhabitable. The philosophers, in order to study reality pure, subject it to about the same transformations as fire or pestle make substance undergo: nothing that we have known of a person or of a fact seems to subsist in those ashes or those crystals to which they are reduced. Historians propose to us systems too perfect for explaining the past, with sequence of cause and effect much too exact and clear to have been ever entirely true; they rearrange that dead, unresisting material, but I know that even Plutarch will never recapture Alexander. The story-tellers and spinners of erotic tales are hardly more than butchers who hang up for sale morsels of meat attractive to flies. I should take little comfort in a world without books, but reality is not to be found in them because it is not there whole.
Direct observation of man is a method still less satisfactory, limited as it frequently is to the cheap reflections which human malice enjoys. Rank, position, all such hazards tend to re-strict the field of vision for the student of mankind: my slave has totally different facilities for observing me from what I possess for observing him, but his means to do so are as limited as my own. Every morning for twenty years, old Euphorion has handed me my flask of oil and my sponge, but my knowledge of him ends with his acts of service, and his knowledge of me ends with my bath; any effort on the part of either emperor or slave to learn more straightway produces the effect of an indiscretion.”

 
Marguerite Yourcenar (8 juni 1903 – 17 december 1987)
Hadrianus en zijn jonge minnaaar Antinous (Brits Museum)

 

De Duitse dichter en schrijver Lutz Seiler werd geboren op 8 juni 1963 in Gera. Zie ook alle tags voor Lutz Seiler op dit blog.

 

grossraum berlin,

ein letzte-kolonien-geruch & schwerer
einsatz an den lauben: manche
hängten schlitten glocken, an
den taschen hart & gross gestossne spät-
heimkehrer mäntel, wir
hatten noch stanniol, mal stores in
den kirschen, flaschen, wo man hintrat, auf
die kurzen, braunen hälse. dort

hockten wir zu tisch mit über
spreiztem scheitel paar
pfund augen welpen unterm lid: jäger
zäune, wellasbest für immer oder
ein der-tut-nichts-pitbull im luden
gewirr & kristall-

klare flaschen, erst schwer
vom körper zu trennen, doch leer
in die löcher der ratten
zu graben, die pfeifenden hälse

gegen den westmond. wie gut
tat dann das ratten-klatschen bei
nordwest & was
wir hier jetzt immer haben: dieses

patroullieren aus den schädel spitzen, tags
wenn unser sinnen sorgsam seine schläfen
bettet in der luft lamellen, blanke
nerven an den rinden, wenn

im frühlicht kopf
& leben eines vogels auf
  einander schlagen

 
Lutz Seiler (Gera, 8 juni 1963)

 

De Duitse dichter, schrijver en vertaler Ulf Stolterfoht werd geboren op 8 juni 1963 in Stuttgart. Zie ook alle tags voor Ulf Stolterfoht op dit blog.

 

muskat

muskat: vor einnahme gesamtnuß bring deine lyrik zum
abschluß. dann such es dir aus: kollaps oder lethargie.
sink auf die knie, bete. bei kleineren mengen, pulverisiert,
hält das gefühl von schwebegang volle vierzehn stunden an.
schlug alle in seinen bann – und die meisten schrieben ja
wirklich gedichte. es war seltsam, ende der siebziger in

einem viertel wie heslach: für junge, weiße schulverweigerer
blieben allein lyrik und improvisierte musik, um dem ghetto
zu entkommen. viele schafften das ohne chemische hilfe nicht,
und für die war muskat wie geschaffen: amphetaminartig
putschend, leicht bewußtseinsverändernd und vergleichsweise
billig – da blieb man für tage am tisch. doch das geschriebne

überstieg bei weitem das können. oft ließ das scheinbar mühe-
los erreichte niveau den schaffer sprachlos zurück: er verstand
die eigne lyrik nicht. sie schien ihm schwierig und überkomplex.
die meisten machten unbeeindruckt weiter, verschwiegen ihr
scheitern und erhöhten einfach die dosis, was die probleme
auf natürlichem wege löste. andere gewannen einsicht und

verfaßten bezüglich berichte – auch das lief sich tot, ist teil
der aporie-geschichte – wieder andere, ganz bestimmt nicht
die dümmsten, verschwanden für einige zeit und kehrten mit
den insignien zurück. für ihre dichtung ein glück, für ihre seele
verheerend. alles in allem hat heslach bis heute acht vorzüg-
liche dichter erbracht. über zwölf weiteren wölbt sich die nacht.

 
Ulf Stolterfoht (Stuttgart, 8 juni 1963)

 

De Australische dichteres en librettiste Gwen Harwood werd geboren op 8 juni 1920 in Taringa, Queensland. Zie ook alle tags voor Gwen Harwood op dit blog.

 

Triste, Triste

In the space between love and sleep
when heart mourns in its prison
eyes against shoulder keep
their blood-black curtains tight.
Body rolls back like a stone, and risen
spirit walks to Easter light;

away from its tomb of bone,
away from the guardian tents
of eyesight, walking alone
to unbearable light with angelic
gestures. The fallen instruments
of its passion lie in the relic

darkness of sleep and love.
And heart from its prison cries
to the spirit walking above:
‘I was with you in agony.
Remember your promise of paradise,’
and hammers and hammers, ‘remember me.’

 
Gwen Harwood (8 juni 1920 – 5 december 1995)

 

De Oostenrijkse dichter en vertaler Gerald Bisinger werd geboren op 8 juni 1936 in Wenen. Zie ook alle tags voor Gerald Bisinger op dit blog.

 

FLOWER POWER

Die Macht von so Blumen in Haaren in Augen in Hän-
den die Macht von so Blumen über Gewehre in Blumen
der Tod in Gerüchen Farben Nuancen die Macht von
so Blumen über den Tod und jenen die Macht der Mäd-
chen der Blumen dieser so einzigen Blumen zwischen
den Schenkeln die Macht io credo die Herrlichkeit
von so Blumen von Mädchen ich glaube in unum deum o
wäre doch Stalin gestorben mit Blumen in Händen in
Haaren noch jung und zaristisches Blei in der Brust
io credo so sag ich an Mädchen an Blumen an die so
einzigen Blumen die Macht und die Herrlichkeit die-
ser so einzigen Saneta Ecclesia Blumen so bunt so Ge-
rüche von Aix en Provence Avignon
man muß sie auch
pflegen
(die Macht)
diese Blumen Horovitz sagt es aus
London sagts in Berlin er liest ein Gedicht und sagt
es dazwischen
My ancestors came from Hungary where
Horovitz was a town
ich breche die Zeile neu die
Macht und der Tod diese Blumen
tu
(felix Austria)
nube

 
Gerald Bisinger (8 juni 1936 – 22 februari 1999)
Cover

Onafhankelijk van geboortedata:

De Oostenrijkse dichter, vertaler, danser en choreograaf Udo Kawasser werd geboren in 1965 in Vorarlberg. Zie ook alle tags voor Udo Kawasser op dit blog.

 

lebenslage botanisch

nadelhölzer haben einen anderen geruch
wer sich aufs unterholz einlässt
dem harzen bald die gedanken
genug um sich im schatten zu verorten
ohne zu frieren nach diesem winter
schon lange sind sonne und sterne
nicht mehr durchgebrochen
dass man sich fast trösten
möchte am dämmern
in den ritzen des bambushains

 
Udo Kawasser (Vorarlberg, 1965)

 

De Duitse dichter Levin Westermann werd in 1980 in Meerbusch, Nordrhein-Westfalen, geboren. Zie ook alle tags voor Levin Westermann op dit blog.

 

diese zimmer sind jetzt leer
und diese schritte, wie sie hallen, von den nackten wänden.
wie die buche und der himmel durch das fenster blicken
und den freien platz bewundern, all den raum
zwischen parkett und decke. wie die dinge, die jetzt fehlen,
ihre schatten hinterlassen und ein jedes seinen umriss wirft
mit schwarz. dieses echo, peripher im augenwinkel,
von der zeit belichtetes papier aus netzhaut
und tapete.

 
Levin Westermann (Meerbusch, 1980)