De Duits-Iraanse schrijver en islamist Navid Kermani werd geboren op 27 november 1967 in Siegen. Zie ook alle tags voor Navid Kermani op dit blog.
Uit: Zwischen Koran und Kafka
„Gott-Atmen. Goethe und die Religion
Stellen wir uns vor, wir würden nichts tun. Wir lägen bequem, die Hände neben dem Körper, hätten die Augen geschlossen, ringsum keinerlei Geräusche, fühlten keinen Schmerz, nicht einmal die Verspannung dieses oder jenes Muskels, frören weder, noch schwitzten wir. Wir würden sofort merken, daß wir nicht nichts tun können.
Wir würden immer noch atmen. Wir hörten, wie die Luft hauchend in die Nasenlöcher oder mit einem leisen Zischen zwischen Lippen und Zähne strömt; wir bemerkten, wenn wir genau darauf achte¬ten, das Kribbeln in der Kehle beim Durchzug der Luft; wir spürten je nachdem, wohin wir atmen, die Brust oder den Bauch sich wei¬ten, bevor der Atem wendet und die Kehle hinauf wieder aus dem Mund oder der Nase strömt, Brust oder Bauch sich senken. Wir
könnten die Luft anhalten, allerdings nur für einige Sekunden, bei sportlicher Konstitution etwas länger, eine Minute vielleicht oder zwei. Danach atmeten wir umso kräftiger wieder aus. Wir bestimmen nicht den eigenen Atem – nicht einmal über den eigenen Atem bestimmen wir. Über die elementarste Tätigkeit des Lebens haben wir – ich will nicht sagen: keine, aber nur minimale, nur einige Sekunden oder ein, zwei Minuten Verfügungsgewalt. Sind wir es dann überhaupt selbst, die atmen?
Es gibt wahrscheinlich keine andere Frage, an der sich der Unter¬schied zwischen einem religiösen und einem Bewußtsein, das die Welt rein immanent erklärt, präziser, anschaulicher, auch grundlegender festmachen ließe als die Frage nach dem eigenen Atem. Gott ist im Vergleich ein nachrangiger, vor allem ein zu abstrakter, letzt¬lich nicht erklärbarer Begriff – man kann religiös sein, ohne Gott im Munde zu führen; man muß das Wort nicht einmal kennen oder mag es für den Sprachgebrauch verwerfen. Erst recht amorph sind alle anderen Begriffe, die die monotheistischen Traditionen der Re¬ligion zuweisen: die Offenbarung, das Heilige, die Schöpfung. Selbst wenn wir uns, etwa auf der Grundlage langjähriger Spekulation oder einer spirituellen Erleuchtung, im klaren darüber zu sein meinten, was genau wir darunter verstehen, hätten wir keinen An¬halt, daß andere dasselbe verstehen oder vor zweihundert oder zweitausend Jahren verstanden haben. Es sind Begriffe, die eine lange, nicht nur in den Glaubens¬, mehr noch in den Sprachgemein¬schaften je spezifische Geschichte angereichert haben, mithin weit davon entfernt sind, etwas unmittelbar Angeschautes zu bezeich¬nen, wie man es für das Wort ‹Holz› sagen könnte oder für ‹Milch›, selbst für das Kulturgut ‹Brot›. Einen Laib Brot, ein Stück Holz, ein Glas Milch könnten wir jedem Menschen auf der Welt zeigen, und er wüßte es in aller Regel präzise in seine Sprache zu übersetzen –
nicht so mit der Offenbarung, dem Heiligen, der Schöpfung, erst recht nicht mit Gott.“
De Canadese dichteres en schrijfster Nicole Brossard werd geboren op 27 november 1943 in Montreal (Quebec). Zie ook alle tags voor Nicole Brossard op dit blog.
Weerklinkende steden
steden met het woord koraal
om de schaduw van de aderen
van binnenuit te observeren
galopperend met het schuim en de weerklank
van woorden en luchtspiegelingen in onze mond
ik zou graag terugkomen
zo vaak dat de horizon
van hitte beeft
verrast door kleine herhalingen van tederheid
door verwondingen keer op keer
Vertaald door Frans Roumen
Zie voor nog meer schrijvers van de 27e november ook mijn blog van 27 november 2018 en eveneens mijn blog van 27 november 2017.