Rosenmontag (Ingo Baumgartner), Robert Kleindienst, Khaled Hosseini, Kristof Magnusson, Irina Ratushinskaya, Alan Sillitoe

 

Dolce far niente – Bij Carnaval

 

 
Kölner Rosenmontagszug auf dem Marsplatz door Wilhelm Schreuer, 1906

 

Rosenmontag

Das Schweinefett wirkt ausgelassen,
Piraten tanzen durch die Gassen,
Schneewittchen schäkert mit Zwerg sieben,
ein Dachshund hechelt übertrieben,
zwei Männer tragen ein Gerüst
und echt ist nur der Polizist.

In dieser Trubelatmosphäre
verflüchtigt sich das Alltagsschwere.
Die Zunge zeigt der Bürgermeister,
der Pfarrer leert Tapetenkleister
ins gar nicht kleine Dekolleté
von Frau Magister Rübensee.

Wie anstandsledig und verwegen
sich Biedermänner da bewegen,
sogar der Altenheimverwalter
trägt einen Seidenbüstenhalter.
Der Spaßeffekt der Narrenschar
ist künftig nicht mehr steigerbar.

 


Ingo Baumgartner (24 december 1944 – 16 juli 2015)
Oberndorf an der Salzach, de geboorteplaats van Ingo Baumgartner

 

De Oostenrijkse dichter en schrijver Robert Kleindienst werd geboren op 4 maart 1975 in Salzburg. Zie ook alle tags voor Robert Kleindienst op dit blog.

Uit: Zeit der Häutung

„Sie blieb stehen, lauschte. Trotz des Lärms meinte sie, das Läuten einer Kirchenglocke zu vernehmen, aber es waren nur Schellen am Rucksack kleiner Kinder, die an der Hand ihrer Eltern um die Kurve bogen.Nachdem sie die oberste Stufe der Wasserfälle er-reicht hatte, war sie allein auf weiter Flur. Ein Hoch-tal lag vor ihr, durch das sich ungestüm und milchig schäumend das Gletscherwasser der Ache zog. In kaum merkbarer Steigung führte der Weg am Ufer entlang, ließ sie durchatmen nach dem anstrengen-den Aufstieg. Wo der Zirbenwald in Geröllfelder überging, kam eine schneebedeckte Bergspitze zum Vorschein, bohrte sich wie die Zacke einer Krone in Wolkentürme. Wurde der Weg anfangs noch auf bei-den Seiten von steilen Hängen begrenzt, öffnete sich das Tal nach und nach, breiteten sich saftige Wiesen aus, auf denen Rinder weideten und Schafe. An einer Windung der Ache stand ein Fischer kniehoch im Wasser. Es hatte jetzt seine Wildheit verloren, ström-te kristallklar und smaragdfarben im breiten Bett da-hin. Ana musste ans Meer denken, den Dampfer, der vielleicht schon in Genuas Hafen vor Anker lag, und die Vorstellung der baldigen Überfahrt befremdete sie plötzlich. Mit jedem ihrer Schritte näherte sich die Zeit des Abschieds vom alten Kontinent, und ihr war, als würde wieder etwas aufbrechen in ihr, das ihr Angst machte. Auch wenn sie wusste, dass Damir alles Erforderliche in die Wege geleitet hatte, sie Argentinien mit offenen Armen empfing, sehnte sie sich zurück in das kleine, geordnete Universum von Altaussee, wo die Zeit stillzustehen schien.
Sie blieb stehen, lauschte. Trotz des Lärms meinte sie, das Läuten einer Kirchenglocke zu vernehmen, aber es waren nur Schellen am Rucksack kleiner Kinder, die an der Hand ihrer Eltern um die Kurve bogen.Nachdem sie die oberste Stufe der Wasserfälle er-reicht hatte, war sie allein auf weiter Flur. Ein Hoch-tal lag vor ihr, durch das sich ungestüm und milchig schäumend das Gletscherwasser der Ache zog. In kaum merkbarer Steigung führte der Weg am Ufer entlang, ließ sie durchatmen nach dem anstrengenden Aufstieg.“

 


Robert Kleindienst (Salzburg, 4 maart 1975)
Cover

 

De Afghaanse schrijver Khaled Hosseini werd geboren op 4 maart 1965 in Kabul. Zie ook alle tags voor Khaled Hosseini op dit blog.

Uit: A Thousand Splendid Suns

“Jalil had three wives and nine children, nine legitimate children, all of whom were strangers to Mariam. He was one of Herat’s wealthiest men. He owned a cinema, which Mariam had never seen, but at her insistence Jalil had described it to her, and so she knew that the façade was made of blue-and-tan terra-cotta tiles, that it had private balcony seats and a trellised ceiling. Double swinging doors opened into a tiled lobby, where posters of Hindi films were encased in glass displays. On Tuesdays, Jalil said one day, kids got free ice cream at the concession stand.
Nana smiled demurely when he said this. She waited until he had left the kolba, before snickering and saying, “The children of strangers get ice cream. What do you get, Mariam? Stories of ice cream.”
In addition to the cinema, Jalil owned land in Karokh, land in Farah, three carpet stores, a clothing shop, and a black 1956 Buick Roadmaster. He was one of Herat’s best-connected men, friend of the mayor and the provincial governor. He had a cook, a driver, and three housekeepers.
Nana had been one of the housekeepers. Until her belly began to swell.
When that happened, Nana said, the collective gasp of Jalil’s family sucked the air out of Herat. His in-laws swore blood would flow. The wives demanded that he throw her out. Nana’s own father, who was a lowly stone carver in the nearby village of Gul Daman, disowned her. Disgraced, he packed his things and boarded a bus to Iran, never to be seen or heard from again.
“Sometimes,” Nana said early one morning, as she was feeding the chickens outside the kolba, “I wish my father had had the stomach to sharpen one of his knives and do the honorable thing. It might have been better for me.” She tossed another handful of seeds into the coop, paused, and looked at Mariam. “Better for you too, maybe. It would have spared you the grief of knowing that you are what you are. But he was a coward, my father. He didn’t have the dil, the heart, for it.”
Jalil didn’t have the dil either, Nana said, to do the honorable thing. To stand up to his family, to his wives and in-laws, and accept responsibility for what he had done. Instead, behind closed doors, a face-saving deal had quickly been struck. The next day, he had made her gather her few things from the servants’ quarters, where she’d been living, and sent her off.
“You know what he told his wives by way of defense? That I forced myself on him. That it was my fault. Didi? You see? This is what it means to be a woman in this world.”
Nana put down the bowl of chicken feed. She lifted Mariam’s chin with a finger.
“Look at me, Mariam.”
Reluctantly, Mariam did.
Nana said, “Learn this now and learn it well, my daughter: Like a compass needle that points north, a man’s accusing finger always finds a woman. Always. You remember that, Mariam.”

 


Khaled Hosseini (Kabul, 4 maart 1965)

 

De Duitse schrijver Kristof Magnusson werd geboren op 4 maart 1976 in Hamburg. Zie ook alle tags voor Kristof Magnusson op dit blog.

Uit: Gebrauchsanweisung für Island

„Island ist also ein Land, das es eigentlich nicht geben dürfte, besiedelt von einem Volk, das längst hätte evakuiert werden sollen. Und ein Land der gelebten Unmöglichkeiten ist Island auch bis heute geblieben. Die Natur greift so unmittelbar in das Alltagsleben ein, wie wir Mitteleuropäer es nur selten erleben. Das fängt bei Sandstürmen an, die den kompletten Lack vom Auto schmirgeln, und hört bei Vulkanen auf, die unterhalb von Gletschern ausbrechen, Flutwellen katastrophenfilmischen Ausmaßes auslösen, Straßen und Brücken fortreißen und das Gesicht ganzer Landkreise innerhalb weniger Tage völlig verändern.
Auch das Gefühl, dass es zu wenig Leute gibt, um ein komplettes Gemeinwesen am Laufen zu halten, kennen die Isländer bis heute. Das Land muss mit nur 330 000 Menschen alle Funktionen einer arbeitsteiligen Gesellschaft besetzen, vom Geigenbauer über den Kindernephrologen bis zum Fluglotsen. Nebenbei muss es einen kompletten Nationalstaat am Laufen halten, Botschafter nach Japan und China, Beamte zur NATO und UNO schicken, eine Oper, ein Sinfonieorchester und ein Ballett finanzieren und ein dauernd von Unwettern fortgespültes Straßennetz flicken.
»Wie machen die das?« Diese Frage höre ich, seit ich klein bin, immer wieder. Deutsche Freunde und Bekannte haben sie meinem Vater gestellt, und ich erinnere mich genau an die mit Stolz vermischte Ratlosigkeit, mit der mein Vater auf diese Frage reagierte, denn richtig beantworten konnte er sie nicht. Er wusste nicht, wie die das machen, was meine kindliche Überzeugung verstärkte, dass Island weniger ein Land, sondern vielmehr ein Wunder sei.
Natürlich war auch ich stolz darauf, dass meine Familie väterlicherseits aus diesem Wunder namens Island stammte. Was sicher an den Gletschern und Geysiren lag, aber noch mehr daran, dass mein Großvater dort eine – nach der altnordischen Fruchtbarkeitsgöttin Freyja benannte – Schokoladenfabrik besessen hatte. Und an den Geschichten, die mein Vater mir erzählte, von Orkanen, gegen die man sich lehnen konnte ohne umzufallen, von Seeskorpionen, die er mit seinen Freunden im Reykjavíker Hafen fing, oder dem Busausflug, den er mit seinem Vater 1947 zu den Lavaströmen der ausbrechenden Hekla machte – Geschichten, die sich in meiner Erinnerung mit den Fotos auf der Titelseite des Morgenblatts mischten, das jeden Tag in unserem Hamburger Briefkasten lag und wenig anderes als Bilder von Vulkanausbrüchen oder Anglern mit besonders großen Fischen zeigte.“

 

 
Kristof Magnusson (Hamburg, 4 maart 1976)

 

De Engelse dichter en schrijver Alan Sillitoe werd geboren op 4 maart 1928 in Nottingham. Zie ook alle tags voor Alan Sillitoe op dit blog.

Uit: Saturday Night and Sunday Morning

“Someone was poking him in the ribs: he recognized it not as the vicious poke of someone who had beaten him in a fight, or the gentle and playful poke of a woman whom he had taken to bed, but the tentative poke of a man who did not know whether he was poking the ribs of someone who might suddenly spring up and give him a bigger poke back. It seemed to Arthur that the man was endeavouring to tell him something as well, so he tried very hard, but unsuccessfully, to make an answer, though he did not yet know what the man was saying. Even had he been able to make his lips move the man would not have understood him, because Arthur’s face was pulled down into his stomach, so that for all the world he looked like a fully-dressed and giant foetus curled up at the bottom of the stairs on a plush-red carpet, hiding in the shadow of two aspidistras that curved out over him like arms of jungle foliage.
The man’s pokes became more persistent, and Arthur dimly realised that the fingers must belong either to one of the waiters or to the publican himself. It was a waiter, towel in one hand and tray in the other, white jacket open from overwork, a face normally blank but now expressing some character because he had begun to worry about this tall, iron-faced, crop-haired youth lying senseless at his feet.
“He’s had a drop too much, poor bloke,” said an elderly man, stepping over Arthur’s body and humming a hymn tune as he went up the stairs, thinking how jolly yet sinful it would be if he possessed the weakness yet strength of character to get so drunk and roll down the stairs in such a knocked-out state.
“Come on, Jack,” the waiter pleaded with Arthur. “We don’t want the pleece to come in and find you like that or we shall get summonsed. We had trubble wi’ a man last week who had a fit and had to be taken to ’t General Hospital in an amb’lance. We don’t want any more trubble, or the pub’ll get a bad name.”

 

 
Alan Sillitoe (4 maart 1928 – 25 april 2010)
Cover

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 4e maart ook mijn blog van 4 maart 2018 deel 1 en eveneens deel 2.

Zie voor bovenstaande schrijvers ook mijn blog van 4 maart 2007 en ook mijn blog van 4 maart 2008 en eveneens mijn blog van 4 maart 2009.

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