Stendhal, João Ubaldo Ribeiro, Gerald Jatzek, Christina Viragh

De Franse schrijver Stendhal werd op 23 januari 1783 in Grenoble geboren als Henri Beyle. Zie ook mijn blog van 23 januari 2007 en ook mijn blog van 23 januari 2008 en ook mijn blog van 23 januari 2009 en ook mijn blog van 23 januari 2010. 

 

Uit: Rot und Schwarz (Vertaald door Elisabeth Edl)

 

„Wäre Julien nur halb so schlau gewesen, wie er grundlos meinte, dann hätte er sich am nächsten Tag zur Wirkung seines Ausflugs nach Verrières gratulieren können. Seine Abwesenheit hatte seine

Ungeschicklichkeiten vergessen lassen. Auch an diesem Tag war er ziemlich mürrisch; gegen Abend kam ihm ein lachhafter Einfall, und er verriet ihn Madame de Rênal mit erstaunlicher Kühnheit. Kaum

saßen sie im Garten, da näherte Julien, ohne die Dunkelheit abzuwarten, seinen Mund Madame de Rênals Ohr und sagte, auf die Gefahr hin, sie entsetzlich zu kompromittieren:»Madame, heute nacht

um zwei komme ich in Ihr Zimmer, ich muß Ihnen etwas sagen.«Julien zitterte, seine Bitte könnte erfüllt werden; die Verführerrolle war ihm eine so schreckliche Last, daß er sich am liebsten für mehrere Tage in sein Zimmer zurückgezogen und die Damen nicht mehr gesehen hätte. Er begriff, daß er durch sein so klug geplantes Betragen von gestern all die guten Eindrücke des vorangegangenen Tages verdorben hatte, und er wußte nicht mehr aus noch ein. Madame de Rênal antwortete mit ehrlicher, kein bißchen übertriebener Entrüstung auf die unverschämte Ankündigung, die Julien ihr zu machen wagte. Er glaubte, aus der knappen Antwort Verachtung herauszuhören. Ganz gewiß war in dieser sehr leise gesprochenen Antwort der Ausdruck Pfui Teufel gefallen. Unter dem Vorwand, den Kindern etwas sagen zu müssen, ging Julien in deren Zimmer, und als er zurückkam, setzte er sich neben Madame Derville und weit weg von Madame de Rênal. Auf diese Weise raubte er sich jede Möglichkeit, ihre Hand zu ergreifen.

Die Unterhaltung war ernst, und Julien schlug sich recht gut, bis auf ein paar Augenblicke, in denen alle schwiegen und Julien sich das Hirn zermarterte. Kann ich nicht irgendeine schöne List finden, sagte er sich, und Madame de Rênal zwingen, mir wieder diese eindeutigen Zeichen der Zuneigung zu geben wie vor drei Tagen, als ich glaubte, daß sie mir gehört! Der nahezu hoffnungslose Zustand, in den Julien seine Sache gebracht hatte, verstörte ihn zutiefst. Dennoch hätte ihm nichts größere Verlegenheit bereitet als der Erfolg. Als man um Mitternacht auseinanderging, überzeugte ihn sein Pessimismus, daß er Madame Dervilles Verachtung genoß und bei Madame de Rênal vermutlich in kaum höherer Gunst stand. In übelster Laune und zutiefst gedemütigt, fand Julien keinen Schlaf. Er war meilenweit von dem Gedanken entfernt, auf alle Finten und Pläne zu verzichten, mit Madame de Rênal in den Tag hineinzuleben und sich wie ein Kind mit dem Glück zu begnügen, das jeder Tag bringen würde.“

 


Stendhal (23 januari 1783 – 23 maart 1842)

Portret door Louis Ducis, 1835

 

De Braziliaanse schrijver João Ubaldo Osório Pimental Ribeiro werd geboren op 23 januari 1941 in Itaparica, Bahia. Zie ook mijn blog van 23 januari 2007 en ook mijn blog van 23 januari 2008 en ook mijn blog van 23 januari 2009 en ook mijn blog van 23 januari 2010.

 

Uit: Ein Brasilianer in Berlin (1994) 

 

„Ob die Frau in der ersten Reihe mit ihrem Regenschirm losstochern wird? Ob die Studenten dahinten sich gerade anschicken, sich zu erheben und in wildes Buhen auszubrechen? Bei einer internationalen Krise dieses Ausmasses muss man einige Kreativität an den Tag legen.
“Natürlich nicht”, sage ich zuvorkommend. “Das ist eine Lüge der Zeitung, Zeitungen lügen viel. Ich sehe jeden Tag Indianer. Als ich klein war, kamen die Indianer immer aus dem Urwald von der anderen Strassenseite an und sprangen über die Mauer in unseren Hof, um die Höhner mit Pfeilen zu erlegen. In der letzten Zeit habe ich allerdings in Rio gelebt, wo es relativ wenig Indios gibt, aber trotzdem trifft man so auf zwei- bis dreihundert am Tag”.
Allgemeine Erleichterung. Lächeln, man wirft sich zufriedene Blicke zu, ein Meer erhobener Hände, Fragen über Fragen.
“Und ihre Bräuche behalten sie in Rio bei?”
“Das hängt vom Stamm ab. Einige sind mehr oder weniger assimiliert. Andere nicht, so dass es schon vorkommen kann, dass man in einem Bus sitzt und ein kleiner, nackter, ganz gemalter Indio neben einem Platz nimmt”.
“Und der Kannibalismus?”
“Der wird praktisch nicht mehr ausgeübt, obwohl einige Gruppen von Umweltschützern gegen die weisse Unterdrückung dieses Jahrtausendealten indianischen Brauches protestiert haben. Aber hin und wieder hört man, dass sie einen verspeist haben, im allgemeinen einen von ihren eigenen Leuten”.

 

 

João Ubaldo Ribeiro (Itaparica, 23 januari 1941)

 

 

 

De Oostenrijkse dichter, schrijver en musicus Gerald Jatzek werd geboren op 23 januari 1956 in Wenen. Zie ook mijn blog van 23 januari 2010.

Mutmaßungen über den Tod Marcus Omofumas

Er starb an Langeweile.
Er starb an maßloser Flugangst.
Er starb an angeborenen Blutergüssen.
Er starb an einem erträumten Trauma.

Er starb an einer Überdosis Betulichkeit.
Er starb an der Niederfrequenz eines Hirns.
Er starb am Marschrhythmus eines Herzens.
Er starb an der Freundlichkeit eines Ministers.

Er starb auf Befehl eines Voodoo-Priesters.
Er starb im Auftrag von Amnesty International.
Er starb am Ekel vor Uniformen
Er starb aus purem Trotz.

Er hat vermutlich nie existiert.
Er wird demnächst nie existiert haben.

 

Gerald Jatzek (Wenen, 23 januari 1956)

 

 

De Zwitsers-Hongaarse schrijfster en vertaalster Christina Viragh werd geboren op 23 januari 1953 in Boedapest. Zie ook mijn blog van 23 januari 2008 en ook mijn blog van 23 januari 2009 en ook mijn blog van 23 januari 2010.

 

Uit: Im April

 

“Träte Mari, die den Ruf erst bei seiner vierten Wiederholung hört oder hören will, an diesem Junitag des einundzwanzigsten Jahrhunderts in die Wohnung, würde ihr als erstes Zumwalds Familienwappen ins Auge fallen. Es hängt der Wohnungstür gegenüber auf Augenhöhe an der Wand, was den architektonischen Unsinn, eine Eingangstür auf eine Wand gehen zu lassen, nicht verbessert. Aber vielleicht tut es Zumwalds Selbstwertgefühl gut. Sechs Tannen auf einem Hügel, am Fuß des Hügels ein kleines Haus, alles nur in den Umrissen erkennbar, da es sich um eine Wappenscheibe aus Glas handelt, die ans Fenster gehören würde. Nur Volkspartei-Wähler hängen die Wappenscheibe ans Fenster, hat Frau Zumwald gesagt. Sie und ihr Mann, beide achtunddreißig, stimmen links. An diesem Junitag, wieder zu kühl für die Jahreszeit, der Sommer will heuer nicht recht kommen, sitzt Frau Zumwald am Tisch in der Verbreiterung des Flurs, bei der sich der Architekt offensichtlich etwas mehr gedacht hat, nämlich daß man da vor der Küche eine Eßecke einrichten kann. Mari würde staunen, wie nett sich der Glastisch mit den weißen Stühlen da macht. Licht gibt es auch, vom Küchenfenster her und von dem kleinen Zimmer, das dieser Eßecke gegenüberliegt und wo jetzt die Balkontür einen Spaltbreit offensteht. Wenn’s nur ein bißchen wärmer wäre. Selena Zumwald trägt eine rote Strickjacke über dem Pyjama, dafür, daß die Heizung anspringt, ist es doch nicht kalt genug. Selena sitzt am Tisch und blickt auf die nach Margeriten aussehenden, aber, wie der Verkäufer gesagt hat, zur Familie der Chrysanthemen gehörenden gelben Blumen in der Vase.”

 


Christina Viragh (Boedapest, 23 januari 1953)
Boedapest

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 23e januari ook mijn vorige blog van vandaag en eveneens mijn eerste blog van vandaag.