In Memoriam Ilse Gräfin von Bredow
De Duitse schrijfster Ilse Gräfin von Bredow is afgelopem maandag 20 april overleden. Ilse Gräfin v. Bredow werd geboren op 5 juli 1922 in Teichenau. Zie ook alle tags voor Ilse Gräfin von Bredow op dit blog.
Uit: Nach mir die Sintflut
„Doch jetzt im hohen Alter hat sich das Blatt gewendet. Wir werden wegen jeder Kleinigkeit bewundert. Und dazu haben wir noch die Aura des Zeitzeugen, der, was meine Generation betrifft, ja tatsächlich eine Menge erlebt hat. Die kleinste Leistung findet Beifall:»Sie ziehen Ihre Markise noch alleine hoch?! Alle Achtung! Sie gehen noch im Dunkeln im Park spazieren?! Ist ja mutig! Sie fahren noch Rad?! Bewundernswert!«
Die Uroma alten Stils ganz in Schwarz und ohne jedes Make-up gibt es zwar nicht mehr, doch irgendwie spuken sie und ihre altersbedingte Rückständigkeit immer noch in den Köpfen mancher Jüngeren herum. Dabei sind wir keineswegs von gestern, ebenso wenig, wie es damals unsere Mütter waren, die zwei Kriege über sich ergehen lassen mussten. Wir schwimmen wacker im Mainstream mit und bemühen uns zu verstehen, dass der, wie man früher gesagt hätte, überarbeitete Urenkel eine »Auszeit« braucht, um ein »Burn-out« zu vermeiden. Auch wir lieben inzwischen leider das Wort »Depression« und sprechen nicht mehr von »schlechter Laune« oder »Verstimmtheit«. Auch wir besitzen selbstverständlich ein Handy und behaupten, es sei kinderleicht zu bedienen, obwohl es meist in der Schublade bleibt. Aber insgesamt – tief in unserem Innern – hängen wir doch noch am Althergebrachten, finden den angedeuteten Knicks der zukünftigen Frau des Enkels einfach zu reizend und denken, wenn uns der Urenkel lässig die linke Pfote reicht: »Wo ist das brave Händchen?« Wir tragen innere Kämpfe aus, nicht gekränkt zu sein, wenn uns zum Geburtstag nur per Telefon und SMS gratuliert wird statt mit langen Briefen oder ausgesuchten Blumenkarten. Und wir sind uneins mit uns, ob wir das kurze »Hi!« der jungen Nachbarin unmöglich finden sollen oder nicht.
Aber einem Problem entwachsen wir von Jahr zu Jahr mehr und mehr – dem nachteiligen Vergleich mit anderen Familienmitgliedern unserer Generation, denn von denen gibt es immer weniger, und die Jahrgänge davor kennt zum Glück niemand mehr. Jetzt haben wir endlich die Chance, uns unsere Ähnlichkeit selbst auszusuchen. In meinem Fall empfinde ich eine tiefe Seelenverwandtschaft mit Wuffi, dem Hund meiner verstorbenen Freunde, den aber auch schon seit etlichen Jahren der grüne Rasen deckt. Er starb so angenehm, wie es sich jeder Mensch nur wünschen kann, an einem Frühlingstag unter blühenden Bäumen. Und das Letzte, was ich von ihm hörte, war ein zufriedenes »Wuff«.
Ilse Gräfin v. Bredow (5 juli 1922 – 20 april 2014)