De Russisch-Duitse dichteres en schrijfster Lou Andreas-Salomé werd geboren op 12 februari 1861 in Sint Petersburg. Zie ook mijn blog van 12 februari 2007 en ook mijn blog van 12 februari 2008 en ook mijn blog van 12 februari 2009.
Uit: Aus fremder Seele
„Die Blätter fielen.
Aus den Wipfeln der alten breitästigen Linden, die mitten im Dorf die Kirche umstanden, sank ein Blatt nach dem andern über die niedrige Mauerbrüstung des Kirchhofs hinab. Schon war der Spätherbst weit vorgerückt, und nur die selten günstige Witterung hatte dem nordischen Oktober noch einen Anflug von Sommerschönheit gelassen. Reiche Farbenpracht verhüllte das stille Welken ringsumher und breitete sich darüber aus wie ein in Gold und Rot gesticktes Feierkleid.
Die mächtige Baumgruppe um die Kirche, – weithin sichtbar, denn platt und eben dehnte sich das Land, – bildete den ursprünglichen Kern des Ortes. Um sie herum und am seichten Wassertümpel entlang befanden sich altersgraue Dorfgebäude mit moosbewachsenen Dächern und windschiefen Türen. Mehrere von ihnen standen in einer tiefen Einsenkung zu beiden Seiten des Weges, der, zwischen ihnen herlaufend, sich im Laufe der Zeit Schicht um Schicht über ihren Eingang emporgehoben hatte. Hier in der Mitte des Dorfes stach nur, hinter gepflegtem Vordergärtchen, ein schmuckes Schanklokal durch seinen frischen Anstrich grell ab von der bescheidenen Umgebung. Weiterhin aber, nach den Ausläufern des Ortes zu, zogen sich neu erbaute Häuser, die ganz aus dem Rahmen des Dörflichen fielen, und an ihren Erdgeschossen wiesen buntbemalte Schilder auf die Läden hin, in denen ein Kunterbunt von billigen Sachen feilgeboten wurde. Die nur eine Stunde entfernte und immer rascher anwachsende Großstadt hatte schon begonnen, das kleine abgelegene Dorf allmählich zu seiner künftigen Bestimmung einer Vorstadt umzuwandeln.
Die Türen der verwitterten Kirche, an deren Mauern sich wilder Epheu üppig empor rankte, waren weit geöffnet, und von innen erscholl Orgelklang. Trotz der noch frühen Nachmittagsstunde hatte sich eine beträchtliche Anzahl Dörfler hineinbegeben, um einer Taufhandlung beizuwohnen, – vorwiegend freilich Frauen, Kinder und alte Leute.
Unweit der Tür lehnte an der letzten Kirchenbank ein halb erwachsener Knabe und blickte zerstreut um sich, wie jemand, der zufällig in fremde Umgebung geraten ist. Ein bildhübsches Mädchen, das neben ihm saß, fesselte alsbald seine Aufmerksamkeit. Armselig gekleidet, blaß und mager, fiel sie dennoch sogleich durch den Liebreiz ihrer Züge und die Feinheit ihres Wuchses auf. Als sie einmal flüchtigauf ihn schaute, bemerkte er am Ausdruck ihrer Augen, daß sie wohl daran gewöhnt sein mochte, von bewundernden oder dreisten Blicken angestarrt zu werden. Gleich darauf aber blickte sie mit verdoppelter Andacht nach dem greisen Prediger am Altar.“
Lou Andreas-Salomé (12 februari 1861 – 5 februari 1937)
De Duitse schrijver en dichter Detlev Meyer werd geboren op 12 februari 1950 in Berlijn. Zie ook mijn blog van 12 februari 2007 en ook mijn blog van 12 februari 2008.en ook mijn blog van 12 februari 2009.
Uit: Das Sonnenkind
„Daran hegt der Junge keinen Zweifel: Eines Tages, wenn er erwachsen ist, wird er alles wissen, was man wissen muß. Wie viele Berge es auf der Erde gibt, wie hoch die sind und wie sie heißen; die Länge der Flüsse, und wo sie entspringen; die Hauptstädte aller Länder und alle Länder wird er nennen können; die Präsidenten und Bundeskanzler; Oma zur Freude die Könige und Kaiser und für Papa, wer in Bern die Tore geschossen und wann Toni Turek Geburtstag hat. Die Bücher in Opas Bibliothek, wer sie geschrieben hat, welche Titel sie haben und was drin steht, das wird er sich alles merken. Schon jetzt ist es höchst erstaunlich, was er alles weiß und wie schön er redet für sein Alter. Das sagt die Großmutter, das sagen die Eltern, das gibt – ungern – selbst der große Bruder zu, und im ganzen Truseweg ist bekannt, daß Scholzes Jüngster ein kleines Genie ist. Das hat Frau Dallmann gesagt, die Gattin des Generalagenten für Spirituosen, oder wie Großvater es formuliert, die Frau vom Schnapsvertreter.
Letztens geht der Junge mit seinem Großvater, Max Wollin, spazieren, da treffen sie in der Innstraße beim Tabakladen Frau Dallmann. Den Großvater begrüßt sie mit den Worten: O, da kommt ja unser Grandseigneur! Mit solchen Huldigungen hinlänglich vertraut, enthält sich Max Wollin jeglicher Kommentierung der Dallmannschen Schmeichelei, jeglichen Dankes; er setzt nur sein gewinnendes
Lächeln auf und sagt mit der Routine des alten Charmeurs: Welch eine Augenweide! Meine liebe Frau Dallmann, ich grüße Sie auf das herzlichste!
Der Junge ärgert sich, daß Großvater ihn unerwähnt läßt, drum sagt er laut und deutlich, einen Diener vorführend und ganz artig blickend: Ich grüße Sie auch, meine liebe Frau Dallmann, auf das allerherzlichste!
Die schlägt, fast erschrocken, die Hände vor der Brust zusammen und sagt, nein, ruft: Dieses Kind, dieses Wunderkind!
Der Junge ist es zufrieden: Sowohl ein Wunderkind, als auch – gleichzeitig! – ein kleines Genie zu sein dürfte äußerst selten vorkommen, derartige Kinder wird man nicht oft finden, und wenn, dann gewiß nicht in Berlin. Er hört nicht weiter zu, was die beiden bereden, er kennt das: Großvater macht seine Scherzchen, die Frauen lachen hell auf, erröten mitunter, legen ihre Hand auf Großvaters Ober arm, wispern ihm kleine Gewagtheiten ins Ohr, geraten gar in kokettes Backfischkichern. Das mag der Junge überhaupt nicht. Die sollen nicht so blöde kichern, das sind keine kleinen Mädchen mehr, dafür sind die viel zu alt. Kichern die!
Warum macht Opa das? fragt sich Carsten. Und da er ein heller Kopf ist, kommt er blitzschnell auf die Antwort: Opa macht das, damit die Frauen auch ihm schöne Sachen sagen, die man übrigens Komplimente nennt.“
Detlev Meyer (12 februari 1950 – 30 oktober 1999)
De Duitse schrijfster Barbara Honigmann werd geboren op 12 februari 1949 in Oost-Berlijn. Zie ook mijn blog van 12 februari 2007 en ook mijn blog van 12 februari 2008. en ook mijn blog van 12 februari 2009.
Uit: Eine Liebe aus nichts
„So, wie er es in einem hinterlassenen Brief – nicht etwa einem Testament, nur einem Brief, ein paar Zeilen auf einem karierten Zettel – gewünscht hat, ist mein Vater auf dem jüdischen Friedhof von Weimar nach den Vorschriften begraben worden. Auf dem kleinen Friedhof, der ein Stück weit von der Stadt liegt, ist seit Jahrzehnten niemand mehr begraben worden, und man konnte sich über den Wunsch meines Vaters nur wundern, denn er hatte in seinem ganzen Leben überhaupt keine Verbindung zum Judentum und nicht mal einen hebräischen Namen.
Der Kantor, den man aus einer anderen Stadt hatte kommen lassen müssen, ein Jude aus Saloniki, der meinen Vater gar nicht gekannt und nie gesehen hat, fügte deshalb an den entsprechenden Stellen des hebräischen Singsangs einfach den deutschen Namen und lächerlicherweise auch noch den Doktortitel ein, und er hat keine der endlosen Wiederholungen ausgelassen und nicht aufgehört, mit seinem sefardischen Akzent immer von neuem den Namen meines Vaters zu entstellen.
Es war schwer zu glauben, daß dort in dem Sarg mein Vater liegen sollte, ich dachte, ich müsse ihn noch einmal sehen, ich müsse jemanden bitten, den Sarg wieder zu öffnen, damit ich ihn noch einmal sehen könnte, aber ich wagte es nicht, weil ich Angst hatte, ihn tot zu sehen, so wie ich schon Angst gehabt hatte, ihn krank zu sehen, denn ich mußte mich ja fragen, warum ich nicht früher gekommen war, es nicht wenigstens versucht hatte, vielleicht wäre es möglich gewesen, die »Berechtigung zum Erhalt eines Visums« schon eher zu bekommen, aber ich hatte nicht einmal danach gefragt, aus Angst, vielleicht war aber auch etwas von Rache dabei, denn mein Vater hatte mich ja auch verlassen, hatte mich auch betrogen, und warum hatte er in seinem Brief Mord unterstrichen?
Nach dem Begräbnis bin ich noch einmal zum Schloß Belvedere hinaufgegangen, dort hat mein Vater mit seiner letzten Frau gewohnt. Sie war Direktorin des Schloßmuseums, das es in Wirklichkeit gar nicht gab, weil die Restaurierungsarbeiten im Belvedere nie aufgehört und eigentlich nie begonnen hatten.“
Barbara Honigmann (Oost-Berlijn, 12 februari 1949)
De Nederlandse schrijver Janwillem Van de Wetering werd geboren in Rotterdam op 12 februari 1931. Zie ook mijn blog van 9 juli 2008. en ook mijn blog van 12 februari 2009.
Uit: The Empty Mirror
„The first day passed. The second day passed as well. The third day wasn’t too bad. The fourth day was one long interminable hell of pain and boredom and frustrated restlessness… The fourth day is the worst, the others confirmed later. Six laymen had come to join us that week… During the fourth day they all disappeared. …more than ever before I had the feeling that I was crushing myself against a thick wall but that the wall, in some mysterious way, was trying to help me – that there was an opening, and that I could find that opening. The sixth day the pain became so bad that I began to groan and the head monk sent me out of the hall. I had to walk up and down on a slightly elevated stone-tiled path, and on both sides, some three feet below me, were low shrubs. I must have closed my eyes and suddenly I found I was lying in the brushwood, not knowing who I was or where I was. I hadn’t fainted, I had fallen asleep.
The seventh day passed reasonably quickly… Nothing irritated me anymore. The last day… At two a.m. the head monk struck his bell with force…We streamed out of the hall, after a last formal bow to the alter. When the head monk told me again how pleased he was with my effort I said that I didn’t understand him. Hadn’t he told me that I would have to get through Rohatsu? That I would be sent down if I dropped out? ”What?” he asked. “What is this nonsense?” Gerald was asked to join in the conversation and I finally realized that I had misunderstood the instructions which the head monk and his two colleagues had given me. They had tried to explain to me that they didn’t expect me to be able to get through the complete exercise. But I could, they had repeated at least three times, give up. Only, they couldn’t have me wandering about the monastery while the others were trying to get through Rohatsu. That’s why they had given me the name and address of a hotel close by. Gerald sat down and laughed till he had tears in his eyes. I had to throw cold water over him to make him shut up. “You,” Gerald said,” are such a nitwit that you’ll enter Nirvana by mistake.”
Janwillem van de Wetering (12 februari 1931 – 4 juli 2008)
De Duitse schrijver Hans Dieter Baroth werd geboren op 12 februari 1937 in Oer-Erkenschwick. Zie ook mijn blog van 12 februari 2008.en ook mijn blog van 12 februari 2009.
Uit: Aber es waren schöne Zeiten
“Die meisten Menschen, die ich kannte, waren Taufscheinkatholiken. Nach dem Ende der tausend Jahre schlitterten wir in den Katholizismus. Er kam durch eine Schule, die katholisch war, durch Lehrer, die katholisch waren, durch den Pfarrer, der die Schule samt Lehrer beherrschte.
Unser Pfarrer hatte den Titel eines Rektors. Der Rektor war ein Herrscher. Ein wuchtiger Mann, schwarzhaarig, mit einer ungewöhnlich männlichen Stimme. Er hatte einige Goldzähne, allein die zeichneten ihn schon aus, denn Goldzähne hatte sonst niemand.
Der Rektor war eine Autorität mit der Strenge eines Herrschers und der Unnahbarkeit einer hochgestellten Person. Es war ein Mann, der im Pfarrhaus ein betont anderes Leben lebte als seine sogenannten Pfarrkinder, denn privat verkehrte er fast nur mit Geschäftsleuten, die bekanntlich anders lebten als die Arbeiter.
Er war kein Vertreter der Güte und der Liebe seines Gottes, er war ein Vertreter der Strenge und der Strafe. Sowohl
Schulkinder als auch Meßdiener wurden von ihm vor versammelter Mannschaft geohrfeigt, unser Rektor kam nicht in einem Raum, er erschien.
Er war unnahbar, gewaltig und streng. Von den guten und den strengen Engeln unterschied er sich wie der Richter vom Scharfrichter.
Wenn der Rektor auf der Kanzel stand, dann trennten ihn nicht nur die wenigen Meter von den Gläubigen, er stand wie ein Herrscher darüber, aber nicht nur weil die Kanzel höher war. Seine Lieblingsgeste bei der Predigt war der erhobene Zeigefinger, die drohende Mahnung.
Er kontrollierte gern. Während der Messe konzentrierte er sich auf die Gläubigen hinter sich. Drehte er sich zu einem Gebet um in Richtung Kirchenschiff, kniff er seine Augen zusammen, um genau zu sehen, wer von seinen sogenannten Schafen in der Kirche war. Wenn er die Kanzel betreten hatte, dann musterte er genau die Versammlung, auch während seiner drohenden Ausführungen ließ er sie nicht aus den Augen. Der Rektor wählte für die verlesenen Kapitel aus der Bibel Gleichnisse, damit wir sie auch kapierten.“
Hans Dieter Baroth (Oer-Erkenschwick, 12 februari 1937)
De Oostenrijkse schrijver Reinhard Federmann werd geboren op 12 februari 1923 in Wenen. Zie ook mijn blog van 12 februari 2009.
Uit: Chronik einer Nacht
“Der Mann, der unten auf der Straße ging, sah zu den Dächern hinauf. Jedes Haus, das er wieder erkannte, begrüßte er wie einen Freund. Ich weiß nicht, warum ich mich freue, dachte er. Ich habe keinen Grund dazu. Er ging langsam; einen Fuß schleppte er leicht nach. Er war müde von dem langen Weg. Es riecht wie früher. Ein wenig Staub, Bäume, ja; drüben ist der Park. Ein wenig Benzin. Die schlanken Autos inmitten der Trümmer! Und Teer. Das ist es. Die Hitze zieht den Geruch aus den geteerten Holzziegeln und aus den geschmierten Angeln der Rollläden, die jetzt geschlossen sind. Sie sehen einen stumm und feindselig an, grau und eigensinnig, wie schon immer. Das Gesicht der Stadt ist nicht anders geworden, wenn es auch Wunden hat. Wird das Haus stehen? Es hat keine Bedeutung, ob es steht oder nicht. Brot. Ja, der Geruch von Brot ist auch dabei. (…)
Die Straßenbahn kreischte in der Kurve. Die Funken spritzten vom Strombügel. Es war alles wie früher. Gesichter tauchten auf, die er kannte, wenn er auch nicht bestimmen konnte, wem sie gehörten.
Die Dame, der das Kleid um die schnellen Beine schlägt, die war ein schmutziges Straßenmädel vor zehn Jahren, als ich hier zum letzten Mal ging. Hier ist die Tabaktrafik. Der Briefkasten war gelb, jetzt ist er rot. Das ist der Unterschied.
Er stand unschlüssig vor der Trafik, befühlte seine Rocktaschen und spähte durch die Glastür. Hinter dem Pult saß eine jüngere Frau. Er erinnerte sich eines hakennasigen Alten, den er früher an dieser Stelle gesehen hatte. Er ging weiter.”
Reinhard Federmann (12 februari 1923 – 29 januari 1976)
Zie voor nog meer schrijvers van de 12e februari ook mijn twee vorige blogs van vandaag.