De Iraanse schrijfster Shahrnush Parsipur werd geboren op 17 februari 1946 in Teheran. Zie ook alle tags voor Shahrnush Parsipur op dit blog.
Uit: Frauen ohne Männer (Vertaald door Jutta Himmch)
„Der Garten, von Mauern aus Lehmstroh umgeben, saftig grün, lag jenseits des Dorfes, am Fluß, der das Grundstück begrenzte. Es war ein Kirschgarten, mit sauren und süßen Kirschen.
Auf dem Grundstück stand ein Wohngebäude, halb Land-, halb Stadthaus, mit drei Zimmern. Vor dem Haus befand sich ein Wasserbecken, voller Algen und Frösche. Rings um das Bassin war Kies gestreut, und unweit standen vereinzelte Weidenbäume. Nachmittags lag das dunkle Grün des Wassers mit dem hellen Grün der sich spiegelnden Weiden immer in lautlosem Wettstreit. Mahdokhtstimmte dasjedesmaltraurig,weilsieStreiterei überhaupt nicht mochte. Einfach und unkompliziert wie sie war,wünschte sie, alle und alles sollten sich miteinander vertragen, selbst die Myriaden von Grüntönen dieser Welt. So ruhige Farben, gewiß, und doch . . ., dachte sie.
Unter einem der Bäume stand, mit zweien ihrer vier Beine auf der Einfassung des Beckenrands, eine Bank, die auf dem glitschigen Untergrund jederzeit ins Wasser rutschen konnte. Auf dieser Bank saß Mahdokht und betrachtete das Wasser, die Spiegelbilder der Weiden in ihrem Streit, und das Blau des Himmels, das sich meist nachmittags machtvoll über diesem grünen Reigen erhob und Mahdokht wie der höchste Richter vorkam.
Wenn Mahdokht im Winter strickte oder erwog, Französisch zu lernen oder die Welt zu bereisen, dann deshalb, weil man in der Kälte gesunde Luft atmen konnte. Im Sommer hingegen war’s damit vorbei. Denn der Sommer war voller Rauch und Dunst und Staub, und es wimmelte von Autos und Menschen. Dazu diese großen, traurigen Fensterscheiben, die die stechende Sonne hereinließen.
Warum, zum Teufel, begreifen sie nicht, daß solche Fenster in unserem Land nichts taugen?
Das fragte sich Mahdokht und war auch deshalb schlecht gelaunt, weil sie der Einladung ihres älteren Bruders Huschang Khan notgedrungen gefolgt und hierher in den Garten gekommen war, wo ihr nun nichts anderes übrigblieb, als den Lärm der Kinder zuertragen,die den lieben langen Tag Geschrei machten, sich die Bäuche mit Kirschen vollschlugen, allabendlich Durchfall bekamen und nächtelang Joghurt aßen.
»Das ist Joghurt aus dem Dorf.«
»Ausgezeichnet, ja.«
Shahrnush Parsipur (Teheran, 17 februari 1946)
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