De Duitse schrijver, muzikant en muziekproducent Johann Scheerer werd geboren op 6 november 1982 in Henstedt-Ulzburg. Zie ook alle tags voor Johann Scheerer op dit blog.
Uit: Unheimlich nah
„Das macht 2459,70 Euro.“
Ich sah den Typ im verdreckten Blaumann an. Das gefaltete Papier zog eine Schneise in den dunklen Staub, als er mir die Rechnung über den Tresen schob.
„Das sind dann ja …“, ich überschlug die Zahl und setzte neu an: „Sind das 5000 Mark?“
Ich blickte ungläubig durch die Seitenscheiben des hellblauen Volvos meiner Mutter, der neben uns auf der heruntergefahrenen Hebebühne stand. Die Stelle an der Rückseite der Kopfstütze des Fahrersitzes, die ich bei einem kindlichen Anfall von Wut und Langeweile, weil irgendwas nicht so schnell gegangen war, wie ich es gern gehabt hätte, von der Rückbank aus herausgebissen hatte, war gut zu erkennen. Der Schaumstoff hatte sich über die Jahre gelb verfärbt und bröselte in den Fußraum. Diese Kopfstütze, dachte ich, hatten sie offensichtlich nicht repariert.
„Allein 800 Euro für die Kabel“, der Mechaniker hinter dem Schreibtisch zeigte mit seinen öligen Fingern auf die einzelnen Positionen der Rechnung, „1443 Euro für die Arbeitsstunden“, er betonte das Wort Euro so deutlich und doch so beiläufig, als wäre die Währung schon immer da gewesen und nicht erst wenige Tage alt. „Wir mussten ja die ganze Verkleidung abnehmen, um von der zusätzlichen Batterie von vorne ganz nach hinten durchzukommen.“
Ich wusste überhaupt nicht, wovon er sprach.
„Zwei Knöpfe, eine Birne und Fassung, Ölwechsel, alles einmal durchgecheckt.“ Er zuckte mit den Schultern und deutete auf die Gesamtsumme. „EC oder bar?“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte den Volvo meiner Mutter in die Werkstatt gebracht, weil ich übermorgen, wenige Monate nach dem Ende des Zivildienstes, den ich direkt nach meinem Abitur im Jahr 2002 angetreten hatte, von Hamburg nach München fahren wollte und von dort mit der Bahn weiter nach Italien. Mit meinem noch frischen Führerschein wollte ich das erste Mal 1000 Kilometer am Stück fahren. Den endlosen Diskussionen mit meiner Freundin Svenja entkommen und allein, nur in Begleitung eines Stapels CDs, einfach mal weg. Testament der Angst von Blumfeld, Bleed American von Jimmy Eat World, Das grüne Album von Weezer, The Strokes’ Is This It, White Blood Cells von den White Stripes, Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer! von Die Ärzte und natürlich Toxicity von System Of A Down. Und auch wenn ich das Stück Neue Zähne für meinen Bruder und für mich immer skippte, hatte ich noch Wasser marsch! von Superpunk eingepackt.
Ich wollte, begleitet von diesem phänomenalen Soundtrack, im Frühjahr 2003 die Freiheit genießen. Nichts muss, aber alles kann. Meine Mutter fuhr nur noch selten selbst. Seit ein paar Jahren musste sie gefahren werden, und so hatte sie mir erlaubt, ihren Volvo, der die meiste Zeit in der Garage stand, für ein paar Wochen auszuleihen. Sie hatte allerdings darauf bestanden, dass ich ihn vorher durchchecken ließ. Damit er auch bremst, wenn er soll, hatte sie gesagt. Und nun sollte ich 5000 Mark für diesen Check bezahlen? Ich bekam kein Taschengeld mehr. Aber ich konnte von den früheren Einkünften unserer Band ganz gut leben. Trotzdem waren 5000 Mark, ich meine 2459,70 Euro, deutlich mehr, als ich eingeplant hatte.“
De Duitse dichter, schrijver en vertaler Werner Söllner werd geboren op 10 november 1951 in Arad, Roemenië. Zie ook alle tags voor Werner Söllner op dit blog.
OPEN BRIEF
Ik hoor, mijn vriend, je bent een ander
geworden zonder jezelf te veranderen, voorbij
de grens. Je bent dus nog
altijd dezelfde, en men herkent je
onder het puin
niet terug.
Ik zie, mijn vriend, de omstandigheden
hebben afscheid van je genomen, maar
dit verhaal is eenzijdig, zoals jij
eens gezegd hebt. Vroeger. Toen we nog
niet opgehouden waren met afscheid nemen.
Ik voel, mijn vriend, je vrienden
zijn geteld. Zeker, wie een lange tijd
niets hoort niets, luistert tot slot naar
de echo. Grimassen van graven.
Ik proef, mijn vriend, nog steeds domheid
en papier en geweld, en, mijn
vriend, ik ruik nieuwsberichten die ruiken
naar niets.
Maar ik weet ook, mijn vriend, dat een woord
soms sterker is dan wie het
spreekt. Dus naar de hel met de berichten
van mijn vijf zintuigen, ik reken op
de geheime dienst van het zesde, waarmee
ik nog kan lezen. Wat jij
niet zegt en waarom en tegen wie.
Vertaald door Frans Roumen
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