Thomas Mann, Steven Uhly, Nikki Giovanni

De Duitse schrijver Thomas Mann werd geboren in Lübeck op 6 juni 1875. Zie ook alle tags voor Thomas Mann op dit blog.

Uit: Doktor Faustus

„Mein Name ist Dr. phil. Serenus Zeitblom. Ich selbst beanstande die sonderbare Verzögerung dieser Kartenabgabe, aber, wie es sich trifft und fügt, der literarische Gang meiner Mitteilungen wollte mich bis zu diesem Augenblick immer nicht dazu kommen lassen. Mein Alter ist 60 Jahre, denn A.D. 1883 wurde ich, als ältestes von vier Geschwistern, zu Kaisersaschern an der Saale, Regierungsbezirk Merseburg, geboren, derselben Stadt, in der auch Leverkühn seine gesamte Schülerzeit verbrachte, weshalb ich ihre nähere Kennzeichnung vertagen kann, bis ich zu deren Beschreibung komme. Da überhaupt mein persönlicher Lebensgang sich mit dem des Meisters vielfach verschränkt, so wird es gut sein, von beiden im Zusammenhang zu berichten, um nicht dem Fehler des Vorgreifens zu verfallen, zu welchem man, wenn das Herz voll ist, ohnedies immer neigt.
Nur soviel sei hier angegeben, daß es die mäßige Höhe eines halbgelehrten Mittelstandes war, auf der ich zur Welt kam, denn mein Vater, Wolgemut Zeitblom, war Apotheker, – übrigens der bedeutendste am Platze: es gab noch ein zweites pharmazeutisches Geschäft in Kaisersaschern, das sich aber niemals des gleichen öffentlichen Vertrauens erfreute wie die Zeitblomsche Apotheke »Zu den Seligen Boten« und jederzeit einen schweren Stand gegen sie hatte. Unsere Familie zählte zu der kleinen katholischen Gemeinde der Stadt, deren Bevölkerungsmehrheit natürlich dem lutherischen Bekenntnis angehörte, und namentlich meine Mutter war eine fromme Tochter der Kirche, die ihren religiösen Pflichten gewissenhaft nachkam, während mein Vater, wahrscheinlich schon aus Zeitmangel, sich darin laxer zeigte, ohne deshalb die Gruppen-Solidarität mit seinen Kultgenossen, die ja auch ihre politische Tragweite hatte, im geringsten zu verleugnen.

 

Marie-Hélène Breillat als Marie Godeau en Jon Finch als Adrian Leverkühn in de gelijknamige film uit 1982

 

Bemerkenswert war, daß neben unserem Pfarrer, Geistl. Rat Zwilling, auch der Rabbiner der Stadt, Dr. Carlebach mit Namen, in unseren über dem Laboratorium und der Apotheke gelegenen Gasträumen verkehrte, was in protestantischen Häusern nicht leicht möglich gewesen wäre. Das bessere Aussehen war auf seiten des Mannes der römischen Kirche. Aber mein Eindruck, der hauptsächlich auf Äußerungen meines Vaters beruhen mag, ist der geblieben, daß der kleine und langbärtige, mit einem Käppchen geschmückte Talmudist seinen andersgläubigen Amtsbruder an Gelehrsamkeit und religiösem Scharfsinn weit übertraf. Es mag mit an dieser Jugenderfahrung liegen, aber auch an der spürsinnigen Aufgeschlossenheit jüdischer Kreise für das Schaffen Leverkühns, daß ich gerade in der Judenfrage und ihrer Behandlung unserem Führer und seinen Paladinen niemals voll habe zustimmen können, was nicht ohne Einfluß auf meine Resignation vom Lehramte war. Freilich haben auch Exemplare jenes Geblütes meinen Weg gekreuzt – ich brauche nur an den Privatgelehrten Breisacher in München zu denken –, auf deren verwirrend antipathisches Gepräge ich an gehörigem Ort einiges Licht zu werfen mir vornehme.“

 

Thomas Mann (6 juni 1875 – 12 augustus 1955)

 

De Duitse schrijver Steven Uhly werd geboren op 6 juni 1964 in Keulen. Zie ook alle tags voor Steven Uhly op dit blog.

Uit: Die Summe des Ganzen

„Die Pfarrkirche des Heiligen Isidro in Hortaleza, einem nordöstlichen Außenbezirk von Madrid. Padre Roque de Guzmán, 50 Jahre, mittelgroß, ein wenig untersetzt, Stirnglatze, sitzt in einem hölzernen Beichtstuhl, der viel älter ist als der eckige Neubau, in dem er steht. Es ist 17:00 Uhr, ein Mittwoch. Anfang März. Außer sonntags sitzt Padre Roque jeden Tag um dieselbe Uhrzeit in diesem Beichtstuhl und wartet auf Sünder, die kommen, um ihr Herz auszuschütten und die Absolution zu erhalten. Meistens beichten sie mindere Sünden, die mit zehn Bußgebeten und drei Vaterunser abgegolten werden können, kleinere Diebstähle, Vorteilsnahmen, hin und wieder ein Seitensprung. Der Padre ist sich sicher, dass die meisten Ehebrecher seinen Beichtstuhl meiden, weshalb er kein realistisches Bild von der Moral haben kann, die in seiner Gemeinde vorherrscht. Manchmal kommt niemand. Dann sitzt der Priester da und versucht, sich daran zu erinnern, dass er trotz allem Gottes Werk verrichtet. Um 18:30 Uhr wird er sich ins Gemeindehaus begeben, wo der Knabenchor des Viertels ihn erwartet, sein Tageshöhepunkt.
Heute scheint niemand beichten zu wollen. Es ist bereits 18:10 Uhr, zu dieser Zeit werden die üblichen Sünder nicht mehr erscheinen – er erkennt sie alle an ihren Stimmen, auch wenn viele sich einbilden, inkognito bleiben zu können, weil diese Trennwand mit dem engmaschigen Sprechgitter zwischen ihnen ist und sie ungesehen kommen und gehen können. Der Padre zuckt mit den Schultern, dann eben heute niemand.
Ein wenig schwerfällig erhebt er sich und will gerade das alte, enge Holztürchen öffnen, als er hört, wie jemand den Beichtstuhl betritt und sich setzt. Er seufzt, lässt sich erneut nieder und lehnt sich zurück. So spät sollte eigentlich niemand mit seiner Beichte beginnen, das bringt den Padre möglicherweise in die Verlegenheit, den Sünder auf das nächste Mal zu vertrösten, damit er pünktlich zu seinem Chor kommt, und dann muss er selbst zwei oder drei Bußgebete sagen, weil er so eigentlich nicht handeln sollte.
Plötzlich eine leise, gehetzt klingende Männerstimme:
»Padre, ich habe gesündigt.«
Der Padre räuspert sich leise und sagt:
»Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit.«
Nach einer kurzen Pause erwidert die Männerstimme:
»Amen.«

»Was liegt dir auf dem Herzen, mein Sohn?«
Stille.
Der Padre hört nur, wie der Sünder auf der hölzernen Sitzbank hin und her rutscht. Er scheint nervös zu sein, nach Worten zu suchen. Vielleicht ein Ehebrecher, der bewusst nicht die Kirche seiner Heimatgemeinde aufsucht, aus Angst, trotz des Beichtgeheimnisses könne etwas nach außen dringen. So etwas kommt vor, das schlechte Gewissen macht Menschen paranoide. Eindeutig Spanier, Weißer, kein Gitano, kein Südamerikaner, allerdings ohne regionalen Einschlag, vermutlich zwischen 30 und 40 Jahre alt.“

 

Steven Uhly (Keulen, 6 juni 1964)

 

De Amerikaanse dichteres en schrijfster Nikki Giovanni werd geboren op 7 juni 1943 in Knoxville, Tennessee. Zie ook alle tags voor Nikki Giovanni op dit blog.

 

Ontvoeringsgedicht

Ooit ontvoerd
door een dichter
als ik een dichter was
zou ik je ontvoeren
je in mijn zinnen en metrums plaatsen
naar jones beach
en misschien naar coney island
of misschien gewoon naar mijn huis
je bezingen in seringen
je nat maken in de regen
je laten opgaan in het strand
om mijn visie te verdichten
fluit voor je spelen
je een ode brengen met mijn liefdeslied
allemaal om je voor me te winnen
je in rood zwart groen wikkelen
je aan mijn mama laten zien
ja, als ik een dichter was, zou ik je ont
voeren

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Nikki Giovanni (Knoxville, 7 juni 1943)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 6e juni ook mijn blog van 6 juni 2020 en eveneens mijn blog van 6 juni 2019 en ook mijn blog van 6 juni 2015 deel 2.

Taichi Yamada

De Japanse schrijver en scenarioschrijver. Taichi Yamada (echte naam: Ishikawa Taichi) werd geboren op 6 juni 1934 in Taitō, prefectuur Tokyo. Yamada studeerde Japanse taal- en letterkunde aan de Faculteit Educatie van Waseda University. Na zijn afstuderen in 1958 werd hij assistent van regisseur Keisuke Kinoshita bij de Shōchiku-filmstudio’s. In 1965 verliet hij Shōchiku en vestigde zich als freelance scenarioschrijver. In de jaren die volgden schreef hij scripts voor talloze televisiefilms en series, waarvan er ongeveer dertig prijzen wonnen; ook scripts voor een tiental speelfilms, verschillende romans en tien essaybundels. In 1984 ontving hij de Award van de Minister van Onderwijs voor de film Nagaraeba en de Kikuchi Kan-prijs, en in 1985 de Mukuda Kuniko-prijs voor Nihon no Omokage. In 1987 werd hij genomineerd voor de Japanse Academy Award voor Beste Scenario. Het jaar daarop ontving hij de Yamamoto Shūgorō-prijs. Hij ontving in 1992 de Mainichi Art Prize voor de film Shōnen Jidai (ongeveer “Childhood”).

Uit: Strangers (Vertaald door Wayne Lammers)

“After my divorce, I set up house in the apartment I had been using as an office. Since I made my living writing scripts for television dra-mas, I spent most of my waking hours in solitary confinement at the apartment. Until recently, I had a lady friend who came here to share her company with me, but she drifted away when I became caught up in the divorce proceedings with my wife. I didn’t mind; I had expended so much emotional energy on the divorce that I was perfectly happy to be free of human entan-glements for a while, including those whose pleasures were of a purely physical nature.
One night about three weeks into my life of renewed bach-elorhood, it hit me how quiet the building was. Too quiet, I thought. Not that the place was a secluded mountain retreat. Quite the contrary, the seven-story apartment building faced directly out onto Tokyo’s busy Route 8, which never saw a break in traf-fic no matter what time of day. When I first began living here full time, in fact, the endless noise kept me awake at night. Large, long-haul trucks timing their trips for the midnight hours when traffic wasn’t so heavy sped by one after the other, and the rumbling roar seemed to well forth from deep within the earth. Lying in bed prey to this din, I would feel short of breath. With a stoplight only a hun-dred meters or so down the road, the noise periodically came to a halt, only to rend the silence at an even higher pitch a few moments later as the trucks ground into motion again. The relentless thundering would resume, my heart would beat harder and harder, the walls would close in, and I would bolt upright gasping for breath. It took me about ten days to get used to the round-the-clock barrage. When I’d contemplated spending the night at the apart-ment, back in the days when it was still only my office, I had dismissed the idea out of hand, knowing I would never be able to sleep. But with my bank account drained after the divorce, I could not afford to move anywhere else; having no choice but to take up residence here, I soon discovered that one could indeed adapt even to conditions such as these. The incessant roar of traffic retreated to the far reaches of my consciousness, as did the hum of the air conditioner, and I would sometimes realize in surprise that the tock tock tock of the second hand circling the clock on the wall had become the only sound I was aware of. But now it had reached the point where the building seemed altogether too quiet, and I had to wonder where my own senses were leading me.
This feeling of too much quiet first came over me on a night near the end of July as I sat working at my desk a little after eleven. A chill ran down my spine, and I felt as though I were suspended in the middle of a vast dark void, utterly alone. “It’s awfully quiet,” I murmured. I ignored the feeling for a time as I continued to write. After a while I reached for the dictionary to look up a kanji character I couldn’t quite remember, and as I flipped pages in search of it, I realized that the same uneasy sensation had been gnawing at me for the past several nights.”

 

Taichi Yamada (6 juni 1934 – 29 november 2023)