Günter Grass tachtig jaar! Oscar Wilde, Dimitri Verhulst

De Duitse schrijver Günter Grass werd geboren in Danzig (tegenwoordig Gdansk, Polen) op 16 oktober 1927. Hij is vandaag dus tachtig jaar geworden. Zie ook mijn blog van 16 oktober 2006.

 

Uit: Im Krebsgang

 

»Warum erst jetzt?« sagte jemand, der nicht ich bin. Weil Mutter mir immer wieder … Weil ich wie damals, als der Schrei überm Wasser lag, schreien wollte, aber nicht konnte … Weil die Wahrheit kaum mehr als drei Zeilen … Weil jetzt erst …
Noch haben die Wörter Schwierigkeiten mit mir. Jemand, der keine Ausreden mag, nagelt mich auf meinen Beruf fest. Schon als junger Spund hätte ich, fix mit Worten, bei einer Springer-Zeitung volontiert, bald gekonnt die Kurve gekriegt, später für die »taz« Zeilen gegen Springer geschunden, mich dann als Söldner von Nachrichtenagenturen kurz gefaßt und lange Zeit freiberuflich all das zu Artikeln verknappt, was frisch vom Messer gesprungen sei: Täglich Neues. Neues vom Tage.
Mag schon sein, sagte ich. Aber nichts anderes hat unsereins gelernt. Wenn ich jetzt beginnen muß, mich selber abzuwickeln, wird alles, was mir schiefgegangen ist, dem Untergang eines Schiffes eingeschrieben sein, weil nämlich, weil Mutter damals hochschwanger, weil ich überhaupt nur zufällig lebe.
Und schon bin ich abermals jemand zu Diensten, darf aber vorerst von meinem bißchen Ich absehen, denn diese Geschichte fing lange vor mir, vor mehr als hundert Jahren an, und zwar in der mecklenburgischen Residenzstadt Schwerin, die sich zwischen sieben Seen erstreckt, mit der Schelfstadt und einem vieltürmigen Schloß auf Postkarten ausgewiesen ist und über die Kriege hinweg äußerlich heil blieb.
Anfangs glaubte ich nicht, daß ein von der Geschichte längst abgehaktes Provinznest irgendwen, außer Touristen, anlocken könnte, doch dann wurde der Ausgangsort meiner Story plötzlich im Internet aktuell. Ein Namenloser gab mit Daten, Straßennamen und Schulzeugnissen personenbezogene Auskunft, wollte für einen Vergangenheitskrämer wie mich unbedingt eine Fundgrube aufdecken.
Bereits als die Dinger auf den Markt kamen, habe ich mir einen Mac mit Modem angeschafft. Mein Beruf verlangt diesen Abruf weltweit vagabundierender Informationen. Lernte leidlich, mit meinem Computer umzugehen. Bald waren mir Wörter wie Browser und Hyperlink nicht mehr böhmisch. Holte Infos für den Gebrauch oder zum Wegschmeißen per Mausklick rein, begann aus Laune oder Langeweile von einem Chatroom zum anderen zu hüpfen und auf die blödeste Junk-Mail zu reagieren, war auch kurz auf zwei, drei Pornosites und stieß nach ziellosem Surfen schließlich auf Homepages, in denen sogenannte Vorgestrige, aber auch frischgebackene Jungnazis ihren Stumpfsinn auf Haßseiten abließen. Und plötzlich – mit einem Schiffsnamen als Suchwort – hatte ich die richtige Adresse angeklickt: »www.blutzeuge.de«. In gotischen Lettern klopfte eine »Kameradschaft Schwerin« markige Sprüche. Lauter nachträgliches Zeug. Mehr zum Lachen als zum Kotzen.
Seitdem steht fest, wessen Blut zeugen soll. Aber noch weiß ich nicht, ob, wie gelernt, erst das eine, dann das andere und danach dieser oder jener Lebenslauf abgespult werden soll oder ob ich der Zeit eher schrägläufig in die Quere kommen muß, etwa nach Art der Krebse, die den Rückwärtsgang seitlich ausscherend vortäuschen, doch ziemlich schnell vorankommen. Nur soviel ist sicher: Die Natur oder genauer gesagt die Ostsee hat zu all dem, was hier zu berichten sein wird, schon vor länger als einem halben Jahrhundert ihr Ja und Amen gesagt.

 

Grass

Günter Grass (Danzig, 16 okober 1927)

 

De Iers-Engelse schrijver Oscar Wilde werd geboren op 16 oktober 1854 in Dublin. Zie ook mijn blog van 16 oktober 2006.

 

Sonnet to Liberty

 

Not that I love thy children, whose dull eyes
See nothing save their own unlovely woe,
Whose minds know nothing, nothing care to know, –
But that the roar of thy Democracies,
Thy reigns of Terror, thy great Anarchies,
Mirror my wildest passions like the sea
And give my rage a brother -! Liberty!
For this sake only do thy dissonant cries
Delight my discreet soul, else might all kings
By bloody knout or treacherous cannonades
Rob nations of their rights inviolate
And I remain unmoved – and yet, and yet,
These Christs that die upon the barricades,
God knows it I am with them, in some things.

 

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Holy Week At Genoa

 

I wandered through Scoglietto’s far retreat,
The oranges on each o’erhanging spray
Burned as bright lamps of gold to shame the day;
Some startled bird with fluttering wings and fleet
Made snow of all the blossoms; at my feet
Like silver moons the pale narcissi lay:
And the curved waves that streaked the great green bay
Laughed i’ the sun, and life seemed very sweet.
Outside the young boy-priest passed singing clear,
‘Jesus the son of Mary has been slain,
O come and fill His sepulchre with flowers.’
Ah, God! Ah, God! those dear Hellenic hours
Had drowned all memory of Thy bitter pain,
The Cross, the Crown, the Soldiers and the Spear.

 

wilde

Oscar Wilde (16 oktober 1854 – 30 november 1900)

 

De Vlaamse dichter en schrijver Dimitri Verhulst werd in 1972 geboren in Aalst. Zie ook mijn blog van 16 oktober 2006.

Kroniek van een zwangerschap

Wij zijn met elkaar gaan leven, in elkaar gaan beven.
We trekken elk ons eigen voordeel uit de twijfel en blijven
namen op dezelfde bel, bedriegers langs dezelfde brievenbus.

Ondanks mijn kortademige vreugde en mijn wreedste vrede,
mijn synoniemen die elkander trachten schoon te spreken
en mijn luidste leugens die ik molenwiekend heb geluid,
ondanks mijn ondanksen, hoop ik dat jij me goed verteert.

Je leert me af nog terwijl je mij ontmantelt,
mijn vragen bekampt met jouw Kempische stiltes.

We zijn begonnen ons verlangen te verlappen aan een ander.
Wie is hij dat jij hem plechtig medeplichtig maakte

aan je nagemaakte overgave in onze laatste lakens?
Ik weet het, hij woont in Zemst, zwemt Olympische lengten in zijn geld
en belt voortdurend op jouw gsm.
Maar dat kind, is dat ook van hem?

 

Verhulst_Koppe

Dimitri Verhulst (Aalst, 1972)