Heinrich Mann, Joy Ladin

De Duitse schrijver Heinrich Mann werd geboren op 27 maart 1871 in Lübeck. Zie ook alle tags voor Heinrich Mann op dit blog.

Uit: Der Untertan

„Sie betete mit dem Kind »aus dem Herzen«, nicht nach Formeln, und bekam dabei gerötete Wangenknochen. Sie schlug es auch, aber Hals über Kopf und verzerrt von Rachsucht. Oft war sie dabei im Unrecht. Dann drohte Diederich, sie beim Vater zu verklagen; tat so, als ginge er ins Kontor, und freute sich irgendwo hinter einer Mauer, dass sie nun Angst hatte. Ihre zärtlichen Stunden nützte er aus; aber er fühlte gar keine Achtung vor seiner Mutter. Ihre Ähnlichkeit mit ihm selbst verbot es ihm. Denn er achtete sich selbst nicht, dafür ging er mit einem zu schlechten Gewissen durch sein Leben, das vor den Aufgaben des Herrn nicht hätte bestehen können.
Dennoch hatten die beiden von Gemüt überfließende Dämmerstunden. Aus den Festen pressten sie gemeinsam, vermittelst Gesang, Klavierspiel und Märchenerzählen, den letzten Tropfen Stimmung heraus. Als Diederich am Christkind zu zweifeln anfing, ließ er sich von seiner Mutter bewegen, noch ein Weilchen zu glauben und er fühlte sich dadurch erleichtert, treu und gut. Auch an ein Gespenst, droben auf der Burg, glaubte er hartnäckig und der Vater, der davon nichts hören wollte, schien ihm zu stolz, beinahe strafwürdig. Die Mutter nährte ihn mit Märchen. Sie teilte ihm ihre Angst mit vor den neuen, belebten Straßen und der Pferdebahn, die hindurchfuhr, und führte ihn über den Wall nach der Burg. Dort genossen sie das wohlige Grausen.
Ecke der Meisestraße hinwieder musste man an einem Polizisten vorüber, der, wen er wollte, ins Gefängnis abführen konnte! Diederichs Herz klopfte beweglich; wie gern hätte er einen weiten Bogen gemacht! Aber dann würde der Polizist sein schlechtes Gewissen erkannt und ihn aufgegriffen haben. Es war vielmehr geboten, zu beweisen, dass man sich rein und ohne Schuld fühlte – und mit zitternder Stimme fragte Diederich den Schutzmann nach der Uhr. Nach so vielen furchtbaren Gewalten, denen man unterworfen war, den Märchenkröten, dem Vater, dem lieben Gott, dem Burggespenst und der Polizei, nach dem Schornsteinfeger, der einen durch den ganzen Schlot schleifen konnte, bis man auch ein schwarzer Mann war, und dem Doktor, der einem im Hals pinseln durfte und schütteln, wenn man schrie – nach allen diesen Gewalten geriet Diederich unter eine noch furchtbarere, den Menschen auf einmal ganz verschlingende: die Schule. Diederich betrat sie heulend und auch die Antworten, die er wusste, konnte er nicht geben, weil er heulen musste. Allmählich lernte er den Drang zum Weinen gerade dann ausnützen, wenn er nicht gelernt hatte – denn alle Angst machte ihn nicht fleißiger oder weniger träumerisch -, und vermied so, bis die Lehrer sein System durchschaut hatten, manche üblen Folgen. Dem ersten, der es durchschaute, schenkte er seine ganze Achtung; er war plötzlich still und sah ihn, über den gekrümmten und vors Gesicht gehaltenen Arm hinweg, voll scheuer Hingabe an. Immer blieb er den scharfen Lehrern ergeben und willfährig. Den gutmütigen spielte er kleine, schwer nachweisbare Streiche, deren er sich nicht rühmte. Mit viel größerer Genugtuung sprach er von einer Verheerung in den Zeugnissen, von einem riesigen Strafgericht. Bei Tisch berichtete er: »Heute hat Herr Behneke wieder drei durchgehauen.« Und wenn gefragt ward, wen: »Einer war ich.«

 

Heinrich Mann (27 maart 1871 – 12 maart 1950)

 

De Amerikaanse dichteres, schrijfster en hoogleraar transgender-wetenschappen Joy Ladin werd geboren in Rochester, New York, op 24 maart 1961. Zie ook alle tags voor Joy Ladin op dit blog.

 

Late zomer na een paniekaanval

Ik kan de druk van bladeren niet uittrekken,
de gelobde randen die tegen het raam leunen
als een ongewenste mannelijke blik op het achterwerk,
(ze willen zegenen en zegenen en zwijgen).
Wat als ik in plaats daarvan naar de duivel loop? Buig
voor de waanzin die mij maakt. Gedreun
van het maaien van de buren, een rode brievenbusvlag
staat rechtop, een hond blaft uit drie huizen verderop,
en dit is wat een dag is. Kever op de lambrisering,
dode tak die breekt, maar niet breekt, stenen
uit de zee naast stenen uit de rivier,
onbeantwoorde berichten als geesten in de keel,
een sirene die hoog huilt in de richting van de stad
dat er geen noodsituatie is, die herhaalt
dat deze luide stilte slechts is waar je woont.

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Joy Ladin (Rochester, 24 maart 1961)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 27e maart ook mijn blog van 27 maart 2020 en eveneens mijn blog van 27 maart 2019 en ook mijn blog van 27 maart 2017 en ook mijn blog van 27 maart 2016 deel 2 en eveneens deel 3.

Geef een reactie

Het e-mailadres wordt niet gepubliceerd. Vereiste velden zijn gemarkeerd met *