du blickst der grenze durch die augen. streu siedlung, die verwesende haut der häuser. du in den zimmern als kind. dahinter wege, die sich um die blicke schnüren. magen beschwerden vom kleiner werden. der wald mit den schüssen auf dich gerichtet.
der vater müde vom schweigen. die mutter müde vom schweigen. kein wort, das zurück führt. sie kehren nicht heim bis zum tod, der einen augenblick über die zeit reicht. die grenze beginnt in den augen davor. soldaten, papiere, ich
bin zu fuß mit den augen des vaters, der meine hand fester drückt, und die perlen auf mutters wimpern, die ich aufheb in leeren zigarrenkartons und die beschlagen bei jedem öffnen unter dem bett. im wald sind gewehre vergraben, hat mir einer erzählt
ohne namen, seitdem sind die bäume in den himmel geschossen, der hier verschwand. ich achte nur auf den weg, daß ich heraus find, bevor der abend sich aufstellt. nur wenn ich allein bin im zimmer, schlaf ich mit licht ein, das sich zerstreut.
EIN FISCHREIHER STEHT AUF einer tot
holzinsel im teich unter den regengeräuschen
der pappeln als wäre er aus stein. der himmel
ist einsilbig blau. an unsichtbaren bändern
sind die töne der vögel aufgefädelt. sie singen
zwischen den hohen bäumen, bleiben hängen,
reißen sich los. unzählige kohlweißlinge flattern
im lavendelrausch. der sommer ist ein schlafendes
tier im weißen fell, das im eigenen schatten liegt.
manchmal nachts wechselt es seinen platz. dann
kann es regen geben. ich hätte dir seine spuren
gezeigt. auf dem wasser bilden sich wellen,
die an dich erinnern. sie sind grün und bewegen
sich schnell. der reiher ist gesunken. himmel
hängt an seinem schatten.
ich möchte im winter sterben,
wenn die asche des schnees beginnt,
hat mir der mann aus dem fenster erzählt,
der seine tage darin verbrachte.
er hatte sich alles vergeben und schlug
licht mit seinen flügeln zusammen,
und hielt sie offen im schnee.
ich stand oft darunter und roch
seine weiße stimme, die dann herabfiel.
in meinem schweigen nannte ich ihn
mit leeren händen den engel.
er hat mir oft von den lippen gelesen
und mit den worten verglichen.
ich hab ihm geglaubt. das war unser versteck.
was bleiben wird, ist nie gewesen.
zwischen seinen augen ging mein blick auseinander.
die straße wurde gesperrt, das haus entsteint.
ich liebe ruinen, sie haben geduld,
war das letzte, was ich von ihm hörte.
ohne beine trugen sie ihn.
er starb, ohne noch einmal zu sprechen.
ich ging aus dem haus, nahm ein zimmer
am see, sah kaum aus dem fenster,
nur im winter dem schnee nach,
wenn er im wasser verbrannte.
„Auf einem Tisch türmen sich rechteckige Kartonstücke mit runden Löchern, die mit Leinenstreifen zusammengeklebt und wie eine Handharmonika gefalteten sind. “Was ist das?” Der Professor stellt eine Prüfungsfrage.
Alex antwortet gehorsam: “Das Programm.”
“Richtig! Ada hat es geschrieben. Also ich meine, Ann … Ein zyklischer Algorithmus, der sich endlos wiederholt und in einem immer exakteren Resultat konvergiert. Ada bezeichnete die Analytical Engine als ?die Maschine, die sich in den eigenen Schwanz beisst?. Wie recht sie hatte, beweisen die Ereignisse dieser Tage.”
“Was leistet das Programm?”
“Berechnung der Zahl Pi …” Liebevoll lässt Crick die Programmharmonika durch seine Finger schnarren. Dann flüstert er: “In allen Geschichtsbüchern steht, Babbage sei gescheitert. Er habe seine Maschine nie vollendet. Eine Lüge. Was sie hier sehen, ist seine Konstruktion. Es ist das Original, gebaut von Joseph Clement. Ich habe sie hier im Keller entdeckt, in einem gefangenen Raum, nachdem wir das Haus gekauft hatten. Ada hat sie programmiert. Sie funktioniert. Hier ist der Beweis …” Er schreitet zu den Zahlensäulen, liest die Ziffern von den Rädern “3.1415926535. Pi auf elf Stellen, wie finden Sie das?”
“Moderne Computer haben Pi auf Millionen von Stellen berechnet. Was soll das?”
“Sie hatten! Die Analytical Engine ist der einzige Computer in London, der noch zuverlässig arbeitet. Er war der letzte und wird der erste sein. Wie es in der Bibel steht.”
Alex schaut zu, wie Crick mit einem Schraubenzieher im Mechanismus stochert. Er wird das Gefühl nicht los, es habe sich nichts bewegt ausser der Handkurbel und ein paar Zahnrädern. Alles ist Betrug, man spielt ihm etwas vor, hat ihn in eine Falle gelockt. Oder dann ist Crick wirklich ein Verrückter, von der Geschichte besessen wie Laurie, der Ripperologe. Vom gleichen Wahn gepackt, nur in der Vergangenheit würden sich die Lösungen finden für die Probleme der Zukunft.“
“Es war ein dunkler Nachmittag im Juni des Jahres 1753 in London. Lord Cotton liess sich mit einer Kutsche von Pall Mall nach Hammersmith fahren. Die Schatten der Menschen in den Strassen trieben im dicken Nebel vorbei wie schwarze Fische in einer Erbsensuppe. Bei der französischen Kirche von Hammersmith bezahlte er den Kutscher. Dann überquerte er mit langen, langsamen Schritten den Kichhof und betrat den Friedhof.
Das Begräbnis ging seinem Ende entgegen. Ein junger Prediger hielt die Andacht französischer Sprache. Als er Lord Cotton erblickte, stockte er für einen Augenblick. Die Trauernden drehten ihre Köpfe und starrten den Lord stumm an.
Nach dem Schlussgebet eilte der Prediger um das frisch aufgeworfene Grab und begrüsste Lord Cotton untertänigst. Er war bekannt als Berater von König Georg II in religiösen Fragen. Der Prediger verbeugte sich und fragte: “Darf ich Ihnen Mrs Stäheli vorstellen, Milord. Die arme Witwe.”
Cotton nickte flüchtig, drückte eine kalte Hand, blickte für einen Moment in ein stumpfes Gesicht hinter einem schwarzen Schleier und wünschte Beileid. Die Frau sagte kein Wort und blieb regungsslos stehen.
Lord Cotton wandte sich zum Prediger. “Ich bin beauftragt, im Namen seiner Majestät, des Königs, dieses Beileidsschreiben zu überreichen.” Er zog aus einer Tasche seines Mantel ein schmales Kuvert mit eingeprägter goldener Krone und reichte es dem Prediger. Die Frau stand noch immer reglos und stumm.
“Es tut mir leid, Milord. Mrs Stäheli versteht kein Englisch”, erklärte der Prediger mit gedämpfter Stimme.
“Vous parlez Francais?” wandte sich Lord Cotton and die Witwe. Aber der Prediger unterbrach ihn: “Mrs Stähelin spricht nur Deutsch. Sie und ihr verstorbener Gemahl, Pfarrer Stäheli, stammten aus der Schweiz. Aus dem deutschsprachigen Teil des Landes.”
Uit: Muschi, Puschi, Schnurrdiburr (Samen met Ariane Grundies)
“Während das Kind im Bauch der Mutter heranwächst, wird mit großem Aufwand nach seinem Namen gesucht. Aber warum machen sich Eltern diese Mühe? Kaum ist der passende Name gefunden und das Kind in der Karre, wird aus Daniel ein Dickerchen und aus Ariane eine Mick. In unseren Familien gibt es außerdem eine Oma namens Hund und eine Schwester, die C. C. Catch gerufen wird, es gibt Dicke und Hasen, Pelefanten und Puschis.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! Menschen, die in unser Leben traten, wurden prompt mit einem Kosenamen versehen. Das betörende Püpo für die Freundin und das geräuschvolle Hupe für den Liebsten sind bei uns so selbstverständlich wie für andere das Amen in der Kirche. Allein diese Neigung hätte uns früher oder später auf die Idee bringen können, ein Kosenamenlexikon zusammenzustellen.
Als dann auch Muschi und Edelmann am Sternenhimmel der Medien aufblinkten, war alles geritzt. Muschi und Edelmann, das darf nicht wahr sein, dachten wir. Und doch, Edmund Stoiber, der Edelmann, und seine Frau Karin, die Muschi, machen keinen Hehl aus ihren Kosenamen, die mehr über ihre Beziehung aussagen, als es ihre Vornamen je könnten. Dieses Detail einer prominenten Beziehung sollte nicht verschwiegen werden. Um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: «Wer öffentlich kegelt, muss sich auch öffentlich nachzählen lassen, wie viel er getroffen hat.» In Zeitungen, Illustrierten, Büchern und mittels Informanten begaben wir uns auf die Suche nach Volltreffern und Schüssen ins Blaue. Natürlich, auch die Stars und Sternchen, ob intellektuelle Schriftsteller, hübsche Schauspieler oder mächtige Politiker, sie alle sind in Wahrheit nur ein schnöder Kürbis oder eine tolle Blutwurst. Was sich liebt, das kost sich – nur: Auskunft darüber mag natürlich kaum jemand geben.”
“Das Geld lag auf der Strasse. Man musste es nur aufheben. Entdeckt hatte er das vor Jahren, als er in einer Lebenskrise über den Zürichberg gewandert war, tief in Gedanken versunken mit gebeugtem Haupt. Da sah er auf dem Waldweg ein Geldstück blinken. Fünfzig Rappen. Nicht viel, aber immerhin. Er bückte sich und hob es auf. Wichtiger als der Wert des Fundes war das Zeichen, das er ihm gab. Es gibt einen Weg.
Er kehrte in die Stadt zurück und begann zu suchen. Wo immer Waren in Geld umgetauscht wurden, kam es vor, dass dem Käufer oder dem Verkäufer ein Geldstück aus der Hand fiel und zwischen den Schuhen der Wartenden davonrollte. “Es war nur ein Zehner”, sagte dann der Kunde vielleicht nach einem raschen Blick auf den Boden und griff nochmals in die Geldbörse. Oder die Kioskfrau beschwichtigte: “Lassen Sie’s. Ich finde es dann beim Wischen. Der Nächste bitte.” Wer bückt sich heute noch nach einem Zwanziger oder gar einem Fünfer. Zeit ist Geld.
Er suchte und fand. Er bückte sich und hob auf. Reich wurde er nicht dabei, aber er hatte eine Aufgabe und konnte leben. Morgens führte sein erster Gang den Münzautomaten des Trams entlang. In der Hektik fiel so manches Geldstück aufs Pflaster und rollte in den Rinnstein. Mit der Zeit wusste er, wo sie sich sammelten. Es kam auf die Beschaffenheit des Grundes an, auf die Neigung, auf vorhandene Ritzen und Vertiefungen. Besonders ergiebig waren Roste über Schächten und Regenrinnen. Er hob sie an, griff darunter. Hier fand sich gelegentlich auch ein Fünfliber oder ein Schlüssel. Schlüssel lieferte er im Fundbüro ab, wie auch alle andern Dinge von grösserem Wert: Brieftaschen, Schmuck, Banknoten, Ausweise. Denn er war ein ehrlicher Mann und hielt sich an das Gesetz, das einen Finder berechtigt, alles bis zum Wert von zehn Franken zu behalten, sofern es nicht auf privatem Grund liegt oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Nach drei Monaten konnte er Banknoten wieder abholen oder den Finderlohn für einen Schlüsselbund, doch war das nur ein Nebenerwerb. Sein Kerngeschäft, wie man heute sagt, war die Suche nach Geld.”
“When friends meet they don’t just give a nod or a handshake in the meaningless ritual of city people, but rather they shout the person’s name or thump him on the back. Hugging is al
so common, but not for women. By the cement trough where the buses are washed, two young women hold hands as they chat. The women here have lovely voices and you can’t help taking a second look. The one with her back to you is wearing an indigo-print headscarf. This type of scarf, and how it’s tied, dates back many generations but is seldom seen these days. You find yourself walking towards them. The scarf is knotted under her chin and the two ends point up. She has a beautiful face. Her features are delicate, so is her slim body.
You pass close by them. They have been holding hands all this time, both have red coarse hands and strong fingers. Both are probably recent brides back seeing relatives and friends, or visiting parents. Here, the word xifu means one’s own daughter-in-law and using it like rustic Northerners to refer to any young married woman will immediately incur angry abuse. On the other hand, a married woman calls her own husband laogong, yet your laogong and my laogong are both used. People here speak with a unique intonation even though they are descendants of the same legendary emperor and are of the same culture and race.
You can’t explain why you’re here. It happened that you were on a train and this person mentioned a place called Lingshan. He was sitting opposite and your cup was next to his. As the train moved, the lids on the cups clattered against one another. If the lids kept on clattering or clattered and then stopped, that would have been the end of it. However, whenever you and he were about to separate the cups, the clattering would stop, and as soon as you and he looked away the clattering would start again. He and you reached out, but again the clattering stopped. The two of you laughed at the same instant, put the cups well apart, and started a conversation. You asked him where he was going.
“Lingshan.”
“What?”
“Lingshan, ling meaning spirit or soul, and shan meaning mountain.”
You’d been to lots of places, visited lots of famous mountains, but had never heard of this place.“
Gao Xingjian (Ganzhou, 4 januari 1940)
De Amerikaanse dichter, songwriter en frontman van Silver Jews David Berman werd geboren op 4 januari 1967 in Williamsburg, Virginia. Zie ook mijn blog van 4 januari 2009.
Snow
Walking through a field with my little brother Seth
I pointed to a place where kids had made angels in the snow. For some reason, I told him that a troop of angels had been shot and dissolved when they hit the ground.
He asked who had shot them and I said a farmer. Then we were on the roof of the lake. The ice looked like a photograph of water.
Why he asked. Why did he shoot them.
I didn’t know where I was going with this.
They were on his property, I said. When it’s snowing, the outdoors seem like a room.
Today I traded hellos with my neighbor. Our voices hung close in the new acoustics. A room with the walls blasted to shreds and falling.
We returned to our shoveling, working side by side in silence.
„On May 18, 1860, the day when the Republican Party would nominate its candidate for president, Abraham Lincoln was up early. As he climbed the stairs to his plainly furnished law office on the west side of the public square in Springfield, Illinois, breakfast was being served at the 130-room Chenery House on Fourth Street. Fresh butter, flour, lard, and eggs were being put out for sale at the City Grocery Store on North Sixth Street. And in the morning newspaper, the proprietors at Smith, Wickersham & Company had announced the arrival of a large spring stock of silks, calicos, ginghams, and linens, along with a new supply of the latest styles of hosiery and gloves.
The Republicans had chosen to meet in Chicago. A new convention hall called the “Wigwam” had been constructed for the occasion. The first ballot was not due to be called until 10 a.m. and Lincoln, although patient by nature, was visibly “nervous, fidgety, and intensely excited.” With an outside chance to secure the Republican nomination for the highest office of the land, he was unable to focus on his work. Even under ordinary circumstances many would have found concentration difficult in the untidy office Lincoln shared with his younger partner, William Herndon. Two worktables, piled high with papers and correspondence, formed a T in the center of the room. Additional documents and letters spilled out from the drawers and pigeonholes of an outmoded secretary in the corner. When he needed a particular piece of correspondence, Lincoln had to rifle through disorderly stacks of paper, rummaging, as a last resort, in the lining of his old plug hat, where he often put stray letters or notes.
Restlessly descending to the street, he passed the state capitol building, set back from the road, and the open lot where he played handball with his friends, and climbed a short set of stairs to the office of the Illinois State Journal, the local Republican newspaper. The editorial room on the second floor, with a central large wood-burning stove, was a gathering place for the exchange of news and gossip.“
IM GROSSEN RAUM mit den angelehnten särgen
drehten sich vierarmige ventilatoren. nur einer
bewegte sich nicht. vor dem haus hatten sie
der straße die teerschicht abgenommen. darunter
führte ein schienenstrang durch die wand.
die absperrungen waren in das gelände gewachsen.
unter der last junger bäume bogen sich die dach
rinnen auf. und sprengten die wurzeln. in den licht
balken, die durch die öffnungen im stein drangen,
war die luft zu sehen. sie vibrierte leise in den augen.
es hörte sich an, als kratzten fingernägel an der inneren
seite des holzes. dann wieder, war es ganz still.
ich musste nur lange genug die augen offen halten.
Uit: Ich zähmte die Wölfin (Die Erinnerungen Hadrians, vertaald door Fritz Jaffé)
“Mein lieber Mark,
ich bin heute Morgen zu Hermogenes gegangen, meinem Arzt, der von einer längeren Reise in Asien wieder in die Villa zurückgekehrt ist. Da die Untersuchung in nüchternem Zustand vorgenommen werden sollte, hatte ich mich in den frühen Morgenstunden eingefunden. Nachdem ich mich des Mantels und der Tunika entledigt hatte, streckte ich mich auf ein Bett hin. Einzelheiten, die Dir ebenso zuwider sein würden, wie sie es mir sind, erspare ich Dir, und ebenso die Beschreibung des Körpers eines gealterten Mannes, der sich darauf gefasst machen muss, an Herzwassersucht zugrunde zu gehen! So begnüge ich mich damit, Dir zu sagen, dass ich gemäß den Anweisungen von Hermogenes hustete, tief einatmeteund den Atem anhielt. Das rasche Fortschreitender Krankheit erschreckte ihn, und er schien geneigt, dem jungen Jollas die Schuld daran zu geben, der mich in seiner Abwesenheit gepflegt hatte.
Es ist schwer, vor einem Arzt Kaiser zu bleiben, geschweige denn die Menschenwürde zu bewahren.
Vor seinem wissenden Blick schrumpfte ich zu einem Haufen Körpersäfte zusammen, zu einem armseligen Gemisch aus Lymphe und Blut. Zum ersten Mal enthüllte sich mir heute Morgenmein Körper, dieser alte Freund und treue Gefährte, den ich so viel besser kenne als meine Seele,als ein tückisches Ungeheuer, das gegen seinen Gebieter aufbegehren will. Geduld! Ich liebe meinen Körper. Er hat mir treu gedient auf jegliche Weise, und mir steht es fern, ihm die notwendige Pflege zu missgönnen. Aber anders als Hermogenes es immer noch zu tun vorgibt, vertraue ich nicht mehr auf die Heilkräfte der Kräuter und das Mengenverhältnis der Salze, die er aus dem Orient mitgebracht hat. Der sonst so gescheite Mann glaubt, mich mit Redensarten trösten zu müssen, zu nichtssagend, als dass sie den Leichtgläubigsten täuschen könnten. Wohl weiß er, wie sehr ich diese Art von Betrug verabscheue, aber man ist schließlich nicht umsonst mehr als dreißig Jahre lang Arzt gewesen. So verzeihe ich denn dem ergebenen Diener seinen Versuch, mir meinen baldigen Tod zu verheimlichen. Hermogenes ist gelehrt, sogar weise, und weit redlicher, als Hofärzte gemeinhin zu sein pflegen. Ich werde also besser betreut werden als irgendein anderer Sterblicher.“
Marguerite Yourcenar (8 juni 1903 – 17 december 1987)
De Duitse dichter, schrijver en vertaler Ulf Stolterfoht werd geboren op 8 juni 1963 in Stuttgart. Na zijn vervangende diensplicht studeerde hij germanistiek en algemene taalwetenschap in Bochum en Tübingen. Stolterfoht schrijft taalkritische gedichten en essays die in talrijke bloemlezingen en tijdschriften worden gepubliceerd. Hij debuteerde in 1998 met de bundel »fachsprachen I-IX« In 2005 verscheen zijn vertaling van Gertrude Steins »Winning His Way«. In 2008 werd hij gasthoogleraar aan het Deutsche Literaturinstitut Leipzig. In hetzelfde jaar ontving hij ook de Peter Huchel prijs.
kurzes geschlinge. poren wie ein sieb
I mutmaßlich MÜÜÜÜDE NOW des dürfte auswurfs seiner liebsten lauten / lausch aufriß leiser wunden heißen: vernäht sie die taschen bei lebigem leib? sagt daß es besser so sei? ja nun das tut sie nebenbei. haupt-
amtlich aber glans verbreitend der unprüd-radikalen art (dubliner bekenntnis). unirische umtriebe. erweiterter shamrock-begriff: die arktischen blumen (es könnte sie geben!) die flaggen des fleisches – gut englisch. dann
angenommen DURCH das drehen des wolfes ihr geschlecht zu bestimmen – schwant ihm: hier findet sanft verwursten statt. doch je nach zunge weiter dann (im urtext anglo-schwäbisch) the swell of STÜRMERS/kruges RITTER
auf ganze oder halbe liter. aaah! saug ist nicht saug da man altert. habeas corpus bis anthrax: wirsch wirsch! die üblen greise flegeln sich davon. ihm spülts nen klumpen hadern runter. entfährt ein höhnisches gekicher.
II dann meilenweit nur mohn. die farbe rot in der er- innerung. schon schön wenn sich die drücke bündeln ließen. und wie! nach kleinem ausschweif die gesichte schwinden. sich selbst forsch an den codex greifen:
erweiterter verschwitzt-begriff. (schwer leserlich im folgenden. vermutlich «vormals lethe». dann: angst man ausfranzt grenzt an abspenst / wo man unlängst wächst ver- gang.) schwamm drüber augen zu und wisch – um jesu willen
ab. bedankt! in bälde wird hineingeheimnist. ob man denn fragen dürfe wie: auch nerven hätten ein gedächtnis? der mund wenn er bereits verdautes käut? vernäht sie die lippen bei offenem und: sagt daß es besser so sei. daß es
ihrer meinung nach sicherer sei. scheint er im gegenzug ge- neigt sich seines beinkleids zu entäußern. zeigt damit «unbehaust» in quasi trauter wohnlichkeit. verschweigt sein sinnerblassen nicht. und zag verrinnselt das gedicht.
Ulf Stolterfoht (Stuttgart, 8 juni 1963)
De Australische dichteres en librettiste Gwen Harwood werd geboren op 8 juni 1920 in Taringa, Queensland. Haar eerste bundel Poems werd gepubliceerd in 1963. In 1968 volgde Poems Volume II.
Andere werken zijn: The Lion’s Bride (1981), Bone Scan (1988) und The Present Tense (1995). Terugkerende thema’s in haar werk zijn moederschap, de rol van de vrouw en muziek. Harwood was een geschoold pianiste en organiste.
Barn Owl
Daybreak: the household slept. I rose, blessed by the sun. A horny fiend, I crept out with my father’s gun. Let him dream of a child obedient, angel-mind-
old no-sayer, robbed of power by sleep. I knew my prize who swooped home at this hour with day-light riddled eyes to his place on a high beam in our old stables, to dream
light’s useless time away. I stood, holding my breath, in urine-scented hay, master of life and death, a wisp-haired judge whose law would punish beak and claw.
My first shot struck. He swayed, ruined, beating his only wing, as I watched, afraid by the fallen gun, a lonely child who believed death clean and final, not this obscene
bundle of stuff that dropped, and dribbled through the loose straw tangling in bowels, and hopped blindly closer. I saw those eyes that did not see mirror my cruelty
while the wrecked thing that could not bear the light nor hide hobbled in its own blood. My father reached my side, gave me the fallen gun. ‘End what you have begun.’
I fired. The blank eyes shone once into mine, and slept. I leaned my head upon my father’s arm, and wept, owl blind in early sun for what I had begun.
In Sittls Weinhaus Zum Goldenen Pelikan sitz ich in der Karwoche heute am Dienstag Rainer Pichler wurde zu Grabe getragen am frühen Nachmittag ich schreibe den siebten April in diesem Jahr 98 hab nicht teilgenommen an der Beerdigung in Wien hier auf dem Zentralfriedhof der sehr fern für mich ist ernst- haft erkrankt doch ohne arge Be- schwerden zur Zeit blieb ich in Otta- kring ein Dichter war Rainer Pichler ein Lebenskünstler vor allem aber ein zuverlässiger Freund Besucher zahlreicher Gaststätten ständig ähn- lich wie ich ich will keine Nachreden hören heute auf ihn keine Fragen be- antworten müssen meine eigene tatsäch- lich schwere Krankheit betreffend allein sitz an diesem Gasthaustisch ich schreibend in Sittls Weinhaus Zum Goldenen Pelikan ich trink Süßwein ich rauche ich frag mich schroff ehrlich Wie lang noch
Gerald Bisinger (8 juni 1936 – 22 februari 1999)
Onafhankelijk van geboortedata:
De Duitse dichter Tom Bresemann werd geboren in Berlijn in 1978. Hij studeerde nieuwe Duitse filologie en oude geschiedenis. Hij is mede-oprichter van de S³ LiteraturWerke en medewerker van de Lettrétage. Werk van hem verscheen in o.a.: Lyrik von Jetzt zwei, NEUBUCH, Jahrbuch der Lyrik 2009, Belletristik, Taschentiger. In 2007 verscheen zijn bundel Makellos.
wir sind das volk
wir sind das volk unterm zeigefinger. um uns die zweifel- hafte statik des denk- geländes in orwocolor, auf- geshopt, die banner, in ihrem element. wohin gehst du am ersten mai?
o raketenwerfer, berichterstattete kindheitsklötze. fernab des geschehens balkone im fahnenschweiß. hohen- schönhausener erinnerungs- lücken im glasnost. die bluten uns aus.
Tom Bresemann (Berlijn, 1978)
De Duitse dichter Andre Rudolph werd geboren in Warschau in 1975 en groeide op in Leipzig. In Leipzig en Freiburg studeerde hij germanistiek, filosofie en slavistiek. Hij werkt voor een onderzoeksinstituut in Halle/ Saale. Werk van hem verscheen in o.a.: Sinn und Form, Ostragehege, Edit, BELLA triste, Intendenzen; Sprache im technischen Zeitalter, poet 5, Neubuch, Lyrik von Jetzt Zwei.
Gang durch ein Gedicht
Treten Sie ein. Genieren Sie sich nicht. Schon sind Sie mitten in einem Gedicht.
Gehen Sie weiter. Bleiben Sie nicht steh’n, damit Sie die Verse bis zum Ende seh’n.
Seien Sie locker und nicht so bang. Schlendern Sie entspannt die Zeilen entlang.
Atmen Sie ruhig. Laufen Sie nie. Hast ist die Feindin der Poesie.
Betrachten Sie noch einmal mit Bedacht, was der Autor sich für Sie ausgedacht.
Nun sind Sie bereits am Ausgang des Gedichts und sehen betroffen: Eigentlich nichts.
Andre Rudolph (Warschau, in 1975)
De Oostenrijkse dichter, schrijver en vertaler Christoph W. Bauer werd geboren in Kolbnitz in 1968 en groeide op in Lienz en Kirchberg (Tirol). Tegenwoordig woont hij in Innsbruck, waar hij o.a. werkte als redacteur voor het tijdschrift Wagnis.
Werk o.a. : wege verzweigt, gedichten (1999), Aufstummen, roman (2004), supersonic, gedichten (2005), Und immer wieder Cordoba, hoorspel (2006)
Supersonic
XLV
atemsprachen sie lernten sekundenalphabete und hielten den mund zeigefingerverpflastert ihre nasen in den wind mit dem sie den schlafsaal bepumpten wie eine montgolfiere die sie über alle berge fuhr in die verwandten bilder späteren schauens wuchsen heran zu aeronauten des augenblicks und aus dem kindergarten im kompass der nachmittage an die nadel geraten die sie einer sucht einnähte täglich injizierten parolen in deren körben sie durch comiclandschaften schaukelten immer höher immer schneller sprechblasen volle kraft voraus
Christoph W. Bauer (Kolbnitz, 1968)
De Duitse dichter en schrijver Andreas Altmann werd geboren in Hainichen (Sachsen) in 1963. In 1990 ging hij naar Berlijn. Hij werkte o.a. als straatveger en verzorger van gehandicapten. Van 1993 tot 1996 studeerde hij sociale pedagogie. Tegenwoordig woont hij als zelfstandig schrijver in Berlijn. Werk van hem verscheen in o.a.: Akzente, neue deutsche literatur, Sinn und Form, Krachkultur und Sprache im technischen Zeitalter. Van hem verschenen tot nu toe zes dichtbundels.
DAS GRAS IST GEMÄHT. eine bank lehnt am baum. er ist ausgetrocknet. das klopfen des spechtes an der grenze zur nacht, klingt schüssen ähnlich, die ihre erinnerung verfehlen. unter den flügen des fischreihers, der jeden abend den gleichen bogen über das haus spannt, bewegt sich das land. es ist still in den geräuschen der grillen und wind umhänge, die von den ästen gleiten. hier hörst du das schweigen, das dir die tür öffnet. die südlichen störche haben ihre nester dem himmel überlassen. auf dem haff schlüpfen die mücken. zwei ältere frauen stehen bis zu den knieen im wasser. aus ihren händen gleitet das licht, sinkt auf den grund.