Astrid Lampe, Margit Schreiner, Hugo Loetscher, Jean Racine, Kenneth Rexroth, E. A. Robinson, Felicitas Hoppe

De Nederlandse dichteres en schrijfster Astrid Lampe werd geboren in Tilburg op 22 december 1955. Zie ook alle tags voor Astrid Lampe op dit blog.

 

dit boek spekt je
wie eine Großstadt

vol klinkers
het oude deel kras
één kras en je straat lag open wat een knoeiboel
dit nieuwe hart je fietskoerier
monstert het plan

dit plan spekt ons
wie ein Vorort

froh Ort ja harde banden

hard je banden olijk de boel en evenzo hopla de meisjes de
nieuwste tomtom ha kogellagers en vet het

zelfde plasje data van daarnet maar nu lopend
een lopend buffet (wel vaart houden!)
radijsroos / roos / spiegel – gespiegeld snelbuffet! – kon je keren be-
zin!
je stad een sonnet

 

Speeldoos van stofnaam

je tuimelde uit me als uit
sitspapier, veloursgevoerd de
uitgespaarde vormen der
geschenkverpakking, die droeg ik je
– ruimschoots
nog na

me

binnestebuiten in
lammetjesbaai en
aai aai kind je
moeder zo
moedertjesmoe

caoutchouc, caoutchouc of
het lied wat zij zong over
verende armpjes, wolkig
en warmpjes caoutchouc

– polentababy

eenvoud van lied
in tweevoud van woordjes
het dansende koord tot
de muziek

lammetjesbaai en
aai aai polentababy
– toe slaap diertje – je
moeder zo
moedertjesmoe

 

 
Astrid Lampe (Tilburg, 22 december 1955)

 

De Oostenrijkse schrijfster Margit Schreiner werd geboren op 22 december 1953 in Linz. Zie ook alle tags voor Margit Schreiner op dit blog.

Uit: Kein Platz mehr

„Allein die Dinge, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln! Auch wenn man, so wie ich, ein paar Dutzend Mal umgezogen ist und dabei jeweils das meiste zurückgelassen hat. Es sammeln sich Bücher, Papiere, Unterlagen, Steuererklärungen, Kontoauszüge, Versicherungspolicen und so weiter an. Abgesehen natürlich von der Kleidung, dem Hausrat, den Bildern, Fotos, Schmuck, Kerzen, Zeitungsartikeln, Lampen, Möbeln et cetera. In Italien lebten eine alte russische Prinzessin und ein ehemaliger italienischer General in der Wohnung neben mir, deren sieben Zimmer mit so vielen Wertgegenständen und Ramsch vollgestellt waren, dass nur schmale Gänge blieben, durch die man sich vorsichtig tasten musste. Bei der Einladung »Nehmen Sie doch Platz« war ich ratlos. Uralte Samtsofas, mit verschlissenem Brokat bezogene Stühle, wackelige Thonet-Sessel, alles war vollgeräumt mit Zeitungen, Büchern, Kleidungsstücken. Ich trank den angebotenen Kaffee schließlich stehend. Wie die Prinzessin und der General auch. Damals schwor ich mir, jede Ansammlung von Gegenständen über das Notwendige hinaus für meinen Teil zu vermeiden. Als ich Italien verließ, nahm ich nicht mehr mit als in meinem vw-Kombi Platz hatte. Im ersten Jahr in Österreich wurde genau das zum Problem: Ich konnte nicht einmal einen Knopf annähen, weil das Zubehör fehlte. Alles fehlte. Bereits nach drei Jahren sah die Sache schon ganz anders aus. Keine Ahnung, wie uns all das nützliche Zeug zugewachsen ist und immer noch zuwächst, sodass es keinen Ort in unserer hundertzwölf Quadratmeter großen Wohnung mehr gibt, wo noch für irgendetwas Platz wäre. Jetzt muss ich hinzufügen, es handelt sich um eine Dachwohnung mit durch die Schrägen bedingtem Mangel an Plätzen, an denen man Schränke, Kommoden etc. aufstellen könnte. Dafür gibt es aber überall Spitzböden, Verschläge, Hohlräume unter den Dachschrägen, in die man praktisch hineinkriechen muss, um all die unentbehrlichen Dinge, die aber nicht täglich gebraucht werden —Schlafsäcke, Zelte, Boote, Rollerblades, Wolle, aufblasbare Gästematratzen, Koffer, Taschen und so weiter —, hineinzustopfen. Dadurch verliere ich naturgemäß den Überblick. Und weil ich bei Bedarf zu faul bin, auf allen Vieren in die Verschläge zu kriechen, um die zweckmäßigste Tasche oder den zweckmäßigsten Koffer für den jeweiligen Anlass unter all den Taschen und Koffern zu suchen, stellt sich schließlich heraus, dass ein Koffer und eine Tasche zur Not für alle Gelegenheiten ausreichen. Erstaunlich ist, dass auch nach dem Auszug unserer erwachsenen Tochter mit all ihren Kleidern, Büchern. Tischen, Sesseln, Zeichnungen, Skizzen, Objekten, Andenken, Bücherregalen nicht etwa mehr Platz gewonnen wurde. Im Gegenteil!”

 

 
Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)

 

De Zwitserse schrijver Hugo Loetscher werd geboren op 22 december 1929 in Zürich. Zie ook alle tags voor Hugo Loetscher op dit blog.

Uit:Unterwegs in meinem Brasilien

„An einen weiteren oder gar regelmäßigen Aufenthalt in Portugal war kaum mehr zu denken. Dies war umso ärgerlicher, als ich etwas Portugiesisch gelernt hatte. Aber anderseits: Gab es nicht eine lusitanische Welt? Und gehörte zu dieser lusitanischen Welt nicht Brasilien? Führte ein logischer Weg der Portugiesen nicht über den Südatlantik nach Südamerika? Meine Entdeckung Brasiliens verdanke ich einem Diktator und einem Fernsehredaktor, was nicht als Empfehlung gemeint ist.
Ohne es zu beabsichtigen, hatte ich mich literarisch auf Brasilien vorbereitet. Der erste Text, den ich auf Portugiesisch als Ganzes las, war die Predigt des heiligen Antonius an die Fische von António Vieira. In seiner Rollenpredigt übte dieser Jesuit aus dem 17. Jahrhundert schärfste Kritik an den portugiesischen Kolonialisten: »Dass ihr Fische einander fresst, ist ein Skandal. Der ist umso übler, als die großen die kleinen fressen. Umgekehrt wäre weniger schlimm. Da würde ein großer für sehr viele kleine genügen.«
Die Predigt gab ich auf Deutsch heraus und schrieb dazu eine längere Einleitung. Dies schien mir schon deswegen aktuell, weil sich in den sechziger Jahren wieder einmal die biedere Auf‌fassung breitmachte, edle Gefühle und anständige Gesinnung genügten für Literatur. Vieira bot ein Beispiel dafür, wie Moralität und stilistische Verantwortung eine gültige Verbindung eingehen. Das Vorwort erwies sich im Nachhinein als poetische Konfession.
Klar, dass ich beabsichtigte, die Orte aufzusuchen, an denen Vieira gewirkt hatte. Bahia, und hoch im Norden, in Maranhão, São Luís, wo er seine Predigt gehalten hatte.
Aber Brasilien begann in Rio. Und es begann atemberaubend, ohrenbetörend und augenbegeilend.
Der Abflug war kurzfristig entschieden worden, auch wenn es wie nach touristischer Planung aussah. Ich kam an einem Freitagmorgen an. Die erste Begrüßung mit einem cafézinho (Kaffeechen) und die Bekanntschaft mit Tropenfrüchten, deren Namen ich von nun an zu lernen hatte. Ein flüchtiges Flanieren durch die Renommierstraße Rio Branco. Ein koloniales Kloster als historische Reminiszenz und die Schattenschluchten zeitgenössischer Wolkenkratzer. Die erste cachaça (Zuckerrohrschnaps) an der Praça Mauá, damals noch mit Hafenkneipen und Matrosenbetrieb. Ein Tag des Jetlags, aufgekratzt und benommen unter einem feuchtheißen Himmel.
Und am andern Morgen Trommeln, die weckten. Samstag vor dem Karneval. Ich begab mich hinunter vors Hotel und folgte einer musizierenden Gruppe, ließ diese und zog einer anderen nach, hängte mich dort an und ließ mich hier treiben. Von Taumel zu Taumel und von einem Tag in den andern hinein. Der schwarze Junge, der mit einer Hühnerfeder im Kraushaar sich in einen Indio verwandelte.“

 


Hugo Loetscher (22 december 1929 – 18 augustus 2009)

 

De Franse dichter en schrijver Jean Racine werd geboren op 22 december 1639 in La Ferté-Milon. Zie ook alle tags voor Jean Racine op dit blog.

Uit: Phèdre

HIPPOLYTE
Cher Théramène, arrête, et respecte Thésée.
De ses jeunes erreurs désormais revenu,
Par un indigne obstacle il n’est point retenu;
Et fixant de ses vœux l’inconstance fatale,
Phèdre depuis longtemps ne craint plus de rivale.
Enfin en le cherchant je suivrai mon devoir,
Et je fuirai ces lieux que je n’ose plus voir.
THÉRAMÈNE
Hé ! depuis quand, Seigneur, craignez-vous la présence
De ces paisibles lieux si chers à votre enfance,
Et dont je vous ai vu préférer le séjour
Au tumulte pompeux d’Athène et de la cour ?
Quel péril, ou plutôt quel chagrin vous en chasse ?
HYPPOLYTE
Cet heureux temps n’est plus. Tout a changé de face
Depuis que sur ces bords les dieux ont envoyé
La fille de Minos et de Pasiphaé.
THÉRAMÈNE
J’entends. De vos douleurs la cause m’est connue.
Phèdre ici vous chagrine et blesse votre vue.
Dangereuse marâtre, à peine elle vous vit,
Que votre exil d’abord signala son crédit.
Mais sa haine sur vous autrefois attachée,
Ou s’est évanouie, ou s’est bien relâchée.
Et d’ailleurs quels périls vous peut faire courir
Une femme mourante, et qui cherche à mourir ?
Phèdre, atteinte d’un mal qu’elle s’obstine à taire,
Lasse enfin d’elle-même et du jour qui l’éclaire,
Peut-elle contre vous former quelques desseins ?

 


Jean Racine (22 december 1639 – Parijs, 21 april 1699)
Phèdre et Hippolyte door Pierre-Narcisse Guérin, ca, 1802

 

De Amerikaanse dichter Kenneth Rexroth werd geboren in South Bend (Indiana) op 22 december 1905. Zie ook alle tags voor Kenneth Rexroth op dit blog.

 

Discrimination

I don’t mind the human race.
I’ve got pretty used to them
In these past twenty-five years.
I don’t mind if they sit next
To me on streetcars, or eat
In the same restaurants, if
It’s not at the same table.
However, I don’t approve
Of a woman I respect
Dancing with one of them. I’ve
Tried asking them to my home
Without success. I shouldn’t
Care to see my own sister
Marry one. Even if she
Loved him, think of the children.
Their art is interesting,
But certainly barbarous.
I’m sure, if given a chance,
They’d kill us all in our beds.
And you must admit, they smell.

 

Dimanche bleu

Chestnut flowers are falling
In the empty street that smells
Of hospitals and cooking.
The radio is breaking
Somebody’s heart somewhere
In a dirty bedroom.
Nobody Is listening.
For ten miles In either direction
The houses are all empty.
Nobody lives in this city.
Outside the city limits
Are green and white cemeteries.
Nobody is in the graves.
At very long intervals
The broken cast iron fountain
In the courtyard sneezes and spurts.
In the dirty bedroom
Three young whores are shooting dice.
At very long intervals
One of them speaks to the dice.
Otherwise they are silent.
After the chestnut blossoms
Have all fallen the yellow
Sun will set and stars shine
Over the empty city
And papers blow down the street.

 

 
Kenneth Rexroth (22 december 1905 – 6 juni 1982)
Hier met Allen Ginsberg (midden) en James Laughlin (rechts)

 

De Amerikaanse dichter Edwin Arlington Robinson werd geboren op 22 december 1869 in Head Tide, Maine. Zie ook alle tags voor E. A. Robinson op dit blog.

 

Octaves

I
We thrill too strangely at the master’s touch;
We shrink too sadly from the larger self
Which for its own completeness agitates
And undetermines us; we do not feel—
We dare not feel it yet—the splendid shame
Of uncreated failure; we forget,
The while we groan, that God’s accomplishment
Is always and unfailingly at hand.
II
Tumultuously void of a clean scheme
Whereon to build, whereof to formulate,
The legion life that riots in mankind
Goes ever plunging upward, up and down,
Most like some crazy regiment at arms,
Undisciplined of aught but Ignorance,
And ever led resourcelessly along
To brainless carnage by drunk trumpeters.
III
To me the groaning of world-worshippers
Rings like a lonely music played in hell
By one with art enough to cleave the walls
Of heaven with his cadence, but without
The wisdom or the will to comprehend
The strangeness of his own perversity,
And all without the courage to deny
The profit and the pride of his defeat.

 

 
E. A. Robinson (22 december 1869 – 6 april 1935)
Portret door Lilla Cabot Perry, 1916

 

De Duitse schrijfster Felicitas Hoppe werd geboren op 22 december 1960 in Hameln. Zie ook alle tags voor Felicitas Hoppe op dit blog.

Uit: Hoppe

„Der faktische Vater des faktischen Einzelkindes dagegen verliert sich im Vagen: »Er mieteteHäuseran,dieerniemalsbewohnte.Ichsaßmutterseelenallein auf hohen Veranden in Schaukelstühlen, verhandelte mit Putzfrauen, Gärtnern und vorübergehenden Hauslehrern. Meinen Erfindervaterhabe ichnie gesehen.« Das dürfte, in Abgleichung mit dem Tagebuch ihres Vaters, kaum der Wahrheit entsprechen. Die Mittel des reisenden Patentagenten waren begrenzt und ließen eine Haushaltsführung oben beschriebener Art nicht zu. Hoppes Unterschlagung überprüfbarer Fakten dient einzig der literarischen Ausformung ausufernder Phantasien, wie sie ihr gesamtes Werk prägen. Während der wirkliche Vater schrumpft, wächst der Erbauer des ersten Kaspertheaters und neben ihm die Gastgeberkönigin, die Sahne über Fruchtschalen und Quarkspeisen schlägt: »Was immer sie auftischte, alles machte sieschmackhaft.« Über Hoppes leibliche Mutter wissen wir wenig, aber genug, um mit Sicherheit sagen zu können, dass sie, eine erzkatholischeundhochtalentierteKlavierlehrerinausBreslau, weder Sahne schlug noch jemals auf Tournee durch Niedersachsen gegangen sein dürfte, sondern sich nach der Trennung von Hoppes Vater in umgekehrter Richtung auf denWegdurchdieWeltmachteundbaldaufhörte,Briefezu schreiben. Die niedersächsische Welt der Felicitas Hoppe, ihre Kindheit in der katholischen Diaspora als drittes von fünf Kindern kleinbürgerlicher, aus Schlesien vertriebener Eltern, die sie immer wieder beharrlich gegen jene andere, unberechenbareWeltihrerwirklichenKindheitaufruft,entpuppt sich als Kulisse unaufhörlich neuorganisierter Fluchtennachinnen:»Sobaldesdunkelwurde,versammeltenwir uns vor dem Vorhang des ersten und einzigen Kaspertheaters in der Erwartung, dass er sich auftun würde, um uns endlich das Krokodil zu zeigen. Und um die warme Stimme unseres Vaters zu hören, die uns jeden Sonntag von vorne fragt, ob wir alle noch da sind, und die uns jeden Sonntag aufsNeue verrät,dass esdasKrokodil garnicht gibt.«
Hoppes kanadische Kinderjahre dagegen sind verbrieft, das Haus in Brantford (Ontario) »mein erster Iglu«, der Eispalast des einzigen Kindes eines »Erfindervaters«, der morgens gegen sieben das Haus verlässt und selten vor sieben zurückkommt, während Felicitas vormittags in die Schule undnachmittags,ohneWissendesVaters,aufsEisgeht:»Es war Wayne (gemeint ist vermutlich der kanadische Eishockeyspieler Wayne Gretzky /fh), der mich überredete mitzukommen. Er war klein, dünn wie Docht (nur eine von zahlreichen Anspielungen Hoppes auf ihr Lieblingsbuch, Carlo Collodis Pinocchio/fh), konnte ukrainische Lieder und war ein Genie, auf dem Eis auf Siege von hinten fixiert, hinterdem Torunberechenbar.«

 


Felicitas Hoppe (Hameln, 22 december 1960)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 22e december ook mijn vorige blog van vandaag.

Astrid Lampe, Margit Schreiner, Hugo Loetscher, Jean Racine, Kenneth Rexroth, E. A. Robinson, Felicitas Hoppe, Christoph Keller, Johan Sebastian Welhaven

De Nederlandse dichteres en schrijfster Astrid Lampe werd geboren in Tilburg op 22 december 1955. Zie ook alle tags voor Astrid Lampe op dit blog.

 

Één issue per tissue

één issue per tissue
mijn meester verstopt zich

postbode doe je ronde: is mijn liefde
bij u wel veilig

hij kwam me weer verrassen die hofleverancier
laarzen aan in bed, dát werk, mijn koninginnetje
slaap je wel goed, fluisterde hij
(hij die niet van cliché’s hield!)
op zo’n betraand bruggetje
is het goed kusjes plaatsen
denk lammetje lammetje en
temee snokt het lente onder je hemd, ai!
zong ik (dat hij welkom was was zeker)

…u bent los

 

Frisse dingen

Frisse dingen kloppend in hoge gebouwen
Rilden de biest door met lange lauwe pijn
‘The blues’, you said

Een kruid om in je oor te stoppen als je bang bent

Weldra nemen
De saatchi’s & sushi’s
Weer de overhand en
– na alles wat kelderde –
stijgt die behoefte alleen maar
ergens elders je teint op te doen

als de kogels dan fluiten hoor je swiep
maar schrik niet van je eigen rep.terende
wegwerpkameraadje

kleine gave pijnen sturen
de serie dwarse boertjes
dan linea recta op huis aan

dat thuis waar men massaal overging
tot de aankoop van een winterjas

 

 
Astrid Lampe (Tilburg, 22 december 1955)

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Astrid Lampe, Margit Schreiner, Hugo Loetscher, Jean Racine, Kenneth Rexroth, E. A. Robinson, Felicitas Hoppe, Christoph Keller, Johan Sebastian Welhaven

De Nederlandse dichteres en schrijfster Astrid Lampe werd geboren in Tilburg op 22 december 1955. Zie ook alle tags voor Astrid Lampe op dit blog.

 

strafgeschoeide babyvoetjes

strafgeschoeide babyvoetjes
maat doet er nu even niet toe
harde neus
hard contrefortje

heus, al wat dit brein aan roodharigs vermag
werkt de pols vrij
rolstoel precies in de loop

doe
doe

schenk dat vervloekt konijn wat liefde kutje
ik ga je niet verlinken
ik stop je in mijn molen heus
en prik je op mijn draaimatras kaninchen
ik

bingo

wou alleen nog maar
groot en anoniem door een groot al net zo anoniem museum slenteren
me hard afzetten op het maagdmariablauw van bollywood
mét snor – hoorspelacteur – conejo si te gusta mompelen of zoiets
in mezelf moederen

wil je amerika nog zien stampertje?
nee!

dit dwergkonijntje laat zich bibberend bekijken

dit dwergkonijntje laat zich bibberend bekijken
…waar zijn je handjes dan?
volk stuift op platte gympen uiteen

zo’n hoofd is een hard ding
-weg uit deze dimensie!
dit meisje poetst haar paardenstel
haar meester verstopt zich
ik kan al bijna een staart

hier zijn haar handjes
ze laat haar verse vrind heus niet buiten staan

(zeker en vast nie)

 

 
Astrid Lampe (Tilburg, 22 december 1955)

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Astrid Lampe, Margit Schreiner, Hugo Loetscher, Jean Racine, Kenneth Rexroth, E. A. Robinson, Felicitas Hoppe

De Nederlandse dichteres en schrijfster Astrid Lampe werd geboren in Tilburg op 22 december 1955. Zie ook alle tags voor Astrid Lampe op dit blog.

 

In elkaar verward gebladerte

in elkaar verward gebladerte
in een lege studio riemt de man van het heftige handschrift
zijn hond af
toe mijn trots mijn plebejische bruid sla maar kadetjes in

de zorgvuldig uitgekozen brokken barbecuehoutskool
glansden inderdaad als zwarte juwelen
allen grillig
allen anders van vorm

– ik gloei zo en ik hoor de wind…

tengels thuis
laat me su.su

nee raak me nu niet aan
laat me spreken.

 

Fremdkörper

drop deze hollandse kaasmeid bij de
bollen verslindende dagjestoerist
dump dit hollands welvaren op klompen
in de gare bus kleefklinkers met
brandende handjes

je bént moeders trots en dat zul je blijven ook, jij, kind met
je kanten kapoets, geappliceerde bumper
hoe ostentatief je je keurig gekapt koppie nu ook van haar
afdraait omdat ze kaas keurt, in geuren en kleuren jouw
godenspijs onder de prikker aanprijst
rok recht een plooi perst

ik spiegelde me éénmaal in de gepoetste ornamenten van je
kanten kapoets en liep de lucht kwijt
parkeerde mijn moeder in een klomp op de apenrots of apetrots
bij de recentst voltooide waterkering, nam van gods spijs en
hield het met een buitenlander tot
elke prijs

 

 
Astrid Lampe (Tilburg, 22 december 1955)

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Margit Schreiner, Hugo Loetscher, Jean Racine, Kenneth Rexroth, E. A. Robinson, Felicitas Hoppe

De Oostenrijkse schrijfster Margit Schreiner werd geboren op 22 december 1953 in Linz. Zie ook alle tags voor Margit Schreiner op dit blog.

Uit: Heißt lieben

„Sie selbst haben eine lebensbedrohende, ansteckende Krankheit, unsere Bedenken tun sie aber mit einem Lachen ab. Es sei doch verrückt anzunehmen, sagen sie, daß sie ihr eigenes Enkelkind anstecken würden. Auf diese Weise zwingen sie uns, sie anzulügen. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
Unsere Tochter habe leider Scharlach bekommen, sagen wir unserer Mutter eine Woche vor Weihnachten am Telephon, weil wir nicht sagen wollen, daß wir mit einem Kleinkind niemanden besuchen, der sich nicht über die Gefährlichkeit und die Ansteckungsgefahr seiner Krankheit im klaren ist. Gegen Scharlach hat unsere Mutter keine Chance. Es gibt eine gesellschaftliche Übereinkunft, ein scharlachkrankes Kind nicht mit dem Zug weißgottwohin zu transportieren. Aber Schuldgefühle bleiben zurück. Weil wir die Mutter angelogen haben. Zu all den Lügen, mit deren Hilfe wir es am Ende doch noch geschafft haben, halbwegs erwachsen zu werden, ist eine weitere dazugekommen. Lügen haben immer Lügen zur Folge. Oder Anpassung. Da wir nicht jedes Jahr eine andere Kinderkrankheit erfinden können, die uns daran hindert, mit unseren Kindern und Müttern gemeinsam Weihnachten zu feiern, geben wir nach.
Zu Weihnachten fahre ich, obwohl ich krank bin, mit meiner Tochter zu meiner Mutter. Ich rufe die Mutter vorher mehrmals an und will den Besuch verschieben, da ich stark huste und Antibiotika nehmen muß. Seit dem Tod des Vaters huste ich jedes Jahr im Winter und muß dann Antibiotika nehmen. Jedenfalls will ich meine Mutter nicht anstecken und auch mich selbst will ich schonen. Die lange Anreise von der Stadt, in der ich mich angesiedelt habe, weil es mich immer schon möglichst weit von meiner Geburtsstadt weggezogen hat, mit einer siebenjährigen Tochter, ist anstrengend. Aber die Mutter reagiert, wie ich es ohnehin erwartet habe. Ich habe mich, sagt die Mutter, schon so auf das gemeinsame Weihnachtsfest gefreut und Kekse habe ich auch schon gekauft und den Weihnachtsbaum und eine tiefgefrorene Gans.“

 

 
Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)

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Margit Schreiner, Felicitas Hoppe, Hugo Loetscher, F.T. Marinetti, Jean Racine, Kenneth Rexroth

De Oostenrijkse schrijfster Margit Schreiner werd geboren op 22 december 1953 in Linz. Zie ook alle tags voor Margit Schreiner op dit blog.

Uit: Haus, Friedens, Bruch.

„Zurück bleibt ein süßer Geschmack auf der Zunge und Übelkeit. Es wird die allgemeine Sinnkrise sein, die alles so erschwert. Besonders natürlich das Schreiben. Alles schon tausendmal geschrieben, sagt sich der Schriftsteller in der Sinnkrise, was soll ich dem noch hinzufügen? Er verlegt sich dann auf die Form, weil da hat er noch die größere Hoffnung, etwas Neues bieten zu können. Aber was die meisten Schriftsteller für das Neueste halten, ist ja meistens auch schon ein alter Hut. Die Romantiker haben eigentlich schon alles ausgelotet. Bleibt nur die Verpackung. Das Rundherum. Die Werbung lehrt uns, wie man das macht: Es darf gar nicht um die Sache selbst gehen und auch nicht um ihre Form. Trotzdem muss irgendwie, nebenbei sozusagen, das Produkt durchschimmern, das jeder dann kaufen will. Aber wie ich vor dreißig Jahren schon dem Herrn von der Arbeiterkammer (mittlerweile ist er in Pension, ich nicht), der meinen Beitrag zum Literaturwettbewerb aus formalen Gründen nicht annehmen wollte, gesagt habe, stelle ich Literatur her und keine Klodeckel. Ich mache deshalb keine Produktwerbung. Und das ist bis heute meine Überzeugung. (Obwohl ja der Klodeckel im Gegensatz zur Literatur wenigstens noch zu etwas nütze ist, das muss auch einmal gesagt werden.) Jetzt muss man natürlich auch sagen, dass das schon immer so war. Denken Sie nur an die literarischen Salons und was für ein Kitsch und Quatsch da immer schon vorgetragen wurde. Oder die literarischen Zeitschriften, »Gartenlaube« und so weiter. Da darf man sich nicht wundern, dass es das auch heute noch gibt. Nur eben in anderer Form. Weil irgendwann haben die Deutschen und die Österreicher entdeckt, dass Schriftsteller anderer Länder weitaus witzigere und unterhaltsamere Bücher schreiben, und da haben sie sich gedacht: Heben wir die Trennung zwischen U und E auf und schreiben wir auch witzige und unterhaltsame Bücher. Nur: Das gelingt halt nicht immer. Was dem Engländer möglicherweise im Kolonialblut liegt, muss dem Deutschen noch immer nicht unbedingt aus der Blockwartmentalität herausspringen.“

 

 
Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)
Kerstmarkt in Linz

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Margit Schreiner, Felicitas Hoppe, Hugo Loetscher, F.T. Marinetti, Jean Racine, Kenneth Rexroth

De Oostenrijkse schrijfster Margit Schreiner werd geboren op 22 december 1953 in Linz. Zie ook alle tags voor Margit Schreiner op dit blog.

 

Uit: Heißt lieben

“Am Ende bringen wir unsere Mütter um, weil wir nicht mehr lügen wollen.
Es beginnt bereits im November. Wir fühlen uns nicht wohl und wissen nicht, warum wir uns nicht wohl fühlen. Wir schieben es auf den Nebel oder den Schneeregen. In Wirklichkeit haben wir Angst vor Weihnachten. Sobald wir die ersten Schokoladeweihnachtsmänner im Kaufhaus sehen, beginnt die Angst. Und steigert sich dann, Tag für Tag.
Wir fühlen uns immer schlechter, haben ständig kalte Füße und Kopfschmerzen, beginnen zu husten und versuchen, den Weihnachtsbesuch bei unseren Müttern abzusagen. Da unsere Mütter erfahrungsgemäß Krankheiten ignorieren, wenn sie ihnen nicht in den Kram passen, beginnen wir zu lügen. Wir sprechen von unaufschiebbaren beruflichen Terminen, und da auch das nichts nützt, schieben wir unsere Kinder vor. Wir erfinden ansteckende Kinderkrankheiten wie Masern oder Scharlach.
Am Ende bringen wir unsere Mütter um, weil wir nicht mehr lügen wollen. Unsere Bedenken, wir könnten sie zu Weihnachten anstecken, so daß sie dann geschwächt sind und womöglich hinfallen und dann später infolge des Sturzes ins Pflegeheim müssen und dort an einem Organzusammenbruch sterben werden, tun sie lachend ab.
Die Mütter tun unsere Bedenken ja immer mit einem Lachen ab. Einerseits haben sie selbst vor allem und jedem Angst und warnen uns ununterbrochen: vor dem Straßenverkehr, vor schlechter Gesellschaft, vor Drogen, dem anderen Geschlecht, verdorbenen Mahlzeiten, Hundekot auf den Straßen, den Folgen von Masern, dem Lesen bei schlechtem Licht, Mangel an Frischluft und so weiter und so fort, andererseits akzeptieren sie nicht die geringsten Einwände unsererseits. Wir sollen uns unseren Müttern mit Haut und Haar ausliefern. Darauf läuft alles hinaus”

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Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)

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Margit Schreiner, Felicitas Hoppe, Hugo Loetscher, F.T. Marinetti, Jean Racine, Kenneth Rexroth

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Uit: Nackte Väter

“Nachdem meine Mutter und ich einen Tag nach meiner Ankunft in Linz und einen Tag vor dem Begräbnis zum Friedhof gefahren waren, wo mein Vater aufgebahrt lag, und ein blasser Mensch mit ovalem Gesicht uns aus einer Ecke hinter dem Sarg heraus gefragt hatte, ob wir den Verstorbenen noch einmal sehen wollten und meine Mutter gleich »ja« gerufen und der blasse Mensch zuerst die Blumen und Kränze zur Seite geschafft und dann behutsam den Deckel des Sarges geöffnet hatte und wir auf die verkrümmte, aufgebäumte Leiche meines Vaters gesehen hatten – der Kopf nach hinten gestemmt, der Mund weit, die Augen halb geöffnet –, so daß ich einen schrecklichen Augenblick lang sicher war, die Augäpfel hätten sich unter den Lidern bewegt und mein Vater hätte von meiner Mutter zu mir geschaut, so wie er es all die Monate im Pflegeheim gemacht hatte –, nachdem meine Mutter und ich also meinen Vater, sich aufbäumend und dabei wie im Krampf erstarrt, daliegen sahen, so dünn und verzerrt, und seine Arme unter dem kurzärmeligen, beigen Hemd, das meine Mutter gleich nach der Todesnachricht mit der dunkelblauen Krawatte ins Pflegeheim gebracht hatte, sichtbar waren, knochig und übersät mit roten und braunen und blauen Flecken, und das Gesicht, das ich doch einmal, vor langer Zeit, bis in alle Falten und Furchen hinein so genau gekannt hatte, ganz fremd und ausgetrocknet schien – die sonst faltige Haut jetzt straff gespannt von Knochen zu Knochen, die Nase spitz –, nachdem der blasse Leichenbestatter mithin den Deckel vom Sarg gehoben hatte und wohl selbst erschrocken war über den sich aufbäumenden, mageren und verzerrten Körper, über den weit geöffneten Mund und die halb geöffneten Augen und ich gedacht hatte, daß er nun etwas sagen würde, etwas Tröstendes oder auch Erklärendes, er aber, nachdem meine Mutter plötzlich laut und mehrmals hintereinander gerufen hatte: »Genau so hat er ausgesehen zum Schluß, genau so«, nichts gesagt, sondern nur zur Seite gesehen hatte, zu den Blumen und Kränzen, die er auf eine Art Ablage gelegt hatte und wieder auf den Sarg legen würde, wenn er geschlossen wäre,…”

 

Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)

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Felicitas Hoppe, Margit Schreiner, Hugo Loetscher, F.T. Marinetti, Jean Racine

De Duitse schrijfster Felicitas Hoppe werd geboren op 22 december 1960 in Hameln. Zie ook mijn blog van 22 december 2008 en ook mijn blog van 22 december 2009.

 

Uit: Der beste Platz der Welt

 

„Denn dies ist der beste Platz der Welt, wo man morgens das Licht aus hohen Kannen hinunter ins Tal gießt, mittags Schatten hinter hölzernen Läden sucht und abends auf kleinen terrassen sitzt, um die entfernungen zwischen Himmel, Gipfeln und Erde zu schätzen, zwischen Weißhorn und Schwarzhorn, zwischen dem dreißigsten und dem vierzigsten Stock, ohne jemals zu einem Ergebnis zu kommen. Man misst hier nämlich in Dezilitern und in zwei bis drei Sprachen, weshalb der Gast leicht den Überblick verliert. Und während die anderen längst auf dem Heimweg sind, sitze ich, immer noch rechnend, neben dem Mann mit den leichten Schuhen, der durch den unablässig fallenden Schnee fährt und die Gegend in leuchtenden Farben preist, als wolle er mit seiner Rede kurzfristig den Schnee zum Schmelzen bringen.

Aber der Schnee schmolz nicht, sondern wurde dichter und dämpfte die Stimme des Mannes, die sich allmählich nach oben verschob und immer leiser zu werden schien, bis sie sich in der Ferne in die Stimme meiner verstorbenen Tante verwandelte, was mich kaum überraschte, denn meine Tante ist die einzige aus unserer Familie, die es vor mir gewagt hat, ohne Begleitung vom norddeutschen Flachland hinauf in die Walliser Berge zu reisen. Dort, so erzählt die Familienlegende, sei sie Jahr für Jahr in den Sommerferien, kurzfristig frei vom deutschen Schuldienst, so lange durch die Schweizer Berge gewandert, bis ihr Herz sich so sehr an die Gegend verlor, dass es schließlich fast kein Zurück mehr gab. Nur mit äußerster Mühe und Disziplin, nicht umsonst war die Tante Lehrerin, sei es ihr damals gelungen, jedes Jahr gegen Ende August und gegen ihr Herz doch wieder die Koffer zu packen und in einen Nachtzug Richtung Hannover zu steigen.“

 

 

Felicitas Hoppe (Hameln, 22 december 1960)

 

 

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Felicitas Hoppe, Margit Schreiner, Hugo Loetscher, F.T. Marinetti, Jean Racine, Lulu Wang, Kenneth Rexroth, E. A. Robinson, Christoph Keller,Thomas Higginson, Ulrich Bräker

De Duitse schrijfster Felicitas Hoppe werd geboren op 22 december 1960 in Hameln. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.

 

Uit: Picknick der Friseure

 

Jedes Jahr im Mai kommen die Friseure. Wir möchten Fähnchen schwenken wie sie und weiße Kittel tragen mit demselben Stolz. Wir bewundern ihre langen, geschmeidigen Hände und verdrehen gierig die Augen nach den großen Körben, die verheißungsvoll an ihren Armen hängen, gefüllt mit weißen Kaninchen und Eiern, Wein und Gebäck.

Es regnet nie, wenn die Friseure kommen. Sie brauchen nicht nach oben zu schauen, um zu wissen, daß der Himmel blau ist und die Sonne sich in ihren blanken Köpfen spiegelt. Wie Netze werfen sie weiche Decken aus; gleich neben dem See unter schattigen Bäumen in unserem Stadtpark. Sie haben nie Eile und liegen, wie Sommerstudenten, die Arme verschränkt unter den Nacken, mit halbgeschlossenen Lidern im Gras. Was hinter den Lidern vorgeht, wissen wir nicht, sie öffnen keine Bücher und hinterlassen keine Notizen in den Papierkörben. Wir lauern flach im Gebüsch und lauschen ihrem unschuldigen Atem, bis endlich einer sich erhebt, um das erste Kaninchen zu schlachten.

Zu den Tätigkeiten des Friseurs gehört das Waschen, das Schneiden, das Legen, das Kämmen, das Blondieren, das Färben, das Tönen, das Pflegen, das Ondulieren, das Glätten der Haare gegen den Wind, das Rasieren, das Maniküren, das Pediküren, das Anfertigen von Perücken und Haarteilen. Das liest das Kaninchen aus der haarlosen Hand des Friseurs, das wissen auch wir, zitternde Spione im Maibusch, aber wenn die Schere aufblitzt, kneifen wir fest die Augen zusammen und pressen die Hände auf Ohren und Kopf, als hätten wir noch immer den Trick nicht begriffen, wie alles nachwächst. Da lacht der Friseur und winkt uns zu und schlägt ein Ei in die Pfanne.

Wir aber gehörten nicht dazu. Mit Kahlköpfen speisen, das bringt kein Glück, sagte unsere Großmutter und rümpfte die Nase, als hinge ein Unglück in der Luft. Sie schnitt uns die Haare nach eigener Art mit stumpfer Schere kreuz und quer, wer wollte schon schön sein bei solchem Wetter. Sie verhängte die Fenster mit schweren Tüchern, wenn die Friseure vorbeizogen, und nagelte Bretter vor die Tür. Aber wir entwischten durch den Keller und hörten sie hinter uns keifen, als wir die Straße hinunter jagten. Wir konnten nicht warten, wir wollten schön sein, wir wollten auf weichen Decken sitzen und mittafeln an einem richtigen Tisch, ein weißes Tuch ohne Flecken und Reste, denn die Friseure saugten mit glänzenden Lippen das Fleisch von den Knochen, bis sie schimmerten wie polierte Zähne. Dann warfen sie sie in hohem Bogen über ihre Schultern in den See. Und so traten wir atemlos in ihre Dienste.“

 

hoppe

Felicitas Hoppe (Hameln, 22 december 1960)

 

De Oostenrijkse schrijfster Margit Schreiner werd geboren op 22 december 1953 in Linz. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.

 

Uit: Haus, Friedens, Bruch.

 

Tag für Tag und besonders Wochenende für Wochenende lese ich in den Literaturbeilagen mit Entsetzen von den neuen Büchern der Kollegen. Alle unheimlich produktiv. Und selbstsicher. So an den Haaren herbeigezogen kann eine Story gar nicht sein, dass der Kollege nicht felsenfest davon überzeugt ist, ein Meisterwerk geschaffen zu haben. Das musst du heute auch sein, weil in jedem mickrigen Persönlichkeitstraining erfährst du ja, dass niemand von deiner Sache überzeugt sein kann, wenn du es nicht selbst bist. Aber umgekehrt stimmt die Sache natürlich nicht immer. Von mir aus kann so ein Kollege von seinen Schnapsideen überzeugt sein, wie er will, mich überzeugt er damit noch lange nicht. Mir wird nämlich sehr schnell langweilig bei diesen Kunsthandwerksbüchern, die da heute der Reihe nach erscheinen und gelobt und gepriesen werden, dass du nur so mit den Ohren wackelst. Und die Jungs featuren sich noch gegenseitig! Da lobt der eine den anderen wer weiß wie über den grünen Klee, und jeder Insider weiß, dass die beiden beste Freunde sind. Aber es gibt nicht nur die besten Freunde, es gibt auch die besten Literaten weit und breit. Und es ist wahrscheinlich immer ein schönes Gefühl, wenn man selbst bestimmt, wer das ist. Eine Lobby ist eine Gruppe von gleich Gesinnten oder besser: eine Gruppe von Menschen, die gleiche Interessen hat. Ein wirklicher Schriftsteller hat naturgemäß keine Lobby, weil niemand hat die gleiche Gesinnung wie er. Und Interessen hat er auch keine. Darum ist er ja Schriftsteller geworden: interesseloses Wohlgefallen! Siehe Immanuel Kant! Nicht einmal Einzelgängertum schützt vor Kitsch und Kunsthandwerk. Da gibt es unzählige Beispiele. Der Einzelgänger glaubt nämlich oft nur, dass er wahnsinnig einzelgängerisch ist, und in Wirklichkeit ist er sagenhaft angepasst, aber mit den Händen auf dem Rücken und der Nase in der Luft. Zur Schau gestellte Bescheidenheit und innere Hochnäsigkeit liegen ja bekanntlich ganz nahe beieinander. Aber ich will mich da jetzt nicht hineinsteigern. Nur andeuten, wie deprimierend die Literaturbeilagen sein können. Es kann natürlich auch ganz anders sein.
Du liest in der Literaturbeilage einer Zeitung über das neue Buch eines Kollegen und bist begeistert! Schon während du den Artikel liest, fühlst du dich angeregt. Du springst hoch, stürzt zu deiner Schreibmaschine, um dir Notizen zu machen, und plötzlich ist die Blockade da. Hart, metallen, geradezu unüberwindbar. Du weißt nicht mehr, was du gerade noch anregend fandest, Stoff, Inhalt und Form zerfallen dir im Kopf wie Zuckerwatte im Mund.”

 

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Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)

 

De Zwitserse schrijver Hugo Loetscher werd geboren op 22 december 1929 in Zürich. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.

 

Uit: War meine Zeit meine Zeit

 

Wie alle bin ich ungefragt auf die Welt gekommen. Ich gehöre zu denen, die versuchten, daraus etwas zu machen.

Unter den ersten Dingen, die mir zufielen, war eine Stadt. Diese lag an einem See, der Absicht nach lieblich und gelegentlich besungen, eingebettet zwischen Hügel und föhnverwöhnt, an den Hängen Wein, der bis zu brauchbarer Süße wächst.

Berühmt ist der Abfluss, die Limmat. An ihr war die Stadt gegründet worden. Sie fließt den Altstadtvierteln entlang, gesäumt von Kirchen, Zunfthäusern und dem Rathaus. An ihren Quais hatten einst Schiffe angelegt, waren Märkte abgehalten worden, woran ein Weinplatz oder die Gemüsebrücke erinnern. Vorbei an den steilen Mauerresten eines römischen Kastells und einer mittelalterlichen Pfalz.

Doch es gibt einen anderen Fluss, einen minderen, wilder und mit verbauten Ufern. Jenseits dieses Flusses war einst eingerichtet und angelegt worden, was nicht ins puritanische Bild der Stadt gepasst hatte: Das Siechenhaus, der katholische Friedhof, der Schlachthof oder die Hinrichtungsstätte. Hier lebten von jeher Kleinbürger und Proleten. Was von der Stadt aus gesehen jenseits lag, war ein Diesseits für diejenigen, die hier wohnten. Hier wuchs ich auf, einer, der versuchte, aus dem Ungefragten etwas zu machen.

Als Kind kletterte ich zum minderen Fluss hinunter, mich an den Sträuchern der Böschung absichernd, ermahnt von der Großmutter, nicht zu ertrinken. Doch tief war das Wasser nicht. Natürlich hüpfte ich von Stein zu Stein, zog manch vollen Schuh heraus, stand knietief im Fluss, als könnte man mit Beinen den Lauf sperren.

Viel später vernahm ich als Schüler von einer andern Art Fluss, von der Lethe. Aus diesem griechischen Fluss tranken die Toten, um zu vergessen, was hinter ihnen lag. Außer den chinesischen Toten, die tranken, um nicht Altlasten aus dem früheren Leben ins neue mitzuschleppen, einen Tee.

Ich erfuhr, dass nicht nur leben, auch tot sein kostet. Die Zulassung ins Totenreich ist nicht gratis. Ich hatte ein Sparschwein angelegt. Aber ich schlug es auf, bevor es galt, die Münzen für die Überfahrt in die Unterwelt zu entrichten. Das Geld kriegte nicht ein Fährmann, sondern eine Kioskfrau, für Heftchen, die nicht für Jugendliche bestimmt waren.

(…)

 

loetscher

Hugo Loetscher (Zürich, 22 december 1929)

 

 

De Italiaanse dichter, schrijver en futuristisch kunstenaar Filippo Tomasso Marinetti werd geboren op 22 december 1876 in Alexandrië. Zie ook mijn blog van 22 december 2006 en ook mijn blog van 22 december 2007 en ook mijn blog van 22 december 2008.

 

Uit: Critical Writings (Vertaald door Doug Thompson)

 

„Self-Portrait

I had a strange, colorful, uproarious sort of life. I started off with rose and black, a blossoming, healthy little tot in the arms and between the carbon-coke breasts, of my Sudanese nurse. Which maybe explains my somewhat blackish concept of love and my open antipathy toward milk-and-honey politics and diplomacy.

My father’s Piedmontese tenacity was passed on to me in the blood. It is to him that I owe the great strength of his willful, domineering, sanguine temperament, but fortunately, I have not inherited his dense tangle of spiritual arguments, nor his fantastic memory which made him, in his time, the greatest civil law lawyer in Alexandria.1

On certain evenings, down there in the witchery of Africa,

They would take us onto your dark, deserted beaches,

A do
leful flock of boarders

Who crept along, placid and slow, watched over

By our priests, strict and black . . . Little blots

Of ink we were against the immaterial

Silks of a divine, oriental sky.

My mother,2 who was entirely composed of the most delicate, musical poetry of affectionate tears and tenderness, was Milanese. Though born in Alexandria, I feel myself bound to Milan’s forest of chimneys and its ancient Cathedral.

O Cathedral of Milan! I have terrified you

Brushing with my seagull’s wings

Against the monstrous, steep slopes

Of your age-old cliffs. . .

You say I am a Milanese in too great a hurry.

When I was six, I was often severely scolded when I was caught red-handed, spraying passersby from our balcony.

They weren’t exactly passing by; rather were these solemn Arab merchants standing around, extending their lengthy, ceremonious greetings,with their backs arching their salaams, beneath their many-colored turbans, avidly bargaining for Parisian bed linen and chests of fruit with Jewish brokers and camel drivers.

On one side, my father’s house in Alexandria looked out onto a busy street, and on the other onto a huge walled garden that was filled with palm trees, fans gently waving against the foamy blue laughter of the African sea.“

 

marinetti

F.T. Marinetti (22 december 1876 – 2 december 1944)  

 

De Franse schrijver Jean Racine werd geboren op 22 december 1639 in La Ferté-Milon. Zie ook mijn blog van 22 december 2006 en ook mijn blog van 22 december 2008.

 

Uit: Britannicus

 

ALBINE

Quoi? tandis que Néron s’abandonne au sommeil,

Faut-il que vous veniez attendre son réveil?

Qu’errant dans le palais sans suite et sans escorte,

La mère de César veille seule à sa porte?

Madame, retournez dans votre appartement.

AGRIPPINE

Albine, il ne faut pas s’éloigner un moment,

Je veux l’attendre ici. Les chagrins* qu’il me cause

M’occuperont assez tout le temps qu’il repose.

Tout ce que j’ai prédit n’est que trop assuré :

Contre Britannicus Néron s’est déclaré;

L’impatient* Néron cesse de se contraindre;

Las de se faire aimer, il veut se faire craindre.

Britannicus le gêne, Albine; et chaque jour

Je sens que je deviens importune à mon tour.

ALBINE

Quoi? vous à qui Néron doit le jour qu’il respire,

Qui l’avez appelé de si loin à l’Empire?

Vous qui, déshéritant le fils de Claudius,

Avez nommé César l’heureux* Domitius*?

Tout lui parle, Madame, en faveur d’Agrippine

Il vous doit son amour*.

AGRIPPINE

Il me le doit, Albine :

Tout, s’il est généreux, lui prescrit cette loi;

Mais tout, s’il est ingrat, lui parle contre moi.

ALBINE

S’il est ingrat, Madame? Ah! toute sa conduite

Marque dans son devoir une âme trop instruite.

Depuis trois ans entiers, qu’a-t-il dit, qu’a-t-il fait

Qui ne promette à Rome un empereur parfait?

Rome, depuis deux ans*, par ses soins gouvernée,

Au temps de ses consuls croit être retournée :

Il la gouverne en père. Enfin Néron naissant

A toutes les vertus d’Auguste vieillissant

 

Racine

Jean Racine (22 december 1639 – Parijs, 21 april 1699)

 

De Nederlandse schrijfster Lulu Wang werd geboren op 22 december 1960 in Beijing. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.

 

Uit: Het Witte Feest

 

‘Mei, de eigele mei kwam eraan geswingd. Krokussen wrongen hun zonnige kopjes van tussen de straatstenen en lachten Rong verkwikkend toe. Rong klom in elke boom, op zoek naar een nest met een broedende moedermus. Toen hij thuiskwam, zei hij tegen moeder: ‘De vadermus bracht een bek vol wormen naar huis. De moedermus giechelde van blijdschap en dankbaarheid! Straks, als de babymusjes uitkomen, zal de vadermus twee bekken vol, misschien wel drie bekken vol wormen mee naar huis nemen…’

Moeder weet de ongrijpbare fantasieën van haar tweede zoon aan het opiumgebruik van wijlen haar man toen ze bezig waren Rong te concipiëren. Shun was veel normaler, meende ze.

Maar Rong was apetrots op zijn vondst. Aan het einde van de rit had hij vaderliefde gevonden. Goed, het was dan bij mussen, maar wat gaf dat?’

 

Wang

Lulu Wang (Beijing, 22 december 1960)

 

De Amerikaanse dichter Kenneth Rexroth werd geboren in South Bend (Indiana) op 22 december 1905. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.

 

On What Planet

 

Uniformly over the whole countryside
The warm air flows imperceptibly seaward;
The autumn haze drifts in deep bands
Over the pale water;
White egrets stand in the blue marshes;
Tamalpais, Diablo, St. Helena
Float in the air.
Climbing on the cliffs of Hunter’s Hill
We look out over fifty miles of sinuous
Interpenetration of mountains and sea.

 

Leading up a twisted chimney,
Just as my eyes rise to the level
Of a small cave, two white owls
Fly out, silent, close to my face.
They hover, confused in the sunlight,
And disappear into the recesses of the cliff.

 

All day I have been watching a new climber,
A young girl with ash blond hair
And gentle confident eyes.
She climbs slowly, precisely,
With unwasted grace.
While I am coiling the ropes,
Watching the spectacular sunset,
She turns to me and says, quietly,
“It mus
t be very beautiful, the sunset,
On Saturn, with the rings and all the moons.”

 

 

The Advantage Of Learning

 

I am a man with no ambitions
And few friends, wholly incapable
Of making a living, growing no
Younger, fugitive from some just doom.
Lonely, ill-clothed, what does it matter?
At midnight I make myself a jug
Of hot white wine and cardamon seeds.
In a torn grey robe and old beret,
I sit in the cold writing poems,
Drawing nudes on the crooked margins,
Copulating with sixteen year old
Nymphomaniacs of my imagination.

 

KennethRexroth

Kenneth Rexroth (22 december 1905 – 6 juni 1982)

 

De Amerikaanse dichter Edwin Arlington Robinson werd geboren op 22 december 1869 in Head Tide, Maine. Zie ook mijn blog van 22 december 2008.

 

Ballad of Dead Friends 

 

As we the withered ferns

By the roadway lying,

Time, the jester, spurns

All our prayers and prying —

All our tears and sighing,

Sorrow, change, and woe —

All our where-and-whying

For friends that come and go.

 

Life awakes and burns,

Age and death defying,

Till at last it learns

All but Love is dying;

Love’s the trade we’re plying,

God has willed it so;

Shrouds are what we’re buying

For friends that come and go.

 

Man forever yearns

For the thing that’s flying.

Everywhere he turns,

Men to dust are drying, —

Dust that wanders, eying

(With eyes that hardly glow)

New faces, dimly spying

For friends that come and go.

 

ENVOY

 

And thus we all are nighing

The truth we fear to know:

Death will end our crying

For friends that come and go. 

 

EA_Robinson2

E. A. Robinson (22 december 1869 – 6 april 1935)

 

Zie voor onderstaande schrijver ook mijn blog van 22 december 2008.

De Zwitserse schrijver Christoph Keller werd geboren op 22 december 1963 in St. Gallen. Zie ook mijn blog van 22 december 2006 en ook mijn blog van 22 december 2007.  

De Amerikaanse schrijver en strijder tegen slavernij Thomas Wentworth Higginson werd geboren op 22 december 1823 in Cambridge, Massachusetts.

De Zwitserse schrijver Ulrich Bräker werd geboren op 22 december 1735 in Näppis (Scheftenau), Toggenburg, Kanton St. Gallen.