Barbara Honigmann, Detlev Meyer, Mariana Leky, Lou Andreas-Salomé, Sabahattin Ali, Friedrich de la Motte-Fouqué, Janwillem van de Wetering, Joachim Meyerhoff, John Hennessy

De Duitse schrijfster Barbara Honigmann werd geboren op 12 februari 1949 in Oost-Berlijn. Zie ook alle tags voor Barbara Honigmann op dit blog.

Uit: Das überirdische Licht

„Aber wie! Vielleicht ist sie eine Berühmtheit, vielleicht ist sie bloß die weiße Pudelqueen von der Charles Street. Vielleicht sieht sie auch nur aus wie eine Frau. Wer weiß, wie sie sich selbst nennt. Wir sind ja hier nicht weit von der legendären Christopher Street, in deren Nähe, in der Bethune Street, sich übrigens auch die Synagoge Simchat Tora für schwule, lesbische, bi- und transsexuelle Juden eingerichtet hat. Der Gedanke, daß dieses heimelige Village mit seinen Häuschen und Vorgärtchen die Heimat der amerikanischen Bohème und von diesem Dorf alle Queer-Kultur der Welt ausgegangen ist, wirkt erheiternd, ja paradox. Ich muß zugeben, daß es in manchen Schaufenstern tatsächlich Dinge zu sehen gibt, von denen ich nicht einmal genau weiß, wie herum man sie sich anschaut und wozu und an welchen Körperstellen sie etwa benutzt werden, so daß ich noch nicht einmal zu erröten brauche, weil mein Interesse rein technisch bleibt. Direkt daneben ist wieder eine ganz altbackene Drogerie, die lauter Krimskrams verkauft, wie ich ihn zum letzten Mal in meiner Kindheit in Ost-Berlin gesehen habe. Dann eine Galerie. Der marokkanische Fotograf, der darin ausstellt, bittet mich, ihn nach Paris weiterzuempfehlen. Dort würde es doch sicher auch eine synagogue connection geben, wie er das nennt. Davon weiß ich nichts, und warum sagt er mir das.
Auf die Frage Where do you come from, damit von Anfang an soviel Klarheit wie möglich geschaffen ist und vielleicht auch aus einer Art Bekenntnissucht, antworte ich in aller Aufrichtigkeit: I come from France, but I am a German Jew. Die Formelhaftigkeit, in der meine Existenz so ihren Ausdruck findet, beglückt mich. Und sogar in New York bleiben diese Zuordnungen mein magische Dreieck. Fast jeden Tag gehe ich im Deutschen Haus vorbei und lasse mich von Kathrin und Kathrina, die dort angestellt sind, um die deutsche Sprache und Kultur in Amerika zu verbreiten, betreuen, oder ich drucke mir etwas aus oder nehme mir eine deutsche Zeitung mit und halte die beiden von ihrer wichtigen Mission ab. Nebenbei tauschen wir unsere Beobachtungen über Amerika im allgemeinen und New York im besonderen aus, über Schwierigkeiten und Auffälligkeiten des Alltags und der Sprache, und dazu geben Kathrina und ich aus der Höhe unserer erwachsenen Kinder Kathrin Ratschläge für ihre erste Schwangerschaft und alles, was darauf folgt. Eine Art Schwangeren- und Mütterberatung. Mit einem der selten auftauchenden Herren, der dort auch noch irgendeine Funktion hat, verkrache ich mich schon, bevor wir uns noch mit unseren Kaffeetassen am Tisch niedergesetzt haben, natürlich über den Nahost-Konflikt und Israel. Ich würde so gerne gelassen bleiben, aber bei dem Thema reagiere ich, wie die meisten Juden, hysterisch. Leider.”

 

 
Barbara Honigmann (Oost-Berlijn, 12 februari 1949)

 

De Duitse schrijver en dichter Detlev Meyer werd geboren op 12 februari 1950 in Berlijn. Zie ook alle tags voor Detlev Meyer op dit blog.

Uit: Das Sonnenkind

„Aus diesem Grunde ist auch das Fräulein Reeskow offiziell Großvaters ehemalige Sekretärin und mehr nicht! Und aus diesem Grunde kann sie im Hause Wollin verkehren, mit Else Tee trinken, mit Max heimliche Blicke tauschen und die naseweisen Enkel mit knallbunten Fondants bestechen. Die Jungen sind nämlich furchtbar neugierig und ganz und gar nicht begabt mit dieser Wollin’schen Diskretion. Nach ihren Besuchen bei den Großeltern erzählen sie der Mutter jedes Mal aufgeregt, dass Fräulein Reeskow den Großvater wieder so komisch angeschaut habe. Der älteste Sohn, Stephan, will wissen, was zwischen den beiden sei, wird aber von Elses Tochter mit einem knappen »Später mal« abgespeist. Carsten liebt das Fräulein Reeskow sehr. Erstens hat sie lackierte Fingernägel, zweitens raucht sie Zigaretten in einer silbernen Spitze – Wer mag ihr die wohl geschenkt haben? -, und drittens hat sie die Angewohnheit, beim Kuchenessen ihre Fingerkuppen an die gespitzten Lippen zu führen, um die Krümelchen quasi wegzuküssen. Dabei werden dann jene berühmten Blicke getauscht. Fräulein Reeskows Haar ist von einem Blond schwankender Intensität, das Carsten immer an Gold denken lässt. Er mag ihre hohen Stöckelschuhe und die kurzen Röcke ihrer ansonsten züchtigen Kostüme. Wie sie sich mit der beringten linken Hand durchs Haar streicht, gefällt ihm auch. Diese Geste übt er vor dem mütterlichen Frisierspiegel, er sagt dann jedes Mal mit spitzem Mund: »Mein lieber Herr Wollin, nein, wie köstlich!« (so werden Großvaters Bonmots kommentiert), und lacht, wie nur Fräulein Reeskow zu lachen versteht: perlend, laut Großvater; affektiert, laut Großmutter. Dass Fräulein Reeskow Linkshänderin ist, macht sie zu Carstens Verbündeter. Niemand darf ihn auffordern, auch einmal die rechte Hand zu benutzen. Er antwortet dann: Tut Fräulein Reeskow auch nicht, und die war Opas Sekretärin! Das ist sie von 1925 bis zu Großvaters Pensionierung im Jahre 1945. Als Großvater mit vierunddreißig Abteilungsleiter in einem Versicherungsunternehmen wird, tritt sie in sein Berufsleben, wenig später in sein Privatleben und gehört zu diesen beiden Leben bis zu Großvaters letztem Atemzug.“

 

 
Detlev Meyer (12 februari 1950 – 30 oktober 1999)
Poster voor een lezingenavond over de schrijver in Berlijn, 2018

 

De Duitse schrijfster Mariana Leky werd geboren op 12 februari 1973 in Keulen. Zie ook alle tags voor Mariana Leky op dit blog.

Uit: Was man von hier aus sehen kann

“Als SeIrna sagte,sic habe in der Nacht von einem Okapi geträumt, waren wir sicher, dass einer von uns sterben musste, und zwar innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden. Das stimmte beinahe. Es waren neunundzwanzig Stunden. Der Tod trat etwas verspätet ein, und das buchstäblich: Er kam durch die Tür. Vielleicht verspätete er sich, weil er lange gezögert hatte, über den letzten Augenblick hinaus. Selma hatte in ihrem 1 eben dreimal von einem Okapi geträumt, und jedes Mal war danach jemand gestorben. deshalb waren wir überzeugt, dass der Traum von einem Okapi und der Tod unbe-dingt miteinander verbunden waren. Unser Verstand funktioniert so. Er kann innerhalb kürzester Zeit dafür sorgen, dass die einan-der abwegigsten Dinge fest zusammengehören. Kaffeekannen und Schnürsenkel beispielsweise, oder Pfandflaschen und Tan-nenbäume. Der Verstand des Optikers war besonders gut darin. Man sagte dem Optiker zwei Sachen, die nicht im Geringsten zusammen gehörten, und er stellte aus dem Stand eine enge Verwandtschaft her. Und jetzt war es ausgerechnet der Optiker, der behauptete, dass der neuerliche Traum vom Okapi ganz gewiss niemandem den Tod brächte, dass der Tod und Selmas Traum vollkommen zusammenhangslos seien. Aber wir wussten, dass der Optiker es eigentlich auch glaubte. Vor allem der Optiker. Auch mein Vater sagte. dass das hanebüchener Unfug sei und unser Irrglaube vor allem daher käme, dass wir zu wenig Welt in unsere Leben hereinließen. Das sagte er immer: »Ihr müsst mehr Welt hereinlassen.« Er sagte es entschieden und vor allem zu Selma, im Vorhin-ein. Im Nachhinein sagte er das nur noch selten.
Das Okapi ist ein abwegiges Tier, viel abwegiger als der Tod, und es sieht vollkommen zusammenhangslos aus mit seinen Zebra-unterschenkeln, seinen Tatehüften, seinem gitaffenhaft gefortn-ten rostroten Leib, seinen Rehaugen und Mausohren. Bin Okapi ist absolut unglaubwürdig. in der Wirklichkeit nicht weniger als in den unheilvollen Träumen einer Westenvälderin. Es war Oberhaupt erst zweiundachtzig Jahre her, dass das Okapi offiziell in Afrika entdeckt worden war. Es ist das letzte große Säugetier, das der Mensch entdeckt hat; das glaubt er jedenfalls. Vermutlich stimmt das auch, denn nach einem Okapi kann eigentlich nichts mehr kommen. Wahrscheinlich hat schon sehr viel früher einmal jemand ein Okapi inoffiziell entdeckt, aber vielleicht hat er beim Anblick des Okapis geglaubt, er träume oder habe den Verstand verloren, weil eia Okapi, besonders ein plötzliches und unerwartetes, absolut zusammengeträumt wirkt. Das Okapi wirkt alles andere als unheilvoll. Es kann überhaupt nicht unheilvoll wirken, selbst wenn es sich anstrengen würde, was es, soweit man weiß, selten tut. Selbst wenn es in Sehnas Traum sich das Haupt von Krähen und Käuzchen hätte umflat-tern lassen, die ja die Unheilfülle gepachtet haben, hätte es im-mer noch einen sehr sanftmütigen Eindruck gemacht. in Selmas Traum stand das Okapi auf einer Wiese, nahe am Wald, in einer Gruppe von Feldern und Wiesen, die insgesamt «Uhlheck« heißen. Uhlheck bedeutet »Eulenwald«. Die Wester-wälder sagen vieles anders und kürzer, als es eigentlich ist, weil sie das Sprechen gerne schnell hinter sich bringen.“

 

 
Mariana Leky (Keulen, 12 februari 1973)

 

De Russisch-Duitse dichteres en schrijfster Lou Andreas-Salomé werd geboren op 12 februari 1861 in Sint Petersburg. Zie ook alle tags voor Lou Andreas-Salomé op dit blog.

Uit: Aus fremder Seele

„Über dem Schreibtisch, der an einem Seitenfenster, nach dem Hof zu, stand, hing ein in Öl gemaltes Porträt der Mutter des Pastors, – einer schönen Jüdin mit tiefen schwermütigen Augen. Darunter eine Radierung von Klinger in einfachem Rähmchen: die tote Mutter mit dem Kinde, das mit erstaunten Blicken von der Leiche in die Ferne schaut.
Kurt lehnte an der Glastür, er öffnete sie dem Pastor und rief in froher Ungeduld: »Wie lange dauert doch solche Taufe! Und daß du heute überhaupt noch jemand anders gehörst, als mir allein!«
»Mein herrlicher Junge!« sagte der Pastor und faßte ihn an beiden Schultern, »ich hab’ dich ja noch gar nicht ordentlich wiedergesehen. Wie groß und stramm bist du geworden. O so frisch und stramm!«
»Und du so jung und hübsch, Vater!«
»Du Schlingel! Du Taugenichts!«
Und während er Kurt mit freudigen Augen betrachtete, fügte er hinzu: »Es ist sonderbar! Uns alten Leuten wird alles Vergangenheit. Ich habe dich das ganze Jahr als kleinen Buben um mich gesehen. Als ganz kleinen Buben, – so wie du warst, als ich dich noch zu Bett brachte.«
»Ja«, meinte Kurt, »das war die schönste Zeit. Warum hast du mich auch fortgelassen?«
»Weil die Gelegenheit günstig war, dich unter neue Menschen und Eindrücke zu bringen. Weil du selbständig werden, nicht an meinem Rock hängen bleiben solltest, – am Rock des Alten. Alt und jung, – das stimmt nicht.«
»O Vater, zwischen uns hat alt und jung immer gestimmt! Ich hätte sehr gut bei dir zu Ende lernen können, – ich hatte ja auch Lehrer und Kameraden in der Stadt. Aber du warst doch die Hauptsache. Und da draußen, – ja, da hab ich manchmal Angst bekommen, daß die lange Entfernung von dir dich mir noch ganz fortnimmt.«
»Dummer Bub! Wie sollte das wohl möglich sein?« versetzte der Pastor, der an den Schreibtisch getreten war und in zwei bereitstehende Gläser Wein eingoß.
Kurt nahm sein Glas, stieß mit dem Pastor an und leerte es auf einen Zug. Einen Augenblick schwieg er. Dann stellte er das Glas fast heftig nieder und sagte: »Wie? Nun zum Beispiel so, wie du es selbst vorhin erwähntest: daß du mich in der Erinnerung stets als den kleinen Jungen siehst, während ich doch längst groß bin und mich ganz fern von dir weiter entwickelt. Wäre das neben dir, unter deinen Augen geschehn, so wär es für mich ganz anders.«
»Du bist noch immer derselbe Brausekopf!« bemerkte der Pastor lächelnd, aber sein Gesicht war aufmerksam geworden, »also was wäre anders, mein heftiger, ungeduldiger Junge?«
Kurt antwortete nicht. Er war an die Glastür getreten und blickte hinaus. Nach einer Pause sagte er: »Ich möchte dich etwas fragen, Vater: warum hast du mich grade dort, – grade in diesem Jahr und im Auslande konfirmieren lassen?”

 

 
Lou Andreas-Salomé (12 februari 1861 – 5 februari 1937)
Poster voor de film “Lou Andreas-Salomé, The Audacity to be Free” uit 2016

 

De Turkse dichter en schrijver Sabahattin Ali werd geboren op 12 februari 1906 in Gümülcine, tegenwoordig, Komotini, Griekenland. Zie ook alle tags voor Sabahattin Ali op dit blog.

Uit: The Madonna in the Fur Coat (Vertaald door David Gramling en Ilker Hepkaner)

“Although I was 24 years old, I’d never had any adventures with women. A couple of licentious expeditions under the tutelage of some older friends in Havran were nothing but the gauntlets of intoxication, and the timidity in my nature protected me from the desire to repeat them. Woman was a creature that whipped my imagination; she was the abstract, unreachable heroine of my numerous, never-experienced adventures envisioned while lying under the olive trees on hot summer days. For years, I loved our neighbor Fahriye without saying a word, and I would have imaginary relations with her that bordered on shamelessness. When I came across her on the street here and there, my heart would pound strongly enough to knock me down, and I would look for a place to hide, my face burning as if it were ablaze. On Ramadan nights, I would go out and hide opposite their door and watch her accompany her mother to nightly prayers holding a torch; but as soon as those bodies appeared in their long coats at the open door—under the yellow light shining from inside the house—I would turn my head to the wall and start shivering, as if they had noticed I was there.
When I was fond of a woman for any reason, the first thing I did was run away from her. I feared that my every move, my every look would disclose my secret when I encountered her; and, with an inexplicable and suffocating shyness, I would turn into the most pitiful person on earth. I can’t recall looking into the eyes of any woman in my life, my mother included. Recently, especially in Istanbul, I found the determination to fight this meaningless bashfulness, and I tried to act at ease with some girls whom I had met through friends. But when they showed any interest in me, all my determination and decisiveness would fly off. I had never been an innocent person: When I was by myself, I would play out scenes more extreme than even the most experienced lovers could think of. With the women of my imagination, I could feel the inebriating pressure of hot, throbbing lips—a few times stronger than reality permitted.
However, this fur coat picture I saw at the exhibition shook me in a way that kept me from touching her, even in my imagination. I could not even envision us sitting across from each other, like two friends, let alone touching her. I put my coat on, and headed to the exhibition. And this continued for days.”

 

 
Sabahattin Ali (12 februari 1906 – 2 april 1948)

 

De Duitse dichter en schrijver Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte-Fouqué werd geboren in Brandenburg an der Havel op 12 februari 1777. Zie ook alle tags voor Friedrich de la Motte-Fouqué op dit blog.

 

Trost

Wenn alles eben käme, wie du gewollt es hast,
und Gott dir gar nichts nähme und gäb′ dir keine Last,
wie wär′s da um dein Sterben, du Menschenkind, bestellt?
Du müßtest fast verderben, so lieb wär′ dir die Welt!

Nun fällt – eins nach dem andern -manch süßes Band dir ab,
und heiter kannst du wandern gen Himmel durch das Grab;
dein Zagen ist gebrochen, und deine Seele hofft. –
Dies ward schon oft gesprochen, doch spricht man′s nie zu oft.

 

Gute Nacht

Allem schöne gute Nacht,
was da schläft und was noch wacht:
Kindern goldne Weihnachtsbäume,
Knaben Kampf– und Minneträume,
Jungfraun reiner Unschuld Walten,
Dichtern glänzende Gestalten,
Müttern aus prophet′schen Bronnen
ihrer Kinder Künf′ge Wonnen,
Männer hoher Taten Mahnung,
Greisen nahen Friedens Ahnung;
allem schöne gute Nacht,
was da schläft und was noch wacht.

 

 
Friedrich de la Motte-Fouqué (12 februari 1777 – 23 januari 1843)
Cover

 

De Nederlandse schrijver Janwillem Van de Wetering werd geboren in Rotterdam op 12 februari 1931. Zie ook alle tags voor Janwillem van de Wetering op dit blog.

Uit: Outsider in Amsterdam

“Grijpstra dug in his wallet and after a while his square fat fingers found his police identification with its blue and red stripes and photograph of a much younger Grijpstra dressed in uniform with the silver button of his rank on both shoulders.
The dark man bent forward and read the card.“H. F. Grijpstra,” he read in a clear voice. “Adjutant. Municipal Police of Amsterdam.”
He paused.
“I have seen it. Please come in.”
“Extraordinary,” de Gier thought. “Fascinating. That fellow actually read the card. It never happens. Grijpstra always shows his credit card and nobody ever notices anything. He could have shown a receipt from the electricity department and nobody would object, but this chap really reads the identification.”
“Who are you?” Grijpstra was asking.
“Jan Karel van Meteren,” the man said.
They were in the corridor. There were three doors on the right, heavy oak doors. One of the doors was open and de Gier saw a bar and several young men with long hair and one elderly man with a bald head. Everybody was drinking beer. He had a glance of another young man behind the bar, dressed in a white T-shirt and decorated with a necklace of colored stones. Van Meteren was leading the way and they followed obediently. A staircase at the end of the corridor, again made of oak and recently polished. The floor of the corridor was covered with slabs of marble, cracked but very clean. Near the staircase Grijpstra noticed a niche with an upright Indian figure, made of bronze, life-size and with the right hand raised in a gesture of solemn greeting. Perhaps the gesture symbolized a blessing.
They climbed the staircase and came into a large open space with a high ceiling made of iron, painted white and with a relief of garlands picked out in gold. This was the restaurant, occupying the entire floor. De Gier counted ten tables, six seating four persons and four seating six persons. Nearly every chair was taken.
Grijpstra had stopped while their guide waited patiently. He was admiring a statue, standing on a stone platform attached to the wall. It was a statue of a female deity, performing a dance. The noble head on its slender neck seemed to contrast at first with the full breasts and the lewdly raised foot and Grijpstra was surprised that this naked sexual figure represented divinity and that he accepted her divinity.”

 

 
Janwillem van de Wetering (12 februari 1931 – 4 juli 2008)
Rutger Hauer en Rijk de Gooyer in Wim Verstappens film “Grijpstra en De Gier” (internationale titel: Outsider in Amsterdam) uit 1979

 

Onafhankelijk van geboortedata

De Duitse schrijver, acteur en regisseur Joachim Philipp Maria Meyerhoff werd geboren in 1967 in Homburg (Saarland). Zie ook alle tags voor Joachim Meyerhoff op dit blog.

Uit: Alle Toten fliegen hoch

„Von der norddeutschen Kleinstadt, in der ich nicht geboren, aber aufgewachsen bin, braucht der Eilzug nach Hamburg keine zwei Stunden. In diesen Zug stieg ich ein und suchte mir einen Sitzplatz. Geboren bin ich seltsamerweise in Homburg im Saarland, von wo aus wir nach nur drei Jahren nach Norddeutschland umgezogen waren. Da ich leider nicht zu den genialischen Menschen gehöre, deren Erinnerung mit pränatalen Fnicht-wassererlebnissen oder Mozartschallwellen einsetzt, oder zu denen, die gestochen scharfe Bilder ihrer frühesten Le-bensjahre in wohlbehüteten Gehirnkammern aufbewahren, zum Beispiel, wie sie mit anderthalb gegen eine geschlossene Glasschiebetür geknallt sind, habe ich an Homburg im Saar-land nicht die geringste Erinnerung. Ganz verschwommen sehe ich hin und wieder eine Elster, eine saarländische Es-tcr, die auf der Schiebestange meines Kinderwagens sitzt und mich anstarrt. Das mir der Glasschieberür ist mir selbst widerfahren. Ich konnte gerade laufen. Mein ältester Bruder setzte mich in einen Sessel und ging auf die ‘Terrasse hinaus. Erst wenn er meinen Namen rief, durfte ich vom durchgesessenen Blu-menmustersessel hinunterkrabbeln und auf meinen noch wackeligen Beinen durch das Zimmer hinaus ins Freie, in seine Arme rennen. Über die Bodenschienen der Schiebe-tür hinweg hätte ich jedes Mal einen niedlichen Hopser ge-macht. Angeblich konnte ich von diesem Im-Sessel-Sitzen und Auf-Kommando-ins-Freie-laufen im Gegensatz zu mei-nem Bruder nicht genug bekommen. Schon in seinen Ar-men, den Bruderarmen, hätte ich *Noch mal! Noch mal!« gerufen. Nach dem zwanzigsten oder flinfundzwanzipten *Noch mal! Noch mal!« setzte mich mein Bruder wieder in den Sessel und zog die Schiebetür zu, um herauszufinden, ob ich schon wüsste, dass man nicht durch Glas gehen kann. Ich wusste es nicht und donnerte mit solcher ‘Wucht gegen die Scheibe, dass meiner Mutter vor Schreck das Buch bis an die Zimmerdecke flog und mein Vater in der Küche dachte, je-mand hätte mit voll Karacho einen Fußball gegen die Schie-betür geschossen. Wie eine unsichtbare Faust hatte mich die Scheibe auf dem Weg in die weit geöffneten Arme meines Bruders niedergestreckt. Mein Vater kam und wollte den Übeltäter schimpfen, fand aber nur mich. Vor der Tür lie-gend, benommen, wie eine gegen das Fenster geknallte Am-sel. Mein Bruder wurde ermahnt, keine Experimente mit mir zu machen, und in sein Zimmer geschickt. Auf der Scheibe waren in geringem Abstand ein Speichel- und ein Fettfleck. Ich soll nach dieser Kollision mir dem Nichts mehrere Tage lang beim Umhergehen verängstigt mit vorgestreckten Hän-den die Luft abgetastet und nach unsichtbaren Mauern ge-sucht haben. Das, so mein Vater, wäre ihm damals sehr zu Herzen gegangen.“

 


Joachim Meyerhoff (Homburg, 1967)
Cover luisterboek

 

De Amerikaanse dichter John Hennessy werd geboren in 1965 in New Jersey. Zie ook alle tags voor John Hennessy op dit blog.Zie ook alle tags voor John Hennessy op dit blog.

 

More Sky Please

More sky please push open the apartment shutters
crowbar the paint factory’s broken window frames rip
tar paper from the caving roof push it back crack it open

blast an airshaft through the neighboring buildings snap
it back expose the bird-ridden drafts the wren’s been busy
here mornings year-round churr and chip golden open-throat

yodel smack in the sleep cycle soldered to feeder suet
in ivy like titmouse chickadee refusing to shift it back
Carolina Canada climate haywire more sky please rik tik tik

break open more light all the way past oil tank farms
creosote docks the Kill Van Kull slide by kingfisher flap
past cormorant incongruous flights parallel and merging

plunge into slap out of tidal pools the Fresh Kills beak
full of killifish and silversides crayfish and krill tarp
past the salt grass and bridges fly Pulaski Skyway

Bayonne’s silver buildings blank tower blocks sky
wide as the river mouth more sky more please push it back
past tankers and tugboats the last hulking cruise ship

lasers fired across a spinning disco ball wobble bass
and echo chamber dancing on deck past clanging buoys
waveless channels to deepest basin all things even

terns drop away sea and sky opened wide and empty

 

 
John Hennessy (Philadelphia, 1965)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 12e februari ook mijn blog van 12 februari 2017 deel 2 en eveneens deel 3.

Barbara Honigmann, Detlev Meyer, Mariana Leky, Lou Andreas-Salomé, Sabahattin Ali, Friedrich de la Motte-Fouqué, Janwillem van de Wetering, Joachim Meyerhoff, John Hennessy

De Duitse schrijfster Barbara Honigmann werd geboren op 12 februari 1949 in Oost-Berlijn. Zie ook alle tags voor Barbara Honigmann op dit blog.

Uit: Das überirdische Licht

„Touristische Pflichten habe ich mir nicht auferlegt, die habe ich schon bei früheren Besuchen erfüllt. Am Ende meiner Residenzzeit werde ich dann feststellen, daß ich eigentlich nie aus dem Village herausgekommen bin, und meine Dorfgenossen werden mir bestätigen, das geht hier allen so! Weil es ja ein Dorf ist, wenn auch ein größeres, kann man es, wenn man gute Schuhe hat, auch zu Fuß erlaufen, die kleinen Streets hinauf und die mittleren Streets hinunter, und dabei sogar einige Avenues überqueren. Natürlich bleibe ich dauernd stehen, weil ich vieles näher betrachten will, Buchläden, Galerien, Drogerien und ihre customers, ein petshop, in dessen Auslage eine Handvoll ganz kleiner Hunde in einem Körbchen unter einem Infrarotstrahler wachsen. Am Union Square habe ich dann sogar ein ganzes Pet-Kaufhaus, mehrstöckig, mit einer Abteilung für Hundemode im basement entdeckt. Für Katzen gibt es aber keine Modeabteilung, die würden sich so etwas Affiges auch nicht bieten lassen.
Meine Dorfgenossen stehen der Vielgestaltigkeit ihrer Stadtlandschaft in nichts nach, so multiverschieden, multi-ethnisch und multisozial, multiform und multifarbig wie sie sind und ausschauen und dahergehen. Was sie anhaben, tun und wie sie sich benehmen. Manche laufen ganz wild aussehend herum, manche picobello wie vom Laufsteg weg, einige richtig bohèmehaft, andere mehr gepflegt vernächlassigt, viele ganz schön exzentrisch und ein jeder mit dem festen Willen zur Gestaltung, das ist unübersehbar. Deeply superficial, hat Andy Warhol alle diese Leute und sich selbst treffend beschrieben; der hat hier auch irgendwo gewohnt. Richtig Meschuggene, die laut deklarieren und wild gestikulieren, laufen auch mehr als in anderen Städten herum, obwohl sich der Unterschied zu denen, die einfach laut mit ihrem cell herumtelefonieren, verringert haben dürfte. Den Hauptpreis für Exzentrik spreche ich innerlich einer ganz großen, gertenschlanken Frau von tiefschwarzer Hautfarbe zu, die im schneeweißen Pelzmantel mit schneeweißer Pelzkappe und schneeweißen Stiefeletten auf 10 cm hohen Absätzen einher- stöckelt und ihren schneeweißen Pudel spazierenführt.“

 

 
Barbara Honigmann (Oost-Berlijn, 12 februari 1949)

Lees verder “Barbara Honigmann, Detlev Meyer, Mariana Leky, Lou Andreas-Salomé, Sabahattin Ali, Friedrich de la Motte-Fouqué, Janwillem van de Wetering, Joachim Meyerhoff, John Hennessy”

Mariana Leky

De Duitse schrijfster Mariana Leky werd geboren op 12 februari 1973 in Keulen. Naast een opleiding voor het boekenvak studeerde Leky vanaf 1993 Duits en empirisch cultuurwetenschappen in Tübingen. Van 1994 tot 1996 bezocht zij het universitaire “Studio Literatur und Theater”. Vanaf 1999 studeerde zij aan de universiteit van Hildesheim creatief schrijven en culturele journalistiek. Terwijl ze nog studeerde, won ze prijzen voor korte verhalen, o.a. bij de Allegra-Wettbewerb en bij de Niedersächsische Literaturwettbewerb Junge Literatur in Neder-Saksen. Zij debuteerde met de verhalenbundel “Liebesperlen” in 2001. In 2004 verscheen haar eerste roman “Erste Hilfe”. In 2010 volgde haar tweede roman Die Herrenausstatterin“.

Uit: Erste Hilfe

»Ich liebe dich«, sagt Sylvester, und er sagt das, als würde ihn jemand dabei fotografieren. Wir sind in der Küche. Ich sitze auf der Spüle, Sylvester hat zerknittertes Geschenkpapier in der Hand. An dem Geschenkpapier hängt ein Kärtchen, »Alles Gute«, steht darauf.
Sylvester und ich sind kein Paar, und ich kann es nicht leiden, wenn Sylvester »Ich liebe dich« sagt. Vor allem, weil ich ihm dann »Ich liebe dich« zurücksagen soll, und zwar möglichst prompt.
Früher habe ich Sylvester gefragt, ob auch »Ich hab dich lieb« gilt, aber Sylvester behauptet, das gelte nicht. Früher habe ich Sylvester erklärt, dass »Ich liebe dich« sich abnutzt, je öfter man es sagt. Die Amerikaner beispielsweise, habe ich erklärt, sagen »Ich liebe dich« so oft, dass »Ich liebe dich« auf amerikanisch nicht mehr bedeutet als »Bis nachher«.
Es klingelt. Sylvester legt das glatt gestrichene Geschenkpapier auf den Kühlschrank, ich rutsche von der Spüle und gehe durch den Flur, in dem kleine Kartons mit Luftlöchern stehen. Sylvester geht mir hinterher, überholt mich und stellt sich vor die Wohnungstür. »Du willst also sagen«, sagt er, »dass du eine bist, die alles, was kostbar ist, verwahrt und aufspart für seltene Sonntagsbesuche.«
Um den Betrieb nicht aufzuhalten, weil es noch mal klingelt und seltene Sonntagsbesuche nach Kondensmilch klingt, sage ich Sylvester »Ich liebe dich« zurück, wie er es mir beigebracht hat, nicht zu laut, nicht zu leise, und Sylvester sagt: »Mit Namen.«
Ich sage: »Du hast auch nicht mit Namen.«
Sylvester sagt: »Natürlich habe ich mit Namen.«
Also sage ich: »Ich liebe dich, Sylvester«, wegen des Betriebes. Sylvester grinst, und ich frage: »Können wir dann jetzt bitte aufmachen?«
»Gern«, sagt Sylvester und öffnet die Tür.
Vor der Tür steht Matilda und sagt: »Guten Tag, es tut mir leid, dass ich so wenig gesagt habe.«
Matilda sagt aber eigentlich nie viel, und wenn, dann sagt sie es sehr leise. Wir haben uns daran gewöhnt und halten unsere Ohren nahe an ihr Gesicht. Nur manchmal sagen wir: »ein bisschen, nur ein bisschen lauter bitte, Matilda.«
»Ihr spinnt ja«, sagt Matilda dann, »ich schreie.« Wir sagen, sie schreie ganz und gar nicht, dann redet sie ein bisschen lauter, wir lehnen uns zwei Sätze lang zurück, bis Matilda wieder leise wird.“

 
Mariana Leky (Keulen, 12 februari 1973)