Olga Grjasnowa, Norbert Krapf

De Duitse schrijfster Olga Grjasnowa werd geboren op 14 november 1984 in Baku  Azerbeidzjan. Zie ook alle tags voor Olga Grjasnowa op dit blog.

Uit: Der Russe ist einer, der Birken liebt

„Die Lage war ernst, denn nun musste auch mein Koffer durchsucht werden. Das übernahmen zwei junge Soldaten, die beide nicht älter als zwanzig sein konnten. Sie trugen durchsichtige Plastikhandschuhe und machten Scherze, um die Situation aufzulockern. Das Mädchen durchwühlte meine Sachen und versuchte respektvoll, nicht genau hinzuschauen, weshalb sie vom glatzköpfigen Soldaten immer wieder harsch angefahren wurde. Er stand breitbeinig daneben, schaute genau auf den Inhalt des Koffers und gab Anweisungen. Jedes Kleidungsstück, jeder Schal, jede Unterhose wurden auseinandergefaltet, sämtliche Dosen auf- geschraubt, selbst meine elektrische Zahnbürste wurde auf Sprengstoff getestet. Dass ich kaum Kleidung, dafür viele Wörterbücher dabeihatte, weckte Misstrauen.
Während dieser Untersuchung fand die Befragung statt. Wen kennen Sie in Israel? Bei wem werden Sie wohnen? Für wen werden Sie arbeiten? Worin besteht Ihre Aufgabe? Der Soldat sah mir in die Augen. Weshalb ich nach Israel gekommen bin und weshalb ich nicht schon früher gekommen bin und weshalb nicht für immer. Die Soldatin durchsuchte mit ihren langen rot lackierten Nägeln meine
Arabisch-Wörterbücher, auch ihr Ton wurde zunehmend aggressiv. Weshalb ich in arabische Länder gereist bin und was ich über den Nahostkonflikt wisse.
»Sprechen Sie Arabisch?«
»Ja.«
»Weshalb?«
»Ich habe es studiert.«
»Sprechen Sie Hebräisch?«
»Nein.«
»Haben Sie einen Freund?«
»Ja. Nein. Ich meine nein.«
»Ist er Araber, Ägypter oder Palästinenser?«
»Nein.«
»Was denn dann?«
»Tot. «
Sie schauten einander irritiert an.
»Wann ist er verstorben?«, fragte die junge Frau schüchtern.
»Vor kurzem.«
»Das tut mir leid«, sagte die Soldatin und zeigte ein kleines Lächeln.
»Woran ist er gestorben?«, fragte der Soldat.
»An einer Lungenembolie.«
»War er Araber, Ägypter oder Palästinenser?«
Als ich noch überlegte, ob mir diese Frage eben tatsächlich gestellt wurde, hörten wir die Durchsage: »Do not be alarmed by gunshots because the Israeli security needs to blow up suspicious passanger luggage.«
Mehrere Schüsse folgten. Das Walkie-Talkie des Glatzkopfs klingelte, er sprach schnell und aufgeregt hinein. Die Soldaten schlossen meinen Koffer. Sie entschuldigten sich für die Untersuchung, sagten, sie sei wegen der Sicherheitssituation nötig gewesen, und wünschten mir viel Vergnügen
im Heiligen Land.“

 

Olga Grjasnowa (Baku, 14 november 1984)

 

De Amerikaanse dichter, schrijver en vertaler Norbert Krapf werd geboren op 14 november 1943 in Jasper, Indiana. Zie ook alle tags voor Norbert Krapf op dit blog.

 

Sancho Panza’s bonen

Geen Palmzondag Koning,
volg ik op mijn ezel
waarheen de meester ook gaat.
Mijn zadeltassen zijn vol
bonen, knoflook en ui
die ik op het vuur kook
’s nachts om zijn hersenschim te voeden.
Ik geef hem ’s nachts bonen en hij
maakt overdag gedichten.
Hem dien ik, en zijn gedicht
dat lijkt op een lans die hij
in een windmolen kan steken.
Zijn gedicht is zijn redding
en het is aan mij die aan te reiken.
We hebben allemaal onze expressiemiddelen.
Ik rijd hoog op mijn ezel met mijn tassen
vol bonen en zeg tegen mezelf:
“Mijn koninkrijk voor een boon of een gedicht.”

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Norbert Krapf (Jasper, 14 november 1943)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 14e november ook mijn blog van 14 november 2020  deel 1 en ook deel 2 en ook  mijn blog van 14 november 2018 en eveneens mijn blog van 14 november 2015 deel 2.

Olga Grjasnowa, Norbert Krapf

De Duitse schrijfster Olga Grjasnowa werd geboren op 14 november 1984 in Baku  Azerbeidzjan. Zie ook alle tags voor Olga Grjasnowa op dit blog.

Uit: Der Russe ist einer, der Birken liebt

„Ich wartete am Ben-Gurion-Flughafen unter bunten Luftballons, die an der Decke klebten. Ich las die Anzeigetafel, aß ein Sandwich, beobachtete Menschen, die sich ratlos umsahen, Soldaten, russische Großmütter, orthodoxe Juden und arabische Großfamilien. An der Schleuse zur Ankunftshalle war eine Mesusa angebracht, viele der Ankommenden küssten sie, indem sie die Fingerspitzen ihrer
rechten Hand an die Mesusa führten und dann zum Mund.
In den meisten Gesichtern waren Freude und große Erwartungen zu lesen. Immer wieder liefen zwei Menschen aufeinander zu, umarmten sich, ließen voneinander ab, musterten das Gesicht des anderen, als versuchten sie, die verlorene Zeit wettzumachen. Neben mir fiel ein Ultraorthodoxer im
schwarzen Anzug und mit einem breitkrempigen Hut auf die Knie und küsste den Boden, eine junge Frau, die einen kleinen Jungen im Arm hielt, wurde von einem älteren Mann abgeholt, der Junge schrie und trat um sich, als dieser ihn berühren wollte. Eine ältere Frau redete energisch auf ihren Enkel ein, in der Flughafenhalle vermischten sich die Sprachmelodien zu einem Klangteppich: Russisch, Hebräisch, Englisch, Italienisch und Arabisch. Über die Lautsprecher mahnte eine tiefe Frauenstimme immer wieder, das Gepäck nicht aus den Augen zu lassen, und fügte hinzu:
»It’s prohibited to carry weapons in all the terminal halls.«
Mein Computer war vor einer Viertelstunde erschossen worden, und ich wartete nun auf die Bestätigungsformulare, die mich dazu berechtigen würden, einen Antrag auf eine Kompensationszahlung seitens des Staates Israel zu stellen.
Es hatte mit der Passkontrolle angefangen. Ich wurde nach meinen Namen gefragt.
»Maria Kogan.«
»Ausgerechnet Maria.«
Ich zuckte mit den Schultern und sagte: »Der Name hatte meiner Mutter gefallen. Mascha.«
»Was für eine Mascha?«
»Mein Kosename.«
Er machte einen Vermerk in eines seiner Formulare und studierte eingehend mein Arbeitsvisum.
Weshalb ich gekommen sei.
»Um zu trauern.«
Ein weiterer Vermerk.
»Wie lange wollen Sie bleiben?«
»So lange wie möglich.«
»Ist es wirklich Ihr Computer?« Er betrachtete missmutig die Aufkleber mit den arabischen Schriftzeichen auf meiner Tastatur.
»Ja.«
»Sie interessieren sich wohl für unsere Nachbarn? Darf ich mit Ihrem Computer einen kleinen Test machen?«, sagte er grinsend und ging mit meinem Computer fort.“

 

Olga Grjasnowa (Baku, 14 november 1984)

 

De Amerikaanse dichter, schrijver en vertaler Norbert Krapf werd geboren op 14 november 1943 in Jasper, Indiana. Zie ook alle tags voor Norbert Krapf op dit blog.

 

Paarden kauwend op gras, blauw veld, avond

Een bruin en een zwart paard
kauwen op gras dicht bij elkaar
in een veld onderaan de bergen

als de avond in schaduwen verandert
van blauw. De bergen zijn donkerblauw.
De lucht, erboven uitgestrekt, is bleekblauw.

Het enige geluid is het scheuren van gras
door de paardentanden. ik ben niet dichtbij
genoeg om dit geluid nu te horen,

maar het weerklinkt in mijn hoofd omdat
twee dagen geleden dezelfde twee paarden
naar deze casita kwamen recht

tegenover het hek terwijl ik stond te kijken
en vrolijk luisterde op een balkon
hoe ze gras scheurden en erop kauwden.

Het geluid van bruine en zwarte paarden,
kauwend op groen gras in een blauw veld
onderaan de bergen met een dunne strook

van witte wolken die de top afromen
van de bergen en witbloeiend
onkruid op de voorgrond is een schilderij,

ingelijst in mijn gedachten, dat ik mee zal dragen
met mij als ik naar beneden rijd van de bergen,
waar een deel van mij blijft als oog en oor.

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Norbert Krapf (Jasper, 14 november 1943)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 14e november ook mijn blog van 14 november 2020  deel 1 en ook deel 2 en ook  mijn blog van 14 november 2018 en eveneens mijn blog van 14 november 2015 deel 2.

Olga Grjasnowa, Norbert Krapf, Ted Berrigan

De Duitse schrijfster Olga Grjasnowa werd geboren op 14 november 1984 in Baku  Azerbeidzjan. Zie ook alle tags voor Olga Grjasnowa op dit blog.

Uit: Der verlorene Sohn

„Sommer 1839
An jenem letzten Morgen seines alten Lebens wurde Jamalludin von seiner Mutter geweckt. Sie kam zu ihm ins Zimmer, setzte sich an sein Bettlager, und Jamalludin wusste, dass sich etwas Unwiederbringliches ereignet hatte. Er spürte Patimats Körperwärme, wollte sich an sie kuscheln, seine Sorgen durch ihre Berührungen vertreiben lassen. Ihre Hand fuhr durch sein Haar. Er hörte das vertraute Klirren ihrer Armbänder, spürte ihre Haut, ihre Liebe. Gierig sog er Patimats Geruch ein und blieb da-bei unbeweglich liegen, eingewickelt in seine Decke. Er glaubte, so die Zeit anhalten zu können. Das Unaus-weichliche hinauszögern. Dennoch wollte er das sein, was alle Welt von ihm erwartete: ein Mann. Was das war, war ihm bereits mit neun Jahren nur allzu klar. Aber noch lieber wäre er heute ein kleiner Junge geblieben, hätte seine Mutter niemals losgelassen. »Du musst stark sein, mein Kleiner. Sei stolz. Sei mein Stolz. Sei ein Sohn deines Vaters«, flüsterte Patimat ihm ins Ohr. »Es ist nicht Rir lange. Du wirst bald wieder bei mir sein.« Patimat war die Mutter zweier Söhne, von denen einer heute den Russen als Pfand für die Dauer der Verhandlungen zwischen dem russischen Heer und den Gottes-kriegern des Imam Schamil überlassen werden sollte. Schamil war es Jahre zuvor gelungen, zum ersten Mal zahlreiche kaukasische Stämme zu vereinen und sie vom heiligen Kampf, dem Dschihad, gegen Russland zu über-zeugen. Bisher galt Schamil als unbesiegbar, ein Held seiner Zeit. Sein Mut und die entgegen aller Wahrscheinlichkeit errungenen Siege waren legendär. Seine Frau war jung, gebildet und schön, auch wenn das kaum noch jemand sah. Jetzt legte sie die Hand auf den Rücken ihres ältesten Sohnes und wartete auf etwas, das nicht passierte. Jamalludin ließ diesen Augenblick ebenfalls verstreichen und richtete sich schweigend auf. Er hatte verstanden. Patimat legte seine Kleider neben ihn und strich sie glatt. Sie waren schneeweiß, obwohl alles um sie herum voller Dreck war oder vielleicht gerade deswegen. Es waren die Kleider, die sie einst für den Tag des Sieges über die Russen zurückgelegt hatte. Jamalludin war ihnen fast entwachsen. Sie half ihm, sich anzuziehen, obwohl sie sich selbst kaum noch bewegen konnte. In wenigen Wochen erwartete sie ihr drittes Kind. Die Schwangerschaft hatte ihre Gesichtszüge weich werden lassen, ihre Bewegungen lang-sam und schläfrig. Ihre Augen waren genauso olivgrün wie seine: »Du kannst deinen Dolch mitnehmen, aber hüte dich davor, ihn gegenüber deinen Wächtern zu benutzen. Sie sind unsere Feinde, aber du solltest sie nicht provozieren.« Patimat hielt inne, als ob sie selbst vor dem von ihr Gesagten erschrocken wäre, und fuhr dann entschieden fort: »Sie werden dich gut behandeln.“

 

Olga Grjasnowa (Baku, 14 november 1984)

 

De Amerikaanse dichter, schrijver en vertaler Norbert Krapf werd geboren op 14 november 1943 in Jasper, Indiana. Zie ook alle tags voor Norbert Krapf op dit blog.

 

Horses Munching Grass, Blue Field, Evening

A brown and a black horse
munch grass close together
in a field below mountains

as the evening turns shades
of blue. The mountains are dark blue.
The sky stretched above is pale blue.

The only sound is the ripping of grass
by the horses’ teeth. I am not close
enough to hear this sound now,

but it resounds in my head because
two days ago these same two horses
came up to this casita right

across the fence as I stood watching
and happily listening on a balcony
as they ripped and munched grass.

The sound of brown and black horses
munching green grass in a blue field
below mountains with a thin strip

of white clouds skimming the top
of the mountains and white-blossoming
weeds in the foreground is a painting

framed in my mind which I will carry away
with me when I drive down from the mountains
where a part of me remains as eye and ear.

 

Northern New Mexico Night
for Katherine

You come into the presence
of this place so remote
in its quiet beauty,
a voice gentle in its insistence

on what is right but not obtrusive,
like one of the countless stars
in the northern New Mexico night
that sends its delayed light

toward me, as I look out the window,
from millions of years ago
but nonetheless fully present
in ways I do not fathom.

 

Norbert Krapf (Jasper, 14 november 1943)

 

De Amerikaanse dichter Ted Berrigan werd geboren op 15 november 1934 in Providence, Rhode Island. Zie ook alle tags voor Ted Berrigan op dit blog.

 

De Sonnetten: I

Zijn doordringende pince-nez. Een vage fries
Handen wijzen naar een vage fries, in de donkere nacht.
In het boek van zijn muziek zijn de hoeken recht gestreken:
Die hun aanwezigheid te danken hebben aan onze slapende handen.
Het ossenbloed uit de handen die spelen
Voor vuur voor warmte voor handen voor groei
Is er ruimte in de kamer waar je in huist?
Op zijn gestructureerde graf:
Toch betekenen ze iets. voor de dans
En de architectuur.
Heen en weer gaan tussen incidenten
Kan onheilspellend voor hem zijn
Wij zijn de slapende fragmenten van zijn hemel,
Wind die aanwezigheid verleent aan fragmenten.

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Ted Berrigan (15 november 1934 – 4 juli 1983)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 14e november ook mijn blog van 14 november 2020  deel 1 en ook deel 2 en ook  mijn blog van 14 november 2018 en eveneens mijn blog van 14 november 2015 deel 2.

Olga Grjasnowa, Juan S. Guse

De Duitse schrijfster Olga Grjasnowa werd geboren op 14 november 1984 in Baku  Azerbeidzjan, in een Russisch-joodse familie. Haar vader werkte als advocaat en haar moeder als muzikante. In 1996 verhuisde het gezin als “quotavluchtelingen” naar Hessen, waar Grjasnowa op elfjarige leeftijd Duits leerde en eindexamen deed aan de school in Friedberg. Vanaf 2005 studeerde ze eerst kunstgeschiedenis en Slavische studies in Göttingen. Daarna stapte ze echter over naar het Duitse Literatuurinstituut in Leipzig om “Literair Schrijven” te studeren, waar ze in 2010 haar bachelorsdiploma behaalde. Na studiebezoeken aan Polen, Rusland (Maxim Gorki Literatuur Instituut) en Israël, studeerde Grjasnowa danswetenschappen aan de Vrije Universiteit van Berlijn. Ze is lid van het PEN Center Duitsland en het Goethe Instituut. Olga Grjasnowa woont in Berlijn en is getrouwd met de in Syrië geboren acteur Ayham Majid Agha. Grjasnowa nam deel aan de “Klagenfurt Literatuurcursus” in 2007. In 2008 ontving ze een beurs van de Rosa Luxemburg Stiftung. In 2010 bezocht ze de Jürgen Ponto schrijfworkshop. In hetzelfde jaar ontving ze de toneelschrijversprijs van de “Wiener Wortstätten” voor haar debuutspel “Mitfühlende Deutsche”. In 2011 ontving ze een beurs van de Robert Bosch Stiftung en in 2012 de Hermann Lenz-beurs. Haar debuutroman “Der Russe ist einer, der Birken liebt”, verscheen in 2012 en trok onmiddellijk de aandacht en werd lovend besproken. In 2014 publiceerde ze haar roman “Die juristische Unschärfe einer Ehe”. Beide romans werdenals stuk opgevoerd in het Maxim Gorki Theater. In 2016 ontving ze een beurs van zeven maanden van de Tarabya Kültür Akademisi  in Istanboel. In 2017 werd “Gott ist nicht schüchtern” gepubliceerd en vierde het zijn première in het Berliner Ensemble in 2020. In 2020 verscheen haar vierde roman “Der Verlorene Sohn”, waarvoor ze opnieuw beurzen had ontvangen.

Uit: Gott ist nicht schüchtern

„Durch das Bullauge des Flugzeugs sind bereits die ersten Felder zu sehen, ihnen folgt ein Häusermeer und ver-schwindet wieder, dann schwenkt die Tragfläche nach oben, und durch das Fenster ist nur noch das Himmelblau zu se-hen. Der Flügel senkt sich wieder, und Hammoudi sieht ein von der Sonne verbranntes Feld. Die Räder setzen unsanft auf.
Der internationale Flughafen von Damaskus hat sich seit Hammoudis letztem Besuch kaum verändert. Hinter den Kabinen, von denen die Farbe abblättert, stehen dieselben schlechtgelaunten Grenzbeamten wie immer. Mürrisch mus-tern sie seinen Pass und machen ihn darauf aufmerksam, dass er in ein paar Tagen abläuft.
»Deswegen bin ich ja hier«, sagt Hammoudi. Der Grenz-beamte in seiner schlechtsitzenden Uniform scheucht ihn fort.
Hammoudi ist gerne in Syrien, doch stets unter Vorbe-halt: Sein ganzes Leben lang wurde ihm eingetrichtert, dass es hier keine Zukunft gebe und er spätestens nach dem Stu-dium nach Kanada, Australien oder Europa auswandern sollte. Das Leben, das er in Syrien gelebt hatte, hat diese Vor-behalte bestätigt.
Das Gepäck lässt lange auf sich warten. Mehrere Groß-familien werden ungeduldig; Kinder quengeln; ein Herr mit graumeliertem Haar zündet sich eine Zigarette an und wird
vom Wachpersonal ermahnt; Putzfrauen laufen betont lang-sam mit ihren Wassereimern hin und her, ohne etwas zu put-zen. Als das Licht über dem Gepäckband endlich rot auf-blinkt, scharen sich alle um den Ausgabepunkt und versuchen, sich einen strategisch günstigen Platz zu sichern, wobei zwei blonde Männer mit rötlichem Bart, die laut Schweizer-deutsch miteinander sprechen, am Ende siegen. Als das Ka-russell sich endlich in Bewegung setzt, geht ein Raunen durch die Menge. Das Gepäck wird schnell vom Band ge-nommen. Taschen, Koffer aus unterschiedlichsten Materia-lien, Bündel, Rucksäcke und Kartons werden geschultert, auf die Gepäckwagen gelegt und euphorisch in Richtung des Ausganges geschoben.
Hinter der Absperrung in der Ankunftshalle steht eine Masse von Menschen, die nach ihren Verwandten und Freunden Ausschau halten und auf diese zustürmen, sobald die Tür zur Gepäckausgabe sich einen Spalt breit öffnet. Ein Polizist ermahnt sie immer wieder, nicht zu nahe an die Tür zu kommen. Auf den Gesichtern wechseln sich in kurzen Abständen Freude, Neugierde und Bestürzung ab. Kinder mit Luftballons in den Händen stehen ratlos herum, Babys, deren Väter mit Blumensträußen winken, reiben sich vor Müdigkeit die Augen.“

 

Olga Grjasnowa (Baku, 14 november 1984)

 

Onafhankelijk van geboortedata

De Duitse schrijver van Argentijnse afkomst Juan Sebastian Guse werd geboren in 1989 in Seligenstadt. Guse groeide op in het Rijn-Main-gebied en voltooide aanvankelijk een cursus creatief schrijven aan de universiteit van Hildesheim. Daarna begon hij moderne Duitse literatuur en sociologie te studeren aan de universiteit van Hannover. In 2012 won Guse de Berlijnse literaire wedstrijd open mike met zijn verhaal “Pelusa”. Met zijn 23 jaar was hij een van de jongste deelnemers. Zijn debuutroman “Lärm und Wälder” werd in 2015 gepubliceerd. Daarnaast was Guse co-redacteur van het literaire tijdschrift BELLA triste en maakte hij deel uit van de artistieke leiding van het literatuurfestival Prosanova 2014. In 2014 werkte hij drie maanden als vrijwilliger op de redactieafdeling van Suhrkamp Verlag en schreef hij af en toe voor de filmrubriek van de Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Uit: Lärm und Wälder

„Es ist ein heißer Tag, der die Dinge durchsichtig und unfass-bar klar erscheinen lässt, ein Tag wie eine Erinnerung, die mit einem Mal aus unendlicher Tiefe steigt, als Pelusa sich in großer Eile von den Mitgliedern der Joyce Meyer Minis-tries Gemeinde verabschiedet, in ihren Wagen springt und losfährt.
Der Asphalt der vierspurigen Hauptstraße, die zu den Eingangstoren der Nachbarschaften West führt, ist weltall-schwarz und die Fahrbahnmarkierung leuchtend gelb. Die Luftspiegelungen über der Straße vermitteln den Eindruck großer Löcher, die in ein unbekanntes, diesiges Nichts füh-ren. Die Hitze macht die Reifen weich und geschmeidig. Es herrscht eine unbeschreibliche Ruhe, obwohl gerade einige Gärtner ihre Rasenmäher über den Grasstreifen zwischen den beiden Fahrbahnen schieben, auf dem sich Bäume in re-gelmäßigen Abständen abwechseln – Palme, Akazie, Palme, Akazie. Vorbei an zahlreichen teureren Nachbarschaften fährt Pelusa bis an den äußersten Rand von Nordelta, wo ihre Nachbarschaft La Lansia liegt.
Pelusa kratzt sich hinterm Ohr. Eigentlich hat sie es eilig, doch das Tempolimit verbietet es ihr, schneller zu fahren, während auf dem Radweg neben der Straße eine Gruppe drahtiger alter Männer auf Rennrädern Kolonne fährt. Sie tragen kontrasterhöhende Sportsonnenbrillen und haben dunkelbraune, straff gespannte Haut. Der Hinterste greift nach der in einer Halterung am Rahmen befestigten Trink-flasche, richtet sich auf und spritzt sich freihändig fahrend blaue Flüssigkeit in den offenen Mund. Sie alle ziehen an Pelusas Fenster vorbei und verschwinden im Rückspiegel. Pelusa fährt genau achtzig. Auf der Straße sind nur wenige Autos. Sie überholt niemanden und niemand überholt sie. Alle Wagen treiben die Straße hinunter. Alle treiben gleich-zeitig.
Sie fährt von der Hauptstraße ab und auf ihre Nachbar-schaft zu, die hinter dem neoklassischen Eingangstor be-ginnt. Im Glashäuschen des Eingangstores sitzen die Wach-männer in ihren schwarzen Hosen, mit ihren Lackschuhen, ihren weißen Hemden, den goldenen Ansteckern in Form einer im Wind flatternden Flagge, den Sonnenbrillen und den Kappen, auf denen in Serifenschrift NORDELTA steht. Vor ihnen die Monitore.
Pelusa hält ihren Bewohnerausweis über die mattgraue Magnetfläche und grüßt das Personal. Ihre Angst davor, das grüne Licht nicht aufleuchten zu sehen, wird sie vermutlich nie ablegen können. Jedes Mal tagträumt sie davon, einen Alarm auszulösen, und sieht sich schon von bewaffneten Wachmännern umstellt, die sie an den Haaren aus dem Wa-gen zerren und ihr mit Knüppeln ins Gesicht schlagen. Doch nichts ertönt; lautlos hebt sich die Schranke. Mit dem Zucken ihres Handgelenks richtet sie eine abschließende Geste des Grußes an die jungen Wachmänner und drückt leicht auf das Gaspedal, so dass der Wagen sanft anrollt und man nur am hypnotischen Schwingen des kleinen Holz-kreuzes, das vom Rückspiegel herabhängt, erkennen kann, dass sich der Wagen in Bewegung gesetzt hat.“

 

Juan S. Guse (Seligenstadt, 1989)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 14e november ook  mijn blog van 14 november 2018 en eveneens mijn blog van 14 november 2015 deel 2.

Norbert Krapf, Astrid Lindgren, P. J. O’Rourke, Jonathan van het Reve, Olga Grjasnowa, René de Clercq, Jurga Ivanauskaitė, Karla Schneider, Peter Orner

De Amerikaanse dichter, schrijver en vertaler Norbert Krapf werd geboren op 14 november 1943 in Jasper, Indiana. Zie ook alle tags voor Norbert Krapf op dit blog.

 

Sancho Panza’s Beans

No Palm Sunday King,
I follow on my ass
wherever the master goes.
My saddle bags are full
of beans, garlic, and onion
which I boil on the fire
at night to feed his chimera.
I give him beans at night and he
makes poems during the day.
Him I serve, and his poem
that looks like a lance he
would stick into a windmill.
His poem is his salvation
which it is mine to serve.
We all have our means of expression.
I ride high on my ass with my bags
full of beans and say to myself,
“My kingdom for a bean or a poem.”

 

Black Cat Blues

Oh the Gasthaus is still closed,
the beer taps have dripped dry,
the stove is cold in the kitchen
and the Stammtisch is as quiet
as the church on Saturday night

when out on the sidewalk
at the first crack of dawn
struts the meanest-lookin’ black
cat these poor eyes ever did see.

Lord, have mercy, I’ll never
drink one too many again,
I’ll go to church every Sunday
and every First Friday too,

if only you make that mean
ole black cat keep struttin’
his stuff down the Hauptstrasse
right past the Gasthaus door.

 

 
Norbert Krapf (Jasper, 14 november 1943)

 

De Zweedse schrijfster Astrid Lindgren werd als Astrid Ericsson geboren op 14 november 1907 en groeide op op de boerderij Näs in Vimmerby in Småland. Zie ook alle tags voor Astrid Lindgren op dit blog.

Uit: Pippi Langkous (Vertaald door Liesbeth Zuiderveen Borgesius-Wildschut en Saskia Ferwerd)

“Wat zou dat?’ zei Pippi. ‘We leven toch in een vrij land? Mag je niet lopen zoals je wilt? Bovendien lopen in Egypte alle mensen zo, en niemand vindt dat raar.’
‘Hoe weet je dat?’ vroeg Tommy. ‘Je bent toch nooit in Egypte geweest?’
‘Ik nooit in Egypte geweest?! Ik ben overal op de hele wereld ge¬weest en ik heb nog veel gekkere dingen gezien dan mensen die achterstevoren lopen. In India lopen de mensen op hun handen!’
‘Je liegt,’ zei Tommy.
Pippi dacht even na.
‘Ja, ik jok,’ zei ze verdrietig.
‘Jokken is stout,’ zei Annika, die nu eindelijk ook haar mond open durfde te doen.
Ja, het is heel stout om te jokken,’ zei Pippi nog verdrietiger. ‘Alleen vergeet ik dat weleens. Hoe moet een klein meisje, dat een moeder heeft die een engel is en een vader die koning is op een eiland in de Stille Zuidzee, en dat zelf haar hele leven heeft gevaren, nou altijd de waarheid spreken? En bovendien is er in Kongo in Afrika geen mens die de waarheid spreekt,’ zei Pippi toen stralend. ‘Ze jokken daar de hele dag! Van zeven uur ’s morgens tot zonsondergang! Dus áls ik eens per ongeluk een keertje jok, dan moeten jullie maar den¬ken dat het alleen komt doordat ik een beetje te lang in Kongo in Afrika ben geweest. We kunnen toch wel vriendjes zijn?’
‘Ja hoor,’ zei Tommy. Hij voelde plotseling dat het vandaag geen saaie dag zou worden.
‘Komen jullie bij mij eten?’ vroeg Pippi.
‘Ja leuk,’ zei Tommy. ‘Kom Annika, dat doen we.’
‘Ja!’ zei Annika.
‘Maar eerst moet ik jullie nog voorstellen aan meneer Nilsson,’ zei Pippi. En toen nam het aapje beleefd zijn hoed af.
Ze gingen door het gammele hek van Villa Kakelbont. Daarna liepen ze over het grindpad langs met mos begroeide bomen naar het huis met de veranda. Daar stond het paard haver aan te eten uit een soepbord.
‘Waarom heb je een paard op de veranda?’ vroeg Tommy. Alle paarden die hij kende, woonden in een stal.”

 

 
Astrid Lindgren (14 november 1907 – 28 januari 2002)
Scene uit de gelijknamige film uit 1969

 

De Amerikaanse journalist en schrijver P. J. O’Rourke werd geboren op 14 november 1947 in Toledo, Ohio. Zie ook alle tags voor P. J. O’Rourke op dit blog.

Uit: Eat The Rich

“I had one fundamental question about economics: Why do some places prosper and thrive while others just suck? It’s not a matter of brains. No part of the earth (with the possible exception of Brentwood) is dumber than Beverly Hills, and the residents are wading in gravy. In Russia, meanwhile, where chess is a spectator sport, they’re boiling stones for soup. Nor can education be the reason. Fourth graders in the American school system know what a condom is but aren’t sure about 9 x 7. Natural resources aren’t the answer. Africa has diamonds, gold, uranium, you name it. Scandinavia has little and is frozen besides. Maybe culture is the key, but wealthy regions such as the local mall are famous for lacking it.
Perhaps the good life’s secret lies in civilization. The Chinese had an ancient and sophisticated civilization when my relatives were hunkering naked in trees. (Admittedly that was last week, but they’d been drinking.) In 1000 B.C., when Europeans were barely using metal to hit each other over the head, the Zhou dynasty Chinese were casting ornate wine vessels big enough to take a bath in–something else no contemporary European had done. Yet, today, China stinks.
Government does not cause affluence. Citizens of totalitarian countries have plenty of government and nothing of anything else. And absence of government doesn’t work, either. For a million years mankind had no government at all, and everyone’s relatives were naked in trees. Plain hard work is not the source of plenty. The poorer people are, the plainer and harder is the work that they do. The better-off play golf. And technology provides no guarantee of creature comforts. The most wretched locales in the world are well-supplied with complex and up-to-date technology–in the form of weapons.”

 

 
P.J. O’Rourke (Toledo, Ohio, 14 november 1947)
Cover

 

De Nederlandse schrijver en columnist Jonathan van het Reve werd geboren op 14 november 1983 in Amsterdam. Zie ook alle tags voor Jonathan van het Reve op dit blog.

 

Uit: De boot en het meisje

`Ik heb misschien een boot.’
Rosa reageert niet. Ze zit met haar benen over elkaar aan de bar en bladert door een tijdschrift. M en toe drinkt ze door een rietje van haar cocktail.
`Hé?’ zeg ik. ‘Roos?’
`Ja?’
`Hoor je wat ik zeg?’
Nu kijkt ze mij aan ‘Ja,’ zegt ze. ‘Wat voor boot heb je misschien?’
`Een grote,’ zeg ik. ‘Om op te wonen.’
`Dat meen je toch niet? En ga je dan geen huis meer kopen?’ Ze houdt haar vinger op de plek waar ze gebleven was met lezen.
`Nee!’ zeg ik. ‘Dat zeg ik: ik ga op een boot wonen.’
`Jezes Leo, wat een stom plan. Waar leg je hem dan neer? Op Vlieland?’
`Nee, gewoon, hier, in een gracht of in de Amstel.’
`Getverdemme; zegt ze. ‘Een woonboot.’ Ze leest verder.
`Hoezo getverdemme? Het is geen woonboot, het is een zeilboot. Eentje die het echt doet, met een mast en een motor. In de zomer kunnen we dan over het Wad naar Denemarken varen.’
Rosa kijkt weer op.
`Jezesmina,’ zegt ze. `Je meent het echt. En wat bedoel je met “misschien”? Waar hangt het van af of je hem “hebt”?’
`Nergens van. Ik heb de eigenaar al de hand geschud over de telefoon. Ik hoef hem alleen nog maar op te halen.’
`Sjongejonge, Leo. Goed werk hoor.’ Ze neemt een slokje en gaat verder met lezen. Ik bestel nog een biertje. In mijn hoofd stel ik alvast een gastenlijst samen voor de zeiltocht van deze zomer. Vijf mannen, vijf vrouwen, geen honden, geen kinderen. Ideaal. Tenzij niemand kan, want dan ga ik lekker alleen met Rosa. En om haar op stang te jagen verschijn ik dan steeds aan dek met een pijp en een schipperspet.
`Ik ga hem dit weekend halen,’ zeg ik. `Ga je mee? Ik kan wel wat hulp gebruiken.’
Rosa kijkt glazig. Ze legt haar vinger weer op de plek waar ze is.
`Zondag kan ik,’ zegt ze. ‘Zaterdag moet ik misschien werken. Maar hoe lang weet je dit eigenlijk al?’

 

 
Jonathan van het Reve (Amsterdam, 14 november 1983)

 

De Duitse schrijfster Olga Grjasnowa werd geboren op 14 november 1984 in Baku, Azerbeidzjan. Zie ook alle tags voor Olga Grjasnowa op dit blog.

Uit: Die juristische Unschärfe einer Ehe

“Leylas Zelle maß drei mal zwei Meter und sah aus wie der Hauptschauplatz eines schlechten Film Noir. Eine harte Pritsche und ein winziges vergittertes Fenster. Die Luft war stickig, und die Tage dehnten sich schamlos aus. Die meiste Zeit über lag Leyla auf dem Bauch, ihre Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt. Ihr Körper widerte sie an. Sie hatte seit einer Woche nicht mehr geduscht. Auf ihrem Kleid waren mehrere Schichten Blut und Schweiß übereinander getrocknet. Sie war wegen illegaler Autorennen in der Innenstadt von Baku festgenommen worden. Die offizielle Anklage hätte »Rowdytum« lauten können, doch eine Anklage wurde nicht einmal erhoben. Autorennen gehörten zu den Hobbys der Goldenen Aseri-Jugend, und sie waren die letzte Möglichkeit der Revolte. Reiche Sprösslinge kauften sich von ihrem Taschengeld alte sowjetische Autos, auf die man einst ein Jahrzehnt warten musste. Die Rennen fanden bei Nacht und ausschließlich in belebten Gegenden statt, nicht selten kamen dabei Fußgänger ums Leben, was den Charme des Ganzen natürlich erhöhte. Niemand wusste, wer diese Autorennen erfunden hatte. Die Inhaftierten gaben nichts preis – und die Wärter fragten nicht nach. Bei der Präsidentenfamilie waren die Autorennen verpönt und gehörten zu den wenigen Vergehen, die sich nicht mit Geld regeln ließen. Die jungen Fahrer, es war noch nie jemand festgenommen worden, der älter als sechsundzwanzig gewesen wäre, wurden in der Regel auf der Polizeiwache festgehalten und von mehreren Beamten abwechselnd verprügelt. Eine durchaus gängige, ja sogar für diese Breitengrade harmlose Praxis. Und so wurde Leyla dreimal täglich von einem jungen Polizeischüler abgeholt und in Handschellen ins Untersuchungszimmer geführt. Es war derselbe Junge, der ihr das Wasser und das Essen brachte – schmächtig, von kleinem Wuchs und mit dem traurigen Blick eines ewigen Verlierers.
Das Untersuchungszimmer war geräumig und bis auf einen schmalen Tisch und zwei Stühle leer. Er band Leylas Hand- und Fußgelenke fest. Erst während der Fixierung kam der zweite Polizeischüler hinzu: eine operierte Hasenscharte, zwei Goldzähne und ansonsten symmetrische Züge mit zart geschwungenen Augenbrauen, die nicht zum unteren Teil des Gesichts passen wollten. Sie würde ihn wiedererkennen, egal, wann und wo. Seine rechte Hand wanderte langsam über Leylas Oberschenkel, verblieb bei der Scham, fand ihren Weg in ihre Unterhose, richtete dort ruhig und bestimmt ihr Unheil an und ließ nur ab, um sich den Rotz wegzuwischen, den Leyla tief aus ihrer Kehle in sein Gesicht geschleudert hatte. Womöglich gefiel ihm Leylas undurchdringlicher Hochmut. Als er fertig war, schlug er ihr mehrmals und mit solcher Wucht ins Gesicht, dass sie das Bewusstsein verlor. Beim Aufwachen schmeckte sie Blut in ihrem Mund und spürte eine Hand auf ihrer Brust.“

 

 
Olga Grjasnowa (Bakoe, 14 november 1984)

 

De Vlaamse schrijver, dichter, politiek activist en componist René Desiderius de Clercq werd geboren in Deerlijk op 14 november 1877. Zie ook alle tags voor René de Clercq op dit blog.

 

Niet iedereen kan heiden zijn

Niet iedereen kan heiden zijn.
Daartoe hoort kracht en moed;
een vast geloof in zon en wijn,
en blijde lust in ’t bloed.

Niet iedereen voelt zijn verlangst
voldaan op aardes schoot,
schrijdt door het leven zonder angst,
en zonder klacht ten dood.

De aardeling heeft aarde schier
Te moederlijk verwend.
De heiden leef zijn leven hier
in schoonheid tot het end.

De leeuwerik zingt van ’s ochtends vroeg.
De hemel, waar hij vliegt,
is hoog genoeg, is schoon genoeg.
Elk’ and’re hemel liegt.

Elk’ and’re hemel is een waan.
Alleen het luchtgewelf,
de diepten, waar de sterren staan,
bloeit heerlijk in mijzelf.

 

Oorlog teistert

Oorlog teistert. Alleroorden
Loert de dood op buit.
Krachtigen schrikken, heiligen moorden,
De wereld roeit haar eigen uit.

Arbeid, armoe, ziekte en zorgen
Verdwijnen voor de éne angst.
De dagen duren, de nachten langst;
Wat brengt de morgen?

 

 
René de Clercq (14 november 1877 – 12 juni 1932)

 

De Litouwse dichteres en schrijfster Jurga Ivanauskaitė werd geboren in Vilnius op 14 november 1961. Zie ook alle tags voor Jurga Ivanauskaitė op dit blog.

 

On the Plane

Those sitting by
the emergency exit
should abandon everything
but hope.

No doubt no doubt
handbags and briefcases
will hinder a headlong fall
from the dropping liner.

Wraps, throws, or cloaks
are not needed either,
hungry interspatial spirits
might get entangled in them.

The beards of poets
are less than desirable,
the devil grabs them
first of all.

It is advisable to shave
even leg hairs,
when erect they become sharp
and might tear the clouds.

It is necessary to
take off all clothes
be naked as newborns,
lovers or corpses.

Nudity is unavoidable
at crucial moments—
as in Bosch’s Paradise and Hell
or in Memling’s Last Judgment.

Everyone once fallen
is already swarming
with ruthless smiles
between the propeller’s wings.

 

Uit: 108 moons

108 moons stiffen in a rosary
falling stars stick in the snow
on a dazzled night at the foot of Kailash
time is not passing not passing not passing not passing not passing

 

Vertaald door Paul Perry en Ruta Suchodolskyte.

 

 
Jurga Ivanauskaitė (14 november 1961 – 17 februari 2007)

 

De Duitse schrijfster Karla Schneider werd op 14 november 1938 geboren in Dresden. Zie ook alle tags voor Karla Schneider op dit blog.

Uit: Der Sommer, als ich Filmstar war

„So hatte er es sich selbst zuzuschreiben, dass gestern Abend keiner hatte Abschied feiern wollen.Jedenfalls nicht mit ihm. Wegen seiner Schinderei. Ich war vergattert worden,das Zeichenzugeben,wenn er mit seinem Bett zusammenkrachte. Die Dreibett-Klosterzelle, wo ich mit dem Frettchen und »Neonore Niebermann« (die wegen Polypen kein L sprechen konnte) schlief, stieß nämlich an die Zelle, wo die Ölsardine sich einquartiert hatte. Seine Bettstelle und meine standen praktisch Wand an Wand. Zwei Jungen hatten während des Abendbrots Austreten vorgetäuscht und das Oelsner-Bett präpariert. Das heißt, ausgehängt,ohnedassmanesvonaußensehenkonnte. Kaum hatte ich das freudige Ereignis gemeldet, hatten die Jungen einen armdicken Knüppel unter Ölsardines Türklinke verkeilt. Wir hatten uns darauf gefreut, wie er zetern und krakeelen würde, auf die Klinke hauen und drohen. Aber er gab keinen Mucks von sich. Er wusste wahrscheinlich noch von früheren Fällen her, dass das nichts brachte. Eigentlich hatten wir mit der Nacht ohne Ölsardine dann nicht mehr viel anfangen können. Ihn einzusperrenwarderGipfelgewesen. Zwei aus der Klasse konnten freihändig, also ohne Noten, Klavier spielen, aber immer nur dieselben drei Stücke. Andere Musik gab es in dem gottverlassenen Heim auf dem Simmersberg nicht. Möglich, dass die Heimleiterfamilie im Nachbarhaus Radio hatte, aber das nützte uns einen kalten Kaffee. Wir versuchten es noch mit Gesellschaftsspielen, Flaschendrehen und so, aber es wurde ziemlich schnell öde. Und überhaupt waren wir von der stundenlangen Wanderung und dem Anstieg auf den Berg, zum Landheim,dochreichlichkaputt. Gähnend versuchten wir, trotzdem noch ein paar Stunden durchzuhalten,damit Ölsardine,wenn er horchte,nicht dachte, wir würden unser Fest nicht rauschend genießen.“

 


Karla Schneider (Dresden, 14 november 1938)
Cover

 

Onafhankelijk van geboortedata:

De Amerikaanse schrijver Peter Orner werd in 1968 in Chicago geboren. Zie ook alle tags voor Peter Orner op dit blog.

Uit: Am I Alone Here?

“I’m in the cafeteria of San Francisco General Hospital. I come here once in a while. It’s a nice place to be distracted. I’ve been thinking about Chekhov, or trying to. I keep getting distracted. I have also come here today because I’m following up on a notion that in a hospital I’m closer to death than when I sit distracted in other places. I’ve seen no death today in this cafeteria. I’ve seen salads. Pudding. One of the doctors across the table from me is eating a bowl of strawberries while she tells another doctor about a third doctor’s relationship with, it seems, a fourth doctor. Married, kids.
“She’s so hard to talk to sometimes because her logic is so flawed. The crap she puts up with boggles the mind.”
“Where’s he based, this promiscuous pediatrician?”
“Parnassus.”
“Apollo on his mountain. Should have guessed. Prick. Comes down and slums it at General.”
Some patients down at the other end of the table keep high-fiving each other. I can’t make out what they’re celebrating. There — they did it again. High-five! There’s also a man doing laps around the cafeteria, shouting into a cell phone. I’ve seen him here before. “I’m telling you,” he shouts, “it’s the military industrial prison complex. Eisenhower warned us of this in his final State of the Union. Ike, who would have thought he’d be the one …”
Chekhov is sometimes called with, to my ear, a tinge of dismissal a “realistic” writer. As if Chekhov was merely the sort of writer, a realistic sort of writer, who merely records what he sees. He does it pretty well — if you like that sort of thing. Realism (or realisticism?) is what is, plain and simple. I wonder if this idea doesn’t give short shrift to experience itself by suggesting that there is some kind of objective reality that is the same for everybody.
And I don’t just mean the guy talking about President Eisenhower. Another lap. Here he comes again. No, wait. Now he’s talking to Eisenhower. No, sir, they didn’t heed you, sir. Not Lockheed Martin, not McDonnell Douglas, not Congress, nobody; they took your prophecy and stuffed it down the throats of we the people, plunked down another $3.5 million for a fighter jet — how many meatballs is that? Johnson said guns and butter, but he lied, while you, sir, you had the courage to call a spade a spade and nobody ever gave you a speck of credit because of course you helped create the mess in the first place, but at least you spelled it … No, sir, please, no false modesty, it was you …”

 


Peter Orner (Chicago, 1968)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 14e november ook mijn blog van 14 november 2015 deel 2.

Norbert Krapf, Jonathan van het Reve, Olga Grjasnowa, Astrid Lindgren, René de Clercq, P.J. O’Rourke, Jurga Ivanauskaitė, Peter Orner

De Amerikaanse dichter, schrijver en vertaler Norbert Krapf werd geboren op 14 november 1943 in Jasper, Indiana. Zie ook alle tags voor Norbert Krapf op dit blog.

 

The Campfire Poets

Coming down a back road,
I saw a campfire in the woods.

Tired, I wandered over,
slipped off my backpack,

looked down at a man and woman
whose eyes burned like coal.

He was fleshy, had a bushy gray beard;
she was petite, bursting with dark energy.

He said he was the poet of the body and soul
and all people; she said she wrote letters

to a world that never wrote back.
They moved a bit apart, he motioned

me to sit down between them,
and I knew I’d found eternity

off the side of a back road
in the hill country woods.

 

Emily Dickinson’s Song

Sing me a song, Emily,
I said, and she laid one
on me like I never heard.

At once I tumbled head
over heels into the dark
that was somewhere inside

and hit millions of worlds
I never knew existed
and my eyes went out

and then somewhere else
I woke up and saw
that I had come into

a searing light that
turned everything in view
into x-ray versions

of the objects that were
like shadows in a cave
where Plato lived.

Then I looked up
and Emily sat smiling
in her white dress.

 

 
Norbert Krapf (Jasper, 14 november 1943)

 

Lees verder “Norbert Krapf, Jonathan van het Reve, Olga Grjasnowa, Astrid Lindgren, René de Clercq, P.J. O’Rourke, Jurga Ivanauskaitė, Peter Orner”

Olga Grjasnowa

De Duitse schrijfster Olga Grjasnowa werd geboren op 14 november 1984 in Baku, Azerbeidzjan, in een Russisch-Joodse familie. Daar werkte haar vader Oleg Grjasnow als advocaat en haar moeder Yulia Vinnikova als musicologe. In 1996 verhuisde de familie naar Hesse, waar ze op 11-jarige leeftijd Duits leerde en haar school in Frankfurt am Main voltooide. Vanaf 2005 studeerde Grjasnowa kunstgeschiedenis en slavische studies in Göttingen. Vervolgens verruilde zij deze studies voor de leergang “literair schrijven” aan het Duitse literaire instituut Leipzig, waar ze in 2010 haar bachelor behaalde. Nadat ze in Polen, Rusland (Maxim-Gorki-Literaturinstitut) en Israël studeerde, studeerde ze danswetenschappen aan de Freie Universität Berlin. Zij is lid van het PEN-centrum Duitsland. Grjasnowa heeft deelgenomen aan de “Klagenfurter Literaturkurses” 2007. In 2008 kreeg zij een beurs van de Rosa Luxemburg Stiftung. In 2010 kreeg zij de dramaturgenprijs van de “Wiener Wortstätten” voor haar debuutstuk ” Mitfühlende Deutsche”. In 2011 ontving zij het Grenzgängerstipendium van de Robert Bosch Stiftung, en in 2012 het Hermann Lenz Stipendium. Haar romandebuut “Der Russe ist einer, der Birken liebt”, gepubliceerd in 2012, baarde vanaf het begin opzien en werd in diverse tijdschriften goed besproken.

Uit: Der Russe ist einer, der Birken liebt

„Ich wartete am Ben-Gurion-Flughafen unter bunten Luftballons, die an der Decke klebten. Ich las die Anzeigetafel, aß ein Sandwich, beobachtete Menschen, die sich ratlos umsahen, Soldaten, russische Großmütter, orthodoxe Juden und arabische Großfamilien. An der Schleuse zur Ankunftshalle war eine Mesusa angebracht, viele der Ankommenden küssten sie, indem sie die Fingerspitzen ihrer
rechten Hand an die Mesusa führten und dann zum Mund.
In den meisten Gesichtern waren Freude und große Erwartungen zu lesen. Immer wieder liefen zwei Menschen aufeinander zu, umarmten sich, ließen voneinander ab, musterten das Gesicht des anderen, als versuchten sie, die verlorene Zeit wettzumachen. Neben mir fiel ein Ultraorthodoxer im schwarzen Anzug und mit einem breitkrempigen Hut auf die Knie und küsste den Boden, eine junge Frau, die einen kleinen Jungen im Arm hielt, wurde von einem älteren Mann abgeholt, der Junge schrie und trat um sich, als dieser ihn berühren wollte. Eine ältere Frau redete energisch auf ihren Enkel ein, in der Flughafenhalle vermischten sich die Sprachmelodien zu einem Klangteppich: Russisch, Hebräisch, Englisch, Italienisch und Arabisch. Über die Lautsprecher mahnte eine tiefe Frauenstimme immer wieder, das Gepäck nicht aus den Augen zu lassen, und fügte hinzu: »It’s prohibited to carry weapons in all the terminal halls.«
Mein Computer war vor einer Viertelstunde erschossen worden, und ich wartete nun auf die Bestätigungsformulare, die mich dazu berechtigen würden, einen Antrag auf eine Kompensationszahlung seitens des Staates Israel zu stellen.
Es hatte mit der Passkontrolle angefangen. Ich wurde nach meinen Namen gefragt.
»Maria Kogan.«
»Ausgerechnet Maria.«
Ich zuckte mit den Schultern und sagte: »Der Name hatte meiner Mutter gefallen. Mascha.«
»Was für eine Mascha?«
»Mein Kosename.«
Er machte einen Vermerk in eines seiner Formulare und studierte eingehend mein Arbeitsvisum.
Weshalb ich gekommen sei.“

 
Olga Grjasnowa (Bakoe, 14 november 1984)