Gertrud von Le Fort, François Mauriac, Christoph Peters, Conrad Ferdinand Meyer, Han Resink, Boris Pilnjak, Pierre Jean Jouve, Hans Schiebelhuth, Richard H. W. Dillard

De Duitse schrijfster Gertrud von Le Fort werd geboren in Minden op 11 oktober 1876. Zie ook mijn blog van 11 oktober 2009.en ook mijn blog van 11 oktober 2010.

 

Uit: Prinzessin Christelchen

„Nein, danke. Sie können gehen, Erna.“ Die Kammerjungfer entfernte sich knixend, und Prinzessin Christine war allein in dem hellerleuchteten Toilettenzimmer. Sie nahm die weißen Rosen, welche von der Garnitur ihres Kleides übrig geblieben waren, und setzte sie in ein Glas, denn Prinzessin Christine konnte Blumen nicht welken sehen. Dann trat sie noch einmal vor den hohen Kristallspiegel. Es war ein scheuer, beinahe ängstlicher Blick, den sie hinein sandte, und gleich darauf wandte sie sich hastig ab. Es lohnte sich auch wahrhaftig nicht, lange hinein zu blicken. Eine kaum mittelgroße, schmächtige Gestalt, ein blasses, müdes Gesichtchen mit unregelmäßigen, nervösen Zügen, das war alles, was sie sah. Dazu ein schlichtes, weißes Kleid und an der Brust einige große, weiße Rosen, die genau so blass und müde den Kopf hängen ließen, wie die junge Prinzessin. Die Kammerjungfer hatte ihr durchaus noch einige dunkle Granaten ins Haar stecken wollen, aber Prinzessin Christine besaß eine Abneigung gegen lebhafte Farben, da war nichts zu machen gewesen.
Unten am Portal des Schlosses fuhren die ersten Wagen vor. Die kleine Prinzessin hatte sich einen Stuhl ans Fenster gezogen und presste den Kopf gegen die kühlen Scheiben. Wie wunderschön war es doch, hier allein zu sein! Sie hatte das so selten. Horch! Wieder ein Wagen! Neugierig blickte die Prinzessin hinunter. So also sah man ans, wenn man als junges Mädchen zum Ball fuhr! In große Abendmäntel gehüllt, stiegen eben zwei junge Damen in Begleitung einer älteren aus dem Wagen. Im Schein der hellen Lichter vor der Einfahrt des Schlosses konnte Prinzessin Christine ihre Gesichter deutlich erkennen. Die eine sah strahlend aus in froher Erwartung, die andere ein wenig aufgeregt, beinahe ängstlich.

Eben kamen von der anderen Seite mehrere junge Offiziere. Einer von ihnen sprach die Ängstliche an, wahrscheinlich benutzte er das Zusammentreffen, sie gleich um einen Tanz zu bitten. Sie nickte und lächelte – jetzt sah sie nicht mehr ängstlich ans. Es mußte doch ein eigener Reiz darinnen liegen, zum Tanze aufgefordert zu werden. Prinzessin Christine seufzte. Sie durfte ja nur befehlen – ach, immer nur befehlen!“

 


Gertrud von Le Fort (11 oktober 1876 – 1 november 1971)

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