Dolce far niente (Spätsommer, Hermann Hesse)

Dolce far niente

 

 

George Innes, Summer Days, Cattle Drinking Late Summer, 1857

 

 

Spätsommer

Noch schenkt der späte Sommer
Tag um Tag voll süßer Wärme.
Über Blumendolden schwebt da und dort
mit müden Flügelschlag ein Schmetterling
und funkelt sammetgolden.

Die Abende und Morgen atmen feucht
von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.

Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein,
in Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.

So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt.
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
zurück zu Werdemut und Gegenwart.

Wir Alten stehen erntend am Spalier
und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende.
Noch hält und schmeichelt uns das heut und Hier.

 

 

Hermann Hesse(2 juli 1877 – 9 augustus 1962)

 

 

 

Zie voor de schrijvers van de 14 augustus ook mijn blog van 14 augustus 2011 deel 1 en eveneens deel 2.

Bewaren

Stefanie de Velasco

 

Onafhankelijk van geboortedata

 

De Duitse schrijfster Stefanie de Velasco werd geboren in 1978 in Oberhausen. Zij groeide op in het Rijnland . De Velasco studeerde Europese Etnologie en politieke wetenschappen in Bonn, Berlijn en Warschau . Ze woont en werkt in Berlijn. In 2011 kreeg zij voor het begin van haar debuurroman de Literaturpreis Prenzlauer Berg. Momenteel ( 2013 ) ontvangt ze een beurs van de Drehbuchwerkstatt München. Haar debuutroman “Tigermilch” vertelt het verhaal van twee 14-jarige meisjes die er op uitgaan, om zich te laten ontmaagden. Wat begint als een leuke zomervakantie eindigt in een tragedie, waarbij de twee meisjes getuige worden van een eerwraak.

 

Uit: Tigermilch

 

“Ich würde gern aufstehen und gehen, ich will nach Hause, aber zu Hause, ist das bei Rainer und Jessi, bei Mama und ihrem Sofa? Ich weiß nicht, keine Ahnung, wo ich hinwill, ich will auf Amirs Linde und so weit hochklettern, dass mich die grünen Blätter ganz bedecken und mich keiner finden kann, ich will das dünne Ende vom Wollfaden in den Ästen suchen und mich wie ein Äffchen daran festhalten, so lange, bis jemand die Welt unter mir wieder zusammengeklebt hat.” 

(…)

 

“Jameelah liebt es, Buchstaben zu vertauschen, Wörterknacken nennt sie das. Aus Luft macht sie Lust, aus Nacht nackt, Lustballons, Nacktschicht, Lustschutzkeller mit Nacktwärtern. Wir sprechen außerdem O-Sprache, Geld ist Gold, mit Filter drehen gibts nicht mehr, nur mit Folter drohen.”

(…)

 

Ja, schreit Jasna, jetzt weinst du, aber zuerst, zuerst zerrst du mich hierher auf diese Welt und lässt mich einfach allein, und jetzt, jetzt, wo ich sterben will, da weinst du. Ihre Mutter verkriecht sich in Tariks Armen, sie legt die Hände auf seine breiten Schultern und formt sie zu kleinen Fäusten, ich sehe, in der einen Faust hält sie ein Taschentuch. Immer diese Taschentücher, denke ich, wie kleine Stofftiere, nur für Mütter, nur für Sorgen, traurig geknetete Tierchen aus Tränen, jedes mit seiner eigenen Geschichte.”

 

 


Stefanie de Velasco (Oberhausen.1978)