De Engelse schrijfster Esther Freud werd geboren in Londen op 2 mei 1963. Zie ook alle tags voor Esther Freud op dit blog.
Uit: Mein Jahr mit Mr Mac (Vertaald door Anke en Eberhard Kreutzer)
„Ich bin in dem kleinen Zimmer unterm Dach zur Welt gekommen, nicht in der Kammer mit dem Gaubenfenster, in dem ich jetzt schlafe, auch nicht in dem großen, dem für die Gäste, die im Sommer kommen und uns vorher schreiben, von wann bis wann sie bleiben wollen. Manchmal dürfen da auch Leute übernachten, wenn sie zu viel getrunken ha-ben. aber von denen holt Mutter sich das Geld im Voraus. Könnte ja jeder kommen und am nächsten Morgen behaupten, er hätte keine Ahnung, wie er in dieses wunderbare, breite Bett gekommen ist, da hätte ihn wohl jemand mitgenommen und -gegen seinen Willen, wenn auch schön bequem – einfach dabehalten. Aber das kommt nur zur Erntezeit vor, wenn die Männer und jungen die Weizenspreu, die ihnen in der Kehle kitzelt, herunterspülen oder wenn sie im Hochsommer der Hafer sticht. Aber ich bin im Wintergeboren, und die Brandung unten am Strand hat in jener Nacht lauter gebrüllt als meine Mutter bei ihrem neunten Kind. Mein Vater war draußen im Sogg’s Fen auf Kaninchenjagd und brachte bei seiner Rückkehr die Nachricht mit, drei Fischer aus Dunwich würden auf See vermisst. In Dunwich läuteten sie die Kirchenglocken, und meine Mutter schwor. sie hätte es trotz des tosenden Sturms bis in ihr Zimmer gehört. Dann hat sie mich auf ihre Brust gelegt und geheult, als wollte sie mich mit ihren Tränen ersäufen. »Was hast du?. Meine Schwester Mary kümmerte sich um sie. »Will er nicht trinken?.
Aber Mutter sagte nur, sie hätte gewusst. dass dese Nacht jemanden holen würde, und – der Herrgott möge ihr verzeihen – sie sei nur so unendlich froh, dass es nicht mich getroffen habe. Das Kaninchen dna:lege mein Vater zum Aasnehmen und Abziehen Mary in die Hand. dann kroch er zu Mutter ins Bett und schlief vom Branntwein, in dem er seine Angst ertränkt hatte, ein. »Wir können uns nicht beide auf die faule Haut legen.. sagte meine Mutter und stupste ihn, »wenn der Junge nicht umsonst überlebt haben soll.« Als er sich nicht rühne, ließ sie mich neben ihm liegen. standauf und stieg vorsichtig die Leiter hinunter. Für den Fall, dass noch ein Gast kam und etwas essen wollte, machte sie in der Schankstube Feuer.
Mutter hatte das Dorf im Blut: Als Tochter eines Schweinehirten war sie nicht weit von der Dorfwiese geboren und aufgewachsen. Wäre sie nicht eines schönen Nachmittags genau in dem Moment auf die Straße getreten, als ein Mann an ihr vorbeiradelte und ihr zuzwinkerte. hätte sie im Leben nicht daran gedacht, von dort wegzugehen. »Messer zu schleifen., sang er über die Schulter, und sie lächelte ihm zu. Er war schon älter, nicht so alt wie ihr Vater, aber auch nicht weit davcn entfernt und ein wenig zerzaust als hätte er niemanden, der auf ihn achtgab. Docher lächelte auf seiner Runde vor. Haus zu Haus, und als sie nach ihrem Namen fragte. erbot er sich. die Messer der Familie zum halben Preis zu schleifen.“
Esther Freud (Londen, 2 mei 1963)