Dirk von Petersdorff

De Duitse dichter, schrijver en literatuurwetenschapper Dirk von Petersdorff werd geboren op 16 maart 1966 in Kiel. Zie ook alle tags voor Dirk von Petersdorff op dit blog.

 

Brücken

Wenn ich im Juni, Kopenhagen, Helligkeit ausgepackt,
E-Scooter die Brücke hinauf,
vor mir ein mitziehender Zopf,
unten Hafenwasser übervoll flimmert –

stock ich, weil meine alte Mutter
jetzt ihre Brücke hinuntertappt
mit der sinnlos vollgestopften Handtasche,
Haare wie Algen, aufs dunkle Ufer zu –

und weil ich ein Kind bin, wünsch ich,
ein Schauer aller Lichtpunkte, lebenslang gesammelt,
möge wie hier übers Wasser
über ihren Rücken streichen,

führ sie nach oben.

 

An eine Dreizehnjährige

Wenn du morgens in die Küche kommst,
schaust du wie eine Eule,
in den helllichten Tag versetzt.
Diese Arme, die an dir hängen,
mit denen du schlenkerst, sind deine Arme.
Ein Tag widerspricht dem anderen:
Deine Haare bürstest du nie –
ununterbrochen bürstest du deine Haare.
Als Rätsel mit Locken
hockst du stundenlang
in unseren Sessel gefaltet, die Beine verknotet,
und aus diesem Sesselnest lächelst du
oder finsterst herab, wie der Himmel,
endlos grau – tiefstes Blau –
Warum? «Einsilbig» heißt,
alle Fragen mit einer Silbe
oder einem Knurren zu beantworten.
Denn du hast anderes zu tun,
du schnaufst, prustest, du heulst und lachst,

alles zugleich, und so sagst du die Wahrheit
über uns, denn so unfertig
sind wir auch, im Übergang, auch wir
verpuppen uns, werfen ständig etwas ab –
wie du deine Schaffelljacke,
die ich überall im Haus finde, aufsammle
und in dein Zimmer trage.
Im Sommer schlurfst du als November herum,
aber mitten im Winter
wirst du euphorisch, deckst den Tisch
für uns alle, spürst das Frühjahr,
schneidest singend Salat,
und wenn du jetzt in den Wald gingest,
kämest du mit einem Korb
voller Erdbeeren zurück.
Du bist so nah, so fern,
mein liebes Kind,
das hinter einer Glaswand steht
in einem T-Shirt mit einem blauen
Elefanten, selbst bemalt.
Vertaumelte Tage, Halbschlafwelt –
aus deinem Zimmer trage ich
einen Joghurtbecher mit Schimmelkultur
und ein Müsli, hart geworden
wie Mörtel: Man könnte ein Haus damit bauen.
Du aber willst kein Haus, sondern auswandern,
ja, du wirst auswandern,
du glorreiches Phantom –
so hüpft die Schönheit die Treppe hinunter
und berührt sie kaum.
Dann aber zerknautscht wie die große Stoffkatze,
die neben dir schläft. Das freie, unbekümmerte Kind,
bist du es noch? Irgendwie schon,
denn nichts behält seine Gestalt,
und nichts geht verloren. «Wohin gehöre ich?»,
fragt dein Zahnspangenlächeln,
wenn du abends in die Küche kommst.

 

De doorgeknipte snaar

Wat ik nodig had heeft mijn vader voor me
uit de stad meegebracht:

Er lag een tennisracket op de rieten tafel –
terwijl ik opgewonden het prijskaartje eraf knipte,
en omdat het frame zo glinsterde, sneed ik
een snaar doormidden.

Later «Aanroeping van de Grote Beer»,
een heel dun boekje van Ingeborg Bachmann,
“Gedichten”, toverspreuken, dacht ik,
die ik instudeerde in de zacht
krakende rieten stoel.

Terwijl hij, sneeuwwit, beenvlies,
wankelde, zich vloekend aan de deurpost
vasthield, liet hij me zien dat kracht en zwakte
in de schemering samenvloeien.

Als ik vandaag door het huis loop
en aan dit alles denk, komt er een gevoel naar boven,
stevig als een tennisbal,
waarvan het omhulsel zich uitstrekt tot aan de Grote Beer,

en dat beschermt als drakenbloed,
en dat houdt kwetsbaar:
Wat ik nodig heb, heeft mijn vader voor me meegebracht.

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Dirk von Petersdorff (Kiel, 16 maart 1966)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 16e maart ook mijn blog van 16 maart 2021 en ook mijn blog van 16 maart 2020 en eveneens mijn blog van 16 maart 2019 deel 1 en ook deel 2.