Dolce far niente (Burg Hülshoff, Münster)

 

Dolce far niente

 

De Duitse dichteres en schrijfster Annette von Droste-Hülshoff werd op 10 januari 1797 op het slot Hülshoff in Westfalen geboren. Zie ook alle tags voor Annette von Droste-Hülshoff op dit blog.

 

Grüße

Steigt mir in diesem fremden Lande
Die allbekannte Nacht empor,
Klatscht es wie Hufesschlag vom Strande,
Rollt sich die Dämmerung hervor,
Gleich Staubeswolken mir entgegen
Von meinem lieben starken Nord,
Und fühl’ ich meine Locken regen
Der Luft geheimnisvolles Wort –

Dann ist es mir, als hör’ ich reiten
Und klirren und entgegenziehn
Mein Vaterland von allen Seiten,
Und seine Küsse fühl’ ich glühn;
Dann wird des Windes leises Munkeln
Mir zu verworrnen Stimmen bald,
Und jede schwache Form im Dunkeln
Zur tiefvertrautesten Gestalt.

 

 

Burg Hülshoff

 

Und meine Arme muß ich strecken,
Muß Küsse, Küsse hauchen aus,
Wie sie die Leiber könnten wecken,
Die modernden, im grünen Haus;
Muß jeden Waldeswipfel grüßen,
Und jede Heid’ und jeden Bach,
Und alle Tropfen, die da fließen,
Und jedes Hälmchen, das noch wach.

Du Vaterhaus, mit deinen Türmen,
Vom stillen Weiher eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen
So oft erlegen und gesiegt: –
Ihr breiten, laubgewölbten Hallen,
Die jung und fröhlich mich gesehn,
Wo ewig meine Seufzer wallen
Und meines Fußes Spuren stehn.

Du feuchter Wind von meinen Heiden,
Der wie verschämte Klage weint,
Du Sonnenstrahl, der so bescheiden
Auf ihre Kräuter niederscheint; –
Ihr Gleise, die mich fortgetragen,
Ihr Augen, die mir nachgeblinkt,
Ihr Herzen, die mir nachgeschlagen,
Ihr Hände, die mir nachgewinkt.

 

Burg Hülshoff

 

Und Grüße, Grüße, Dach, wo nimmer
Die treuste Seele mein vergißt
Und jetzt bei ihres Lämpchens Schimmer
Für mich den Abendsegen liest,
Wo bei des Hahnes erstem Krähen
Sie matt die graue Wimper streicht
Und einmal noch vor Schlafengehen
An mein verlaßnes Lager schleicht.

Ich möcht’ euch alle an mich schließen,
Ich fühl’ euch alle um mich her,
Ich möchte mich in euch ergießen,
Gleich siechem Bache in das Meer.
O, wüßtet ihr, wie krank gerötet,
Wie fieberhaft ein Äther brennt,
Wo keine Seele für uns betet
Und keiner unsre Toten kennt!

 

Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 — 24 mei 1848)
Borstbeeld in de tuin van Burg Hülshoff

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 25e juli ook mijn twee blogs van 25 juli 2011.

Annette von Droste-Hülshoff, Louis-Ferdinand Céline, Jan Blokker, Niels ’t Hooft

Prettige Pinksterdagen!

 

vandyk

The Descent of the Holy Spirit, Anthony van Dyck. 1618-1620

 

Am Pfingstsonntage

Still war der Tag, die Sonne stand
So klar an unbefleckten Domeshallen;
Die Luft in Orientes Brand
Wie ausgedorrt, ließ matt die Flügel fallen.
Ein Häuflein sieh, so Mann als Greis,
Auch Frauen knieend, keine Worte hallen,
Sie beten leis.
Wo bleibt der Tröster, treuer Hort,
Den scheidend doch verheißen du den Deinen?
Nicht zagen sie; fest steht dein Wort,
Doch bang und trübe muß die Zeit wohl scheinen.
Die Stunde schleicht; schon vierzig Tag’
Und Nächte harrten sie in stillem Weinen,
Und sahn dir nach.
Wo bleibt er? wo nur? Stund’ an Stund’,
Minute will sich reihen an Minuten.
Wo bleibt er denn? – und schweigt der Mund:
Die Seele spricht es unter leisem Bluten.
Der Wirbel stäubt, der Tiger ächzt
Und wälzt sich keuchend durch die sand’gen Fluten,
Die Schlange lechzt.
Da horch! ein Säuseln hebt sich leicht!
Es schwillt und schwillt und steigt zu Sturmes Rauschen.
Die Gräser stehen ungebeugt;
Die Palme starr und staunend scheint zu lauschen.
Was zittert durch die fromme Schar,
Was läßt sie bang’ und glühe Blicke tauschen?
Schaut auf! nehmt wahr!
Er ist’s, er ist’s; die Flamme zuckt
Ob jedem Haupt; welch wunderbares Kreisen,
Was durch die Adern quillt und ruckt!
Die Zukunft bricht, es öffnen sich die Schleusen,
Und unaufhaltsam strömt das Wort
Bald Heroldsruf und bald im flehend leisen
Geflüster fort.
O Licht, o Tröster, bist du, ach!
Nur jener Zeit, nur jener Schar verkündet?
Nicht uns, nicht überall, wo wach
Und trostesbar sich eine Seele findet?
Ich schmachte in der schwülen Nacht,
O leuchte, eh das Auge ganz erblindet;
Es weint und wacht!



Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)

Het kabinet ‚Annette von Droste-Hülshoff’ in het Stadtmuseum, Münster

Lees verder “Annette von Droste-Hülshoff, Louis-Ferdinand Céline, Jan Blokker, Niels ’t Hooft”

Christi Himmelfahrt (Annette von Droste-Hülshoff)

Bij Hemelvaart

 

garofalo

‘L’Ascensione di Cristo’ door Il Garofalo, 1510-1520

 

Christi Himmelfahrt

Er war ihr eigen drei und dreißig Jahr.
Die Zeit ist hin, ist hin!
Wie ist sie doch nun alles Glanzes bar,
Die öde Erd’, auf der ich atm’ und bin!
Warum durft’ ich nicht leben, als sein Hauch
Die Luft versüßte, als sein reines Aug’
Gesegnet jedes Kraut und jeden Stein?
Warum nicht mich? Warum nicht mich allein
O Herr, du hättest mich gesegnet auch!
Dir nachgeschlichen wär’ ich überall
Und hätte ganz von fern,
Verborgen von gebüschesgrünem Wall,
Geheim betrachtet meinen liebsten Herrn.
Zu Martha hätt’ ich bittend mich gewandt
Um einen kleinen Dienst für meine Hand:
Vielleicht den Herd zu schüren dir zum Mahl,
Zum Quell zu gehn, zu lüften dir den Saal –
Du hättest meine Liebe wohl erkannt.
Und draußen in des Volkes dichtem Schwarm
Hätt’ ich versteckt gelauscht,
Und deine Worte, lebensreich und warm,
So gern um jede andre Lust getauscht;
Mit Magdalena hätt’ ich wollen knien,
Auch meine Träne hätte sollen glühn
Auf deinem Fuß; vielleicht dann, ach, vielleicht
Wohl hätte mich dein selig Wort erreicht:
Geh hin, auch deine Sünden sind verziehn!
Umsonst! Und zwei Jahrtausende nun fast
Sind ihrem Schlusse nah’,
Seitdem die Erde ihren süßen Gast
Zuletzt getragen in Bethania.
Schon längst sind deine Märtyrer erhöht,
Und lange Unkraut hat der Feind gesät;
Gespalten längst ist deiner Kirche Reich,
Und trauernd hängt der mühbeladne Zweig
An deinem Baume; doch die Wurzel steht.
Geboren bin ich in bedrängter Zeit;
Nach langer Glaubensrast
Hat nun verschollner Frevel sich erneut;
Wir tragen wieder fast vergeßne Last,
Und wieder deine Opfer stehn geweiht.
Ach, ist nicht Lieben seliger im Leid?
Bist du nicht näher, wenn die Trauer weint.
Wo Drei in deinem Namen sind vereint,
Als Tausenden in Schmuck und Feierkleid?
‘S ist sichtbar, wie die Glaubensflamme reich
Empor im Sturme schlägt,
Wie Mancher, der zuvor Nachtwandlern gleich,
Jetzt frisch und kräftig seine Glieder regt.
Gesundet sind die Kranken; wer da lag
Und träumte, ward vom Stundenschlage wach;
Was sonst zerstreut, verflattert in der Welt,
Das hat um deine Fahne sich gestellt,
Und jeder alte, zähe Firnis brach.
Was will ich mehr? Ist es vergönnt dem Knecht,
Die Gabe seines Herrn
Zu meistern? Was du tust, das sei ihm recht!
Und ist dein Lieben auch ein Flammenstern,
Willst läutern du durch Glut, wie den Asbest,
Dein Eigentum von fauler Flecken Pest:
Wir sehen deine Hand und sind getrost,
Ob über uns die Wetterwolke tost,
Wir sehen deine Hand und stehen fest.

 

Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)

Burcht Hülshoff bij Münster op een ansichtkaart

 

Zie voor de schrijvers van de 17e mei ook mijn vorige blog van vandaag.

Am Karfreitage (Annette von Droste-Hülshoff)

Bij Goede Vrijdag

 

castagno

Andrea del Castagno, Jezus aan het kruis, rond 1450,

National Gallery, Londen)

 

Am Karfreitage

Weinet, weinet, meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen,
Ach, der Tag will euch nicht taugen,
Und die Sonne will euch höhnen!
Seine Augen sind geschlossen,
Seiner Augen süßes Scheinen.
Weinet, weinet unverdrossen,
Könnt doch nie genugsam weinen!

Als die Sonne das vernommen,
Hat sie eine Trauerhülle
Um ihr klares Aug’ genommen,
Ihre Tränen fallen stille.
Und ich will noch Freude saugen
Aus der Welt, der hellen, schönen?
Weinet, weinet meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen!

Still, Gesang und alle Klänge,
Die das Herze fröhlich machen!
“Kreuz’ge, kreuz’ge!” brüllt die Menge,
Und die Pharisäer lachen.
Jesu mein, in deinen Schmerzen
Kränkt dich ihre Schuld vor allen;
Ach, wie ging es dir zu Herzen,
Dass so viele mussten fallen!

Und die Vöglein arm, die kleinen,
Sind so ganz und gar erschrocken,
Dass sie lieber möchten weinen,
Wären nicht die Äuglein trocken;
Sitzen traurig in den Zweigen,
Und kein Laut will rings erklingen.
Herz, die armen Vöglein schweigen,
Und du musst den Schmerz erzwingen!

Weg mit goldenen Pokalen,
Süßem Wein vom edlen Stamme!
Ach, ihn sengt in seinen Qualen
Noch des Durstes heiße Flamme!
Dass er laut vor Schmerz muß klagen,
Erd und Himmel muß erbleichen,
Da die Henkersknecht’ es wagen,
Gall’ und Essig ihm zu reichen!

Weiche Polster, seidne Kissen,
Kann mir noch nach euch verlangen,
Da mein Herr, so gar zerrissen.
Muß am harten Kreuze hangen?
O wie habt ihr ihn getroffen,
Dorn und Nagel, Rut’ und Spieße!
Doch das Schuldbuch liegt ja offen,
Dass sein heilig Blut es schließe.

In der Erde alle Toten
Fahren auf wie mit Entsetzen,
Da sie mit dem heil’gen, roten
Blute sich beginnt zu netzen.
Können nicht mehr ruhn die Toten,
Wo sein köstlich Blut geflossen;
Viel zu heilig ist der Boden,
Der so teuren Trank genossen.

Er, der Herr in allen Dingen,
Muss die eigne Macht besiegen,
Dass er mit dem Tod kann ringen,
Und dem Tode unterliegen.
Gänzlich muß den Kelch er trinken,
Menschenkind, kannst du’s ertragen?
Seine süßen Augen sinken,
Und sein Herz hört auf zu schlagen.

Als nun Jesu Herz tut brechen:
Bricht die Erd’ in ihren Gründen,
Bricht das Meer in seinen Flächen,
Bricht die Höll’ in ihren Schlünden,
Und der Felsen harte Herzen
Brechen all mit lautem Knalle.
Ob in Wonne, ob in Schmerzen?
Bricht’s der Rettung, bricht’s dem Falle?

Und für wen ist denn gerungen
In den qualenvollen Stunden,
Und der heil’ge Leib durchdrungen
Mit den gnadenvollen Wunden?
Herz, mein Herz, kannst du nicht springen
Mit den Felsen und der Erde,
Nur, daß ich mit blut’gen Ringen
Neu an ihn gefesselt werde?

Hast du denn so viel gegeben,
Herr, für meine arme Seele?
Ist ihr ewig, ewig Leben
Dir so wert trotz Schuld und Fehle?
Ach, so laß sie nicht gefunden
Sein, um tiefer zu vergehen!
Lass sie deine heil’gen Wunden
Nicht dereinst mit Schrecken sehen!

 


Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)

Sterfkamer van Annette von Droste-Hülshoff

 

Zie voor de schrijvers van de 6e april ook mijn vorige blog van vandaag.

Antonio Muñoz Molina, Annette von Droste-Hülshoff, Dennis Cooper, Adrian Kasnitz, Mies Bouhuys, Harrie Geelen

De Spaanse schrijver Antonio Muñoz Molina werd geboren op 10 januari 1956 in Úbeda in de provincie Jaén. Zie ook alle tags voor Antonio Muñoz Molina op dit blog.

Uit: Die Nacht der Erinnerungen (Vertaald doorWilli Zurbrüggen)

„Inmitten des T rubels der Pennsylvania Station ist Ignacio Abel stehen geblieben, als er jemanden seinen Namen rufen hört. Zuerst sehe ich ihn von ferne in der zu den Zügen strömenden Menge, zwergenhaft im Vergleich zur Architektur ringsum, eine männliche Gestalt, die sich nicht von anderen unterscheidet, wie auf einer Fotografie aus jener Zeit: leichte Übergangsmäntel, Trenchcoats und Hüte; Damenhüte mit schräger Krempe und kleinen Federn an der Seite; rote Schirmmützen von Gepäckträgern und Schaffnern; undeutliche Gesichter in der Ferne; offene Mäntel mit wehenden Schößen des rasch Dahinschreitenden; sich begegnende Menschenströme, die jedoch nie zusammenstoßen. Jeder Mann und jede Frau eine Gestalt, die den anderen ähnelt und dennoch eine Identität besitzt, so einzigartig wie der Weg, den sie nimmt, um an ihr Ziel zu gelangen: Richtungspfeile, Tafeln mit Ortsnamen und Abfahrts- und Ankunftszeiten, hallende Eisentreppen, die unter dem Ansturm der Schritte erbeben; Uhren, die von eisernen Bögen hängen oder vertikale Anzeigetafeln mit großen Kalenderblättern krönen, auf denen schon von ferne das Datum abzulesen ist. Man sollte sich alles genau merken: Die Buchstaben und Zahlen, vom gleichen tiefen Rot wie die Mützen der Eisenbahnbediensteten, zeigen einen Tag gegen Ende Oktober 1936. Auf den beleuchteten Zifferblättern der Uhren, die wie Fesselballons hoch über den Köpfen der Menschen hängen, ist es zehn vor vier am Nachmittag. Zu dieser Zeit geht Ignacio Abel durch die Bahnhofshalle, einen luftigen Raum mit Marmor, hohen Eisenkonstruktionen und rußigen Bogenfenstern, durch die ein gelbliches Licht hereinfällt, in dem flirrender Staub und der Klang von Stimmen und Schritten träge dahintreiben.“

 

Antonio Muñoz Molina (Úbeda, 10 januari 1956)

Lees verder “Antonio Muñoz Molina, Annette von Droste-Hülshoff, Dennis Cooper, Adrian Kasnitz, Mies Bouhuys, Harrie Geelen”

Am Feste der heiligen drei Könige (Annette von Droste-Hülshoff)

Bij het feest van Driekoningen

 

Aanbidding door de drie koningen, Hendrick ter Brugghen, 1619

 

Am Feste der heiligen drei Könige

Durch die Nacht drei Wandrer ziehn,
Um die Stirnen Purpurbinden,
Tiefgebräunt von heißen Winden
Und der langen Reise Mühn.
Durch der Palmen säuselnd Grün
Folgt der Diener Schar von weiten;
Von der Dromedare Seiten
Goldene Kleinode glühn,
Wie sie klirrend vorwärts schreiten,
Süße Wohlgerüche fliehn.

Finsternis hüllt schwarz und dicht
Was die Gegend mag enthalten;
Riesig drohen die Gestalten:
Wandrer, fürchtet ihr euch nicht?
Doch ob tausend Schleier flicht
Los’ und leicht die Wolkenaue:
Siegreich durch das zarte Graue
Sich ein funkelnd Sternlein bricht.
Langsam wallt es durch das Blaue,
Und der Zug folgt seinem Licht.

Horch, die Diener flüstern leis:
“Will noch nicht die Stadt erscheinen
Mit den Tempeln und den Hainen,
Sie, der schweren Mühe Preis?
Ob die Wüste brannte heiß,
Ob die Nattern uns umschlangen,
Uns die Tiger nachgegangen,
Ob der Glutwind dörrt’ den Schweiß:
Augen an den Gaben hangen
Für den König stark und weiß.”

Sonder Sorge, sonder Acht,
Wie drei stille Monde ziehen
Um des Sonnensternes Glühen,
Ziehn die Dreie durch die Nacht.
Wenn die Staublawine kracht,
Wenn mit grausig schönen Flecken
Sich der Wüste Blumen strecken,
Schaun sie still auf jene Macht,
Die sie sicher wird bedecken,
Die den Stern hat angefacht.

O ihr hohen heil’gen Drei!
In der Finsternis geboren
Hat euch kaum ein Strahl erkoren,
Und ihr folgt so fromm und treu!
Und du meine Seele, frei
Schwelgend in der Gnade Wogen,
Mit Gewalt ans Licht gezogen,
Suchst die Finsternis aufs Neu!
O wie hast du dich betrogen;
Tränen blieben dir und Reu!

Dennoch, Seele, fasse Mut!
Magst du nimmer gleich ergründen,
Wie du kannst Vergebung finden:
Gott ist über Alles gut!
Hast du in der Reue Flut
Dich gerettet aus der Menge,
Ob sie dir das Mark versenge
Siedend in geheimer Glut,
Läßt dich nimmer dem Gedränge,
Der dich warb mit seinem Blut.

Einen Strahl bin ich nicht werth,
Nicht den kleinsten Schein von oben.
Herr, ich will dich freudig loben,
Was dein Wille mir beschert!
Sei es Gram, der mich verzehrt,
Soll mein Liebstes ich verlieren,
Soll ich keine Tröstung spüren,
Sei mir kein Gebet erhört:
Kann es nur zu dir mich führen,
Dann willkommen Flamm’ und Schwert!

 

Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)

Jeugdportret, rond 1820

 

 

Zie voor de schrijvers van de 6e januari ook mijn vorige blog van vandaag.

 

Nieuwjaar (Leonard Nolens, Leo Vroman, Annette von Droste-Hülshoff)

Aan alle bezoekers en mede-bloggers een gelukkig Nieuwjaar!

 

De Waag, Nieuwmarkt te Amsterdam, Willem Koekoek (1839-1895)

 

 

Nieuwjaarsbrief

Gelukkig nieuwjaar, Zoet, en dank je voor het oude.
Mijn jaren duren lang en die van ons zijn kort.
Je kerstboom staat zijn groen nog in het rond te neuriën
Van de bossen ginder, allemaal zijn zij gekomen
Naar de Daenenstraat om ons hier toe te geuren.
Gelukkig nieuwjaar, Zoet, en dank je voor het oude.

Die dag in maart dat jij mij langzaam overkwam
Is ook vandaag mijn zon. Het sneeuwt de kamer onder
Met herinneringen die wij worden, warm en koud
Zijn wij voortaan elkaars geheugen en vergetelheid.
Ook straks gaan wij gearmd en stil dit wit in daar.
Gelukkig nieuwjaar, Zoet, en dank je voor het oude.

 


Leonard Nolens (Bree, 11 april 1947)

Lees verder “Nieuwjaar (Leonard Nolens, Leo Vroman, Annette von Droste-Hülshoff)”

Am Weihnachtstag (Annette von Droste-Hülshoff)

Aan alle bezoekers en mede-bloggers een Prettig Kerstfeest!

 

De Aanbidding Door De Herders, Anthonie van Dyck, ca 1632

 

 

Am Weihnachtstag

Still ist die Nacht; in seinem Zelt geboren,
der Schriftgelehrte späht mit finstren Sorgen,
wann Judas mächtiger Tyrann erscheint;
den Vorhang lüftet er, nachstarrend lange
dem Stern, der gleitet über Äthers Wange,
wie Freudenzähre, die der Himmel weint.

Und fern vom Zelte über einem Stalle,
da ist’s, als ob aufs nied’re Dach er falle;
in tausend Radien sein Licht er gießt.
Ein Meteor, so dachte der Gelehrte,
als langsam er zu seinen Büchern kehrte.
O weißt du, wen das nied’re Dach umschließt?

In einer Krippe ruht ein neugeboren
und schlummernd Kindlein; wie im Traum verloren
die Mutter knieet, schlichter Mann rückt tief erschüttert
das Lager ihnen; seine Rechte zittert
dem Schleier nahe um den Mantel noch.

Und an der Türe steh’n geringe Leute,
mühsel’ge Hirten, doch die ersten heute,
und in den Lüften klingt es süß und lind,
verlor’ne Töne von der Engel Liede:
“Dem Höchsten Ehr’ und allen Menschen Friede,
die eines guten Willens sind.”

 

Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)

Buste in het park van slot Hülshoff

 

 

Zie voor de schrijvers van de 25e december ook mijn vorige blog van vandaag en eveneens mijn eerste blog van vandaag.

Mazarine Pingeot, A. M. Homes, Viktor Rydberg, Annette von Droste-Hülshoff

De Franse schrijfster Mazarine Pingeot werd geboren in Avignon op 18 december 1974. Zie ook alle tags voor Mazarine Pingeot op dit blog.

 

Uit: Pour Mémoire

Mes parents ont été arrêtés devant mes yeux. Je m’étais éloigné de la route, avec mon frère, sur le chemin de la Croix-aux-filles, pour ramasser des fraises sauvages. Une voiture a vrombi, au loin, de plus en plus proche, puis elle a ralenti. Nous nous sommes tus. J’ai entendu mes parents crier. Je n’ai pas compris leurs mots, mais ils étaient à notre intention, une intention secrète.

Ces derniers mois nous avions élaboré des messages codés (« éloignez-vous », « nous sommes pris », se traduisaient par « Attention mon chapeau » et « Doucement, vous me faîtes mal » ou n’importe quelle variante qui se serait ajustée à la situation). On avait jugé inutile ou irréaliste d’ajouter « J’ai perdu ma chaussure » pour « Je vous aime mes enfants chéris, pensez à moi, ne vous inquiétez, pas notre amour survivra », et toutes ces phrases tristes que je me répétais d’avance dans mes nuits de silence en tenant la main de ma mère. Elle, elle gardait sa peur pour elle, mais ses lèvres se mettaient à trembler dès que des pas résonnaient dans la cage d’escalier et nous tachions de ne pas bouger. Nous attendions, nous attendions que les choses changent, ou peut-être nous attendions notre arrestation.

Ma mère a crié et je n’ai pas saisi ses mots, ce que j’ai saisi c’est : « Restez là où vous êtes, cachés derrière les arbres. » Peut-être y avait-il aussi un adieu dans ses cris, « Je vous aime, pensez à moi lorsque vous serez grands », mais ses cris ont été recouverts par ceux de mon père : « Ne touchez pas à ma femme, laissez-la, elle n’est pas vraiment juive. » C’est la dernière parole que j’ai entendue. Pas vraiment juive. Toujours ce souci d’exactitude chez lui.“

 

Mazarine Pingeot (Avignon, 18 december 1974)

Lees verder “Mazarine Pingeot, A. M. Homes, Viktor Rydberg, Annette von Droste-Hülshoff”

Andrea De Carlo, Naguib Mahfouz, Marco Kugel, Annette von Droste-Hülshoff

De Italiaanse schrijver Andrea De Carlo werd geboren in Milaan op 11 december 1952. Zie ook alle tags voor Andrea De Carlo op dit blog.

 

Uit: Als Durante kam (Vertaald door Maja Pflug)

„Am 19. Mai nachmittags um vier Uhr zwanzig saß ich bei einer Arbeitspause auf der Wiese vor dem Haus, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Das Thermometer, das in dem Bogen zwischen Haus und Werkstatt hing, zeigte siebenundzwanzig Grad im Schatten, doch in der Sonne waren es mindestens dreißig. Mein Kopf brannte, die Augen schmerzten beinahe. Das zum Teil schon verdorrte Gras pikte mich an Fußsohlen und Knöcheln. Mücken, Bienen und andere Insekten unterschiedlicher Größe ließen sich auf mir nieder oder summten um mich herum. Ab und zu wedelte ich mit den Händen, um sie zu verjagen; ich atmete langsam. Manchmal fuhr auch ein leichter Luſthauch durch die Schwüle und kräuselte die schwache Welle von electric blues, die aus den Fenstern drang. Stieglitze, Buch – finken und Turteltauben mit Halsband sangen in den Bäumen und Büschen; die Hügellandschaſt rundherum war bezaubernd wie immer, obgleich die Farben durch die lange Trockenheit und das grelle Licht schon etwas verblasst waren. Insgesamt hätte ich sagen können, dass negative und positive Empfindungen sich die Waage hielten, vielleicht überwogen die negativen ein ganz klein wenig, was der Hitze und der Langeweile geschuldet war, die sich hinter meiner Gedankenlosigkeit anstauten.
Dann hörte ich ein Auto die Schotterstraße herunterkommen und sprang auf. Oscar, der Hund, begann zu bellen: kurze, tiefe Laute, in rhythmischen Abständen. Astrid, meine Freundin, streckte den Kopf aus einem der offenen Fenster und fragte: »Wer ist das?«
»Keine Ahnung!«, antwortete ich, während ich im Gras herumstolperte und nach meinen Filzschlappen tastete, die am großen Zeh schon ganz durchlöchert waren.
Ich ging an die Stelle, wo das steile Sträßchen die Ebene des Hauses erreicht, mit den zwiespältigen Gefühlen dessen, der weitab von der Geschäſtigkeit der urbanen Gesellschaft lebt und die ständige Begegnung mit Menschen nicht mehr gewohnt ist: genervt, beunruhigt, neugierig, instinktiv auf Verteidigung meines Reviers eingestellt. Oscar bellte aufgeregter und zerrte an der gestrafften Kette. Zwischen den Sauerkirschbäumen, Heckenrosen, dem wilden Fenchel und dem hohen Gras tauchte ein kleines weißes Auto auf und hielt ein paar Meter vor mir. Auch ich blieb abrupt stehen, alle Muskeln meines Körpers und meines Gesichts angespannt, mir plötzlich meines verwaschenen militärgrünen T-Shirts und meiner ausgebeulten schwarzen Leinenhose bewusst, den Kopf schon voller verneinender und abwehrender Gesten und Sätze.“

 

Andrea De Carlo (Milaan, 11 december 1952)

Lees verder “Andrea De Carlo, Naguib Mahfouz, Marco Kugel, Annette von Droste-Hülshoff”