De Spaanse schrijver Antonio Muñoz Molina werd geboren op 10 januari 1956 in Úbeda in de provincie Jaén. Zie ook mijn blog van 10 januari 2009 en ook mijn blog van 10 januari 2010.
Uit: Mondwind (Vertaald door Willi Zurbrüggen)
„Du wartest voll Ungeduld und Angst auf eine Explosion, die etwas von einem Erdbeben haben wird, wenn der Countdown bei null angelangt ist, und dennoch passiert nichts. Du wartest, starr auf dem Rücken liegend, die Beine im rechten Winkel, die Augen geradeaus nach oben gerichtet, zum Himmel, wenn du ihn hinter der durchsichtigen Wölbung des Raumhelms sehen könntest, eingetaucht in eine endgültige Stille wie am Grunde des Meeres, als sie dir den Helm auf dem starren Kragenrund des äußeren Anzugs befestigten. Plötzlich bewegten sich die Münder derer, die dir am nächsten waren, ohne einen Ton hervorzubringen, und es war, als wärest du schon weit fort, ohne dass die Reise
überhaupt begonnen hätte. Die Hände auf den Oberschenkeln, die Füße in den großen weißen Stiefeln mit dem gelben Rand und der dicken Sohle nebeneinander, für den Start mit Titanklammern festgehalten, die Augen weit geöffnet. Du hörst nichts, nicht einmal das Rauschen des Blutes in deinen Ohren, nicht die Schläge deines Herzens, die an der Brust befestigte Sensoren registrieren und übermitteln, tief und regelmäßig, Paukenschlägen ähnlich, doch längst nicht so exakt in ihrem Takt wie der Pulsschlag von Chronometern. Die Zahl deiner Schläge pro Minute wird ebenso registriert wie die der Herzen deiner beiden Kameraden.
Jeder von ihnen so bewegungslos und angespannt wie du selbst. Drei Herzen klopfen in ihrem Brustkorb mit unterschiedlichem Rhythmus, wie drei aus dem Takt geratene Pauken. Wartend schließt du die Augen. Die Augenlider sind so ziemlich das Einzige an dir, was du bewegen kannst, und das erinnert dich an deine verletzliche Körperlichkeit, deine Nacktheit, verborgen im Innern dreier übereinandergetragener Anzüge aus Nylon, Plastik und Baumwolle, behandelt mit feuerfesten Substanzen. Jeder Anzug ist schon für sich ein Raumfahrzeug. Vor einigen Jahren schwebtest du über eine Stunde und zweihundert Kilometer über der Erde im leeren Raum, mit dem Raumschiff nur durch einen langen Schlauch verbunden, der dir das Atmen ermöglichte.“
Antonio Muñoz Molina (Úbeda, 10 januari 1956)