Heinrich Böll, Ted van Lieshout, Rolf Lappert, Thomas Hürlimann, Ivan Blatný, Garmt Stuiveling

De Duitse schrijver Heinrich Böll werd geboren op 21 december 1917 in Keulen. Zie ook alle tags voor Heinrich Böll op dit blog.

Uit: Ansichten eines Clowns

„Es ist mir unverständlich, warum jedermann, der für intelligent gehalten werden möchte, sich bemüht, diesen Pflichthaß auf Bonn auszudrücken. Bonn hat immer gewisse Reize gehabt, schläfrige Reize, so wie es Frauen gibt, von denen ich mir hier vorstellen kann, daß ihre Schläfrigkeit Reize hat. Bonn verträgt natürlich keine Übertreibung, und man hat diese Stadt übertrieben. Eine Stadt, die keine Übertreibung verträgt, kann man nicht darstellen: immerhin eine seltene Eigenschaft. Es weiß ja auch jedes Kind, daß das Bonner Klima ein Rentnerklima ist, es bestehen da Beziehungen zwischen Luft- und Blutdruck. Was Bonn überhaupt nicht steht, ist diese defensive Gereiztheit: ich hatte zu Hause reichlich Gelegenheit, mit Ministerialbeamten, Abgeordneten, Generalen zu sprechen – meine Mutter ist eine Partytante -, und sie alle befinden sich im Zustand gereizter, manchmal fast weinerlicher Verteidigung. Sie lächeln alle so verquält ironisch über Bonn. Ich verstehe dieses Getue nicht. Wenn eine Frau, deren Reiz ihre Schläfrigkeit ist, anfinge, plötzlich wie eine Wilde Can-Can zu tanzen, so könnte man nur annehmen, daß sie gedopt wäre – aber eine ganze Stadt zu dopen, das gelingt ihnen nicht. Eine gute alte Tante kann einem beibringen, wie man Pullover strickt, Deckchen häkelt und Sherry serviert – ich würde doch nicht von ihr erwarten, daß sie mir einen zweistündigen geistreichen und verständnisvollen Vortrag über Homosexualität hält oder plötzlich in den Nutten-Jargon verfällt, den alle in Bonn so schmerzlich vermissen. Falsche Erwartungen, falsche Scham, falsche Spekulationen auf Widernatürliches. Es würde mich nicht wundern, wenn sogar die Vertreter des Heiligen Stuhls anfingen, sich über Nuttenmangel zu beklagen. Ich lernte bei einer Party zu Hause einmal einen Parteimenschen kennen, der in einem Ausschuß zur Bekämpfung der Prostitution saß und sich bei mir flüsternd über den Nuttenmangel in Bonn beklagte. Bonn war vorher wirklich nicht so übel mit seinen vielen engen Gassen, Buchhandlungen, Burschenschaften, kleinen Bäckereien mit einem Hinterzimmer, wo man Kaffee trinken konnte.“

 
Heinrich Böll (21 december 1917 – 16 juli 1985)

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De Duitse schrijver Heinrich Böll werd geboren op 21 december 1917 in Keulen. Zie ook alle tags voor Heinrich Böll op dit blog.

 

Uit: Der zufriedene Fischer (Kort verhaal)

“In einem Hafen an einr westlichen Küste Europas, liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen, schneeweißen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch einmal: klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: klick.

Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelt. Aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schließt die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit, ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist – der Landessprache mächtig – durch ein Gespräch zu überbrücken versucht.

“Sie werden heute einen guten Fang machen.”

Kopfschütteln des Fischers. “Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist.” Kopfnicken des Fischers.

“Sie werden also nicht ausfahren?” Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit. “Oh? Sie fühlen sich nicht wohl?” Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über.

“Ich fühle mich großartig”, sagt er. “Ich habe mich nie besser gefühlt.” Er steht auf, reckt sich, als wollte er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. “Ich fühle mich phantastisch.”

Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: “Aber warum fahren Sie dann nicht aus?” Die Antwort kommt prompt und knapp.”

“Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin.” “War der Fang gut?”
“Er war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche. Ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen.”

 

Heinrich Böll (21 december 1917 – 16 juli 1985)

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Dolce far niente 11, Anna Enquist, Remco Campert, Ted van Lieshout, Jan Kal, Henk Spaan

Dolce far niente (Voetbal)

 

 

In het gras

Een schema van het leven ligt
op het voetbalveld, een tekening
van de wereld, op zondagmiddag.

Hoe wij in wisselende bezetting
elkaar steunen, stuktrappen, vereren,
verlaten en kwijtraken, rennend.

Tussen de krijtlijnen een blauwdruk
van verlangen. Nooit krijgen wat wij
najagen, en als de buit binnenkomt

onthand zijn, leeggevreten door vreugde
van een dag, door elkaar bedolven.
En altijd die man, met die fluit.

 

Anna Enquist (Amsterdam, 19 juli 1945)

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Heinrich Böll, Ted van Lieshout, Rolf Lappert, Thomas Hürlimann, Uwe Dick

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Uit: Nicht nur zur Weihnachtszeit

„Im September 1914 wurde in eine der roten Bromberger Backsteinkasernen ein Mann namens Joseph Stobski eingezogen, der zwar seinen Papieren nach deutscher Staatsbürger war, die Muttersprache seines offiziellen Vaterlandes aber wenig beherrschte. Stobski war zweiundzwanzig Jahre alt, Uhrmacher, auf Grund »konstitutioneller Schwäche« noch ungedient; er kam aus einem verschlafenen polnischen Nest, das Niestronno hieß, hatte im Hinterzimmer des väterlichen Kottens gehockt, Gravüren auf Doublé-Armbänder gekritzelt, zierliche Gravuren, hatte die Uhren der Bauern repariert, zwischendurch das Schwein gefüttert, die Kuh gemolken – und abends, wenn Dunkelheit über Niestronno fiel, war er nicht in die Kneipe, nicht zum Tanz gegangen, sondern hatte über einer Erfindung gebrütet, mit ölverschmierten Fingern an unzähligen Rädchen herumgefummelt, sich Zigaretten gerollt, die er fast alle auf der Tischkante verkohlen ließ während seine Mutter die Eier zählte und den Verbrauch an Petroleum beklagte.

Nun zog er mit seinem Pappkarton in die rote Bromberger Backsteinkaserne, lernte die deutsche Sprache, soweit sie das Vokabularium der Dienstvorschrift, Kommandos, Gewehrteile umfaßte; außerdem wurde er mit dem Handwerk eines Infanteristen vertraut gemacht. In der Instruktionsstunde sagte er Brott statt Brot, sagte Kanonn statt Kanone, er fluchte polnisch, betete polnisch und betrachtete abends melancholisch das kleine Paket mit den ölverschmierten Rädern in seinem dunkelbraunen Spind, bevor er in die Stadt ging, um seinen berechtigten Kummer mit Schnaps hinunterzuspülen.“

 

Heinrich Böll (21 december 1917 – 16 juli 1985)

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Heinrich Böll, Ted van Lieshout, Rolf Lappert, Thomas Hürlimann, Uwe Dick, Rebecca West

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Uit: Haus ohne Hüter 

 

„Wenn die Mutter in der Nacht den Ventilator laufen ließ, wurde er wach, obwohl die Gummiflügel dieser Luftmühle nur ein weiches Geräusch erzeugten: fluppendes Surren und manchmal ein Stocken, wenn die Gardine zwischen die Flügel geriet. Dann stand die Mutter auf, zog leise fluchend die Gardine aus dem Getriebe und klemmte sie zwischen die Türen des Bücherschranks. Aus grüner

Seide war der Schirm von Mutters Stehlampe: wasserhelles Grün, gelb unterstrahlt, und das Glas roten Weins, das auf dem Nachttisch stand, erschien ihm fast wie Tinte: dunkles, träge aussehendes Gift, das die Mutter in kleinen Schlucken nahm. Sie las und rauchte und nahm nur selten einen Schluck Wein.

Er beobachtete sie durch die halbgeöffneten Lider hin- durch, rührte sich nicht, damit sie nicht aufmerksam auf ihn werde, und verfolgte den Zigarettenqualm, der sich zum Ventilator hinzog: weiße und graue Rauchschichten, die vom Sog erfaßt, zerkleinert und von den weichen grünen Gummiflügeln hinausbefördert wurden. Der Ventilator war groß wie die Ventilatoren in den Warenhäusern, friedlicher Surrer, der die Luft im Zimmer in wenigen Minuten reinigte. Dann drückte die Mutter auf den Knopf, der neben ihrem Bett an der Wand war, dort, wo das Bild des Vaters hing: lächelnder junger Mann mit Pfeife im Mund, viel zu jung, um der Vater eines elfjährigen Jungen zu sein. Der Vater war so jung wie Luigi im Eissalon, so jung wie der ängstliche kleine neue Lehrer; viel jünger als die Mutter war er, die so alt war wie die Mütter anderer Jungen. Der Vater war ein lächelnder Jüngling, der seit einigen Wochen auch in seine Träume kam, anders als er auf dem Bild war: traurig zusammengesackte Gestalt, die auf tintigem Klecks wie auf einer Wolke saß, ohne Gesicht, und doch weinend wie einer, der schon Millionen Jahre wartet, in Uniform ohne Rangabzeichen, ohne Orden, plötzlich in seine Träume eingebrochener Fremdling, der anders war, als er ihn sich gewünscht hatte.

Wichtig war, stillzuhalten, kaum zu atmen, die Augen nicht zu öffnen, denn dann konnte er an den Geräuschen im Hause erkennen, wie spät es war: war von Glum nichts mehr zu hören, dann war es halb elf, war von Albert nichts mehr zu hören, war es elf.“

 

 

Heinrich Böll (21 december 1917 – 16 juli 1985)

Als zestienjarige in 1933

 

 

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Heinrich Böll, Ted van Lieshout, Rolf Lappert, Thomas Hürlimann, Rebecca West, Ivan Blatný

De Duitse schrijver Heinrich Böll werd geboren op 21 december 1917 in Keulen. Zie ook mijn blog van 21 december 2006 en ook mijn blog van 21 december 2007 en ook mijn blog van 21 december 2008.

 

Uit: Irisches Tagebuch

 

„Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte und roch ich, daß ich eine Grenze überschritten hatte; eine von Englands lieblichen Seiten hatte ich gesehen: Kent, fast bukolisch — das topographische Wunder London nur gestreift — dann eine von Englands düsteren Seiten gesehen: Liverpool — aber hier auf dem Dampfer war England zu Ende: hier roch es schon nach Torf, klang kehliges Keltisch aus Zwischendeck und Bar, hier schon nahm Europas soziale Ordnung andere Formen an: Armut war nicht nur »keine Schande« mehr, sondern weder Ehre noch Schande: sie war — als Moment gesellschaftlichen Selbstbewußtseins — so belanglos wie Reichtum; die Bügelfalten hatten ihre schneidende Schärfe verloren, und die Sicherheitsnadel, die alte keltisch- germanische Fibel, trat wieder in ihr Recht; wo der Knopf wie ein Punkt gewirkt hatte, den der Schneider gesetzt hatte, war sie wie ein Komma eingehängt worden; als Zeichen der Improvisation förderte sie den Faltenwurf, wo der Knopf diesen verhindert hatte.

Auch als Aufhänger für Preisschildchen, als Hosenträgerverlängerung, als Manschettenknopf-Ersatz sah ich sie, schließlich als Waffe, mit der ein kleiner Junge durch den Hosenboden eines Mannes stach: erstaunt war der Junge, erschrocken dann, weil der Mann keinerlei Reaktion zeigte; dann klopfte der Junge vorsichtig mit dem Zeigefinger den Mann ab, um festzustellen, ob er noch lebte: er lebte noch, schlug dem Jungen lachend auf die Schulter.

Immer länger wurde die Schlange vor dem Schalter, wo es den Nektar Westeuropas in großzügigen Portionen um billiges Geld gab: Tee; als wären die Iren bemüht, unbedingt auch diesen Weltrekord, den sie knapp vor England halten, nicht preiszugeben: fast zehn Pfund Tee werden jährlich pro Kopf in Irland verbraucht: ein kleines Schwimmbassin voll Tee also muß in jedem Jahr durch jede irische Kehle laufen.

Während ich langsam in der Schlange vorrückte, blieb Zeit genug, mir die anderen irischen Weltrekorde ins Gedächtnis zu rufen: nicht nur den im Teetrinken hält dieses kleine Land: als zweiten den im Priesternachwuchs (die Erzdiözese Köln etwa müßte fast tausend Neupriester jährlich weihen, um mit einer kleinen Erzdiözese in Irland konkurrieren zu können); als dritten Weltrekord hält Irland den im Kinobesuch (wiederum — wieviel Gemeinsamkeit bei allen Gegensätzen! — knapp vor England), als vierten schließlich einen bedeutsamen, von dem ich nicht zu sagen wage, daß er mit den ersten dreien in ursächlichem Zusammenhang stehe: In Irland gibt es die wenigsten Selbstmörder auf dieser Erde. Noch sind die Rekorde im Whiskeytrinken und im Zigarettenrauchen nicht ermittelt, doch auch in diesen Disziplinen liegt Irland weit vorne, dieses kleine Land, das soviel Bodenfläche wie Bayern, aber weniger Einwohner hat, als zwischen Essen und Dortmund wohnen.“

 

heinrich_boell

Heinrich Böll (21 december 1917 – 16 juli 1985)
Beeld door Wieland Förster in Berlijn

 

De Nederlandse dichter en schrijver Ted van Lieshout werd geboren op 21 december 1955 in Eindhoven. Zie ook mijn blog van 21 december 2008.

Engel

Als ik naar mijn schouderbladen
grijp, voel ik vleugelstompjes.
Ik wist wel dat ik eigenlijk
een engel ben. Daarom en dus
kan ik ook waarzeggen; ik heb

altijd minstens voor de helft gelijk.
Maar mijn moeder gelooft niet in mij.
Ze zegt: Houd op met dat gezeik.

Dat had ze beter niet kunnen zeggen!
Ik zal voorspellen dat ze doodgaat
met veel pijn, voor straf. Ik wacht
alleen nog even tot ik zelf weet
hoe macaroni met ham en kaas moet.

 

Aan tafel

Mam geeft mij een mep omdat mijn
kleine broertje te ver weg zit.
Hij kwam weer te laat voor het eten,
maar bracht wel zelfgeplukt onkruid
mee voor in een vaas. Zo’n joch

van zes, dat al precies weet hoe
een moeder moet. Hij, het mooiste
zoontje, zit tegenover haar; ze wil
hem in haar ogen – de lelijke zoon
moet in de buurt van haar handen.

Mijn zusje heeft daarvan geen last.
Zij pikt een worteltje alvast.

 

ted_van_lieshout

Ted van Lieshout (Eindhoven, 21 december 1955)

 

De Zwitserse schrijver Rolf Lappert werd geboren op 21 december 1958 in Zürich. Zie ook mijn blog van 21 december 2008.

 

Uit: Die Gesänge der Verlierer

 

Als die Wand neben seinem linken Ohr endlich einstürzte, öffnete Nicholas Tyler die Augen. Seit dem frühen Nachmittag hatten die Bauarbeiter im Nebengebäude gewütet, jetzt setzten die Dieselmotoren der Maschinen mit hustenden, schleifenden Geräuschen aus. Tyler blieb liegen, sah zum Fenster und überlegte, wie spät es sein mochte. Im Haus nebenan, das der neue Besitzer vollständig aushöhlen ließ, kehrte fast so etwas wie Ruhe ein. Gelegentliches Scharren war zu hören, fernes Rumpeln, was Tyler nach dem Lärm als Stille empfand.

Dumpf dröhnte ein Lastwagen im Hinterhof, karrte eine weitere Fuhre Bauschutt irgendwohin, Backsteine, zersplitterte Bodenbretter, Leitungsrohre, die gewunden und verkalkt waren wie die Arterien von etwas Krankem.

Die Uhr zeigte halb drei, nicht vier, wie Tyler geschätzt hatte. ImWinter blieb das Licht oft über Stunden hinweg beinahe unverändert, keine Sonne bot einen Anhaltspunkt, und die Helligkeit nahm so langsam ab, dass man es als Ereignis kaum wahrzunehmen vermochte. Jetzt wurde nebenan Eisen auf Eisen geschlagen, vermutlich mussten mit Hammer und Meißel letzte Mauerbrocken entfernt oderWasserleitungen in Stücke zerlegt werden. Ein disharmonischer, sich überschneidender Takt entstand, und als hätte er den Einsatz abgewartet, drehte Wilkins im oberen Stockwerk dieMusik auf.

Tyler rollte sich an den Rand des Bettes, tastete mit den Füßen nach den Gummischlappen und erhob sich. In der Küche tönte Wilkins’ Radio stärker durch die Decke, und Tyler drückte die Play-Taste des Rekorders, bevor erWasser für Kaffee aufsetzte. Bestimmt zum hundertsten Mal hörte er das Gitarren-Intro, aus dem ein bodenlos dumpfer Basslauf und eine rasselnde Snare-Drum auftauchten. Tyler ging ins Bad, wo er sich vor den Spiegel stellte und eingehend sein Gesicht betrachtete. Der grobe Stoff der Tagesdecke hatte feine Striemen in seine Wangen gedrückt, die Haut wirkte fahl, die Lippen waren blutleer und rissig. Er lehnte sich nahe ans Glas, blinzelte und suchte nach einem möglichst abstoßenden Vergleich für den Anblick, den seine halb geöffneten, geröteten Augen boten. Verdorbene Muscheln, Wel ihm unerfreulich schnell ein. Er stöhnte und wusch sich mit eisigem Wasser, bis seine Finger vor Kälte schmerzten.”

 

Lappert

Rolf Lappert (Zürich, 21 december 1958)

 

De Zwitserse schrijver Thomas Hürlimann werd geboren op 21 december 1950 in Zug. Zie ook mijn blog van 21 december 2008.

 

Uit: Die Tessinerin

 

„Um zehn Uhr abends bat sie ihn, er möge in der Stube auf dem Kanapee schlafen. Sie könne das Jammern und Stöhnen nicht mehr verbeißen, und sie wisse doch, wie nötig der Lehrer den Schlaf habe. Der Lehrer nahm seine Decke; wortlos ging er hinaus. In der Nacht hatte sie Träume, sie schwitzte, aber der Schmerz war erträglicher als in den Nächten zuvor. Morgens um sechs hörte sie in der Stube den Wecker schellen. Jetzt müsse man, dachte sie, dem Lehrer den Milchkaffee machen. Sie hatte sich aufgesetzt, es fror sie, der Körper schlotterte. Sie lüpfte mit beiden Händen erst das eine Bein, dann das andere Bein über den Bettrand. Vornübergebeugt blieb sie sitzen. Jetzt, sie wußte es, würde der Schmerz wieder kommen, und wie. Am Brustkasten waren die Rippen sichtbar geworden, ihre Hüftknochen stachen hervor, und ihre Brüste, die einmal schön gewesen waren, hingen als verschrumpelte Fladen ins nasse Hemd.

Sie war, wie man hier oben sagt, vom Fleisch gefallen. Man hatte im Dorf darüber geredet, man wußte Bescheid. Im November hatte sie ein paar Tage im Bezirksspital in Einsiedeln gelegen. Man hatte sie untersucht. Eine Operation, hatte man gesagt, käme nicht mehr in Frage. Man gab ihr Tropfen gegen die Schmerzen – dreimal täglich sollte ein fingerhutkleiner Plastikbecher bis zu einem eingeritzten Zeichen gefüllt werden. Mitte Dezember nahm sie die Tropfen öfter als erlaubt, auf das Zeichen gab sie nicht mehr acht. Als ihr der Lehrer am Neujahrsmorgen ein glückhaftes Neues entbot, sagte sie, sie sei ziemlich müde und sie habe die Bitte, daß man ihr sofort – aber sofort! schrie sie, ein neues Fläschchen hole. Fortan fuhr der Lehrer einmal in der Woche mit der Post nach Einsiedeln, um in der Engel-Apotheke die Tropfen zu besorgen.

Das Rezept hatte der ‘Türk’ ausgestellt, ein Doktor Mehmet Asan, der im nahen Willerzell eine Praxis betrieb. Hie und da, ohne daß der Lehrer darum ersucht hatte, kam der Türk ins Lehrerhaus. Die Frau lag jetzt meistens im Bett, nur noch selten ging sie an zwei Krücken in die Küche. Die Krücken hatte sie bei der ehemaligen Hebamme des Dorfes, der alten Friedel, geliehen. Im Dorf war die Frau des Lehrers – man nannte sie die ‘Tessinerin’ – schon lang nicht mehr gesehen worden. An einem Samstagnachmittag hatte sie, früher als sonst, das Schulhaus verlassen – mit der einen Hand schleppte sie den Putzkübel, und mit der andern stützte sie den Körper auf der Krücke ab und schleppte sich selbst. Seit diesem Samstag blieb die Schulstube ungeputzt, und eine Zeitlang hieß es, die Tessinerin kehre wieder einmal die Bessere heraus.“

 

ThomasHürlimann

Thomas Hürlimann (Zug, 21 december 1950)

 

De Britse schrijfster Rebecca West werd geboren op 21 december 1892 in Londen als Cicily Isabel Fairfield. Zie ook mijn blog van 21 december 2006 en ook mijn blog van 21 december 2007 en ook mijn blog van 21 december 2008.

 

Uit: Survivors in Mexico

 

Thirty years ago, in the Macedonian province of Yugoslavia, I knew one of the last pashas who were stranded there after the Turkish Empire had been driven out of t
he Balkans. Such Turks were in sad straits. Five hundred years before, their ancestors had been settled there by the sultans to colonise the territories their armies had conquered, and now the Christians had turned on them, and they were amazed, as exploiters always are when the exploited turn and bite the hand which has not fed them. There was nowhere for these obsolete pro-consuls to retreat from this revenge, for they were strict Moslems, the women wore the veil and the men the fez, and they knew that if they went back to Turkey they would find that by order of the Atatürk the Turkish females’ faces were naked and Turkish males had adopted infidel bowlers.

Therefore the old pasha, like several of his kind, lingered on in Macedonia, living in the crumbling villa-palace of his ancestors, with only the few acres round it that he had been allowed to keep when the rest was cut up into peasant holdings under the land reforms of King Alexander. The one place in his home where his poverty did not show, where there were no cracked tiles on the floor and no plaster dust fallen from the wedding-cake vaults above, was a second-storey balcony, which the old lilac trees in the garden had long overtopped. Sitting there, one could stretch out an arm into the branches and stir up the purple flowers and set the scent rising in clouds. There we used to pass the summer evenings, up among the lilacs, drinking a mixture of coffee and chocolate, not thick Turkish coffee, but the thin Western brew, laced with sweet chocolate beaten to a foam. “This,” the pasha told me every time we drank it, “is how they serve coffee in Mexico.” That was the only thing about Mexico I was sure I knew when I went there.

It is in line with life as I know it that when I got to Mexico nobody had ever heard of mixing coffee and chocolate. But my misapprehension worked out well, for Mexican waiters always took an interest in my husband and myself after we had ordered this bizarre beverage, saying, “Chk, chk, do they drink that in England?” and when we said, to save ourselves trouble, “Yes, all the time, all the time,” they nodded tolerantly, feeling that as foreigners we had to be wrong about something, and this was error in an innocent field. So they bore with us every afternoon, round about six, when we went up to the bar on the top floor, though that was the hour they liked to doze; and while they stretched themselves on the plush benches round the walls, we sat undisturbed by the huge west window and watched the sunset make a cavalry charge on the sky and beat the daylights out of it and then itself get beaten by the night.“

 

Rebecca_West

Rebecca West (21 december 1892 – 15 maart 1983)

 

De Tsjechische dichter Ivan Blatný werd geboren op 21 december 1919 in Brno. Zie ook mijn blog van 21 december 2006 en ook mijn blog van 21 december 2008.

 

Small Variation

Thursday 8 pm. On the table:
Matches, cigarettes, tobacco, knife, and lamp.
My tools.
You already know my music from five or six things,
You already know my music from five or six things,
My little song.
As it sizzles on the stove, as it bubbles in quietude
The song of the interlude,
Which happens only once in history.
Matches, cigarettes, tobacco, knife, and lamp.
And dust on all of them.
The inaudible galloping horse carries it on its hoof.
In the deathified flat, dust up to the roof.
In the deathified flat, dust up to the roof.
For the last time the unsettled loses itself in history.
Thursday 8 pm. On the table:
Newspapers, cigarettes, tobacco, knife, and lamp.
Newspapers: Papandreu, Pierlot.
Furniture: Divan, ornamented credenza.
My little song.
Big drops hit the poorly boarded-up window with a splat.
We’ll get wet inside the flat!
We’ll get wet inside the flat!
And even worse boards
Will be left for the coffin.

 

 

Vertaald door Matthew Sweney

 

 

Nachtstück

 

Wenn im Silo des Mondscheins.

nachts das Getreide glimmt,.

strahlt jedes Korn auf seine Weise..

Dort! eine Hexe, die den Besen nimmt..

 

Der Dorfnarr, der noch immer.

meint, er werde niemals sterben,.

macht sich auf nach Morton-Marell..

Ich gehe mit, begleite ihn ein Stück..

Wir treffen unterwegs zwei Sommergäste..

 

 

Vertaald door Felix Philip Ingold

 

Blatny

Ivan Blatný (21 december 1919 – 5 augustus 1990)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 21e december ook mijn vorige blog van vandaag.

Heinrich Böll, Ted van Lieshout, Rolf Lappert, Thomas Hürlimann, Uwe Dick, Rebecca West, Ivan Blatný

De Duitse schrijver Heinrich Böll werd geboren op 21 december 1917 in Keulen. Zie ook mijn blog van 21 december 2006 en ook mijn blog van 21 december 2007.

Uit: Wo warst du Adam

„Erst geschah nichts. Die Explosion war ungeheuerlich laut in dieser Stille. Die Russen wußten nur, daß das Geschoß nicht von ihnen war und daß der Mann mit der Fahne plötzlich in einer Staubwolke verschwunden war. Kurz darauf knallten sie wie irrsinnig auf das Haus. Sie schwenkten ihre Rohre, staffelten sich neu zum Schießen, schossen erst in den Südflügel, dann ins Mittelgebäude und in den Nordflügel, wo die winzige Fahne des Hausmeisters schlaff aus dem Fenster hing. Sie fiel in den Dreck, der vom Haus herunterbröckelte – und zuletzt schossen sie wieder in den Südflügel, besonders lange und wütend; sie hatten lange nicht geschossen, und sie sägten die dünne Wand des Hauses durch, bis das Gebäude vornüberkippte. Erst später merkten sie, daß von der anderen Seite kein einziger Schuß fiel.

(….)

 

Die weiße Fahne am Haus seines Vater war die einzige in der ganzen Straße, und er sah jetzt, daß sie sehr groß war – es schien eins von Mutter riesigen Tischtüchern zu sein, die sie bei Festlichkeiten aus dem Schrank holte. Er lächelte wieder, warf sich aber plötzlich hin und wußte, daß es zu spät war. Sinnlos, dachte er, wie vollkommen sinnlos. Die sechste Granate schlug in den Giebel seines Elternhauses – Steine fielen herunter, Putz bröckelte auf die Straße, und er hörte unter dem Keller seine Mutter schreien. Er kroch schnell ans Haus heran, hörte den Abschuß der siebenten Granate und schrie schon, bevor sie einschlug, er schrie sehr laut, einige Sekunden lang, und er wußte plötzlich, daß Sterben nicht das einfachste war – er schrie laut, bis die Granate ihn traf, und er rollte im Tod auf die Schwelle des Hauses. Die Fahnenstange war zerbrochen, das weiße Tuch fiel über ihn.“

 

boell

Heinrich Böll (21 december 1917 – 16 juli 1985)

 

De Nederlandse dichter en schrijver Ted van Lieshout werd geboren op 21 december 1955 in Eindhoven en kwam uit een gezin van twaalf kinderen. Als kleine jongen wilde hij schrijver, tekenaar of zanger worden. Op zijn negentiende ging Van Lieshout aan de kunstacademie te Amsterdam studeren. In datzelfde jaar werden er zes van zijn gedichten gepubliceerd in een debutantenbundel. Vijf jaar later ging hij aan de slag als gediplomeerd illustrator en grafisch ontwerper. Zijn werkzaamheden bestonden voornamelijk uit het ontwerpen van boekomslagen voor uitgeverijen en het maken van tekeningen voor kranten en tijdschriften. In 1984 verschenen zijn eerste gedichten en verhalen in “De Blauw Geruite Kiel”, de kinderkrant van Vrij Nederland. Twee jaar later (1986) kwam hij met zijn eerste boeken op de proppen : de jeugdroman “Raafs Reizend Theater” en de eerste dichtbundel “Van verdriet kun je grappige hoedjes vouwen“. Inmiddels heeft hij meer dan dertig boeken geschreven, die meerdere malen bekroond werden.

Twee honden

De dood is me schrikken. Ik raak er
niet aan gewend. Nu is de dochter van
onze hond die dood is, dood: het bloeden

wou niet stoppen. In haar plaats loopt
onverschillig de poes achter mam aan
die door moet. Nee ze leert niet hoe

te blaffen. Stil streelt haar staart
langs moeders benen, een soort van trotse
troost. Triomferen is katten niet vreemd.

 

Zeventig jaar verschil

Hij klaagt hardop dat hij de nieuwe
aardappeltjes niet meer haalt. Ik roep
dat ik ze al gegeten heb, dus hij moet
terug naar Start of naar de Gevangenis.
Hij strompelt toch al zo moe. Zijn hart.

Maar een vriend hoeft niet snel te zijn,
van mij niet persé, alleen in de buurt.
Hij moet niet zeggen dat het weer weer
in de weg zit. Ik weet al lang dat het moet
vriezen voor het regen ijzelt op de straat.

En dan strooi ik heus wel zout voor je voeten.
Wat heeft het nou voor zin om zo maar
dood te willen als ik er toch ook nog ben?
Of ben je jaloers dat ik nog zo’n hoop
te leven heb? Ik ben jaloers dat jij het
hebt gehaald. Ik weet niet of ik dat wel kan.

 

Lieshout

Ted van Lieshout (Eindhoven, 21 december 1955)

 

De Zwitserse schrijver Rolf Lappert werd geboren op 21 december 1958 in Zürich. Hij volgde een opleiding tot graficus, maar begon op 20-jarige leeftijd met het schrijven van gedichten, verhalen en romans. Zijn eerste roman Folgende Tage verscheen in 1982. In het zelfse jaar verscheen ook de dichtbundel Die Erotik der Hotelzimmer, in 1986 gevolgd door Im Blickfeld des Schwimmers. Lappert onderbrak het schrijven om met een vriend in Aarburg een Jazzclub op te richten. Pas midden jaren negentig verscheen weer een roman van hem: Der Himmel der perfekten Poeten. In 1995 ontving hij de Preis der Schweizerischen Schillerstiftung voor de roman Die Gesänge der Verlierer. Zijn tot nu toe grootste succes kwam in 2008 met Nach Hause schwimmen, eenn werk dat wel vergeleken werd met dat van de Amerikaanse schrijver John Irving.

Uit: Nach Hause schwimmen

“Das Haus und Orla, das war Wilburs Welt. Er war kein kräftiger Junge geworden, Erkältungen zwangen ihn für Tage ins Bett, und nach fünf Liegestützen, die er heimlich machte, lag er heftig atmend auf dem Teppich in seinem Zimmer. Er war schmächtig und auch am Ende eines guten

Sommers bleich, er hatte nie einen Fußball getreten und war auf keinen Baum geklettert. Die Hügelzüge um das Haus waren ihm bekannt, aber nicht vertraut. Das Meer mied er, nur an Orlas Hand sah er über das Wasser und stellte sich Fische darin vor, groß wie die Schiffe, die den Horizont querten. Orla hatte eigenhändig eine Öffnung in die Mauer geschlagen. Stand die rot gestrichene Holztür offen, sah man einen Streifen Meer. Mit einer Spitzhacke hatte sie einen Teil der Asphaltdecke aufgebrochen und die Brocken in einer Schubkarre weggebracht. Von einem Haufen neben dem Haus hatte sie gute Erde in die Schubkarre geschaufelt und dort ausgekippt, wo der Asphalt steinigem Boden gewichen war. Sie hatte Büsche gepflanzt und Blumen, Efeu, der irgendwann die nackte Mauer bedecken würde. Auf der Fläche, die der Küche am nächsten war, verlegte sie wetterfeste Holzplanken, in einer Ecke baute sie für Wilbur einen Sandkasten, in die andere stellte sie einen runden Tisch und zwei Stühle.
Eamon hatte ihr nicht geholfen, dafür Colm Finnerty, ein unverheirateter Nachbar, der für ein paar Pfund und ein Mittagessen den Holzrahmen und die Tür in die Mauer eingesetzt hatte. Er hatte ihr auch das Material besorgt, die Bretter, die Bausteine, den Zement. Geld hatte sie zum Glück genug. Nach der Heirat hatte Eamon sie damit überhäuft, obwohl sie nicht viel damit anzufangen wusste. Den größten Teil hatte sie ihrer Schwester gegeben, die es für sie anlegte.“

 

Lappert

Rolf Lappert (Zürich, 21 december 1958)

 

De Zwitserse schrijver Thomas Hürlimann werd geboren op 21 december 1950 in Zug. Hürlimann studeerde filosofie in Zürich en werkte als regieassi
stent en dramaturg in Berlijn. In 1981 debuteerde hij met Die Tessinerin. De novelle Het tuinhuis, Hürlimanns tweede boek, werd in dertien talen gepubliceerd en kreeg internationaal veel lof toegezwaaid. Hij ontving al tweemaal de
Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung

 

Uit: Vierzig Rosen

 

„Genua im Spätsommer 1939.
Um acht Uhr abends erscholl jeweils der Gong zum Dinner, worauf sie mit Papa nach unten ging, in den Speisesaal. Die Emigranten waren leicht zu erkennen. Da sie ihre letzten Abende in Europa würdig begehen wollten, erschienen sie en grande toilette, einige der Männer sogar im Frack. Dagegen war sie, Marie, eher behelfsmäßig kostümiert, already worn, wie der Brite sagt. Das grün schillernde, von Luise umgenähte Fähnchen stammte aus den Roaring Twenties, und nur Lavendels Schühlein, die roten, aus Lack, konnten den Ansprüchen genügen. Dennoch wurde sie von sämtlichen Kellnern bewundernd zur Kenntnis genommen, und eines Abends sprangen sie am Nebentisch sogar auf: Sturmtruppleute! Ein Männercercle in schwarzen Hemden und Kniebundhosen! Sie hoben die Gläser, winkelten die Ellbogen und: E viva, riefen sie, e viva la bellezza!
Errötend senkte Marie den Blick, aber beim Suppeschöpfen zwinkerte ihr Serafina, die Hotelwirtin, verstohlen zu und meinte flüsternd, die Herren würden sich glücklich schätzen, nachher mit ihr zu tanzen.
Oh, es wird getanzt?
Der Prosecco, sagte Serafina, kommt vom Nebentisch.
Serafina schien mit aller Welt auszukommen, mit jüdischen Emigranten und Mussolinis Faschisten, auch schämte sie sich ihrer Üppigkeit keineswegs, sondern ließ unter den Bändeln einer weißen Servierschürze die Gesäßbacken derart aufreizend mahlen, daß sogar Papa, der die Frauen als abgeschlossenes Kapitel betrachtete, zu unverhohlenen Seitenblicken verführt wurde. Serafinas Fülle drohte den Rock aus allen Nähten zu pressen; sie roch nach Parfum, Schweiß und anderen Säften; das rote Haar wurde durch einen Schildpattkamm zu einem bombastischen Turm gefügt, und ihr Gebiß, das sie dauernd blitzen ließ, war ganz aus Gold. Für sie, hatte Serafina erklärt, hätten die Rassegesetze keine Bedeutung, wer zahle, sei willkommen, basta.
Papa sprach beim Essen kaum ein Wort. Er löffelte, er schlürfte, er schwitzte. Schließlich faßte sich Marie ein Herz und sagte: Papa, stimmt es, daß demnächst die Batavia einläuft? Sie soll von Dakar heraufkommen und noch am selben Abend via Marseille zurückgehen.“

 

huerlimann

Thomas Hürlimann (Zug, 21 december 1950)

 

De Duitse schrijver Uwe Dick werd geboren op 21 december 1942 in Schongau. Hij volgde het gymnasium in Freising en werkte tot 1968 als journalist en redacteur bij verschillende kranten. Hij schrijft gedichten, verhalen en romans. Omdat de kritiek hem over het algemeen links liet liggen werd hij bij een groter publiek bekend door zijn eigen bloemrijke lezingen. Zijn belangrijkste boek is Sauwaldprosa, dat sinds 1976 meerdere keren werd aangevuld en herdrukt.

 

Uit: Sauwaldprosa

 

„Wo ist das Land der Panzerpratzenkrebse? Wo fließt das Bächlein helle, darinnen die Forelle Franz Ferdinand Elfmeterbälle bolzt? Wo hängt der Beißkorb der Xanthippe und wo, sag an! erscheinen nachts die Bürger aus der Traumstadt Perle? Wo ruht das Drachenei des Magiers von der anderen Seite?

Hinter den sieben mal sieben Hügeln, die sich bei Höll auftun, Moosvogl verbergend und Hundshaupten, Mergl und Frauentodling; östlich Ortenburgs, dessen
»bezaubernder«, aufweglisch stimmender Predikant Cölestin auf Wunsch seines Herren, des Reichsgrafen Joachim zu Ortenburg, mitten im Katholischen Herzog Albrechts V. protestantisch von der Kanzel ketzerte, die er in Harnisch »und mit gespannter Büchse« bestieg, da schon von Schwertling her die Hakenschützen nahten; gute – bei Westwind im Rücken! – drei Fahrradstunden hinter den Messerbrechern des Töginger Waldschnacks Gustl, halb so weit nur noch von Roßbach aus, wo ein Zahnarzt seine »Apfelkönigin«, die lächelnde Stille, inthronisierte, dort, Achtung, Zungenbrecher! – drobm überm untern Inn, südlich der Nibelungenstraße also, nördlich der Sonnentore, dort ist mein Arkadien,
der Sauwald.“

 

Dick

Uwe Dick (Schongau, 21 december 1942)

 

De Britse schrijfster Rebecca West werd geboren op 21 december 1892 in Londen als Cicily Isabel Fairfield. Zie ook mijn blog van 21 december 2006 en ook mijn blog van 21 december 2007.

Uit: Black Lamb and Grey Falcon

 

‘There was the Empress Elizabeth of Austria,’ I said to the nurse thirty-six years later. ‘She was very beautiful, wasn’t she?’ she asked. ‘One of the most beautiful women who ever lived,’ I said. ‘But wasn’t she mad?’ she asked. ‘Perhaps,’ I said, ‘perhaps, but only a little, and at the end. She was certainly brilliantly clever. Before she was thirty she had given proof of greatness.’ ‘How?’ she asked. To her increasing distress I told her, for I know quite a lot of Hapsburg history, until I saw how bored she was and let her go and leave me in darkness that was now patterned by the lovely triangle of Elizabeth’s face.

How great she was! In her early pictures she wears the same look of fiery sullenness we see in the young Napoleon; she knows that within her there is a spring of life, and she is afraid that the world will not let it flow forth and do its fructifying work. In her later pictures she wears a look that was never on the face of Napoleon. The world had not let the spring flow forth, and it had turned to bitterness. But she was not without achievements of the finest sort — of a sort, indeed, that Napoleon never equaled. When she was sixteen she came, a Wittelsbach from the country-bumpkin court of Munich, to marry the young Emperor of Austria and be the governing prisoner of the court of Vienna, which was the court of courts since the French Revolution had annulled the Tuileries and Versailles. The change would have made many women into nothing. But five years later she made a tour of Lombardy and Venetia at Franz Josef’s side which was in many ways a miracle. It was, in the first place, a miracle of courage, because he and his officials had made these provinces loathe them for their brutality and inefficiency.“

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Rebecca West (21 december 1892 – 15 maart 1983)

 

De Tsjechische dichter Ivan Blatný werd geboren op 21 december 1919 in Brno. Zie ook mijn blog van 21 december 2006.

Nocturne

 

In the night, when the grain is lit
In the granaries the moonlight forms
Each granule of wheat shines by itself
The witches aloft on their brooms are borne.

 

The village eccentric, who thinks he will never die
Arises and departs heading toward Morton Morell.
I follow him partway. I accompany him.
We meet with two summer guests.

 

 

Summer Evening

 

Like an antler of gold,
Lighthorne,
it lay drowsing behind its sheds

 

Past the clutch of stables could be heard in the silence
the buzzing golden wood
as it cracked

 

The landscape stood
like fresh-drawn milk
with a light motionless foam of hillocks

 

 

Vertaald door Martin Tharp

 

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Ivan Blatný (21 december 1919 – 5 augustus 1990)

 

Zie voor nog meer schrijvers ook mijn vorige posting van vandaag.