In Memoriam Günter Grass
De Duitse schrijver Günter Grass is vandaag overleden in de stad Lübeck. Dat heeft zijn uitgever Steidl Verlag bekendgemaakt. Günter Grass werd geboren in Danzig (tegenwoordig Gdansk) op 16 oktober 1927. In 1999 ontving hij de Nobelprijs voor de Literatuur. Grass is 87 jaar oud geworden.
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Uit: Die Blechtrommel
„Jetzt habe ich keine Worte mehr, muß aber dennoch überlegen, was Oskar nach seiner unvermeidlichen Entlassung aus der Heil- und Pflegeanstalt zu tun gedenkt. Heiraten? Ledigbleiben Auswandern? Modellstehen? Steinbruch kaufen? Jünger sammeln? Sekte gründen? All die Möglichkeiten, die sich heutzutage einem Dreißigjährigen bieten, müssen überprüft werden, wo mit überprüft, wenn nicht mit meiner Trommel. So werde ich also jenes Liedchen, das mir immer lebendiger und fürchterlicher wird, auf mein Blech legen, werde die Schwarze Köchin anrufen, befragen, damit ich morgen früh meinem Pfleger Bruno verkünden kann, welche Existenz der dreißigjährige Oskar fortan im Schatten eines immer schwärzer werdenden Kinderschreckens zu führen gedenkt; denn was mich früher auf Treppen erschreckte, was im Keller, beim Kohlenholen buhhh machte, daß ich lachen mußte, was aber dennoch immer schon da war, mit Fingern sprach, durchs Schlüsselloch hustete, im Ofen seufzte, schrie mit der Tür, wölkte auf aus Kaminen, wenn Schiffe im Nebel ins Horn atmeten, oder wenn zwischen den Doppelfenstern stundenlang eine Fliege starb, auch als die Aale nach Mama verlangten, und meine arme Mama nach den Aalen, wenn die Sonne hinter dem Turmberg verschwand und für sich lebte,starb, auch als die Aale nach Mama verlangten, und meine arme Mama nach den Aalen, wenn die Sonne hinter dem Turmberg verschwand und für sich lebte, Bernstein! Wen meinte Herbert, als er das Holz berannte? Auch hinterm Hochaltar — was wäre der Katholizismus ohne die Köchin, die alle Beichtstühle schwärzt? Sie warf den Schatten, als des Sigismund Markus Spielzeug zusammenbrach, und die Gören auf dem Hof des Mietshauses, Axel Mischke und Nuchy Eyke, Susi Kater und Hänschen Kollin, sie sprachen es aus, sangen, wenn sie die Ziegelmehlsuppe kochten: »Ist die Schwarze Köchin da? Jajaja! Du bist schuld und du bist schuld und du am allermeisten. Ist die Schwarze Köchin da…« Immer war sie schon da, selbst im Waldmeisterbrausepulver, so unschuldig grün es auch schäumte; in allen Kleiderschränken, in denen ich jemals hockte, hockte auch sie und lieh sich später das dreieckige Fuchsgesicht der Luzie Rennwand aus, fraß Wurstbrote mitsamt den Pellen und führte die Stäuber auf einen Sprungturm — nur Oskar blieb übrig, sah Ameisen zu und wußte: das ist ihr Schatten, der sich vervielfältigt hat und der Süße nachgeht, und alle die Worte: Gebenedeite, Schmerzensreiche, Seliggepriesene, Jungfrau der Jungfrauen … und alle die Gesteine: Basalt, Tuff, Diabas, Nester im Muschelkalk, Alabaster so weich… und all das zersungene Glas, durchsichtige Glas, hauchdünn geatmete Glas… und Kolonialwaren: Mehl und Zucker in blauen Pfund- und Halbpfundtüten. Später vier Kater, deren einer Bismarck hieß, die Mauer, die frisch gekalkt werden mußte, ins Sterben verstiegene Polen, auch Sondermeldungen, wenn wer was versenkte, Kartoffeln, die von der Waage polterten, was sich zum Fußende hin verjüngt, Friedhöfe, auf denen ich stand, Fliesen, auf denen ich kniete, Kokosfasern, auf denen ich lag … alles im Beton Eingestampfte, der Saft der Zwiebeln, der die Tränen zieht, der Ring am Finger und die Kuh, die mich leckte… Fragt Oskar nicht, wer sie ist! Er hat keine Worte mehr. Denn was mir früher im Rücken saß, dann meinen Buckel küßte, kommt mir nun und fortan entgegen:
Schwarz war die Köchin hinter mir immer schon.
Daß sie mir nun auch entgegenkommt, schwarz.
Wort, Mantel wenden ließ , schwarz.
Mit schwarzer Währung zahlt, schwarz.
Während die Kinder, wenn singen, nicht mehr singen:
Ist die Schwarze Köchin da? Ja — Ja — Ja!”
Günter Grass (16 oktober 1927 – 13 april 2015)