Duitse schrijver Stefan Andres werd geboren op 26 juni 1906 in Breitwies bij Trier. Zie ook mijn blog van 26 juni 2007 en ook mijn blog van 26 juni 2008 en ook mijn blog van 26 juni 2009 en ook mijn blog van 26 juni 2010.
Uit: Wir sind Utopia
„Das braune, eintönige Plateau lag unter der jeden Tag gleich wiederkehrenden Sonne zerpulvert da, und um das Gefährt, das in den sanften Senkungen des Weges verging und wieder hügelan strebte, hatte sich eine so dichte Staubwolke gebildet, daß man nur an seiner Schnelligkeit, dem Benzingestank und dem nachmittäglich langen Schatten einen Lastkraftwagen erkennen konnte. Wer aus der Ferne die knatternde, gelbe Wolke in der Einöde dahinkriechen sah, konnte die groteske Vor-
stellung haben, daß sich ein Stück des Weges erhoben und auf Wanderschaft begeben habe, um die rätselhafte Linie seines Auf und Ab und alle Windungen selber einmal zu verfolgen, in einem goldenen Federbusch dahinstäubend und eine lange, immer dünner und niedriger gleitende Schleppe hinter sich herziehend.
Aber es gab keinen Zuschauer. Die wenigen Bauernhäuser starrten mit schwarzen Fenstern ausgestorben in den Sonnenbrand, nur ein paar Hunde hoben gegen das sich nahende Monstrum aus Staub und Lärm die Nasen, duckten sich und sprangen in die versengten Felder, um dann wieder auf den leeren Weg zurückzukehren, an dessen Rand sie entlangsuchten, um bei einem umgewofenen Gepäckwagen und dem aufgedunsenen Körper eines Pferdes herumzuschnüffeln, zögernd und miteinander zankend, bis der Hunger ihren Abscheu vor dem Aas überwand.
Die Staubwolke aber kroch unentwegt in die Weite, und dort, wo auf der goldbraunen Höhe die ebenso braune Ringmauer einer im Mittelalter liegengebliebenen Stadt wie eine natürliche Felsenstufe sich erhob, verschwand sie unter dem Torbogen wie eine Lokomotive in einem Tunnel, und die Wachsoldaten unterm Tor sahen, wie auf dem Katzenkopfpflaster der Staub um den Wagen plötz-
lich verging und Bajonette hervorblitzten, ein eiserner Verhau um die wie aus Lehm gebackenen Gestalten, die auf dem offenen Lastwagen hockten und mit stumpfen Gesichtern den unerwarteten Schatten genossen und kaum den Kopf zu einem verstohlenen, flüchtigen Um- blick erhoben.”
Stefan Andres (26 juni 1906 – 29 juni 1970)