Tanja Kinkel, Wacław Rolicz-Lieder, Henri-Frédéric Amiel, Grazia Deledda, Michael Denis

 

De Duitse schrijfster Tanja Kinkel werd geboren op 27 september 1969 in Bamberg. Zie ook mijn blog van 27 september 2010 en eveneens alle tags voor Tanja Kinkel op dit blog.

 

Uit: Venuswurf

 

»König der Missgeburten, meinst du wohl«, sagte Fausta. Dann versank sie wieder in dem gleichen dumpfen Schweigen, das der Rest der Gefangenen sich teilte.

Es roch nach Schweiß, nach Angst und Pisse, und trotz ihrer Aufregung spürte Tertia, wie ihr Magen sich zusammenkrampfte. Aber sie wusste auch, dass die anderen sie zwingen würden, in ihrem Erbrochenen zu sitzen, nicht einmal aus Bosheit, sondern weil sonst kein Platz in dem engen Verschlag war. Der Händler hatte dafür gesorgt, dass sein Karren an allen Seiten von hohen Wänden begrenzt wurde, für den Fall, dass jemand an Flucht dachte. Es gab noch nicht einmal die Möglichkeit, den Kopf darüber in die frische Luft zu strecken. Also versuchte sie alles, um sich zu beherrschen. Und dabei auch einen Gedanken zu unterdrücken: dass sie sich ihr neues Leben anders vorgestellt hatte.

Inmitten von Lärm und Gestank zählte sie an den Fingern ihre wichtigsten Zahlen ab: Drei mal fünf, so alt war sie. Drei Kühe, die sich ihr Vater für das Geld kaufen konnte, das er für sie bekommen hatte. So viel Geld, wie sein Bruder in zwei Jahren in der Legion verdiente, hatte er zu Tertias Mutter gesagt. Auf eine dritte Drei brachte sie es nicht, denn sie war nur zwei Fuß und einen Spann hoch. Mit vier Jahren war sie nicht mehr weiter gewachsen. Tertia hatte sich schon lange damit abgefunden, dass sie nie größer werden würde. Und sie wusste, dass Fausta Recht hatte: Es war ein Glück, dass man sie damals nicht einfach aussetzte. Ein Mädchen, das ein Zwerg war, konnte nur ein unnützer Esser bleiben, den nie jemand heiratete und der noch nicht einmal richtig auf dem Hof zupacken würde. Aber was Fausta nicht wusste, war, dass es keinen Grund gab, Tertia zu bedauern. O nein.

 

 

Tanja Kinkel (Bamberg, 27 september 1969)

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T. S. Eliot, Bart Chabot, Luís Fernando Veríssimo,Thomas van Aalten, Christoph W. Bauer

De Engels-Amerikaanse dichter en schrijver T. S. Eliot werd op 26 september 1888 geboren in St.Louis, Missouri. Zie ook mijn blog van 26 september 2010 en eveneens alle tags voor T. S. Eliot op dit blog.

 

Uit: Little Gidding (Fragment)

I

Midwinter spring is its own season
Sempiternal though sodden towards sundown,
Suspended in time, between pole and tropic.
Whem the short day is brightest, with frost and fire,
The brief sun flames the ice, on pond and ditches,
In windless cold that is the heart’s heat,
Reflecting in a watery mirror
A glare that is blindness in the early afternoon.
And glow more intense than blaze of branch, or brazier,
Stirs the dumb spirit: no wind, but pentecostal fire
In the dark time of the year. Between melting and freezing
The soul’s sap quivers. There is no earth smell
Or smell of living thing. This is the spring time
But not in time’s covenant. Now the hedgerow
Is blanched for an hour with transitory blossom
Of snow, a bloom more sudden
Than that of summer, neither budding nor fading,
Not in the scheme of generation.
Where is the summer, the unimaginable
Zero summer?

If you came this way,
Taking the route you would be likely to take
From the place you would be likely to come from,
If you came this way in may time, you would find the hedges
White again, in May, with voluptuary sweetness.
It would be the same at the end of the journey,
If you came at night like a broken king,
If you came by day not knowing what you came for,
It would be the same, when you leave the rough road
And turn behind the pig-sty to the dull facade
And the tombstone. And what you thought you came for
Is only a shell, a husk of meaning
From which the purpose breaks only when it is fulfilled
If at all. Either you had no purpose
Or the purpose is beyond the end you figured
And is altered in fulfilment. There are other places
Which also are the world’s end, some at the sea jaws,
Or over a dark lake, in a desert or a city—
But this is the nearest, in place and time,
Now and in England.

 

T. S. Eliot (26 september 1888 – 4 januari 1965)

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Mark Haddon, William Self, Jane Smiley, Vladimir Vojnovitsj, Cyprian Ekwensi, Peter Turrini, Edwin Keppel Bennett, Joseph Furphy

De Engelse schrijver Mark Haddon werd geboren op 26 september 1962 in Northampton. Zie ook mijn blog van 26 september 2010

 

Uit: The Curious Incident of the Dog in the Night-Time

„My name is Christopher John Francis Boone. I know all the countries of the world and their capital cities and every prime number up to 7,057.
Eight years ago, when I first met Siobhan, she showed me this picture
[sad face]
and I knew that it meant ‘sad,’ which is what I felt when I found the dead dog.
Then she showed me this picture
[smiley face]
and I knew that it meant ‘happy’, like when I’m reading about the Apollo space missions, or when I am still awake at 3 am or 4 am in the morning and I can walk up and down the street and pretend that I am the only person in the whole world.
Then she drew some other pictures
[various happy, sad, confused, surprised faces]
but I was unable to say what these meant.
I got Siobhan to draw lots of these faces and then write down next to them exactly what they meant. I kept the piece of paper in my pocket and took it out when I didn’t understand what someone was saying. But it was very difficult to decide which of the diagrams was most like the face they were making because people’s faces move very quickly.
When I told Siobhan that I was doing this, she got out a pencil and another piece of paper and said it probably made people feel very
[confused face]
and then she laughed. So I tore the original piece of paper up and threw it away. And Siobhan apologised. And now if I don’t know what someone is saying I ask them what they mean or I walk away.“

 


Mark Haddon (Northampton, 26 september 1962)

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Andrzej Stasiuk, Carlos Ruiz Zafón, William Faulkner, Rebecca Gablé

De Poolse schrijver en letterkundige Andrzej Stasiuk werd geboren op 25 september 1960 in Warschau. Zie ook mijn blog van 25 september 2008 en ook mijn blog van 25 september 2009 en ook mijn blog van 25 september 2010.

 

Uit: Hinter der Blechwand (Vertaald door Renate Schmidgall)

“Diese Stadt deprimierte mich, aber ich wußte, ich würde keine bessere finden. Ich betrachtete die Taxifahrer, die den ganzen Tag am Marktplatz standen, und spürte, daß ich im Grunde ein Glückspilz war. Ich hatte noch nie gesehen, daß einer von ihnen mit einem Kunden weggefahren wäre. Stundenlang standen sie da, redeten, gingen dann zu ihren Kutschen, lasen Zeitung, lösten Kreuzworträtsel: Fluß in Afrika, drei Buchstaben, erster “N”, letzter “L”, dann kehrten sie wie- der zu den anderen zurück, zu ihrem Gerede darüber, welches Auto wieviel auf freier Strecke verbrauchte und wieviel in der Stadt, daß die Juden die arabischen Ölfelder gekauft und jetzt das russische Gas im Auge hätten, also würde sich in ein, zwei Jahren gar nichts mehr lohnen, auch das Rumstehen in der Sonne und im Staub würde sich nicht mehr lohnen, nichts, nie mehr, in Ewigkeit amen. Das war der Refrain dieser Stadt: “Es lohnt sich nicht.” Außer Stehen und Warten versuchten sie gar nichts, es hätte sich schließlich nicht gelohnt. Ja, diese Angst des Bauern, daß er wie ein Idiot dasteht, daß man ihn anpißt, daß die Wirklichkeit ihn nach Strich und Faden verarscht, hing über der Stadt wie eine Dunstglocke. Nur regloses Abwarten gab den Leuten das Gefühl von Sicherheit. Sie standen neben ihren Kutschen, klopften ihnen aufs Dach und öffneten die Türen, um die Fürze rauszulassen. Sie waren mir ein Trost. Verächtlich betrachteten sie den rostenden Ducato, wenn ich vorsichtig zwischen ihre herausgeputzten Mercedes rollte, die sie aus dem Reich angeschleppt hatten und mit denen sie in fünf Jahren fünftausend Kilometer fuhren. Ich glitt mit meiner nie gewaschenen Spaghettikiste an den fetten, auf Hochglanz polierten Hintern der deutschen Schrottwagen vorbei, und an der Ecke beim Tabakladen, wo wir uns gewöhnlich verabredeten, hielt ich Ausschau nach meinem Partner. Dort gab es die billigsten Zigaretten in der Stadt, dort deckte er sich ein. Ich fuhr ganz langsam, er lief mit und sprang herein, fiel auf den Sitz, holte Luft und fragte:

“Hast du getankt?”

“Halb”, erwiderte ich. “Für mehr hat’s nicht gereicht.”

“Das heißt?”
“Für circa vierhundert Kilometer, knapp die Hälfte.” “In Mariafalva ist heute große Kirchweih.”

 


Andrzej Stasiuk (Warschau, 25 september 1960)

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Lu Xun, Patricia Lasoen, Maj Sjöwall, August Kühn

De Chinese schrijver Lu Xun werd in 1881 in Shaoxing in de provincie Zhejiang geboren als Zhou Shuren. Zie ook mijn blog van 25 september 2008en ook mijn blog van 25 september 2009 en ook mijn blog van 25 september 2010

 

Uit: Kong Yiji

“The layout of the wine taverns in Lu Town is quite different from those in other towns. There is always an L-shaped counter facing the street. Hot water is kept available at the counter so that it can be used to warm the yellow wine at any time. Laborers, back from work at noon or dusk, would spend 4 coppers to get a bowl of yellow wine – that was the price over 20 years ago and a bowl of wine costs 10 coppers now—where they lean over the counter, drink the warm wine and have their “happy hour“. With one more copper, you can get a dish of salted bamboo shoots or anise beans to go with the wine. If you are willing to pay over 10 coppers, you can buy a meat dish,. But most of the customers are the “Short Jackets” who cannot afford such luxuries, whereas, those who wear robes would stride to the back room, order their wine with some dishes and sit there taking their time to eat and drink.
At age 12, I started to work as a busboy at Xianheng wine tavern located at the entrance of the town. The tavern keeper said that I had a dumb looking face and was probably not smart enough to serve the “robed clientele,” and thus should only work in the front room. The “short jackets” in the front room, although usually easy going, were no less troublesome. Some wouldn’t be satisfied until they saw me scoop out the wine from the wine jar with their own eyes, to make sure that there was no water at the bottom of the pitcher. And even watched me put the pitcher in the hot water. Under such tight surveillance, it was impossible to water down the wine. Therefore, after a few days, the tavern keeper said I couldn’t even do that. Fortunately, due to the influence of my patron, the tavern keeper didn’t dismiss me but he assigned me to the insignificant task of just heating wine.“

Lu Xun (25 september 1881 – 19 oktober 1936)

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Manouchehr Atashi, William Michael Rossetti, Charles Robert Maturin, Herbert Heckmann

 

De Iraanse dichter, schrijver en journalist Manouchehr Atashi werd geboren op 25 september 1931 in Dashtestan, in de provincie Bushehr. Zie ook mijn blog van 25 september 2010.

 

 

The Lay of Regret

 

One morning
– One true morning –
If the sun rises according to your wishes;

A frame of mountain and valley,
A frame of window, if the bird had reaches you –

A wide plain, wet tulips!
No!
A laughing sepal,
A sigh of contentment and peace
– O you melancholy and persistent one –
O living stone, an embodiment of patience! –
A defeated life would have been your portion.

 

 

Manouchehr Atashi (25 september 1931 – 20 november 2005)

 

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Mark Boog, F. Scott Fitzgerald, Shamim Sarif, Fernand Ouellette, Yves Navarre

De Nederlandse dichter en schrijver Mark Boog werd geboren op 24 september 1970 in Utrecht. Zie ook mijn blog van 24 september 2009 en ook mijn blog van 24 september 2010.

 

Naast iedere wieg

Naast iedere wieg een fee.
Moeder wringt. Vader knarst.
De fee zegt: ‘Nou ja, we zien wel.
Ik wil mijn voorspelling
later graag preciezer formuleren.’

Aan de lianen die het licht ons toewerpt,
zwaaien wezentjes van wezenlijk
onbegrepen aard: wild, vrolijk, angstaanjagend ook.

En geen zonsondergang om tegemoet te rijden,
geen dagboek om in te lezen.
De uren volgen zich genummerd op.

Sterrenstof! Een kamer vol van sterrenstof!
Wij hebben geleerd ons op ons gemak te voelen,
thuis te zijn, dat wil zeggen: nergens heen te kunnen.

 

Klein Huis

Klein huis, maar gooi er eens een bal doorheen
en het wordt groot. Zie al die meters,
zijn ze niet van ons? En slenter eens alsof
je niet weet waar je heen gaat: ruimte rekt
zich geeuwend uit tussen de muren. Zie:
het dwalen dat de kamers met elkaar
verbindt is witgeverfd. Er is een trap,
een kapstok in een kast, wat deuren. Als
een landweg zo toevallig ligt het, doel
en startpunt bij de weg gezocht in plaats
van omgekeerd, zo lijkt het. Als je brood
haalt en weer terugkomt zul je zien dat we
een picknick kunnen houden. Snel, ga nu!
Het krimpen kan onmogelijk ver weg zijn.

Mark Boog (Utrecht, 24 september 1970)

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Alfons Petzold, Charles Ferdinand Ramuz, Hendrik Tollens, Szilvia Molnar

De Oostenrijkse dichter en schrijver Alfons Petzold werd geboren op 24 september 1882 in Wenen. Zie ook mijn blog van 24 september 2006 en ook mijn blog van 24 september 2008 en ook mijn blog van 24 september 2009 en ook mijn blog van 24 september 2010.

 

Großstadt

Plakate schmettern ihre buntfarbigen Phrasen
in das Gewühle der Menschen und Wagen hinein.
Die Stahlelephanten der Automobile rasen
alles tönt: Gerüste, Schienen, verblocktes Gestein.

Die granitenen Würfel der Gassen, Straßen und Plätze
silbrig, wie Augen eines Insektes glühn
indes in der Höhe die Telegraphendrahtnetze
bös funkeln und Trotz in die Sonne sprühn.

Schauläden prunken, gleich aufgerissenen Höhlen,
schütten den Glanz ihrer Schätze in Hirn und Herz.
Vorwärts! Dröhnt es aus dem Knattern und Gröhlen
Vorwärts! schreit alles, kein Auge blickt himmelwärts.

 

Abend an der Donau

Abend umspannt die Zeit,
Reglos starren die Sterne.
Aus der Matrosentaverne
Stapft die Dunkelheit.

Walzt mit wankendem Gang
Über die Donaubrücke,
In einer Gassenlücke
Vergröhlt ihr Gesang.

Flußauf nebelumdrängt
Schaukelt ein kleiner Nachen,
Drüber das helle Lachen
Froher Menschen hängt.

Lichtschwer dräut die Stadt,
Frißt das Licht der Laterne,
Das aus der Stromtaverne
Blinzelt scheu und matt.

Alfons Petzold (24 september 1882 – 25 januari 1923)

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A.L. Snijders

 

De Nederlandse schrijver A.L. Snijders (pseudoniem van Peter Cornelis Müller) werd geboren op 24 september 1937 in Amsterdam. Zie ook mijn blog van 20 november 2009 en ook mijn blog van 2 november 2010 en ook mijn blog van 20 novemberr 2010.

 

Jaartallen

In 1912 valt mijn moeder in de Van Eeghenstraat van driehoog uit het raam. Haar moeder komt de kamer binnen en ziet dat het eenjarige meisje op de vensterbank is geklommen en tegen de hor leunt. De hor valt naar buiten en het kind erachteraan.

Hoewel haar moeder verlamd is van schrik, rent ze naar beneden. Haar dochter is ongedeerd, ze heeft geen schrammetje, zoals men in zulke gevallen zegt. De hor heeft de straat eerder bereikt dan het kind, is teruggesprongen en heeft haar val gebroken.

Op 14 januari 2008 parkeer ik mijn auto om half twee ’s middags in de Van Eeghenstraat en fiets ik naar het Blauwe Theehuis in het Vondelpark, waar ik een afspraak heb met een fotograaf. De fotograaf is ook op de fiets, we zetten ze tegelijk vast aan het hek. We kennen elkaar niet, twee vreemden. Pas bij het theehuis ziet hij dat ik ik ben, en zie ik dat hij hij is.

Het theehuis is in 1936 gebouwd, een jaar voor mijn geboorte. Het is guur en regenachtig weer, ik heb mijn wollen muts op. Hij maakt de foto’s. Hoofd iets hoger, nee, ietsje terug, nu omdraaien, kijkt u maar in de richting van de Van Eeghenstraat. Ik kijk en denk welk raam. Ik zeg tegen de fotograaf: Daar is mijn moeder in 1912 uit het raam gevallen.

Als hij klaar is, fiets ik naar Vertigo (Duizeling), waar ik koffie drink. Ik denk aan mijn dode moeder, wat zou er van haar geworden zijn?

 

 

A.L. Snijders (Amsterdam, 24 september 1937)

Antonio Tabucchi, Mary Coleridge, Theodor Körner, Euripides

De Italiaanse schrijver, vertaler, en literatuurwetenschapper Antonio Tabucchi werd op 23 september 1943 geboren in Pisa. Zie ook mijn blog van 23 september2009 en ook mijn blog van 23 september 2010.

 

Uit: Tristano stirbt (Vertaald door Karin Fleischander)

Ich möchte beim Anfang anfangen, sofern es überhaupt einen Anfang gibt, denn… wo beginnt die Geschichte eines Lebens, ich meine, für welchen Beginn entscheidet man sich? Man kann natürlich mit einer Tatsache beginnen, und ich muß mich auch für eine Tatsache entscheiden, eine Tatsache, die in erster Linie dieses mein Leben betrifft, über das du schreiben sollst. Deshalb werde ich eine Tatsache auswählen. Aber beginnt eine Tatsache mit einer Tatsache? Entschuldige, ich bin etwas durcheinander, ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrükken soll… ich meine, jemand tut irgend etwas, und das beeinflußt den Lauf seines Lebens, aber was er tut, ergibt sich ja nicht wie durch ein Wunder, es war bereits in ihm angelegt, und wer weiß, wie es begonnen hat… Eine Kindheitserinnerung vielleicht, ein zufällig gesehenes Gesicht, ein Traum, den man vor langer Zeit einmal hatte und glaubte, vergessen zu haben, und so ereignet sich eines Tages die Tatsache, aber der wirkliche Anfang… wer kennt den schon… Tristano sprach über Schubert an diesem Tag in der Plaka, es war Winter, und auf dem gespenstischen Platz stellten sich die Menschen mit einer Schüssel in der Hand an und warteten auf die Koine-Suppe, weißt du, was das ist? Eine Brühe, die die Griechen damals von ihrer komischen Regierung bekamen, damit sie nicht verhungerten, heißes Wasser mit Kartoffeln und Kohlstücken darin… Variationen, sagte Antheos, den Tristano jedoch Marios nannte, weil er ihn an einen Freund aus der Peripherie Turins erinnerte, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war, an einen lieben Freund, der sich seit neununddreißig mit seiner Gefährtin, einer außergewöhnlichen Frau, in einem Getreidespeicher versteckt hatte, ich möchte lieber nicht, hatte er gesagt und mit seinem Widerstand vorzeitig begonnen, ich meine, noch bevor es die Resistenza überhaupt gab, aber das kommt in deinem Roman nicht vor… Hin und wieder muß ich lächeln, wenn ich daran denke, was in deinem Buch vorkommt, aber davon abgesehen hat es mir gefallen, wirklich, es ist der beste Augenzeugenbericht über diese heroische Zeit, die einzige heroische Zeit übrigens, die wir hatten… Nicht so ganz ein Augenzeugenbericht, denn du kannst ja gar nicht dabeigewesen sein, obwohl du den Eindruck erweckst, dabeigewesen zu sein, als Augen-zeuge einer Atmosphäre, einer Entscheidung, einer moralischen Haltung… aber du hast auch Tatsachen hineingepackt, den achten September, die Republik von Salò, die sich anmaßte, das Geschick Italiens zu entscheiden und den Krieg nicht als Bürgerkrieg zu bezeichnen, heutzutage ist das eine gewagte, vielleicht sogar zu gewagte These, du weißt besser als ich, daß damals auf Freund und auf Feind geschossen wurde, aber das ist nicht wirklich von Belang, an deinem Roman hat mir vor allem gefallen, wie gut du das Wesen des Heroismus, der Treue, der Untreue, des Genusses und der Gefühle erfaßt hast… “

 

Antonio Tabucchi (Pisa, 23 september 1943)

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