Deutscher Buchpreis 2024 voor Martina Hefter
De Duitse dichteres en schrijfster Martina Hefter ontvangt de Deutscher Buchpreis 2024. Zij krijgt de prijs voor haar roman «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» .De jury schrijft: “De hoofdpersoon in Martina Hefter’s “Hé, goedemorgen, hoe gaat het?” halverwege de vijftig, leidt een onzeker leven als performancekunstenaar in Leipzig en zorgt voor haar man, die aan MS lijdt. Tijdens slapeloze nachten praat ze met een Nigeriaanse liefdesoplichter die op haar geld uit is. De vraag rijst wie wie uitbuit – en wat er gebeurt als, tegen de verwachtingen in, de grenzen tussen digitaal gamen en echte genegenheid vervagen. Op fascinerende wijze combineert de roman het slopende dagelijkse leven met mythologische figuren en kosmische dimensies; het navigeert tussen melancholie en euforie en reflecteert op vertrouwen en bedrog. Martina Hefter vertelt dit allemaal in haar slim gechoreografeerde roman, die zijn eigen aantrekkingskracht heeft.” Zie ook alle tags voor Martina Hefter op dit blog.
Uit: Hey guten Morgen, wie geht es dir?
“Sie schlief schon seit einer Weile nicht mehr. Und wenn sie doch mal schlief, träumte sie von blöden Sachen, von kleinen Hunden, die zu hunderten in die Wohnung einfielen und wütend kläfften. Bald wurde sie selbst ein Tier, sie hörte auf, die Wohnung zu putzen. Nachts war das Tier hellwach, aber nicht besonders aktiv. Sie lag auf einer Gymnastikmatte auf dem Boden, ein paar zerstreute Bauchmuskel-übungen, das war alles. Eigentlich schaute sie die meiste Zeit an die Zimmerdecke. Ein Stuckrelief klebte da, mehrere konzentrische Kreise, auf denen Blüten schwebten. Sie waren so oft mit Farbe überstrichen, dass sie aussahen wie Planeten. Sie kreisten auf ihren Bahnen, Tag und Nacht. Es war ganz angenehm, die Planeten anzusehen und sonst nicht viel. Manchmal hörte Juno den Motor des Pflegebetts in Jupiters Zimmer brummen, dann wusste sie, er war noch wach, er verstellte das Kopfteil. Er musste es mitbekommen, wenn sie zur Toilette ging oder in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Aber Jupiter stellte nie Fragen, und was hätte sie auch antworten können? Ich kann nicht mehr schlafen, weil mir alles zu viel wird. So was in der Art. Das war erstens falsch und hätte zweitens überhaupt nichts erklärt.
Manchmal nahm sie das Handy und öffnete Instagram. In den Feed schaute sie gar nicht erst, der war meistens langweilig. Lieber gleich in die Direct Messages. Eine glitzernde, hüpfende Neugier. War wieder eine Nachricht von Unbekannt da? In diesem Fall war das Wort Anfrage fett und blau. Es war eigentlich fast jede Nacht fett und blau.
Hi Schönste /Hallo Hübsche / Hi du Sonnenschein, wie gehts?
Die ihr da schrieben, hießen Jimmy Taylor_354 oder Marcus DeBuonaventura. Sie hießen Phil Gibson1973. William Smith und Dr. Antonio Alessandro. Braunge-brannte Typen vor Segelyachten, weiße, grauhaarige Männer mit Basecap und Drei-Tage-Bart. Ein Cowboy in Stiefeln, der vor einer Ranch posierte. Ein US-Army-General im Kadettenkostüm. Ein Witwer mit zwei Kindern, in einer luxuriösen Küche buken sie Pancakes.
In Wahrheit saßen jüngere Männer in einem Internetcafé irgendwo weit weg und tippten kitschige Lügen in den Rechner oder ins Handy. Juno hatte mal eine Doku auf YouTube gesehen, man nannte das Love-Scamming. Es schien ein gutes Geschäft zu sein. Man schrieb ältere, scheinbar alleinstehende Frauen unter einem Fake-Profil an. Ich sah dein Profilbild und war sofort hingerissen von dir Dann begannen die Love-Scammer, eine Beziehung anzubahnen. Guten Morgen meine Liebe. Was hast du heute gegessen? Gib gut auf dich acht I love you. Sticker mit roten Rosen. Sticker mit Kaffeetassen, auf denen Love stand. Ein junger Mann wurde gefilmt, wie er gerade in einem Buch über psychische Manipulation las. Ich vermisse dich so. Ich träume davon, mein Leben mit dir zu verbringen. Irgendwann baten die Love-Scammer die Frauen um Geld. Ich bin unterwegs auf Geschäftsreise und hatte einen Unfall, jetzt sitze ich hier im Gefängnis und komm nicht an mein Konto, kannst du mir kurz aushelfen? Juno war geschockt und fasziniert zugleich, wie viele Frauen es gab, die so was glaub-ten. Die in der Doku freimütig erzählten, welche Summen sie am Ende per Western Union in ferne Länder überwiesen hatten.“