De Finse schrijver Arto Paasilinna werd geboren op 20 april 1942 in Kittilä in Lapland. Zie ook alle tags voor Arto Paasilinna op dit blog.
Uit: Der wunderbare Massenselbstmord (Vertaald door Regine Pirschel)
„Direktor Onni Rellonens Magen litt seit Jahrzehnten an Übersäuerung, und in den Falten der Därme lauerte ein beginnender Katarrh. Seine Gelenke waren in Ordnung, die Muskulatur ebenfalls, wenn man von einer leichten Erschlaffung absah. Dagegen war Onni Rellonens Herz verfettet und träge, es war nurmehr eine Bürde für den Körper, kein Lebenserhalter. Es bestand die Gefahr, dass das geplagte Herz stehen bleiben, den Körper lähmen und seinen Besitzer nach Lebenssaft dürsten, ja sterben lassen könnte. Das wäre ein schnöder Lohn für den Mann, der sich seit Embryozeiten auf sein Herz verlassen hatte. Wenn das Herz nur für hundert Schläge ausruhen, Luft holen würde, wäre alles vorbei. Dann hätten Onni Rellonens bisherigen Milliarden Herzschläge keinerlei Bedeutung. So ist der Tod. Tausende finnischer Männer erleiden ihn jährlich. Niemand von ihnen kehrt zurück, um zu berichten, wie sich der Tod letzten Endes anfühlt.
Im Frühjahr hatte Onni Rellonen damit begonnen, sein verfallenes Sommerhaus neu anzustreichen, hatte die Arbeit jedoch nicht vollendet. Der Farbeimer stand neben dem Steinsockel, der Pinsel, der auf dem Deckel lag, war hart geworden.
Onni Rellonen war Geschäftsmann, hatte sich einmal Direktor genannt. Er hatte viele Jahre unternehmerischer Tätigkeit hinter sich, schnellen Anfangserfolg, Aufstieg auf der Stufenleiter der Kleinindustrie, eine Schar Angestellter, Buchhaltung, Geld, Geschäfte. Er war Bauunternehmer gewesen, in den Sechzigerjahren sogar kleiner Fabrikant in der Dünnplattenindustrie. Aber ungünstige Konjunkturen und gierige Konkurrenten hatten Rellonens Traufen und Bleche AG in den Konkurs getrieben. Und dieser Konkurs war nicht der letzte geblieben. Sogar kriminelle Verstöße hatte man ihm zur Last gelegt. Zuletzt war Direktor Rellonen als Besitzer einer Wäscherei aufgetreten. Auch die hatte nichts abgeworfen: Jede finnische Familie besaß ihre eigene Waschmaschine, und wer keine hatte, war auch nicht daran interessiert, seine Wäsche zu waschen. Die großen Hotels und Schwedenfähren hatten Rellonens Wäscherei keine Arbeit gegeben, die landesweiten Wäschereiketten hatten ihm immer wieder die Aufträge vor der Nase weggeschnappt. In den Separees der Restaurants wurden solche Bestellungen ausgehandelt.“
Arto Paasilinna (Kittilä, 20 april 1942)