De Duitse dichter en schrijver Kurt Drawert werd geboren op 15 maart 1956 in Henningsdorf. Zie ook alle tags voor Kurt Drawert op dit blog.
Uit: Schreiben
„Bei Lacan habe ich einen Satz gefunden, der mein Anliegen, über das Schreiben zu schreiben, fast buchstäblich zum Ausdruck bringt: «Liebe ist, wenn man gibt, was man nicht hat.» Dieser Satz bezeichnet ein Paradoxon und ist zugleich eine Aufforderung, es anzuerkennen und sich einzulassen darauf. Mit anderen Worten: Das Unmögliche zu verschenken, ist das Mögliche dessen, der liebt. Wie nun ließe sich besser erklären, worum es mir in diesem Buch geht – nur eben bezogen auf die Literatur, die genau dort ihren Platz hat, wo sie etwas dauerhaft Abwesendes mit Sprache durchdringt und damit auch vorstellbar macht. Mein Text zu diesem schier unendlichen Thema bewegt sich in Form einer Terzine. Das hat sich aus dem Material so ergeben. Die Motive, die sich wiederholen, sind jedoch nie Wiederholung an sich, sondern Übergänge in einen anderen, neuen Verlauf. Genau das regelt die Terzine auch: sie kehrt in ihrer Verpflichtung zum Reim immer auf den zweiten Vers der letzten Strophe zurück, um dann zwei Verse vor-anzukommen. Ihre Langsamkeit wird so zur Genauigkeit des Denkens, das seinen Abschluss oft erst in einer Parallelfigur findet. Das gefällt mir gut. Ebenso gefällt mir, mich in Begriffen zu bewegen, die schon festgelegt und eingeführt sind. Es erspart Zeit. Außerdem sind sie aus ihren jeweiligen Denksystemen nicht beliebig und ohne Verlust an Verständlichkeit und Sinn herauszulösen. Ich werde sie, wo ich sie als bekannt nicht voraussetzen darf, erläutern, zumal ihre Verwendungen auch in der enzyklopädischen Literatur nicht einheitlich geregelt sind und entsprechend kommentiert werden sollten. Die Markierung ( *) hinter dem betreffenden Wort signalisiert den Kommentar, der sich im Wortregister am Ende des Buches befindet. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Geltung und möchte nur, dass ich so verstanden werde, wie ich verstanden habe, was ich erzähle. Und nun danke ich allen, die sich mit mir auf einen Weg begeben, der genaugenommen nirgendwo hinführt und schön allein dadurch ist, dass es ihn gibt.“
Kurt Drawert (Henningsdorf, 15 maart 1956)